Fremdkörper im Ohr

Einleitung

Vor allem bei Kindern und Kleinkindern kommt es gehäuft zu Fremdkörpern im Ohr
Die Eltern bemerken dies häufig beiläufig und sind dann oftmals in großer Sorge. Bei Betroffenen können die feststeckenden Teile spezifische Symptome wie z.B eine Hörminderung hervorrufen. Zu einer Entzündung kann es kommen wenn der Fremdkörper über längere Zeit im Gehörgang verbleibt.

Symptome

Das Leitsymptom ist das Fremdkörpergefühl im Bereich des Gehörganges. Aufgrund der Tatsache, dass der entsprechende Fremdkörper im für die Schallleitung zuständigen Teil des Ohres zum Liegen kommt, kann es auch zur Hörminderung der entsprechenden Seite kommen. Je nach Größe und Lage des Fremdkörpers, kann dieses Symptom ausbleiben, oder bis zum Gefühl einer nahezu vollständigen Taubheit des Ohres reichen.

Verbleibt ein Fremdkörper unbemerkt im Gehörgang, kann hieraus eine Entzündung des Gehörganges entstehen. Symptome dieser Entzündung sind Schmerzen, Schwellung und Rötung im Bereich des Gehörganges und der Ohrmuschel und Ausfluss aus dem Ohr. Auch hier kann durch die Schwellung im Ohr eine Hörminderung entstehen.

Was soll man bei einem Fremdkörper im Ohr tun?

Wie schon erwähnt, ist es in der akuten Situation sehr wichtig, ruhig zu bleiben, um nicht in Panik unüberlegt zu handeln. In aller Regel bleiben kleine Fremdkörper, die nicht mit Wucht ins Ohr eindringen, im S-förmigen Verlauf des Gehörganges liegen. Die Gefahr für Komplikationen in Form von Verletzungen des Trommelfells, des Mittel- oder Innenohres, ist somit gering. Um eine Verletzung des Trommelfells durch unsachgemäße Versuche des Entfernens des Fremdkörpers zu vermeiden, sollte dringend das Hantieren mit Pinzette oder anderen Instrumenten durch den Laien unterlassen werden. Ebenso ist es durch solche Versuche möglich, den Fremdkörper eher zu verkeilen, als ihn zu lösen.

Es sollte dann nach Möglichkeit der Hausarzt aufgesucht werden, der bei entsprechender Erfahrung selbst den Fremdkörper aus dem Ohr entfernen, oder an einen Hals-Nasen-Ohrenarzt überweisen kann.

Ein Arzt sollte auch aufgesucht werden, wenn längliche Gegenstände, wie Äste oder Wattestäbchen mit Wucht und tief in den Gehörgang eingedrungen sind, auch wenn diese nicht darin verblieben sind. Durch die Wucht und die Gestalt der genannten Gegenstände ist es nämlich möglich, dass das Trommelfell oder Strukturen des Mittelohres verletzt wurden.

Wann muss man zum Arzt?

Größere Objekte können Eltern oft selbst mit den Fingern entfernen und bei den Ohren bedarf es hierbei auch keiner Nachsorge durch den Arzt.

Wenn das Objekt zu tief im Gehörgang sitzt, sollte direkt ein Arzt aufgesucht werden, da sonst Entzündungen möglich sind. Versuche mit einer Pinzette oder ähnlichen Werkzeugen den Fremdkörper zu entfernen sollten unterlassen werden, da eine Verletzung des empfindlichen Trommelfells mehr Schaden anrichtet, als das etwas längere Warten bis zur Entfernung des Fremdkörpers.

Therapie - Entfernen des Fremdkörpers

Um den Fremdkörper aus dem Ohr zu entfernen, kann der Gehörgang durch den Arzt mit angewärmtem Wasser gespült werden. Weiterhin kann versucht werden, den Fremdkörper mittels eines eingeführten kleinen Schlauches durch Sog aus dem Ohr herauszubewegen.

Als weitere Möglichkeit bleibt der Einsatz von Instrumenten, die den Fremdkörper aus seiner eingekeilten Lage lösen und in Richtung des Ausganges des Gehörganges bewegen können. Unter anderem kommen hierbei sogenannte Ohrhäkchen zum Einsatz.

Bei Kindern

Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen ein Fremdkörper meist unfreiwillig im Ohr landet, kann es bei Kindern schnell beim Spiel mit kleinen Gegenständen dazu kommen, dass diese ins Ohr gesteckt werden. Folglich können bei Kindern allerlei Gegenstände, sofern sie passender Größe sind, im Ohr als Fremdkörper zum Liegen kommen.

Grundsätzlich wird der Fremdkörper auch hier entweder durch eine Spülung des Ohres, Absaugen, oder durch geeignete Instrumente durch den Arzt entfernt.

Da es für die Entfernung nötig ist, dass das Kind kurze Zeit den Kopf möglichst wenig bewegt, kann es im Gegensatz zu Erwachsenen dann nötig werden, das betroffene Kind zunächst in eine kurze Narkose zu versetzen. Sonst wird die Entfernung häufig nicht geduldet.

Es sollte auch daran gedacht werden, dass das betroffene Kind einen Fremdkörper nicht nur ins Ohr, sondern auch in den Mund eingeführt haben könnte. Sollten sich also sofort, oder nach kurzer Zeit andere Symptome ausbilden, muss ebenfalls ärztliche Hilfe herbeigezogen werden. Bei Verstopfung ist an einen Darmverschluss durch Verschlucken zu denken, bei Luftnot an das Einatmen eines Fremdkörpers.Tritt Luftnot plötzlich ein und ist schwer, muss sofort der Rettungsdienst verständigt werden.

Prognose

Fremdkörper können in der Regel durch die oben genannten Methoden aus dem Gehörgang entfernt werden. Ist dies geschehen, ist das Problem in der Regel behoben. Potentiell können durch Verletzungen, die durch den Gegenstand im Gehörgang entstanden sind, Erreger in die Wunden eindringen und diese infizieren. Die Folge kann dann eine Entzündung des Gehörganges sein, die Schmerzen, Rötung und Schwellung verursachen kann. Diese muss dann weiter durch den Arzt behandelt werden, heilt jedoch bei rechtzeitiger Therapie in der Regel ebenfalls komplikationslos ab. Wurden das Trommelfell oder Strukturen des Mittelohres in Mitleidenschaft gezogen, erfordert dies eine weitergehende Behandlung. Wie erwähnt, sind diese Verletzungen glücklicherweise jedoch beim nicht gewaltsamen Eindringen kleiner Gegenstände selten.

Ursachen

Bei Erwachsenen geraten Fremdkörper meistens versehentlich ins Ohr. So können bei der Reinigung des Ohres Wattereste, oder nach dem Tragen von Ohrstöpseln Teile dieser im Gehörgang verbleiben. Auch Insekten können sich ohne eigene Beteiligung in den Gehörgang verirren und als Fremdkörper Probleme bereiten, wenn sie nicht von selbst wieder den Weg nach außen finden.

Beim Baby

Kinder erforschen ihre Umwelt mit allen Sinnen und probieren alles aus. Dabei landen ab und zu auch mal diverse Gegenstände in der Nase oder den Ohren. Babys ab einem gewissen Alter stecken sich gerne Kleinteile in die Ohren. Sobald sie nach Kleinteilen selber greifen können, sollten kleine Spielzeuge außerhalb der Reichweite des Babys sein.

Auch kleine Nahrungsmittel, wie Nüsse oder Smarties, können betroffen sein. Wenn das Objekt nicht selbst entfernt werden kann, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose

Wegweisend für den Arzt ist zunächst die Schilderung des Patienten oder dessen Eltern. Oft kommt dieser und hat bereits selbst die Diagnose gestellt, da er bemerkt hat, dass ein Fremdkörper im Ohr verblieben ist. Der Arzt kann dann mittels eines sogenannten Otoskops oder Endoskops die Lage und Größe des Fremdkörpers beurteilen.

Das Otoskop ist ein Instrument, das aus einem Ohrtrichter und einer Lichtquelle besteht. Damit können Gehörgang und Trommelfell eingesehen werden. Bei Verletzungen des Trommelfells durch einen eingedrungenen Fremdkörper, können auch diese festgestellt und der Bereich des Mittelohres mitbeurteilt werden. Das Endoskop hingegen ermöglicht die Darstellung der gleichen Strukturen mittels einer eingeführten kleinen Kamera.

Die genannten Untersuchungen sind beim ansonsten gesunden Ohr in der Regel schmerzfrei, können allerdings als unangenehm empfunden werden. Jedoch ist die Beurteilung der Strukturen des Ohres hiermit zumeist innerhalb von Sekunden möglich.

Prophylaxe

Vorbeugung ist begrenzt möglich. Man kann darauf achten, eine Ohrreinigung nur äußerst vorsichtig durchzuführen, um den Verbleib von Watteresten im Gehörgang zu vermeiden. Auch sollte man nach Möglichkeit keine alten und brüchigen Ohrstöpsel verwenden, da hierdurch die Gefahr erhöht wird, dass Teile dieser im Ohr zurückbleiben.

Bei Kindern ist wegen der ohnehin bestehenden Gefahr des Verschluckens oder Einatmens darauf zu achten, dass kleine Kinder nach Möglichkeit keinen Kontakt zu Kleinteilen haben, die in Körperöffnungen eingeführt werden können. Bei größeren Kindern sollte man zumindest dennoch wachsam sein, da auch bei diesen im Spiel Gegenstände in Ohr oder Mund landen können.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

Weitere Informationen die für Sie von Interesse sein könnten:

Alle Themen, die zum Bereich HNO veröffentlicht wurden, finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.07.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023