Schlüsselbeinbruch

Das Schlüsselbein ist ein Knochen im Schultergürtel und verbindet das Brustbein mit dem Schulterblatt. Es spielt eine maßgebliche bei Bewegungen in der Schulter und Erhaltung der Stabilität. Der Schlüsselbeinbruch zählt dabei zu den häufigen, aber eher ungefährlichen Knochenbrüchen. Neben der konservativen Therapie ist beim Schlüsselbeinbruch eine OP dann angezeigt, wenn ein komplizierter Schlüsselbeinbruch vorliegt, um eine möglichst vollständige Genesung zu erreichen.

Schlüsselbeinbruch

Synonyme

  • Klaviculafraktur
  • Klaviculabruch
  • Schlüsselbeinfraktur

Überblick

Das Schlüsselbein (lat.: clavicula) ist ein Knochen im Schultergürtel und verbindet das Brustbein mit dem Schulterblatt. Es spielt eine maßgebliche bei Bewegungen in der Schulter und Erhaltung der Stabilität. Der Schlüsselbeinbruch zählt dabei zu den häufigen, aber eher ungefährlichen Knochenbrüchen. In ca. 80% tritt der Schlüsselbeinbruch im mittleren Teil des Knochens auf, die restlichen 20% verteilen sich auf die beiden Endteile. Neben der konservativen Therapie ist beim Schlüsselbeinbruch eine OP dann angezeigt, wenn ein komplizierter Schlüsselbeinbruch vorliegt, um eine möglichst vollständige Genesung zu erreichen.

Symptome

Klassische Anzeichen für einen Schlüsselbeinbruch/ Claviculafraktur sind:

  • Schwellung und Schmerzen über dem Schlüsselbein
  • Hämatomverfärbung (Bluterguß)
  • Fehlstellung
  • Funktionseinschränkung (Funktio laesa), insbesondere beim Heben des Armes
  • Kreptitation (Knochenreiben)

Der betroffene Arm wird vom Patienten in einer Schonhaltung nah am Körper getragen, eine eigentätige Bewegung im Schultergelenk findet nicht mehr statt (Funktio laesa).

Bei der Betrachtung des Patienten fällt eine Schwellung und häufig auch eine Stufenbildung im Verlauf des Schlüsselbeines auf. Die Haut ist meistens unverletzt; offene Schlüsselbeinbrüche mit freiliegenden oder durchspießenden Knochenanteilen sind die Ausnahme.

Über dem Schlüsselbeinbruch beklagt der Patient einen erheblichen Druckschmerz.

Jeder Versuch der Schultergelenksbewegung wird als extrem schmerzhaft empfunden, oft lassen sich dabei Reibegeräusche des gebrochenen Knochens erzeugen (Krepitationen).

Zusammen mit einer deutlichen Fehlstellung des Schlüsselbeins und offenen Schlüsselbeinbrüchen, ist die Crepitatio ein sicheres Hinweiszeichen für das Vorliegen einer Fraktur.

Bei der Untersuchung darf nie vergessen werden nach begleitenden Gefäß- und Nervenverletzungen zu fahnden, um durch evtl. frühzeitiges Eingreifen Folgeschäden zu vermeiden und um im Zweifelsfall zwischen unfallursächlicher und therapeutischer (iatrogener) Genese bei evtl. Komplikationen unterscheiden zu können.

Auch sollte immer auch nach weiteren Verletzungsfolgen gesucht werden:

Verletzungen der Schulter

Wie stark sind die Schmerzen?

Ein Schlüsselbeinbruch kann sehr schmerzhaft sein. Schmerz ist bei dieser Art der Fraktur sehr subjektiv und kann gering aber auch sehr extrem ausfallen. Wichtige Faktoren, die einen Schmerz verstärken können, sind die Stellung der Bruchkanten und die Verletzung des Gewebes rund um das Schlüsselbein. Stehen die Bruchkanten gut zueinander, verringert sich das Risiko, umliegende Nerven, Blutgefäße oder andere Gewebearten zu verletzen. Im Extremfall kann eine scharfe abstehende Bruchkante durch die Haut oder durch das Rippenfell stechen, wodurch es zu einem Kollaps der Lunge kommen kann.

Durch einen Bruch wird auch immer lokales umliegendes Gewebe verletzt. Im Regelfall betrifft das die Knochenhaut, kleinere Blutgefäße und kleine Nervenenden. Bei einem Schlüsselbeinbruch können jedoch auch große Gefäß- und Nervenstraßen beteiligt sein, die aus der Halsregion in den Arm ziehen. Durch diese kleineren Verletzungen lässt sich auch ein Bluterguss erklären, der bei einem Bruch in den meisten Fällen auftritt. Dieser sorgt für eine Schwellung und extreme Schmerzen bei Druck von außen. In der Folge bereitet der Schlüsselbeinbruch Schmerzen bei jeglicher Bewegung in der Schulter, mitunter auch beim Atmen oder bei Bewegungen in der Hals- und Brustwirbelsäule.

Wie lange dauern die Schmerzen?

Die Dauer der Schmerzen hängt von der anfänglichen Stärke der Schmerzen, dem Ausmaß des Bruchs und dem Fortschreiten der Heilung ab. Bei Kindern muss etwa 3 Wochen eine Ruhigstellung erfolgen. Die Schmerzdauer beträgt dabei durchschnittlich 2-3 Wochen, wobei der Schmerz täglich geringer wird. Bei langsamem Reduzieren der Schmerzmedikamente kann die Stärke der Schmerzen subjektiv steigen, was jedoch mit der Dosisreduktion zusammenhängen kann.

Bei größeren Gewebeschäden in Folge des Bruchs kann die Schmerzdauer länger sein. Insbesondere bei Beteiligung größer Leitungsbahnen oder des Rippenfells können einige Wochen der Heilungsphase bevorstehen.

Was kann man gegen die Schmerzen tun?

Der Hauptschmerz kann auf die lokale Schwellung an der Bruchstelle mit extremer Berührungsempfindlichkeit zurückgeführt werden. Sofortmaßnahmen, welche die lokale Reaktion verringern sind Ruhigstellung und Kühlung. Um auch in der anschließenden Heilungsphase möglichst schmerzfrei zu sein, stehen Schonung und Ruhigstellung bei dieser Fraktur an erster Stelle. Jede Bewegung kann einen extremen Schmerz provozieren.

Zusätzlich können bis zum Fortschreiten der Heilung Schmerzmedikamente Linderung verschaffen. Dazu können Schmerzmedikamente aus der Gruppe der NSAR eingesetzt werden. Deren prominenteste Vertreter sind Ibuprofen, Indometacin und Diclofenac. Ihre Dosis muss so gewählt werden, dass bei Ruhigstellung der Schulter eine annähernde Schmerzfreiheit erreicht werden kann. Ist das mit diesen Medikamenten nicht möglich, können auch Opiate wie Morphin verschrieben werden. Diese sollten jedoch nur so kurz wie notwendig eingenommen werden, da Morphin auch gewisse Nebenwirkungen verursacht. 

Welche das sein können, lesen Sie in unserem Artikel Nebenwirkungen von Morphin.

Diagnose und Voruntersuchungen

Ist der Schlüsselbeinbruch diagnostiziert, wägen die Ärzte die Vor- und Nachteile einer OP und einer konservativen Therapie ab. Um eine Entscheidung treffen zu können, werden verschiedene Voruntersuchungen angefertigt. In erster Linie bieten Röntgenbilder des Schlüsselbeins Aufschluss, eventuell durch CT oder MRT ergänzt. Dies erleichtert auch die Planung der OP.

Ebenso werden vor der OP motorische oder sensible Defizite und eventuelle Durchblutungsprobleme erfasst, um einen Gefäß- oder Nervenschaden abschätzen zu können. Zusätzlich werden Blutproben untersucht, um im Falle einer Komplikation während der OP Blutkonserven bereitstellen zu können und um den Gerinnungsstatus des Patienten zu erfassen, der für die Durchführung einer OP Bedeutung hat. Ebenfalls ist ein EKG Standard.

Ist das Ausmaß vom Schlüsselbeinbruch erfasst und sind die Voruntersuchungen erfolgt, kann die OP nach eindeutiger Indikationsstellung beginnen.

Lesen Sie mehr zum Thema: MRT der Schulter

Ursachen für einen Schlüsselbeinbruch

Mit einem Frakturanteil von 10-15% beim Erwachsenen ist das Schlüsselbein nach der handgelenksnahes Speiche (distale Radiusfraktur) am zweithäufigsten von knöchernen Verletzungen betroffen.

Ursache kann eine indirekte Gewaltenwirkung sein (häufiger), wie der Sturz auf den ausgestreckten, sich abfangenden Arm (z.B. Sturz vom Fahrrad) mit Weiterleitung der einwirkenden Kraft auf das Schlüsselbein oder ein direktes Trauma (seltener) durch einen Schlag oder Sturz auf die vordere Schulter. Verkehrsunfälle (ca. 50%, hier besonders Motorradfahrer, die sich durch die Unterkante des Motorradhelms das Schlüsselbein brechen) und Sportverletzungen (ca. 35%, häufigster Bruch des Radfahrers) sind die häufigsten Ursachen für Schlüsselbeinbrüche.

In ca. 80% der Fälle bricht das Schlüsselbein / Clavicula im mittleren Schaftbereich, weil dort der Durchmesser des Schlüsselbeins am geringsten ist. In ca. 15% der Fälle ist das laterale (seitliche, schulternahe), in ca. 5% das mediale (brustbeinnahe) Schlüsselbeinende betroffen. Der Knochen hat in diesen Bereichen einen größeren Durchmesser, ist also stabiler und wird darüber hinaus von zahlreichen Bändern zusätzlich stabilisiert.

Therapie

Einen Schlüsselbeinbruch kann man konservativ oder im Rahmen einer OP behandeln. Will man operieren, muss die Indikation dafür klar gestellt werden. Wichtigstes Kriterium für eine OP beim Schlüsselbeinbruch ist eine offene Fraktur, bei der der Knochen die Haut durchspießt. Auch stark dislozierte, d.h. gegeneinander verschobene Frakturenden müssen operiert werden. Weitere Indikationen für eine OP beim Schlüsselbeinbruch sind Begleitverletzungen von Nerven oder Gefäßen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Therapie des Schlüsselbeinbruchs

Operative Versorgung eines Schlüsselbeinbruchs

Die OP einer Schlüsselbeinfraktur wird in Vollnarkose durchgeführt, die durch einen Narkosearzt eingeleitet wird. Oft wird vor der OP eine Beruhigungstablette verabreicht, um dem Patienten unnötigen Stress zu ersparen. Nachdem die Narkose mit intravenösen Medikamenten oder Narkosegas eingeleitet wurde, beginnt der Operateur mit der Freilegung der Fraktur. Dabei wird besonders darauf geachtet, keine Nerven oder Gefäße zu verletzen. Während der OP werden die beteiligten Knochen wieder anatomisch korrekt zusammengefügt und anschließend fixiert. Je nach Operateur und vorliegendem Fall wird ein Schlüsselbeinbruch mit Metalplatten oder Drähten versorgt. Die Platten werden über dem Bruchspalt mit Schrauben am Knochen fixiert und sorgen so für eine absolute Stabilität. Die Knochen können so wieder zusammenwachsen.

Als Alternative stehen Drähte zur Verfügung. Nach der OP wird ein sogenannter Gilchrist- oder Rucksackverband zum Stilllegen des Armes für einige Tage und anschließend eine Schlinge für einige Wochen angelegt. Ist der Schlüsselbeinbruch verheilt, werden die Platten nach 6-12 Monaten wieder entfernt. Ein neues Verfahren ist die Versorgung mit einem Titannagel, der minimalinvasiv in den Markraum des Knochens eingeführt wird und ihn so von innen schient. Welches Verfahren gewählt wird hängt vor allem vom Ausmaß des Bruchs und vom Operateur ab.

Die Dauer der OP an sich kann, abhängig von verschiedenen Faktoren, mit 1-2 Stunden angegeben werden, in komplizierten Fällen geht die Dauer auch darüber hinaus.

Lesen Sie dazu passend auch unseren Artikel über Elastisch stabile Marknagelung!

Rucksackverband

Der Rucksackverband ist eine sehr beliebte konservative Therapiemethode des Schlüsselbeinbruchs. Er wird wie ein sehr straff gezogener Rucksack um die Schultern gezogen. Dabei zieht er die Schultern nach hinten, richtet den Oberkörper auf und schränkt die Bewegung im Oberkörper ein, wodurch die Schultern und der Schlüsselbeinbruch stabilisiert werden. Ebenso wird der Bruch dabei etwas auseinandergezogen, was verhindert, dass der Bruch zu kurz zusammenwächst. Die Ruhigstellung beinhaltet auch gleichzeitig eine Schmerztherapie, da sie die Bewegung in der Schulter unterbindet.

Ambulante Versorgung

In einigen Fällen wird ein Schlüsselbeinbruch auch ambulant versorgt, d.h. ohne stationären Aufenthalt im Krankenhaus. In den meisten Fällen erfordert eine OP eine zumindest zweitägige stationäre Behandlung. Doch gerade bei jungen und sportlichen Patienten kann darüber nachgedacht werden, die OP ambulant durchzuführen. Bis zum Nachlassen der Narkose wird der Patient für einige Stunden überwacht und dann nach Hause entlassen.

Trotzdem muss der Patient auf einige Maßnahmen nach der OP achten. Nach ambulant erfolgter OP besteht auch beim Schlüsselbeinbruch in der Regel ein 24-stündiges Fahrverbot und Verbot zur Betätigung von Maschinen. Eine Vertrauensperson muss den Betroffenen vom Krankenhaus abholen, wichtige Entscheidungen oder Pflichten sollten auch für den Folgetag vermieden werden.

Ob ein Schlüsselbeinbruch ambulant versorgt wird, hängt in erster Linie vom Ausmaß der Fraktur und der Fitness des Patienten ab. So sollte eine offene Fraktur oder Brüche bei älteren Menschen nicht ambulant operiert werden. Die Entscheidung liegt schließlich beim behandelnden medizinischen Personal.

Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie des Schlüsselbeinbruchs

Komplikationen

Komplikationen bei der Therapie des Schlüsselbeinbruchs können bei der konservativen wie bei der operativen Therapie vorkommen.

Komplikationen bei konservativer Therapie:

  • Abrutschen der Fraktur / Bruch (Sekundäre Dislokation)
  • Falschgelenkbildung (Pseudarthrose)
  • Überschießende Kallusbildung mit Gefäß-Nervenkompression
  • Kosmetisch störende Kallusbildung (aufgetriebener Schlüsselbeinschaft)

Komplikationen bei operativer Therapie:

  • Gefäß- und Nervenverletzungen (sehr selten): Unterhalb des Schlüsselbeines verlaufen in relativer Nähe die Gefäße und Nerven zur Versorgung des Armes. Soll die bruchstabilisierende Platte auf dem Schlüsselbein zum Liegen kommen, müssen senkrechte Bohrlöcher für die Plattenschrauben gesetzt werden. Dabei kann es zu einer Gefäß- Nervenverletzung kommen. Es wird daher empfohlen die Platte von vorne auf das Schlüsselbein anzubringen. Dabei ist, bei gleicher Stabilität, die Gefahr der Gefäß- Nervenverletzung geringer.
  • Infektion: Der Weichteilmantel über dem Schlüsselbein ist sehr dünn. Die Gefahr einer postoperativen Infektion ist nicht unerheblich.
  • Metallockerung: Metallockerungen oder sogar Metallbrüche kommen vor. Auf das Schlüsselbein wirken starke statische und dynamische Kräfte ein.
  • Falschgelenkbildung (Pseudarthrose): Ist das Schlüsselbein nach 6 Monaten nicht knöchern verheilt, spricht man von einer verzögerten Knochenbruchheilung, darüber hinaus von einer dauerhaften Falschgelenkbildung. Durch die ausbleibende Knochenheilung verbleibt eine krankhafte Restbeweglichkeit im Bruchbereich, deshalb Falschgelenk. Bei einer beschwerdehaften Falschgelenkbildung muss korrigierend operiert werden (Revisionsoperation). Zur Bruchstabilisierung wird dann entweder bei kleineren Falschgelenkzonen Schwammknochen (Spongiosa) angelagert oder bei größeren ein Knochenspan vom körpereigenen Beckenkamm interponiert und verplattet.
  • Kosmetisch störende Narbenbildung: Besonders bei jungen Menschen und parallel zum Schlüsselbein geführtem Hautschnitt kann es durch den Brustmuskelzug zu einer überschießenden, kosmetisch störenden Narbenbildung kommen. Deshalb empfiehlt sich bei jungen Menschen der Säbelhiebschnitt, der durch seinen vertikalen Verlauf nicht derartigen Zugkräften ausgesetzt ist. Nachteil kann einer schlechtere Übersicht während der Operation sein.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schmerzen im Schlüsselbein

Was können Spätfolgen sein?

In der Regel verheilt der Schlüsselbeinbruch gut und es kommt selten zu Komplikationen. Schlecht stehende Frakturen können heutzutage ebenfalls gut behandelt werden durch eine Einrenkung oder Operation. Wird diese jedoch nicht durchgeführt, kann der Knochen schräg zusammenwachsen und eine falsches Gelenk bilden. Von außen lässt sich dauerhaft eine Erhebung an der Bruchkante tasten. Äußerlich sichtbare Deformitäten und Haltungsfehler können die Folge sein. Insbesondere bei Kindern kann ein falsch verheilter Bruch zu Wachstumsstörungen und Asymmetrien der Schultern führen.

Dauer und Prognose

Die OP verläuft in der großen Mehrzahl der Fälle unproblematisch, sodass der Schlüsselbeinbruch gut versorgt wird und nach einiger Zeit ohne Einschränkungen heilt. Bewegung und Belastungsfähigkeit sind dann wieder voll entwickelt. Anfangs ist der Knochen natürlich nur teilweise belastbar, mit gezieltem Training und der nötigen Vorsicht verläuft die Heilung meist äußerst gut. Nur in Ausnahmefällen ist eine Korrektur notwendig oder bleibt eine Einschränkung zurück.

Nachdem der Schlüsselbeinbruch mittels OP versorgt wurde, liegt die Dauer der Heilung bei einigen Wochen. Zunächst trägt man noch einen Gips oder eine Schlinge. Am ersten Tag nach OP sind leichte Bewegungen in der Schlinge möglich. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beläuft sich in der Regel auf 2 Tage, daraufhin kann ca. in Woche 3 die Schlinge abgelegt werden. Für die Dauer von ca. 12 Wochen ist der Schlüsselbeinbruch noch nicht vollständig geheilt, sodass man hier erst ab der 6. Woche mit Teilbelastungen anfangen sollte. Nach 6-12 Monaten werden die verbliebenen Metallplatten entfernt.

Die Heilung beim Schlüsselbeinbruch ist ein Prozess, der über einige Wochen geht und von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Eine Heilung setzt direkt nach der OP ein, indem die zusammengefügten Knochenteile beginnen, zusammen zu wachsen. Für die weiteren Wochen ist neben der Physiotherapie nur leichte Belastung angezeigt, um die Heilung nicht zu verzögern. Treten Komplikationen auf, kann sich die Dauer der Heilung deutlich verlängern, besonders dann, wenn eine erneute OP erforderlich ist. In aller Regel jedoch verläuft die Heilung auch bei einem komplizierten Schlüsselbeinbruch gut. Durchschnittlich ist der Knochen nach einem Schlüsselbeinbruch innerhalb von 8-12 Wochen wieder voll belastbar.

Bei Kindern hingegen ist die Heilungsdauer oft herabgesetzt. Ihnen wird empfohlen, den Rucksackverband für etwa 10 Tage zu tragen. Erwachsene hingegen sollten bei konservativer Therapie den Rucksandverband für 2-3 Wochen belassen. Anschließend sollten die Bruchkanten zusammengewachsen sein. Eine vollständige Belastung kann etwa nach 6-8 Wochen erfolgen. Danach ist der Bruch im Regelfall als vollständig geheilt zu bezeichnen. Eine gewisse Vorsicht sollte in der ersten Zeit dennoch eingehalten werden.

Die Dauer der Genesung kann dabei von Komplikationen teils deutlich verlängert werden, diese sind jedoch selten.

Wie kann ich selbst die Heilung beschleunigen?

In der Akutsituation der Verletzung kann eine sofortige Ruhigstellung mit Kühlung die lokale Reaktion minimieren und den Bluterguss verringern. In der anschließenden Heilungsphase ist die wichtigste Voraussetzung zur schnellen Heilung des Bruchs, dass die Bruchkanten genau aufeinander liegen und nicht verschoben werden. Dazu sollte so früh wie möglich ein Arzt konsultiert werden, der die Lage der Knochen überprüft. Anschließend besteht die Aufgabe des Patienten darin, die Schulter nicht zu bewegen und die Bruchstellen zu stabilisieren. Nur so kann die schnellstmögliche Heilung der Knochen erfolgen.

Wie lange ist man nach einem Schlüsselbeinbruch krankgeschrieben?

Muss man sich einer OP bei Schlüsselbeinbruch unterziehen, ist eine Krankschreibung obligatorisch. Wie lange die Krankschreibung sein muss, hängt vor vom individuellen Heilungsprozess und den Tätigkeiten, die man während der Arbeit macht, ab. Menschen, die körperlich vor allem mit den Armen arbeiten, sollten bis zur ausreichenden Genesung eine Krankschreibung erhalten, d.h. mindestens 4-6 Wochen. Im Anschluss sollte man sich noch nicht voll belasten und langsam wieder an die Arbeit heranführen. Ist dies nicht möglich, kann die Krankschreibung weiter ausgedehnt werden. Für Menschen, die keiner schweren Belastung ausgesetzt sind und beispielsweise vor allem Bürotätigkeiten verfolgen, kann eine Krankschreibung von 2 Wochen ausreichend sein. In allen Fällen sollte diese Zeitdauer jedoch nicht unterschritten werden, da im direkten Anschluss an die OP der wichtigste Teil der Heilung stattfindet. Ebenso sollte man sich nicht unter Druck gesetzt fühlen und die Krankschreibung so lange wahrnehmen, bis man sich den Aufgaben in Beruf oder auch Schule wieder gewachsen fühlt.

Was ist zu tun, wenn der Schlüsselbeinbruch nicht heilt?

In seltenen Fällen kann es im Laufe der Behandlung zu Komplikationen kommen, bei denen der Bruch gar nicht oder nur unzureichend über eine sogenannte „Pseudarthrose“ heilt. In diesen Fällen muss der behandelnde Arzt genau abwägen, ob durch eine Einrenkung und „Reponierung“ des Knochens die Heilung erfolgen kann, oder ob eine Operation notwendig ist. Nach einigen Wochen der missglückten Heilung muss der Knochen oft operativ fixiert werden. Dazu werden die Bruchenden direkt aufeinander gestellt und mit einer Platte oder mit Drähten aneinander fixiert. Anschließend muss die Schulter im Rucksackverband ruhiggestellt werden. Insbesondere bei jungen Menschen muss die optimale Heilung angestrebt werden, damit es nicht langfristig zu Fehlstellungen und sichtbaren Deformitäten kommt.

Darf man mit einem Schlüsselbeinbruch Auto fahren?

Beim Autofahren muss gewährleistet sein, dass das Fahrzeug mit beiden Händen bedient werden kann und eine gewisse Beweglichkeit vorhanden ist. Beim Tragen eines Rucksackverbands ist die Beweglichkeit nicht gegeben weshalb das Autofahren verboten ist. In der anschließenden Heilungsphase ist das Autofahren nicht per se untersagt. In der individuellen Situation muss in Absprache mit dem Arzt entschieden werden, ob gefahrenlos ein Auto geführt werden kann. Dies hängt vor allem von der Beweglichkeit und den damit verbundenen Schmerzen ab.

Besonderheiten eines Schlüsselbeinbruchs beim Kind

Schlüsselbeinbrüche sind im Kindesalter eine besonders häufige Form des Knochenbruchs. Die Knochen sind im Kleinkindesalter noch sehr fragil und das Schlüsselbein stellt den schwächsten Punkt in der Verbindung der Schulter mit dem Brustkorb dar. Durch Stürze, die im Kindesalter sehr häufig vorkommen kann das Schlüsselbein nachgeben und an einer oder gleich mehreren Stellen brechen. Bei Kindern ergeben sich für den Schlüsselbeinbruch drei Besonderheiten, die den Schlüsselbeinbruch komplizierter gestalten.

An erster Stelle steht der Schmerz, der bei dieser Art des Bruchs sehr heftig ausfallen kann. Insbesondere im Kleinkindesalter können Kinder ihre Beschwerden bei Schmerzen noch nicht genau äußern, was den Schmerz jedoch nicht weniger stark werden lässt als bei Erwachsenen. Es ist enorm wichtig, einem Kind eine gute und ausreichende Schmerztherapie zu gewähren. Kinder können auch nicht eine vollständige Ruhigstellung der Schulter gewährleisten, weshalb der Schmerz in vielen Fällen zusätzlich durch Bewegung verstärkt wird.

Daraus ergibt sich die zweite Besonderheit des Schlüsselbeinbruchs beim Kind. Eine Therapie ist deutlich schwieriger durchzuführen als bei einem Erwachsenen. Im Regelfall lässt sich ein gerade gestellter Bruch gut durch Ruhigstellung und Abwarten behandeln. Damit die Knochenheilung gut und schnell gelingt, darf der Knochen nicht bewegt und verschoben werden. Bei Kindern ist eine solche Therapie kaum durchzuführen. Auch weitere Stürze können die Heilung aufhalten. Nicht selten ist eine Operation des Schlüsselbeinbruchs im Kindesalter notwendig. Kann die Heilung nicht bestmöglich erfolgen, ergibt sich eine dritte Besonderheit des Schlüsselbeinbruchs beim Kind.

Die unvollständige Heilung kann insbesondere bei noch wachsenden Knochen folgenreich sein. Der Knochen wächst schief zusammen und bildet an der Bruchstelle ein sogenanntes falsches Gelenk. Auch eine Wachstumseinschränkung im Knochen kann die Folge sein. Bei kleinen Kindern kann dies zu einem asymmetrischen Wachstum der Schultern und des Brustkorbs führen mit langfristigen Fehlhaltungen.

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Prophylaxe und Kosten

Die Kosten einer OP beim Schlüssenbeinbruch setzen sich aus diversen Faktoren zusammen. Neben den Kosten für verwendetes Material wie Schrauben, Platten, Nähte, OP-Kleidung, Gehalt der Operateure etc. müssen auch die Kosten für Narkose, Narkoseärzte und die pflegerischen Kräfte auf Station mit einbezogen werden. Insgesamt liegen die Kosten dabei im 4-stelligen Bereich.

Hinzu kommt im Anschluss an die OP ein Verband oder eine Schlinge sowie die nötige Physiotherapie. Da es sich in den meisten Fällen um einen Unfall handelt, werden die Kosten für OP und Krankenhausaufenthalt von der Unfallversicherung getragen. Einen ersten Gilchrist- oder Rucksackverband für zu Hause bekommt man in der Klinik. Möchte man einen zweiten zum Wechseln haben, muss man diesen selber bezahlen. In der Apotheke liegen die Kosten dafür bei etwa 70 €. Zieht man sich den Schlüsselbeinbruch im Ausland zu, können erhebliche Kosten dazu kommen, sofern man keine Auslandskrankenversicherung hat.

Um eine OP eines Schlüsselbeinbruchs zu vermeiden, sollte man beim Sport immer auf ausreichende Schutzkleidung achten. Am wichtigsten ist es jedoch, das eigene Können richtig einzuschätzen und keine waghalsigen Aktionen durchzuführen. Natürlich lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines komplizierten Bruches nur reduzieren und nicht vermeiden, da es sich beim Schlüsselbeinbruch um einen Unfall handelt.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.10.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024