Tränenwegstenose

Definition

Bei einer Tränenwegstenose kommt es aufgrund verschiedener Ursachen zu einem Verschluss des Tränenkanals, wodurch der Abfluss von Tränenflüssigkeit behindert wird. Die Tränenflüssigkeit wird in der Tränendrüse gebildet, welche sich oben außen am Auge befindet.
Von hier gelangt die Tränenflüssigkeit auf die Augenoberfläche, wo sie das Auge vor Austrocknung und dem Eindringen von Erregern schützt. Mithilfe des Lidschlags wird die Tränenflüssigkeit über die gesamte Augenoberfläche bis hin zum inneren Lidwinkel befördert.

Dann erfolgt normalerweise der Abfluss der Tränenflüssigkeit über Tränenpünktchen, Tränenkanälchen, Tränensack und schließlich über den Tränen-Nasen-Gang in die Nase. Bei einer Tränenwegstenose ist dieser Abfluss gestört und Tränenflüssigkeit sammelt sich im Auge an, wodurch das Auge ständig tränt. Dies kann zum Einen als sehr störend empfunden werden, zum Anderen können durch den Aufstau der Tränenflüssigkeit Infektionen des Auges mit Bakterien entstehen, weshalb eine persistierende Tränenwegstenose stets behandelt werden sollte.

Wie häufig kommt eine Tränenwegstenose vor?

Die Tränenwegstenose ist ein häufiges Krankheitsbild. Von einer angeborenen Tränenwegstenose sind etwa 30 Prozent der Neugeborenen betroffen. Bei einem Großteil der betroffenen Neugeborenen, bildet sich diese allerdings rasch zurück. Die Häufigkeit der erworbenen Tränenwegstenose nimmt mit steigendem Alter zu und betrifft ab einem Alter von 90 Jahren jede dritte Person.

Erkennen einer Tränenwegstenose

Was sind die Symptome einer Tränenwegstenose?

Bei einer Tränenwegstenose liegt eine Störung im Abflusssystem der Tränenflüssigkeit vor. Dies führt zu ständigem Tränen und zur Bildung eines Tränensees im betroffen Auge.
Staut sich zu viel Tränenflüssigkeit an kommt es zu einem Überlaufen von Tränenflüssigkeit über Lidkante, was als "Tränenträufeln" oder "Epiphora" bezeichnet wird.

Da die Tränenflüssigkeit auch im Tränensack zum Stehen kommt, weil sie nicht über Tränenkanal und Tränen-Nasen-Gang abfließen kann, kann es zu einer Infektion des Tränensacks mit Bakterien kommen. Häufig sind dann Symptome wie Absonderung von eitrigem Sekret bei Druck auf den inneren Lidwinkel, sowie eine Rötung und Schwellung des inneren Lidwinkels.
Ebenfalls können sich am Lidwinkel eitrige Krusten bilden. Als Komplikation kann sich die Entzündung auf die umliegenden Weichteile ausbreiten, was dann als Phlegmone bezeichnet wird.

Wie wird eine Tränenwegstenose diagnostiziert?

Typische Symptome von Patienten mit Tränenwegstenosen sind das Tränenträufeln (Epiphora) und ständiges Tränen des betroffenen Auges. Diese Symptome können jedoch auch bei anderen Krankheitsbildern des Auges auftreten, welche vor der Diagnose einer Tränenwegstenose ausgeschlossen werden müssen.

Wichtig zur Diagnose einer Tränenwegstenose sind eine sorgfältige Befragung des Patienten zu seinen Beschwerden (Anamnese), sowie eine augenärztliche Untersuchung des Auges, welche die genaue Betrachtung von Lidern, Tränenpünktchen und Bindehaut des betroffenen Auges umfasst.

In einigen Fällen, zum Beispiel zur genauen Lokalisation der Tränenwegstenose werden auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) zur Darstellung der ableitenden Tränenwege verwendet.

Bei der erworbenen Tränenwegstenose kann gegebenenfalls zusätzlich eine Untersuchung durch den Hals-Nasen-Ohren-Arzt erforderlich werden, wenn als Ursache der Tränenwegstenose Polypen, Tumoren oder eine Fehlstellung der Nasenscheidewand vermutet werden. Meist erfolgt dies im Rahmen einer Endoskopie, bei welcher die Strukturen in der Nase, die möglicherweise den Abfluss der Tränenflüssigkeit behindern, sehr gut dargestellt werden können.

Behandeln einer Tränenwegstenose

Wie wird eine Tränenwegstenose behandelt?

Zur Behandlung von Tränenwegstenosen kommen verschiedene Maßnahmen in Betracht.

Bei der angeborenen Tränenwegstenose kommt es häufig innerhalb des ersten Lebensjahres zu einer spontanen Rückbildung der Hasner-Membran und somit zu einer Verbesserung des Abflusses von Tränenflüssigkeit, weshalb hier zunächst ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt ist.

Das Öffnen des Tränen-Nasen-Gangs kann durch tägliche Massagen des Tränen-Nasen-Gangs mit dem Zeigefinger gefördert werden. Ebenfalls kann durch den Einsatz von abschwellenden Augentropfen und Nasentropfen der Abfluss der Tränenflüssigkeit verbessert werden. Antibiotische Augentropfen finden bei Infektionen des Auges Einsatz. Dabei sollte bedacht werden, dass die Anwendung von Augentropfen und Nasentropfen keinesfalls zur Dauertherapie geeignet ist.
Stattdessen sollten, wenn nach dem sechsten Lebensmonat keine Verbesserung der Beschwerden eingetreten ist, andere Verfahren wie eine Überdruckspülung oder eine Sondierung der ableitenden Tränenwege erfolgen.

Kann der Tränen-Nasen-Gang auf diese Weise nicht eröffnet werden, stehen verschiedene operative Maßnahmen zur Verfügung um den regelrechten Abfluss von Tränenflüssigkeit zu ermöglichen. Sollten Beschwerden wie Tränenträufeln oder Infektionen an Häufigkeit zunehmen, empfehlen sich die genannten Maßnahmen wie Überdruckspülung, Sondierung und Operation bereits vor dem sechsten Lebensmonat.

Bei der erworbenen Tränenwegstenose können je nach Ursache zusätzlich weitere verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen. Hierzu zählen unter anderem die Entfernung von Nasenpolypen und Tumoren oder eine Korrektur einer Fehlstellung der Nasenscheidewand.

Vorbeugen einer Tränenwegstenose

Was sind die Ursachen einer Tränenwegstenose?

Eine Tränenwegstenose kann angeboren oder erworben sein. Bei der angeborenen Tränenwegstenose handelt es sich um eine Rückbildungsstörung von Gewebe am Übergang des Tränen-Nasen-Ganges in die Nase. Normalerweise bildet sich das hier vorhandene Gewebe noch vor Geburt des Kindes zurück, in einigen Fällen erfolgt diese Rückbildung allerdings nicht, oder nicht regelrecht.
Dieses Gewebe, welches eine Barriere für die Tränenflüssigkeit darstellt wird als Hasner-Membran bezeichnet.

Durch das Vorhandensein einer Hasner-Membran kann die Tränenflüssigkeit nicht abfließen und die betroffenen Neugeborenen werden durch ständiges Augentränen auffällig. Tränenwegstenosen können allerdings auch erst im fortgeschrittenen Alter auftreten.

Gründe für eine erworbene, also nicht angeborene Tränenwegstenose sind zum Beispiel Verletzungen im Bereich der ableitenden Tränenwege, wie Tränenkanälchen oder Tränen-Nasen-Gang, die den Abfluss der Tränenflüssigkeit beeinträchtigen. Das können unter anderem Bissverletzungen oder Schnittverletzungen sein.

Auch vorausgegangene Entzündungen der ableitenden Tränenwege können Ursache einer erworbenen Tränenwegstenose sein. Aber nicht nur Erkrankungen der ableitenden Tränenwege selbst, sondern auch Erkrankungen der Nase wie zum Beispiel Polypen, Tumoren, eine Fehlstellung der Nasenscheidewand oder das Anschwellen Nasenschleimhaut durch Schnupfen können den Tränen-Nasen-Gang verlegen und so ebenfalls eine Abflussstörung von Tränenflüssigkeit verursachen.

Wie kann man eine Tränenwegstenose vorbeugen?

Einer Tränenwegstenose kann man in vielen Fällen nicht vorbeugen.

Erworbenen Tränenwegstenosen können durch Vermeidung von Verletzungen und häufigen Entzündungen der Tränenwege, oder gegebenenfalls durch die Entfernung von Polypen und Tumoren in der Nase vorgebeugt werden. Bei der angeborenen Tränenwegstenose hingegen ist vor allem eine rasche Behandlung wichtig, um Komplikationen wie Infektionen des Auges vorzubeugen.

Verlauf einer Tränenwegstenose

Wie ist die Prognose einer Tränenwegstenose?

Bei der angeborenen Tränenwegstenose ist die Prognose gut.

Eine Heilung, durch die spontane Rückbildung der Hasner-Membran innerhalb des ersten Lebensjahres, ist häufig. Der Heilungsprozess kann durch verschiedene Maßnahmen, wie Massagen oder Sondierung des Tränenkanals gefördert werden. Die Prognose der erworbenen Tränenwegstenose ist abhängig von der Ursache des Verschlusses.

Weitere Fragestellungen zur Tränenwegstenose

Wie erkennt man eine Tränenwegstenose bei Neugeborenen?

Symptome/ Beschwerden

Durch den Verschluss des Tränen-Nasen-Ganges staut sich nicht nur Schleim sondern auch die Tränenflüssigkeit zurück, welche normalerweise aus dem Auge über den Tränen-Nasen-Gang in die Nase abfließt. Dies führt zu den für die Tränenwegstenose typischen Beschwerden, wie ständiges Tränen des Auges und Überlaufen der Tränenflüssigkeit über die Lidkante, was als Tränenträufeln oder Epiphora bezeichnet wird.

Diagnose

Die Diagnose der Tränenwegstenose bei Neugeborenen wird meist anhand der typischen klinischen Beschwerden, wie ständigem Tränen und Tränenträufeln des betroffenen Auges gestellt. In einigen Fällen sind zusätzlich Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) zur Diagnose der Tränenwegstenose nötig.

Therapie

Sollten die Spülung und die Sondierung der Tränenwege ebenfalls nicht zum Erfolg führen, stehen noch verschiedene operative Maßnahmen zur Verfügung um den regelrechten Abfluss von Tränenflüssigkeit herzustellen.

Wie erkennt man eine Tränenwegstenose bei Erwachsenen?

Auch im Erwachsenenalter kann eine Verengung der Tränenwege, eine Tränenwegstenose auftreten. Der Tränenwegstenose des Erwachsenen liegen jedoch andere Ursachen als der Tränenwegstenose des Neugeborenen zugrunde.

Ursache

Häufig sind Verletzungen oder vorausgegangene Entzündungen im Bereich der ableitenden Tränenwege Ursache einer Tränenwegstenose im Erwachsenenalter. Aber auch Erkrankungen der Nase wie zum Beispiel Polypen, Tumoren, eine Fehlstellung der Nasenscheidewand oder das Anschwellen der Nasenschleimhaut durch Schnupfen können den Tränen-Nasen-Gang verlegen und so den Abfluss der Tränenflüssigkeit behindern.

Symptome

Bei einer Tränenwegstenose liegt eine Abflussstörung der Tränenflüssigkeit vor, was zu ständigem Tränen des betroffenen Auges und zu einem Überlaufen von Tränenflüssigkeit über Lidkante (Tränenträufeln oder Epiphora) führt. Auch im Tränensack kann durch den behinderten Abfluss Tränenflüssigkeit zum Stehen kommen, was eine Infektion des Tränensacks mit Bakterien begünstigen kann. Im Rahmen einer Entzündung der Tränenwege kommen dann Symptome wie Absonderung von eitrigem Sekret bei Druck auf den inneren Lidwinkel, sowie eine Rötung und Schwellung des inneren Lidwinkels hinzu.

Diagnose

Die Diagnose wird anhand der typischen Symptomatik gestellt. Gegebenenfalls werden Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Endoskopie der Nase zur Diagnose der Tränenwegstenose oder deren Ursachen nötig.

Therapie

Zur Behandlung einer Tränenwegstenose bei Erwachsenen kommen wie bei einer Tränenwegstenose bei Neugeborenen Spülung und Sondierung der Tränenwege, sowie verschiedene operative Maßnahmen in Betracht. Zusätzlich können je nach Ursache der Tränenwegstenose die Entfernung von Nasenpolypen und Tumoren oder eine Korrektur einer Fehlstellung der Nasenscheidewand erforderlich werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.05.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023