Der Ohrenschmalzpfropf

Definition

Normalerweise erfüllt Ohrenschmalz eine Reihe an wichtigen und nützlichen Funktionen. Allerdings kann er auch den Gehörgang verstopfen. Ist dies der Fall, spricht man von einem Ohrenschmalzpfropf. Ein Pfropf aus Ohrenschmalz kann entstehen, wenn entweder zu viel Ohrenschmalz gebildet wird, oder der natürliche Transport des Ohrenschmalzes aus dem Gehörgang nicht mehr ausreichend stattfindet. Grund kann auch eine fehlerhafte Reinigung des Gehörgangs sein. Bemerkbar macht sich ein Ohrenschmalzpfropf meist durch eine Hörminderung auf der betroffenen Seite. Allerdings kann es häufig auch zu weiteren Symptomen kommen. Ein Ohrenschmalzpfropf ist normalerweise harmlos und lässt sich leicht entfernen.

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Ursachen

Damit sich ein Pfropf aus Ohrenschmalz bilden kann, muss mehr Ohrenschmalz nachgebildet wird, als abtransportiert werden kann. Dadurch kommt es zu einem Aufstauen des Ohrenschmalzes im Gehörgang, wodurch dieser verlegt wird. Meist sind die Ursachen für die Bildung eines Ohrenschmalzpfropfes nicht eindeutig feststellbar. Ohrenschmalz wird durch umgebende Schweißdrüsen gebildet. Deshalb wird in Situationen, in denen der Körper stärker schwitzt, auch mehr Ohrenschmalz ausgeschieden. Dies kann auch bei Stress über einen längeren Zeitraum der Fall sein.

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Auch die Gründe für einen fehlerhaften Abtransport des Ohrenschmalzes können vielfältig sein. Vermutlich drückt die Bewegung des nahe gelegenen Kiefergelenkes den Ohrenschmalz aus dem Gehörgang. Ist dies eingeschränkt, so kann sich Ohrenschmalz ansammeln. Häufig ist allerdings eine fehlerhafte Reinigung des Ohres mit Wattestäbchen die Ursache eines Ohrenschmalzpfropfes. Verwendet man Wattestäbchen, um den Ohrenschmalz zu entfernen, so schiebt man hierbei leicht einen Teil des Ohrenschmalzes zurück in den Gehörgang. Dort verdichtet er sich. Werden regelmäßig Wattestäbchen in das Ohr eingeführt, kommt es so zu einem Ohrenschmalzpfropf in der Tiefe des Gehörganges. Dies ist einer der Gründe, warum Wattestäbchen inzwischen nicht mehr zur Reinigung der Ohren eingesetzt werden sollten. Auch das regelmäßige Tragen von Ohrenstöpseln oder Kopfhörern kann eine Ursache sein.

Diagnose

Ein Ohrenschmalzpfropf lässt sich leicht diagnostizieren. Meist wird ein Arzt aufgrund einer Hörminderung auf der betroffenen Seite aufgesucht. Dieser guckt im Normalfall nach Beschreibung der Symptome als erstes in das Ohr, das von der Hörminderung betroffen ist. Dazu verwendet er einen Ohrentrichter oder ein Otoskop. Das Otoskop ist ein beleuchteter Trichter an einem Handgriff. Die Spitze des Otoskops wird in den Gehörgang geschoben. So kann der Arzt besser in den nun durch das Otoskop geweiteten und beleuchteten Gehörgang hineinblicken. Dies ist nicht schmerzhaft. Liegt ein Ohrenschmalzpfropf vor, so ist dieser in der Tiefe des Gehörgangs nun für den Arzt sichtbar.

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Begleitsymptome

Eine Hörminderung ist häufig nicht das einzige Symptom eines Ohrenschmalzpfropfes. Meist klagen Betroffene über zusätzliche Symptome auf der betroffenen Seite. So kann es beispielsweise zu einem Jucken oder einem Gefühl der Ausgefülltheit des betroffenen Ohres kommen. Dies kann sogar schmerzhaft sein. Es kann zu einem Piepen oder Pfeifen des betroffenen Ohres kommen, dem sogenannten Tinnitus. Auch wenn das Gleichgewichtsorgan im Bereich des Innenohrs gelegen ist, also von dem eigentlichen Ohrenschmalzpfropf relativ unbeeinflusst bleibt, wird häufig von einem Schwindel oder Vertigo berichtet.

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Teile des äußeren Gehörganges werden durch den sogenannten Nervus Vagus innerviert. Dieser Nerv hat eine Reihe weiterer vielfältiger Aufgaben. Unter anderem versorgt er die meisten inneren Organe des Menschen und hat Einfluss auf die Herzfrequenz. Vor allem bei der Entfernung eines Ohrenschmalzpfropfes kann es zu einer Reizung des Nervus vagus kommen. In diesem Fall ist mit Übelkeit, Husten oder auch einer plötzlichen Verlangsamung der Herzfrequenz zu rechnen, was sogar zur Bewusstlosigkeit führen kann. Dies tritt jedoch nur selten auf. Betroffen sind vor allem sehr junge Menschen.

Was sollte man bei der Entfernung beachten?

Die sicherste und beste Methode zur Entfernung eines Ohrenschmalzpfropfes ist der Arztbesuch. Vor allem bei schwereren Symptomen ist dies empfohlen. Der Arzt kann den Ohrenschmalzpfropf mit warmem Wasser ausspülen. In hartnäckigen Fällen greift er möglicherweise zu Ohrentropfen oder sogar zu sogenannten Ohrküretten. Dies ist ein feines Werkzeug, mit dem sich der Ohrenschmalzpfropf durch den Arzt abtragen lässt. Aufgrund der Verletzungsgefahr sollte dies allerdings nur durch Fachpersonal durchgeführt werden. Im Normalfall erfolgt die Entfernung eines Ohrenschmalzpfropfes unter Sicht. Dazu verwendet der Arzt beispielsweise ein sogenanntes Ohrmikroskop. Die Entfernung eines Ohrenschmalzpfropfes durch den Arzt ist sicher und einfach.

Trotzdem kann auch der Laie einen Ohrenschmalzpfropf erkennen und behandeln. In vielen Fällen kann es bereits ausreichend sein, das betroffene Ohr mit warmem Wasser zu spülen. Dieses sollte der Körpertemperatur entsprechen. Zu warmes oder kaltes Wasser kann das nahe gelegene Gleichgewichtsorgan und die dazugehörigen Nerven reizen. Dadurch kann es zu Schwindel kommen. Ausreichend ist bereits das Ohr sanft mit lauwarmem Wasser zu spülen. Dies wird durch den Einsatz einer gewöhnlichen Spritze, welche in einer Apotheke gekauft werden kann, erleichtert. Vor allem, wenn eine zweite Person zugegen ist, kann sie hiermit den Ohrenschmalzpfropf gezielt lösen. In hartnäckigen Fällen können Ohrentropfen oder eine fetthaltige Flüssigkeit wie Olivenöl oder Glyzerin eingesetzt werden. Diese sollen den Ohrenschmalz aufweichen, so dass sich der Ohrenschmalzpfropf leichter entfernen lässt. Manche Firmen bieten auch spezielle Geräte an, mit denen sich der Ohrenschmalz absaugen lassen soll. Der Einsatz dieser Geräte scheint allerdings im Vergleich eher ineffektiv zu sein. Von dem Einsatz von Wattestäbchen wird abgeraten. Gleiches gilt für sogenannte Ohrenkerzen. Diese sind in ihrer Wirkung unzureichend und möglicherweise vor allem bei unsachgemäßer Anwendung sogar gefährlich.

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Hausmittel

Das einfachste Hausmittel gegen Ohrenschmalzpfropfen ist lauwarmes Wasser. Eine gründliche und regelmäßige Ohrspülung beugt einem Ohrenschmalzpfropf vor und kann diesen sogar lösen. Zu einer gründlichen Reinigung der Ohren zählt auch ein Waschen der Ohrmuschel. Dies kann beispielsweise mit einem feuchten Lappen geschehen.

Zum Auflösen eines Ohrenschmalzpfropfes wird häufig zur Anwendung von hochwertigen Ölen, wie Mandelöl, geraten. Ohrenschmalz ist eine fettige Substanz und löst sich deshalb gut in einer öligen Flüssigkeit. Das Öl wird hierzu in das betroffene Ohr gegeben und nach einer Weile wieder ausgewaschen. Auch Babyöl oder bestimmte Hautöle können wirken. Alle in das Ohr gegebenen Substanzen sollten zuvor auf Körpertemperatur erwärmt werden. Ansonsten könnte Schwindel auftreten.

Möglicherweise lassen sich auch die ätherischen Öle einer Zwiebel oder Knoblauchzehe nutzen, um Ohrenschmalz zu lösen. Hierzu wird der Kern einer Zwiebel vorsichtig in die Öffnung des Gehörgangs gelegt. Die ätherischen Öle der Zwiebel sollen dann auf den Ohrenschmalz wirken, so dass dieser sich leichter löst. Auf keinen Fall sollte die Zwiebel tief und mit Gewalt in den Gehörgang gedrückt werden. Dies kann Verletzungen verursachen und verschließt die Öffnung des Gehörganges für den Abtransport des Ohrenschmalzes, wodurch sich das Problem weiter verschlimmern kann. Zudem gibt es vermutlich komfortablere und besser wirkende Mittel.

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Olivenöl

Ohrenschmalz kann sich als fetthaltige Substanz vermutlich gut in Ölen, wie Olivenöl, auflösen. Allerdings ist fraglich, ob die reinigende Wirkung von Olivenöl größer als die von lauwarmem Wasser ist. Häufig wird geraten, Olivenöl mit Zitronensäure zu vermischen. Dies soll die reinigende Wirkung des Olivenöls steigern. Als Mischverhältnis wird häufig geraten, einen Teil Olivenöl mit einem gleich großen Teil Zitronensäure zu mischen. Die Einwirkzeit soll etwa fünf Minuten betragen.

Zu beachten ist, dass eine regelmäßige Wäsche der Ohren für gewöhnlich nicht notwendig ist, da sich diese selbstständig reinigen. Außerdem reagiert die Haut des Gehörgangs möglicherweise empfindlich auf eine regelmäßige Reinigung mit verschiedenen Substanzen.

Otowaxol®

Bei Otowaxol® handelt es sich um ein spezielles Mittel zur Ohrreinigung. Es wird mithilfe der meist enthaltenen Spritze in den Gehörgang eingebracht, wo es auf den Ohrenschmalz wirken soll und diesen löst. Danach lässt sich das Ohr mithilfe von warmem Wasser und der meist enthaltenen Spritze reinigen. Otowaxol® enthält außer gereinigtem Wasser die Alkohole Ethanol, sowie Glycerol. Außerdem wurde Docusat-Natrium beigemengt. All diese Substanzen sollen fettlöslich wirken und so den fettigen Ohrenschmalz aufweichen. Nicht eingesetzt werden sollen Ohrentropfen wie Otowaxol® vor allem bei beschädigtem Trommelfell. Außerdem sind die Ohren von Kindern häufig empfindlicher, weshalb der Einsatz von Ohrentropfen hier schaden könnte.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.11.2017 - Letzte Änderung: 21.04.2022