Schmerzen an der Zahnwurzel

Einleitung

Schmerzen an der Zahnwurzel sind weit verbreitet und ziehen meist den unbeliebten Gang zum Zahnarzt nach sich. Betroffene klagen über ein Druckgefühl, einem pulsierenden Schmerz und einer unangenehmen Schwellung.

Dabei kann die Schmerzwahrnehmung individuell variieren. Die subjektive Empfindung beeinflusst den Schweregrad der Schmerzen häufig. Daher schwankt die Schmerzstärke von aushaltbar bis unerträglich, da die Schmerzhemmung des Gehirns und die emotionale Verarbeitung von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Auch eine Ausstrahlung der Schmerzen in andere Regionen des Gesichts oder des Kopfes kommt nicht selten vor. Häufig zeigt sich auch das Zahnfleisch (Gingiva) krankhaft verändert und sorgt für Beschwerden. Die Gingiva ist über der Wurzelspitze gerötet und geschwollen und meist thermisch etwas erhitzt, was zu einem brennenden, unangenehmen Gefühl und einer Überempfindlichkeit führt.

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Ursachen

Gründe für dieses Leidenbild können verschiedenster Natur sein. Die wohl häufigste Ursache beschreibt die im Volksmund bekannte Zahnwurzelentzündung oder apikale Parodontitis. Die apikale Parodontitis ist eine Entzündungsreaktion, die das umliegende Gewebe der Zahnwurzel betrifft und Folge einer bakteriellen Infektion des Zahnmarks (Pulpa) eines toten Zahns.

Die Entzündung kann vom infizierten Zahnmark weiter zur Wurzelspitze wandern und das umgebene Gewebe, auch den Knochen, infiltrieren. Der Zahn kann dabei neben dem Druckgefühl und pulsierenden Schmerzen auch aufbissempfindlich werden. Das Zahnfleisch rund um die Zahnwurzel ist stark entzündet, geschwollen, rot, heiß und schmerzt schon bei bloßer Berührung.

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Auch die aggressive Form von Karies kann bei mangelnder Behandlung das Zahnmark durchdringen, den Nerven infizieren und zu einer Zahnwurzelentzündung mit begleitenden Schmerzen führen.

Eine weitere Ursache der Beschwerden an der Zahnwurzel stellt eine Fraktur (Bruch) unterhalb der Gingiva in der Längsachse des Zahnes dar. Dieser Bruch entsteht zum Beispiel durch einen Sturz oder eine mechanische Irritation. Die Bakterien haben nun freie Bahn sich in dem Bruchspalt auszubreiten und das Zahnmark zu infizieren. Diese Reaktion nehmen Betroffene wiederum als Entzündungsschmerz an der Zahnwurzel war.

Auch ein Trauma (Verletzung), zum Beispiel durch einen Schlag in der Kindheit, kann noch Jahrzehnte später eine Zahnwurzelentzündung und somit Schmerzen an der Wurzelspitze nach sich ziehen.

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Eine weitere Ursache beschreibt eine generalisierte Parodontitis, die auf eine lokale apikale Parodontitis umschlägt und einzelne Wurzelspitzen befällt. Unter einer Parodontitis versteht man eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Dabei entzündet sich die Wurzelspitze und der Zahn kann starke Schmerzen ausbilden.

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Ein Anschwellen des Zahnfleisches ist wie bei der klassischen Zahnwurzelentzündung ebenfalls realistisch.

Schmerzen an der Zahnwurzel durch eine Erkältung

Eine Erkältung führt nicht nur zu Halsschmerzen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen und einer laufenden Nase. Viele Menschen, die an einem grippalen Infekt leiden, klagen nicht selten über Zahnschmerzen und suchen vermehrt einen Zahnarzt auf. Dass diese Zahnschmerzen oftmals keine Ursache an den Zähnen selbst haben, ist den meisten nicht bewusst. Die Schmerzen sind meist an den Zähnen im Oberkiefer lokalisiert. Dies liegt an der anatomischen Nähe der Oberkieferzähne zur Kieferhöhle.

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Grippale Infekte manifestieren sich unter anderem durch Bakterien in der Kieferhöhle. Die Wurzeln der Oberkieferzähne ragen oftmals sogar in die Kieferhöhle hinein und stehen deshalb in direktem Bezug zu einem bakteriellen Umfeld der infizierten Kieferhöhle. Diese Bakterien können zu Schmerzen an der Zahnwurzel führen, die sogar so stark werden, dass Medikamente eingenommen werden müssen und der Zahnarzt aufgesucht werden muss. Eine Entzündung der Zahnwurzel als Folge einer Erkältung ist möglich.

Diagnose

Bei jeglicher Art von Schmerzen an der Zahnwurzel ist der Gang zum Zahnarzt ratsam, obwohl die Diagnose nicht immer ganz einfach und eindeutig sein muss. In der Regel wird von der betroffenen Schmerzregion ein Röntgenbild angefertigt.

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Auf diesem ist bei einer apikalen Parodontitis ein dunkler Schatten unterhalb der Wurzelspitze zu sehen, der auf diese Erkrankung schließen lässt. Wenn der Dauerschmerz allerdings durch eine akute Entzündung des Zahnmarks ( Pulpitis) verursacht wird, ist nur das Nervgewebe innerhalb der Pulpa entzündet und die Entzündung noch nicht bis zur Wurzelspitze durchgedrungen. Zeigt das Röntgenbild keine krankhaften Veränderungen, muss an diesem Punkt auf andere Tests zurückgegriffen werden.

Zuerst führt der Zahnarzt eine Vitalitätsprobe durch, indem er etwas Kaltes an den betroffenen Zahn hält. Empfindet der Patient kein subjektives Kältegefühl am entsprechenden Zahn, so ist der Nerv bereits geschädigt, beziehungsweise abgestorben und der Prozess der Verstoffwechselung durch Bakterien bereits in Gang gesetzt.

Ein weiteres diagnostisches Hilfsmittel beschreibt der Perkussionstest, bei dem der Zahnarzt mit einem stumpfen Instrument auf den Betroffenen Zahn klopft. Dieses Klopfen ist für den Betroffenen mit Zahnwurzelentzündung meist sehr unangenehm und schmerzhaft, da der Zahn durch das Klopfen das entzündete Gewebe irritiert. Auch eine Palpation (abtasten) entlang der Gingiva kann zur Diagnose klärend sein, da man so eine mögliche Schwellung ertasten kann.

Begleitende Symptome

Den eigentlichen Schmerz an der Zahnwurzel können einige Begleiterscheinungen unterstützen. Das Zahnfleisch an der Wurzelspitze kann die typischen Zeichen der Entzündung ausbilden: Es schwillt an, errötet, wird heiß, schmerzt und ist nicht in seinem gesunden Funktionszustand. Schon alleiniges Berühren der Gingiva führt dabei bereits zu starken Schmerempfindungen. Kalte Getränke und Speisen sind häufig schmerzlindernd. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die Schmerzen an der Zahnwurzel ausstrahlen und andere Areale am Kopf erreichen. Betroffene klagen oft über Kopf- und Ohrenschmerzen.

Was tun bei Schmerzen an der Zahnwurzel?

In jedem Fall müssen bei einer Schwerzwahrnehmung im Zahnwurzelbereich diese Beschwerden ernst genommen werden, um schlimmere Komplikationen und Folgen wie Zahnverlust zu vermeiden. Betroffene sollten zeitig den Zahnarzt aufsuchen um eine klärende Diagnose stellen zu lassen und das Problem so früh wie nur möglich zu therapieren. Handelt es sich bei den Zahnwurzelschmerzen um eine apikale Parodontitis, kann sich diese weiter ausbreiten und dabei auch systemisch zu Problemen führen.

Bei Nichtbehandlung besteht die Gefahr, dass Bakterien die Entzündungen an der Zahnwurzel auslösen auch das Herz erreichen können. Diese Bakterien führen im ungünstigen Fall zu Herz- und Kreislauferkrankungen, weswegen Vorsicht, Vorsorge und Nachsorge geboten sind. Der Zahnarzt verschreibt nicht selten unterstützend ein Antibiotikum um die Beschwerden schnellstmöglich zu reduzieren und alle Bakterien zu vernichten, damit diese gar nicht erst das Herz erreichen können.

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Hausmittel

Betroffene, die unter Schmerzen an der Zahnwurzel leiden, setzten häufig Hausmittel zur Schmerzlinderung ein, bevor sie sich überwinden können einen Zahnarzt aufzusuchen. Das Kauen auf Rosmarinblättern, der Saft von eingekochten Wirsingblättern oder das Einreiben von Nelkenöl und Gewürznelke sind allgemein bekannte Hausmittel. Die ätherischen Öle im Rosmarin sollen die Schmerzen an der Zahnwurzel lindern. Der Saft des abgekochten Wirsings soll auf einer Kompresse als Art Wundverband auch eine Besserung versprechen. Das wohl älteste Hausmittel, wenn es um Zähne geht, stellt das Nelkenöl dar. Nelkenöl hat eine beruhigende Wirkung auf das Zahnfleisch und wird schon seit Jahrtausenden in der Mundhöhle angewendet.

Trotz der durchaus positiven Wirkungen einiger Hausmittel, können diese vielleicht temporär eine Schmerzlinderung verursachen, allerdings werden sie die Schmerzen nicht nachhaltig heilen können, da sie die Wurzelspitze nicht erreichen. Alle Hausmittel erreichen nur das Zahnfleisch und können lokale Irritationen verbessern, aber die Bakterien an der Wurzelspitze bleiben bestehen und unberührt, führen somit weiterhin zu Beschwerden. Daher sollten Hausmittel nur unterstützend neben der zahnärztlichen Therapie angewendet werden und nicht als alleinige Therapie. Ratsam ist es dieses mit dem behandelnden Zahnarzt abzuklären.

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Homöopathie

Es gibt mittlerweile auch Zahnärzte, die neben einer klassischen Therapie auch Homöopathie einsetzen. Diese kann den klassischen Behandlungsweg allerdings nicht ersetzen. Bei der Naturheilkunde kann es für ein und das selbe Problem ganz unterschiedliche Behandlungswege geben. Homöopathische Arzneimittel schlagen nicht bei jedem Betroffenen an und es ist wichtig für das individualisierte Problem das gezielte Präparat zu finden, das helfen kann. Zu Gute halten kann man der Homöopathie, dass sie das oftmals geschwächte Immunsystem der Betroffenen gleich mittherapiert. Bei einer Zahnwurzelentzündung werden oft Präparate aus der Ringelblume benutzt, jedoch gibt es keine wissenschaftliche Evidenz ob eine apikale Parodontitis durch alleinige Behandlung mit diesem Inhaltsstoff geheilt werden kann. Als zusätzliche unterstützende Therapie neben der klassischen ist gegen Homöopathie nichts einzuwenden um auch das Immunsystem wieder zu stärken.

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Antibiotika

Bei Schmerzen an der Zahnwurzel, aufgrund einer apikalen Parodontitis, verschreibt der Zahnarzt unterstützend zur klassischen Behandlung nicht selten ein Antibiotikum. Nimmt die Zahnwurzelentzündung bereits eine eitrige Form an und bildet sich ein Abszess, wird dieses Medikament nahezu immer verschrieben. Ein Antibiotikum wirkt ausschließlich gegen Bakterien und kann einerseits die Vermehrung der Bakterien verhindern, andererseits diese direkt abtöten, was von der Untergruppe des Antibiotikums und der Wirkungsweise abhängt.

Gegen Viren und Pilze ist das Antibiotikum funktionslos. Das Antibiotikum kann die Bakterien schneller bekämpfen und ist vor allem bei Patienten, die bereits an Herz-Kreislauferkrankungen leiden durchaus sinnvoll, damit die Bakterien unterhalb der Wurzelspitze gar nicht erst in den systemischen Kreislauf gelangen können.

Dabei muss jeder Zahnarzt abwägen ob eine klassische Therapie durch Trepanation und Wurzelkanalbehandlung sowie Füllung ausreicht oder ein unterstützendes Antibiotikum eingenommen werden soll. Nicht zu vergessen ist, dass jedes Antibiotikum Nebenwirkungen hat und diese überdacht werden müssen.

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Das Antibiotikum bekämpft alle Bakterien sprich auch die so wichtigen Darmbakterien Escherichia coli, die wir für die Verdauung brauchen. Daraus resultieren nicht selten Verdauungsprobleme und Durchfall nach Antibiotikaeinnahme. Weiterhin sollte bei der Einnahme bedacht werden, dass ein Antibiotikum auch bei eintretender Beschwerdefreiheit fertig genommen wird, um mögliche Resistenzbildung zu vermeiden. Ein gleichbleibender Wirkstoffspiegel der Antibiotika im Blut ist entscheidend um einen optimalen Therapieerfolg zu erzielen. Wird das Antibiotikum zu früh abgesetzt sackt dieser Medikamentenspiegel im Blut schnell ab und nicht alle Bakterien werden vollständig bekämpft.

Dauer der Antibiotikaeinnahme

Bei der Antibiotikaeinnahme sollte beachtet werden dieses sehr gewissenhaft zu nehmen. Häufig verschrieben wir das Antibiotikumpräparat Amoxicillin verschrieben, welches  3mal täglich in Form von Tabletten mit jeweils 1000mg eingenommen. Die Dauer der Einnahme ist variabel, je nachdem wie gut das Medikament anschlägt. Noch mindestens 2 Tage nach Schmerzlinderung sollte das Antibiotikum weiter eingenommen werden. Wird das Antibiotikum direkt bei dem Eintritt von Schmerzlinderung abgesetzt, kann es sein, dass nicht alle Bakterienstämme abgetötet sind und die noch vorhandenen Einzeller gegen das Antibiotikum eine Resistenz ausbilden. Die Dauer und Dosis sollte auf alle Fälle mit einem Arzt besprochen werden.

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 29.03.2017 - Letzte Änderung: 01.12.2022