Ösophagusvarizenblutung

Englisch: esophageal variceal bleeding

Ösophagus = Speiseröhre
Varizen (lat. varix: der Knoten) = Krampfadern

Ösophagusvarizen = Krampfadern der Speiseröhre

Unter einer Ösophagusvarizenblutung versteht man eine Blutung aus Krampfadern der die Speiseröhre versorgenden Gefäße.
Es handelt sich also um „innere Krampfadern“.

Eine Ösophagusvarizenblutung kann eine lebensbedrohende Situation darstellen, wenn diese nicht sofort ärztlich versorgt wird. Es handelt sich hierbei um Blutungen aus Krampfadern der Speiseröhre.
Diese entstehen durch einen abnorm hohen Druck im Venensystem des Körpers. Oft gehen die Krampfadern der Speiseröhre auch mit Krampfadern an anderer Stelle des Körpers einher, wie zum Beispiel an der Bauchdecke (med.: Caput medusae).
Als Ursache steht die Leberfunktionsstörung im Vordergrund. Im zuführenden Gefäß, also vor der Leber, staut sich das Blut auf. So entsteht ein höherer Druck als normal und das Blut sucht sich andere Wege zurück zum Herzen. Ösophagusvarizen werden oft erst durch die Blutung symptomatisch. Die Betroffenen erbrechen Blut.
Die Therapie besteht in der sofortigen Blutstillung. Dies geschieht meist durch endoskopische Verfahren (bei Patienten bekannt als „Schlauch schlucken“). Hier werden die Krampfadern durch einen Ballon komprimiert, mit einer Schlinge umschlungen oder mit Gewebekleber versehen.
Vorbeugen kann man diesem akuten Krankheitsbild der Ösophagusvarizenblutung lediglich in der Vermeidung der Entstehung der Krampfadern. Feste, harte Speisen sollten bei bekannter Ösophagusvarizenblutung gemieden werden.

  1. Speiseröhre
    (Halsabschnitt) -
    Oesophagus, Pars cervicalis
  2. Nasenhöhle - Cavitas nasi
  3. Mundhöhle - Cavitas oris
  4. Luftröhre (ca. 20 cm) - Trachea
  5. Speiseröhre
    (Brustabschnitt) -
    Oesophagus, Pars thoracica
  6. Speiseröhre
    (Bauchabschnitt) -
    Oesophagus, Pars abdominalis
  7. Mageneingang -
    Cardia
  8. Magenkörper -
    Corpus gastricum
  9. Rachen -
    Pharynx
  10. Schilddrüse -
    Glandula thyroidea

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Symptome & Diagnose

Ösophagusvarizen werden meist zu spät symptomatisch, nämlich erst durch die Blutung aus denselben. Die betroffenen Patienten erbrechen Blut.
Das Blut fließt von der Speiseröhre direkt in den Magen. So erklärt sich auch der so genannte Teerstuhl, der seinen Namen seinem Aussehen zu verdanken hat. Durch Kontakt der Salzsäure des Magens mit dem frischen Blut färbt sich das Blut durch chemische Veränderung schwarz.
Desweiteren erscheinen die Patienten im akuten Zustand blass, bedingt durch den hohen Blutverlust, wodurch der Blutdruck sinkt. Im Blutbild lässt sich dies bestätigen.

Die Blutung selbst kann je nach Stärke unterschiedlich diagnostiziert werden. Handelt es sich lediglich um eine leichte Blutung, so kann diese eventuell ohne Beschwerden bleiben.
In diesem Fall kann die Blutung anhand des veränderten Blutbildes auffallen oder bei einer endoskopischen Untersuchung (Schlauch schlucken) entdeckt werden.

Behandlung

Die Therapie der Ösophagusvarizenblutung besteht in einer sofortigen Blutstillung. Der behandelnde Arzt führt ein Endoskop in die Speiseröhre und kann so mit Hilfe der integrierten Kamera die Blutung aufsuchen. Es gibt nun mehrere Möglichkeiten die Blutung zu stillen.

  1. Bei akuter massiver Blutung wird eine Sonde in die Speiseröhre eingeführt, welche über einen so genannten Ballon-Katheter von innen komprimiert wird, sodass die Blutung zum Stehen kommt.
  2. Es kann auch ein Gewebekleber eingebracht werden.
  3. Die leckende Stelle im Gefäß wird angesaugt und mit einer Schlinge umlegt, welche im Anschluss zugezogen wird.
  4. Auch medikamentös kann indirekt durch Drucksenkung im Lebervenensystem die Blutung vermindert werden.

Desweiteren gibt es auch die Möglichkeit der medikamentösen Blutstillung, welche jedoch in der Regel relativ selten zum Einsatz kommt.

Ursachen & Prophylaxe

Die Ursache der Ösophagusvarizenblutung liegt in der Ruptur, also dem Zerreisen, von bestehenden Krampfadern in der Speiseröhre.
Die Gefäße aus denen die Krampfadern entstehen sind natürlicherweise vorhanden, entwickeln sich aber unter bestimmten Umständen zu eben diesen aufgeweiteten und geschlängelten Gefäßen.

Diese Varizen entstehen, da sich das Blut Ausweichkreisläufe zurück zum Herzen sucht, wenn ihm der Weg über die Leber zu „beschwerlich“ ist.
In der Regel liegt hier ein erhöhter Druck in den Lebervenen vor, so dass sich das Blut vor der Leber zurückstaut. Diese Erkrankung wird medizinisch als Pfortaderhochdruck bezeichent. Um trotzdem zum Herzen zu gelangen, sucht sich das Blut andere Wege über bereits bestehende Kollateralkreisläufe.

Durch diese extreme Belastung der sonst nur kleinen und mit wenig Druck belasteten Gefäße, dehnen diese sich auf und es entstehen Krampfadern. Meist ist nicht alleine die Speiseröhre von dem erhöhten Druck betroffen, sondern auch andere Gefäßsysteme auf dem Weg zum Herzen werden strapaziert (beispielsweise die der Bauchdecke rund um den Nabel, das so genannte Caput medusae; auch Hämorrhoiden können auf diese Weis entstehen).

Zu einer Blutung kommt es dann, wenn die ohnehin schon dünne Gefäßwand von außen verletzt wird (beispielsweise durch feste Speisen) oder bei erhöhtem Druck innerhalb des Gefäßes (dies ist beispielsweise der Fall, wenn bei der Defäkation (= Darmentleerung) die so genannte Bauchpresse eingesetzt wird).
Da es sich bei Krampfadern von der Gefäßstruktur und –funktion her um Venen handelt, verfügen diese über keine ausreichend starke Gefäßmuskulatur, um durch Konstriktion (Zusammenziehen) die Blutung über Regulationsmechanismen zum Stillstand zu bringen.

Der Blutung aus Krampfadern kann im eigentlichen Sinne nicht vorgebeugt werden. Es gilt – wie fast überall in der Medizin – die Grunderkrankung zu therapieren.

Verlauf & Prognose

Bei schonmaliger Blutung liegt das Risiko erneut eine Blutung aus bestehenden Speiseröhrenkrampfadern zu erleiden bei 30%. Das Risiko an einer solchen Blutung zu versterben liegt bei 25 – 30%. Dies ist durch den eintretenden Schockzustand wegen der massiven Blutung zu erklären.

Weitere Informationen

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    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.03.2009 - Letzte Änderung: 12.01.2023