Was ist ein Rotatorenmanschettensyndrom?

Definition

Beim Rotatroenmanschettensyndrom handelt es sich um eine Schleimbeutelentzündung im Schultergelenk (Bursitis subacromialis) und eine Sehnenentzündung der Muskulatur, die die Rotatorenmanschette bildet. Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln, die den Kopf des Oberarmknochens im Schultergelenk halten und stabilisieren. M. supraspinatus, M. infraspinatus, M. subscapularis und M. teres minor bilden die Rotatorenmanschette. Zumeist ist die Sehne des M. supraspinatus beim Rotatorenmanschettensyndrom betroffen. Eine Behandlung des Syndroms ist wichtig, um Komplikationen, wie zum Beispiel einen Sehnenriss, zu verhindern.

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An diesen Symptomen erkennen Sie ein Rotatorenmanschettensyndrom

  • Schmerzen im Schultergelenk, die vor allem bei Bewegung der Rotatorenmuskeln auftreten. Hierbei lösen vor allem Bewegungen wie Anheben, Abspreizen, Auswärts- oder Einwärtsdrehen des Arms Schmerzen aus.

  • Das Impingementsyndrom ist ein typischer Hinweis auf ein Rotatorenmanschettensyndrom, wobei Schmerzen beim Anheben des Arms im Winkelabstand zwischen 60 und 120 Grad auftreten.

  • Es kommt zu Schmerzen, die auftreten, wenn man auf der betroffenen Schulter liegt. Daher kommt es auch zu nächtlichen Beschwerden.

  • Die Schmerzen können von der Schulter in den Arm ausstrahlen.

  • Kommt es zu einem plötzlichen, starken Schmerz, gefolgt von einer Bewegungseinschränkung, steckt wahrscheinlich ein Sehnenriss der Rotatorenmanschette dahinter.

Nächtliche Schmerzen

Nächtliche Schmerzen sind ein typisches Symptom beim Rotatorenmanschettensyndrom. Typisch ist dabei auch, dass es im Vergleich zum Tage zu stärken Schmerzen in der Nacht kommt. Es kommt dann vor allem beim Liegen auf der betroffenen Seite zu den Schmerzen. Um diesen Schmerzen und einer gestörten Nachtruhe vorzubeugen, sollte die betroffene Schulter im Liegen entlastet werden.

Bewegungseinschränkung

Bewegungseinschränkungen sind ein häufiges Symptom des Rotatorenmanschettensyndroms. Vor allem entsteht die Einschränkung durch die Schmerzen, sodass bestimmte Bewegungen einfach vermieden werden. Hierzu gehört vor allem das seitliche Anheben des Arms. Bei einer länger bestehenden oder immer wiederkehrenden Entzündung in der Schulter, kann es zu einer Schultersteife, auch Frozen sholder genannt, kommen.
Hierbei kann die Schulter nur noch minimal bewegt werden. Es sollte also bei einem Rotatorenmanschettensyndrom auf eine ausreichende Schonung und frühzeitige Behandlung geachtet werden, um die Bewegungseinschränkung schnellstens einzudämmen bzw. einzuschränken.

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Entzündung im Schultergelenk

Eine Entzündung im Gelenk wird durch die Überbelastung der Schultergelenkstrukturen ausgelöst. Vor allem ist beim Rotatorenmanschettensyndrom der Schleimbeutel betroffen, der dafür sorgt, dass beim Armheben der Oberarmkopf nicht an das Schulterdach reibt. Ist dieser entzündet, wird er zwischen den beiden Gelenkpartnern eingeklemmt und verursacht Schmerzen. Die Entzündung kann sich dann auch auf umliegende Strukturen ausbreiten und Schmerzen, Rötung und Schwellung verursachen.
Da die Entzündung die Gelenkstrukturen und Sehnen der Rotatorenmuskulatur angreifen kann, kann es zu einer Verkalkung der Schulter oder einer teilweisen Zerstörung der Strukturen kommen und so zum Beispiel eine Sehnenruptur auslösen. Daher ist es wichtig, dass eine Entzündung schnellstmöglich therapiert wird.  

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Impingementsyndrom

Das Impingementsyndrom beschreibt im Rahmen eines Rotatorenmanschettensyndroms eine Schmerzhaftigkeit im Schultergelenk beim Anheben des Arms. Dabei wird eine Sehne oder umliegendes Gewebe im durch Überbeanspruchung oder Degeneration verengten Gelenk eingeklemmt, was die Schmerzen verursacht. Die Sehne des M. supraspinatus ist hierbei am häufigsten betroffen. Die Schmerzen treten dabei beim Seitwärtsanheben der Arme typischerweise in einem Winkel zwischen 60 und 120 Grad auf. Dieser Winkelabstand wird auch als „schmerzhafter Bogen“ bezeichnet. Neben den Schulterschmerzen kommt es außerdem zu einer Bewegungseinschränkung. Komplikationen können sich durch einen Sehnenriss, eine immer wiederkehrende Schleimbeutelentzündung oder Kraftminderung im Schultergelenk äußern.

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Wo treten die Schmerzen auf?

Die Schmerzen sind vor allem im Schultergelenk zu spüren und sind meist von Betroffenen genau zu lokalisieren. Besonders treten sie bei der Belastung des betroffenen Muskels auf. Dabei kann das Anheben des Arms nach vorn oder zur Seite Schmerzen auslösen. Ist zum Beispiel der M. supraspinatus betroffen, kommt es vor allem beim seitlichen Abheben des Arms zu Beschwerden. Die Schmerzen können bei Bewegung auch in den Arm ausstrahlen.

Ursachen

Das Rotatorenmanschettensyndrom kommt meist durch eine Über- oder Fehlbelastung des Schultergelenks zustande. Hierbei sind dann oftmals Sportler betroffen, aber auch Menschen, die beruflich Überkopfarbeiten ausführen, können ein Rotatorenmanschettensyndrom entwickeln. Durch die Über- oder Fehlbelastungen kann es zu einer Entzündung im Schultergelenk und Umbauprozessen kommen. Des Weiteren sind häufig Menschen über 50 Jahren von den Beschwerden in der Schulter betroffen, da degenerative Prozesse ebenfalls ein Rotatorenmanschettensyndrom auslösen können.

Diagnose

Nach einer kurzen Befragung (Anamnese) gibt vor allem die Untersuchung der Schulter Hinweise auf ein Rotatorenmanschettensyndrom. Dabei prüft der Arzt beispielsweise, bei welcher Bewegung die Schmerzen ausgelöst werden (Anheben, Einwärts- oder Auswärtsdrehen des Arms). Liegt zum Beispiel ein Impingementsyndrom – also eine Schulterenge aufgrund eines entzündeten Schleimbeutels – kommt es beim Seitwärtsheben des Arms zu Schmerzen.
erschiedene spezielle körperliche Tests können dem Arzt Hinweise auf die betroffene Sehne oder Struktur geben. Zur bildgebenden Diagnostik können Röntgen, um Knochen und Verkalkungen zu beurteilen, oder Ultraschall und MRT, um Weichteile und Entzündung darzustellen, angewendet werden.

Wann braucht man eine MRT?

Eine MRT wird erst dann angewendet, wenn es durch konservative (nicht-operative) Therapiemaßnahmen nicht zu einer Besserung kommt oder Entzündungen immer wieder auftreten. Da es sich bei einer MRT um eine sehr kostspielige Untersuchung handelt, sollte diese nur bei entsprechender Indikation durchgeführt werden. Zudem wird eine MRT bei einer Rotatorenmanschettenruptur durchgeführt. Hierbei weisen akute Schmerzen und ein akuter Kraftverlust auf eine Ruptur hin. Die MRT wird genutzt, um die Ruptur zu lokalisieren und das Ausmaß abzuschätzen.

Therapie

Die Therapie des Rotatorenmanschettensyndroms erfolgt vor allem konservativ. Nur bei Versagen der nicht-operativen Behandlungsmaßnahmen wird eine Operation in Betracht gezogen. Es stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung, ein Rotatorenmanschettensyndrom zu behandeln:

  • Schmerztherapie mittels Tabletten, Cremes oder Gels,

  • Physiotherapie (manuelle Therapie, Bewegungstherapie),

  • Cortisonspritze in das Schultergelenk (intraartikuläre Infiltration),

  • Dehnungs- und Kräftigungsübungen der Rotatorenmanschette,

  • Operative Therapie mittels Gelenkspiegelung (Arthroskopie) oder offener Operation.

Medikamente

Medikamente dienen der Entzündungshemmung und Schmerzlinderung. Hierzu werden NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen angewendet. Für eine ausreichende Wirkung sollte auf eine regelmäßige Einnahme geachtet werden. Die Tabletten werden drei Mal täglich eingenommen. Da diese Schmerzmedikamente häufig auch die Schleimhaut des Magens angreifen können, sollte bei längerer Anwendung oder bei Patienten mit Magenschleimhauterkrankungen in der Vorgeschichte die zusätzliche Gabe eines Magenschutzes wie Pantoprazol erfolgen.

Übungen

Dehnungs- und Kräftigungsübungen der Muskeln der Rotatorenmanschette sollten zur Behandlung und Vorbeugung des Syndroms erfolgen. Bevor Übungen durchgeführt werden, sollte auf eine ausreichende Erwärmung der Schulter, beispielsweise mittels Schulterkreisen, geachtet werden. Um die Muskulatur zu stärken, können Übungen mit leichten Gewichten an einer Kabelzugstation (zum Beispiel im Fitnessstudio) durchgeführt werden. Hierbei sollten die Muskeln trainiert werden, die für eine Innen- und Außenrotation und für das Anheben des Arms zuständig sind. Wichtig ist es außerdem die Schulter nach den Übungen ausreichend in allen Richtungen zu dehnen.

Cortisonspritze

Die Cortisonspritze dient der Entzündungshemmung und Schmerzlinderung im Schultergelenk. Diese Therapie wird auch als intraartikuläre Infiltration bezeichnet, wobei das Cortison direkt in das Gelenk gespritzt wird. Genutzt wird hierbei zum Beispiel das Cortisonpräparat Triamcinolon. Diese Therapie wirkt meist sofort schmerzlindernd, sollte allerdings nicht zu oft angewendet werden, da es durch das Cortison zum Beispiel zu einer Degeneration der Sehnen kommen und ein Sehnenriss provoziert werden kann.

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Tapen

Das Tapen dient der zusätzlichen Unterstützung der konservativen Therapie während der Heilungsphase und stabilisiert die Schulter und entlastet die Muskulatur. Um die Schulter zu tapen, sollte dies nach vorheriger, korrekter Anleitung zum Beispiel durch einen Physiotherapeuten oder Arzt erfolgen. Da es außerdem schwierig ist, ein Tape an der Schulter selbst anzulegen, ist es nötig, dass das Tape durch eine andere Person geklebt wird.

Wann braucht man eine OP?

Eine Operation wird nötig, wenn konservative Maßnahmen nicht wirksam sind und zum Beispiel Schmerzen und Bewegungseinschränkungen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Eine weitere Indikation für eine Operation ist, wenn die Schulterprobleme den Betroffenen zunehmend in der Fortführung des gewohnten Lebens einschränken und die Lebensqualität gemindert wird. Mittels Gelenkspiegelung können dann störende und bewegungseinschränkende Strukturen abgetragen werden (Dekompression).

Dauer/ Prognose

Die Dauer des Rotatorenmanschettensyndroms hängt davon ab, wie schnell eine Therapie erfolgt. Wird die Schulter weiterhin belastet, kann sich die Heilungsdauer verzögern und sogar soweit führen, dass eine Operation nötig wird. Daher ist es wichtig, bei Anzeichen eines Rotatorenmanschettensyndroms ärztlichen Rat aufzusuchen und eine frühzeitige Therapie zu starten. Sind degenerative Prozesse in der Schulter Ursache des Syndroms, kommt es oftmals immer wieder zu Beschwerden.

Rotatorenmanschettenriss

Bei einem Rotatorenmanschettenriss handelt es sich um einen vollständigen oder teilweisen Riss einer oder mehrerer Sehnen. Die Ursache kann durch degenerative Prozesse der Sehnen hervorgerufen werden. Auch unfallbedingte Traumata oder wiederholte kleine Verletzungen (zum Beispiel bei Überbelastung) können eine Ruptur der Sehnen hervorrufen. Kommt es infolge eines Rotatorenmanschettensyndroms zu einem Riss der Sehnen, ist dies meist die Folge der Entzündung, die mit dem Syndrom einhergeht.

Der Riss macht sich durch spontane, starke Schmerzen und plötzlichen Kraftverlust in der Schulter bemerkbar. Es kommt zudem zu Bewegungseinschränkungen, die auch bei der körperlichen Untersuchung durch den Arzt auffallen. Zudem sollte ein Röntgen der Schulter erfolgen, wobei oftmals ein Hochstand des Oberarmkopfes auffällt. Um den Riss weitergehend zu beurteilen, können ein Ultraschall oder eine MRT durchgeführt werden.

Die Therapie erfolgt, besonders bei älteren und inaktiven Patienten, mit konservativen Mitteln und wird nur auf eine operative Therapie umgestellt, wenn die konservative Therapie keine Erfolge bringt. Insbesondere bei jungen und aktiven Patienten sollte eine schnellstmögliche Operation erfolgen, bei der die Sehne wieder angenäht wird. Nach der Operation muss der Arm zur Entlastung für sechs Wochen in einer seitlichen Hebestellung gelagert werden, um die Sehnennaht zu entlasten.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.12.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024