Nachtblindheit

Unter einer Nachtblindheit versteht man die gestörte Anpassungsfähigkeit der Augen bei Dunkelheit. Die Anpassung der Augen bei Nachtblindheit an Licht erfolgt sehr schnell, während die Anpassung bei einer Erkrankung an Nachtblindheit an Dunkelheit mit 30 bis 50 Minuten sehr lange dauert.

Nachtblindheit

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch: Hemeralopie
Englisch: night blindness
Erweitert: Blindheit, Probleme nachts beim Autofahren

Definition

Unter Nachtblindheit versteht man eine gestörte Anpassungsfähigkeit der Augen an Dunkelheit. Für die Betroffenen sind nur Umrisse zu erkennen.
Die Anpassung der Augen an Licht erfolgt sehr schnell, während die Anpassung an Dunkelheit mit 30 bis 50 Minuten sehr lange dauert.

Zusammenfassung

Als nachtblind werden Menschen bezeichnet, deren Augen sich schlecht an die Dunkelheit anpassen können. Meist ist eine solche echte Nachtblindheit, welche eher selten vorkommt, angeboren.
Durch einen Vitamin-A Mangel bedingt, kann sie auch erworben sein. Bei den Betroffenen sind die Stäbchen (Sinneszellen der Netzhaut, welche für das Schwarz-Weiß-Sehen zuständig sind) in ihrer Funktion beeinträchtigt. Die Patienten sehen nachts und auch bei Dämmerung sehr wenig. Sie erkennen lediglich Umrisse. Beim Augenarzt (Facharzt für Augenheilkunde) wird die Nachtblindheit mittels Geräten gemessen und erkannt.
Eine Therapie gibt es nicht.

Ursachen

Die Nachtblindheit kann erworben oder in den meisten Fällen angeboren sein. Die erworbene Nachtblindheit beruht auf der geringen Funktionsfähigkeit bestimmter Sinneszellen der Netzhaut des Auges.
Die menschliche Netzhaut besteht aus vielen verschiedenen Arten von Zellen. Zwei davon sind die Stäbchen und Zapfen. Beide haben die Aufgabe einfallendes Licht in elektrische Signale umzuwandeln und zum Gehirn zu leiten. Zapfen sind für das Farbsehen verantwortlich, Stäbchen hingegen für das Schwarz-Weiß-Sehen, also für hell und dunkel – besonders bei Nacht. Bei Nachtblinden sind diese Stäbchen nur schwach funktionsfähig und daher kommt die Blindheit. Bei Dunkelheit arbeiten nur die Stäbchen- Farben gibt es im Dunkeln nicht („Nachts sind alle Katzen grau.“). Fallen diese nun aus, sind die Patienten fast blind.
Die Nachtblindheit kann auch erworben sein, was heutzutage sehr selten der Fall ist, da ein Vitamin-A-Mangel vorliegen muss. Ein Vitamin-A-Mangel kann entweder durch zu geringe Aufnahme oder eine Nichtverwertbarkeit hervorgerufen werden.
Auch bei verschiedenen Grunderkrankungen kann eine Nachtblindheit auftreten. Beispielsweise bei Netzhautveränderungen, die auf den Zerfall der Rezeptoren zurückgehen.
Bei der so genannten „Retinopathia pigmentosa“ werden vor allem die Stäbchen zerstört. Die Patienten bemerken schon früh die Nachtblindheit. Das Sehen von Farben ist in der Regel bei diesen Patienten nicht sonderlich eingeschränkt. Auch bei Tageslicht können die Patienten gut sehen. Sobald das Licht schwächer wird und hauptsächlich die Rezeptoren für Hell-Dunkel bzw. Schwarz-Weiß arbeiten müssen, kommt die Krankheit merkbar zum Vorschein.

Symptome

Eine Nachtblindheit macht sich bemerkbar, indem sich die Augen bei Dämmerung und Dunkelheit nur sehr schwer an die Umgebung anpassen können. Die Sicht der Patienten ist sehr eingeschränkt.
Die Sehschärfe bei Helligkeit jedoch ist nicht beeinträchtigt. Bei der Retinopathia pigmentosa sind die Stäbchen, die für das Sehen bei Nacht verantwortlich sind, zerstört. Hier besteht bei zu geringem Licht völlige Blindheit.

Diagnose

Die Nachtblindheit wird beim Augenarzt (Facharzt für Augenheilkunde) mittels Tests nachgewiesen. In erster Linie sind jedoch Gespräche zwischen Arzt und Patient aufschlussreich.
Es kommen Geräte wie des Nyktometer oder Mesoptometer zum Einsatz. Diese messen die Dämmerungssehschärfe. Sie prüfen die Leistung des Sehorgans zwischen Tagessehen u. völliger Dunkelanpassung.
Die Patienten werden zunächst sehr hellem Licht ausgesetzt, danach müssen sie in einen möglichst dunklen Raum. Nach einer Gewöhnungszeit von etwa 15 Minuten werden dem Patienten bei verschiedenen Lichtverhältnissen unterschiedliche Sehzeichen vorgehalten.

Therapie

Die angeborene Nachtblindheit ist nicht zu behandeln. Sie wird vererbt und schreitet immer weiter voran.
Das Voranschreiten der so genannten Retinopathia pigmentosa kann durch die Gabe von Vitamin-A laut Studien geringfügig verlangsamt werden.
Desweiteren sollte auf andere Augenerkrankungen geachtet werden. Vielleicht liegt zusätzlich eine Katarakt (grauer Star) vor, der die Sehfähigkeit außerdem verschlechtert. Liegt eine erworbene Nachtblindheit vor, kann auch Vitamin A substituiert werden.
Grundsätzlich sollte beachtet werden, dass die Patienten bei Dämmerung kein Auto mehr fahren.

Prognose

Bei der angeborenen Nachtblindheit bleibt der Befund ein Leben lang bestehen. Eine Besserung der Symptome durch Therapie ist nicht herbeizuführen. Die Menschen müssen sich mit ihrer Krankheit zurechtfinden. Die Krankheit kann in andere Stadien übergehen und sich zu weiteren degenerativen Erkrankungen entwickeln.

Prophylaxe

Der Nachtblindheit kann nicht vorgebeugt werden, da es sich in den meisten Fällen um eine angeborene Erkrankung handelt. Es sollte jedoch stets auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden, um der Entstehung einer Nachtblindheit vorzubeugen.
Vitamin A bzw. seine Vorstufen sind unter anderem in folgenden Lebensmitteln enthalten:

  • Karotten
  • Leber
  • Eigelb
  • Butter.

weiterführende Informationen

Alle Informationen zum Thema Augenheilkunde finden Sie unter: Augenheilkunde A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.09.2008 - Letzte Änderung: 21.06.2024