Schmerzen an der Ohrmuschel

Einleitung

Schmerzen der Ohrmuschel treten insbesondere bei Entzündungen auf.
Es gibt eine Vielzahl von Entzündungen, die Ohrschmerzen verursachen können. Die wichtigsten von ihnen sollen im Folgenden besprochen werden:

Außen oder innen

Bei der Außenohrentzündung, medizinisch: „Otitis externa“ kommt es zur Entzündung des Ohres im – außen und teilweise auch Innenbereich der Ohrmuschel. Bei einer Otitis externa diffusa handelt es sich um eine – wie der Name schon sagt – diffus verteilte Entzündung, im Bereich der gesamten Ohrmuschel. Ursache können Bakterien, Viren, und auch Pilze sein, die sich auf der Haut der Ohrmuschel ansiedeln. Aber auch chronische Mittelohrentzündungen können sozusagen „nach außen wandern“, und den außen sichtbaren Bereich des Ohres in Mitleidenschaft ziehen.

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Aber auch verunreinigtes Badewasser in Schwimmbädern steht hoch im Kurs, eine Otitis externa zu verursachen. Typisch sind eine Schuppung mit gleichzeitiger Schwellung und einer daraus resultierenden Verlegung des Trommelfelles.
Statt der Schuppung kann es jedoch auch zu einem Nässen kommen, in jedem Fall kann die Hörleistung beeinträchtigt sein.
Therapeutisch werden bei einer Otitis externa außen und innen auf die Ohrmuschel antibiotische und cortisonhaltige Salben aufgetragen.

Ist die Ohrmuschel und ihre äußere Umgebung hingegen rötlich verfärbt und geschwollen, handelt es sich eventuell um ein Erysipel.
Das Erysipel ist per Definition eine Infektion der Haut, die durch Streptokokken hervorgerufen wird. Diese können durch kleine Hautläsionen im äußeren Gehörgang in das Gewebe eindringen, und sich dort vermehren.
Nach Fieber und Schüttelfrost kommt es dann bald auch zu einer scharf begrenzten, dunkelroten Rötung um die Ohrmuschel herum. Der gerötete Bereich ist heiß, spannt, und kann sich auf die gesamte Ohrmuschel samt Umgebung erstrecken.

Wie auch bei der Otitis externa ist der Goldstandard in der Behandlung hier eine antibiotische Therapie, die allerdings – je nach Schweregrad – eventuell auch systemisch erfolgen muss. Das heißt, ein lokales Aufbringen von antibiotischen Salben auf das Ohr außen reicht eventuell nicht und die Antibiotika als Tablette oder Infusion verabreicht werden.

Ein drittes Beispiel, welches besonders ältere Patienten häufig betrifft, ist eine Reaktivierung eines Herpes Zoster, im Ohrbereich auch „Zoster oticus“ genannt.

Wie auch der normale Herpes Zoster, wirft der Zoster oticus in einem streng begrenzten Gebiet an der Ohrmuschel außen und innen kleine Bläschen und verursacht eine schmerzhafte Rötung.

Die Schmerzen treten dabei oft schon auf, bevor die Bläschen zu sehen sind. Der Zoster setzt sich dabei in den für das Hörorgan zuständigen Hirnnerven 7 und 8 fest, weswegen auch häufig Schwindel und Schwerhörigkeit begleitend sind.

Da der 7. Hirnnerv zudem motorische Fasern der Gesichtsmuskulatur führt, kann es zu einer sogenannten Facialisparese, also eine Lähmung der Gesichtsmuskulatur kommen.

Da es sich beim Zoster oticus nicht um Bakterien, sondern um Viren handelt, helfen in diesem Fall Antibiotika nicht.
Die Therapie wird mit einem Virostatikum durchgeführt, meist Aciclovir.
Dieses hindert die Vermehrung der Viren, führt aber nicht zu deren Absterben.
Diese Aufgabe muss der Körper selbst übernehmen.

In vielen Fällen bilden sich die Lähmungen der Hirnnerven nicht mehr vollständig zurück, und der Funktionsverlust bleibt bestehen. Je früher der Zoster erkannt wird, und eine Therapie erfolgt, desto besser die Prognose.

Abbildung Ohr

A - Außenohr - Auris externa
B - Mittelohr - Auris media
C - Innenohr - Auris interna

  1. Ohrleiste - Helix
  2. Gegenleiste - Antihelix
  3. Ohrmuschel - Auricula
  4. Ohrecke - Tragus
  5. Ohrläppchen - Lobulus auriculae
  6. Äußerer Gehörgang -
    Meatus acusticus externus
  7. Schläfenbein - Os temporale
  8. Trommelfell -
    Membrana tympanica
  9. Steigbügel - Stapes
  10. Ohrtrompete (Tube) -
    Tuba auditiva
  11. Schnecke - Cochlea
  12. Hörnerv - Nervus cochlearis
  13. Gleichgewichtsnerv - Nervus vestibularis
  14. Innerer Gehörgang - Meatus acusticus internus
  15. Erweiterung (Ampulle) des hinteren Bogengangs - Ampulla membranacea posterior
  16. Bogengang - Ductus semicircuralis
  17. Amboss - Incus
  18. Hammer - Malleus
  19. Paukenhöhle - Cavitas tympani

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Schmerzen an Kiefer und Ohr

Schmerzen an Kiefer und Ohr sind oft vergesellschaftet, da das Kiefergelenk in unmittelbarer Nähe zum Gehörgang liegt (Die vordere Gehörgangswand bildet einen Teil der Kiefergelenkspfanne).

Bei einer Fraktur des Gehörgangs kann es also auch zu Schmerzen am Kiefer kommen. Besonders häufig tritt eine Gehörgangsfraktur nach Schlag auf das Ohr auf.
Dadurch ist automatisch auch der äußere Teil des Ohres – also Ohrmuschel und äußerer Gehörgang – betroffen. Es kommt zu Schmerzen beim Kauen, Beeinträchtigung der Hörleistung, und eventuell einer Kiefersperre.

Die Therapie richtet sich nach der Schwere des Bruches.
Während bei kleinen Frakturen eine konservative Therapie ausreichend ist, muss bei schweren Frakturen eine operative Versorgung erfolgen.

Der Kiefer ist zudem dabei beteiligt, einen Druckausgleich zwischen Mittelohr und Rachen herzustellen. Rachen und Mittelohr sind über einen muskulären Schlauch miteinander verbunden. Dieser Schlauch (lat.: „Tuba tympani“) ist im Grundzustand geschlossen, und wird erst beispielsweise durch Gähnen geöffnet.
Man kann die Öffnung auch willentlich hervorrufen, indem man die „Gähnbewegung“ nachmacht. Dies kann notwendig sein, wenn man durch einen Tunnel fährt, oder im Flugzeug sitzt.

Ist der Druck allerdings sehr stark, kann es zu Schmerzen im Kiefer und dem Ohr kommen. Der Schmerz kann bis auf die äußeren Bereiche des Ohres, wie Ohrmuschel und äußeren Gehörgang ausstrahlen. Besonders wenn der Kiefer bereits vorgeschädigt ist, kann dieser Druckausgleich große Schmerzen hervorrufen. Daher sind Flüge in dieser Situation auch nicht zu empfehlen.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Schmerzen in Kiefer und Ohr

Ohrmuschelschmerzen beim Kind

Bei einem Kind muss auch an völlig andere Ursachen gedacht werden, als bei einem Erwachsenen. So stecken Kinder gerne Gegenstände in Mund oder eben das Ohr.

Sie sind sich der Gefahr natürlich nicht bewusst, und können ihre Schmerzen dann auch oft nicht ausdrücken.
Typisch ist eher Schreien, und auffällig häufiges Anfassen der Ohrmuschel.

Manchmal ist die Ursache von Schmerzen an Ohr und Ohrmuschel bei Kindern aber auch ganz simpel: Während wir Erwachsene uns zumindest ab und zu den Ohrenschmalz (lat.: Cerumen) – aus den Ohren entfernen, machen dies Kinder nicht von selbst.
Mit der Zeit können einerseits eine Hörminderung, andererseits auch Schmerzen entstehen.

Kinder haben zudem eine wesentlich dünnere Tuba auditiva, weswegen diese bei Schwellungen wesentlich schneller verlegt wird. Daraus resultieren auch heftigere Schmerzen, als bei Erwachsenen. Besonders bei Erkältungen, oder einer Masern-Infektion kann dies der Fall sein.

Im Winter können empfindliche Temperaturen schnell zu „abgefrorenen Ohren“ führen. Während Erwachsene sich eine Mütze aufziehen, kann ein Kind die Schmerzen oft nicht richtig einschätzen, und ignoriert sie, oder schiebt sie auf etwas anderes. Daher: In kalten Wintermonaten immer auf ausreichend warme Kleidung und Mütze achten!

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Schmerzen nachts oder nach dem Aufstehen

Treten die Schmerzen an der Ohrmuschel nachts, oder nach dem Aufstehen auf, kann die Ursache sein, dass man sich verlegen hat.

Besonders wenn abends Alkohol im Spiel war, ist das Schmerzempfinden des Körpers herabgesetzt. Dadurch fällt es uns auch nicht auf, wenn wir die ganze Nacht unser Ohr abknicken, oder anderweitig belasten.

Erst am nächsten Morgen schmerzt dann die Ohrmuschel, und eventuell auch der Kopf. Das gute daran ist, dass diese Schmerzen vergehen.
Aber auch ohne Alkoholkonsum schmerzen unsere Ohren nachts manchmal, wenn wir lange auf ihnen schlafen. Abhilfe schaffen weichere Kissen, oder manchmal auch weniger Kissen.

Bei einer Knorpelhautentzündung der Ohrmuschel („Perichondritis“) wird die Ohrmuschel nachts zusätzlicher Belastung durch das Gewicht des Kopfes ausgesetzt. Hier helfen nur möglichst weiche und polsternde Verbände am Ohr, bis die Heilung abgeschlossen ist.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Hals-Nasen-Ohrenkunden finden Sie unter: HNO A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.01.2016 - Letzte Änderung: 12.01.2023