Entzündung der Ohrmuschel

Einleitung

Die Ohrmuschel bildet mit dem äußeren Gehörgang das sogenannte äußere Ohr.

Die beiden Strukturen des äußeren Ohres dienen der Aufnahme des Schalls (Ohrmuschel) und dessen Übertragung (äußerer Gehörgang) auf das innen angrenzende Trommelfell.

Um diese Funktionen erfüllen zu können, hat die Natur es vorgesehen, dass es eine direkte Verbindung zwischen Ohrmuschel und äußerem Gehörgang gibt.

Dies ist wichtig, da Entzündungen, die vermeintlich die sichtbare Ohrmuschel betreffen, oftmals ihren wahren Ursprung im Bereich des nicht einsehbaren Gehörganges haben. Allerdings kann auch eine auf die Ohrmuschel begrenzte Entzündung auftreten.


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Ursachen

Grundsätzlich lassen sich infektiöse von nichtinfektiösen Ursachen der Entzündung der Ohrmuschel abgrenzen.

Auslöser einer infektiösen Entzündung können Bakterien, Viren oder Pilze sein, die zumeist den Gehörgang infizieren und sich dann auch an der Ohrmuschel bemerkbar machen können. Begünstigt werden solche Infektionen sowohl durch Faktoren, die von außen auf den Körper einwirken, als auch durch körpereigene.

Als Beispiele für äußere Faktoren seien Baden in unsauberem Wasser und kleine Verletzungen bei der Reinigung des Gehörganges genannt. Körpereigene Faktoren sind beispielsweise knöcherne Vorsprünge im Bereich des Gehörganges und Ansammlungen von Ohrenschmalz (Cerumen). Die genannten Faktoren können die Selbstreinigung des Ohres behindern und damit Grundlage für das Wachstum verschiedener Erreger sein, die dann eine Entzündung des Gehörganges und der Ohrmuschel hervorrufen können.

Auch anhaltende Mittelohrentzündungen können eine Ursache sein, da Erreger aus dem Mittelohr auch in den Bereich des äußeren Ohres gelangen können.

Besonders bei Vorschädigung der Haut der Ohrmuschel können Erreger jedoch auch direkt dort eindringen und eine örtlich begrenzte Infektion ohne Beteiligung des Gehörganges hervorrufen. Oftmals ist die Entzündung auf den Knorpel der Ohrmuschel begrenzt und wird dann als Perichondritis bezeichnet.

Die Ursache für eine auch das Ohrläppchen betreffende Entzündung ist häufig bakterieller Natur. Da das Ohrläppchen im Gegensatz zur Ohrmuschel keinen Knorpel besitzt, handelt es sich hierbei um eine Hautinfektion, das sogenannte Eryspiel.

Zudem können Windpockenviren eine Entzündung im Bereich der Ohrmuschel hervor-rufen. Die Infektion kann neu erfolgen, wenn der Patient noch keine Windpocken hatte, oder keine ausreichende Abwehrlage gegen die Viren besteht. Es ist allerdings auch möglich, dass es zur Reaktivierung, also zur Aktivierung von zuvor im Ruhezustand befindlichen Viren, kommt. Diese Viren bleiben nach durchgemachter Windpockenerkrankung im Körper und können besonders bei schwacher Abwehrlage erneut zu Symptomen führen. Die entstehende Erkrankung wird dann als Gürtelrose (Zoster) bezeichnet. Die Gürtelrose des Ohres nennt sich Zoster oticus.

Bei den nichtinfektiösen Ursachen stehen die Kontaktekzeme im Vordergrund. Diese Art der Entzündung kann durch eine allergische Reaktion, also eine Überempfindlichkeits-reaktion, hervorgerufen werden. Auslöser können Stoffe sein, die direkten Kontakt zur Ohrmuschel oder dem Gehörgang haben. Diese können zum Beispiel in Schmuck oder Ohrstöpseln, aber auch in Medikamenten (zum Beispiel Ohrentropfen) enthalten sein. Zudem ist an Produkte wie Shampoo und andere Haarpflegeprodukte, sowie Kosmetika zu denken.

Zum anderen ist auch eine sogenannte toxische Reaktion denkbar. Bei dieser wirken im Gegensatz zur allergischen Reaktion keine an sich harmlosen Substanzen auf die Haut ein, sondern es kommt zum Kontakt mit schädlichen Substanzen, die die Haut direkt angreifen und dadurch eine Entzündung hervorrufen.

Allerdings kann auch die schon genannte Entzündung des Knorpels der Ohrmuschel, die Perichondritis, nicht nur durch infektiöse Erreger, sondern auch durch nichtinfektiöse Faktoren wie Sonneneinwirkung, Wärme oder Kälte hervorgerufen werden.

Abschließend sei erwähnt, dass eine Entzündung der Ohrmuschel auch Ausdruck einer zugrundeliegenden Hauterkrankung sein kann. So kann sich dahinter auch eine Schuppenflechte oder ein atopisches Ekzem (Neurodermitis) verbergen.

Symptome

Grundsätzliche Zeichen einer Entzündung sind Schmerz, Rötung, Schwellung und Überwärmung im Bereich der betroffenen Stelle, also in diesem Falle der Ohrmuschel. Besonders beim Kontaktekzem tritt neben einer Rötung oftmals trocken wirkende Haut mit Schuppung und Juckreiz auf.

Als Reaktion können bei bakteriellen Entzündungen zudem vergrößerte Lymphknoten an Kopf und Hals entstehen.

Die genannten Entzündungszeichen können bei allen eingangs erwähnten Erkrankungen vorkommen. Allerdings müssen nicht alle Zeichen bei jeder Erkrankung vorhanden sein.

Besteht eine Entzündung der Knorpelhaut der Ohrmuschel (Perichondritis), so äußert sich diese in der Regel durch Rötung, Schwellung und starke Schmerzen im entsprechenden Bereich. Es kann hierbei auch Eiter zum Vorschein kommen.

Treten die Symptome auch im Bereich des Ohrläppchens auf, und besteht dabei Fieber oder Schüttelfrost, kann die Ursache eine bakterielle Infektion der Haut, das Erysipel, sein.

Symptome einer durch Winpockenviren hervorgerufenen Entzündung können neben einer Rötung der Ohrmuschel auch flüssigkeitsgefüllte Bläschen sein. Diese können auch im Gehörgang und in angrenzenden Bereichen des Kopfes auftreten. Oftmals bilden sich durch das Aufplatzen der Bläschen Verkrustungen an Ohrmuschel, Gehörgang und sonstigem befallenen Gebiet aus. Diese Erscheinungen können von Fieber begleitet sein. Zudem besteht oft ein sehr starker Schmerz, der teilweise auch vor dem Auftreten der Bläschen und lange Zeit nach deren Abheilung bestehen bleiben kann. Durch Beeinträchtigung von Nerven kann es zudem zu Lähmungen im Bereich der Gesichtsmuskulatur, Schwindel und Schwerhörigkeit kommen.

Diagnose

Am wichtigsten für die Diagnose ist die Begutachtung des äußeren Ohres durch den Arzt.

Hierzu wird die Ohrmuschel mit bloßem Auge und der Gehörgang mit einem sogenannten Otoskop begutachtet. In der Regel stellt der Arzt dann anhand der Befunde und der Angaben des Patienten zu bestehenden Symptomen die Diagnose. Ergänzend können, je nach Verdachtsdiagnose, Entzündungswerte im Blut untersucht, oder Testungen auf Allergien durchgeführt werden. Zudem werden häufig Abstriche vom entzündeten Gebiet genommen, um Erreger bestimmen und die Therapie an diesen ausrichten zu können.

Besteht der Verdacht auf eine Gürtelrose, sollten zudem Testungen des Hör- und Gleichgewichtssinnes und der Gesichtsmuskulatur durchgeführt werden, um eine Beteiligung der Nerven des Kopfes erkennen zu können.

Bei Verdacht auf Schuppenflechte, Neurodermitis, oder eine andere Hauterkrankung, muss auch die Haut anderer Körperstellen begutachtet werden.

Therapie

Die Therapie der Entzündung der Ohrmuschel richtet sich nach deren Ursache.

Bei einer durch Bakterien hervorgerufenen Entzündung ist eine rasche Antibiotikabehandlung erforderlich. Sie erfolgt örtlich durch das Aufbringen von antibiotikahaltigen Streifen oder Tropfen im oder am Ohr. Die örtliche Therapie ergänzen können zudem desinfizierende Umschläge auf der Haut. Zusätzlich ist allerdings meistens die Einnahme von Antibiotika in Tablettenform, oder gar die Gabe von antibiotikahaltigen Infusionen notwendig. Ist dies der Fall, muss eine Aufnahme ins Krankenhaus erfolgen.

Werden Pilze als Auslöser der Entzündung bestimmt, kommen gegen diese wirksame Medikamente zum Einsatz. Werden Winpockenviren für die Entzündung verantwortlich gemacht, werden Mittel gegen diese verschrieben. Sind Nerven im Gesichtsbereich in ihrer Funktion beeinträchtigt, macht dies weiterhin den Einsatz von Kortisonpräparaten notwendig.

Gegen Schmerzen können zusätzlich Schmerzmittel verordnet werden.

Prophylaxe

Eine Vorbeugung der Entzündung der Ohrmuschel ist nur sehr begrenzt möglich. Es gilt, eine Ohrreinigung, wenn überhaupt, nur sehr vorsichtig durchzuführen, um Verletzungen durch Wattestäbchen zu vermeiden. Zudem sollte der Kontakt mit schmutzigem Wasser gemieden werden. Bei bekannter Allergie gilt es, allergieauslösende Stoffe ebenso zu meiden.

Prognose

Rechtzeitig behandelt, ist die Prognose der Entzündung der Ohrmuschel gut. Eine schnelle Therapie ist insbesondere bei bakteriellen Infektionen notwendig, da diese sonst schwere Komplikationen an der Ohrmuschel verursachen können. Auch eine Gürtelrose muss schnell vom Arzt behandelt werden, um schwerwiegende Schäden an den Nerven des Kopfes zu verhindern.

Somit hat ein rascher Arztbesuch wesentlichen Einfluss auf die möglichst komplikationslose Ausheilung der Entzündung.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.07.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023