Schwächeanfall

Einleitung

Bei einem Schwächeanfall handelt es sich um einen kurzen, spontan auftretenden Zustand von körperlicher Schwäche, bei dem es im Extremfall auch zum Verlust des Bewusstseins kommen kann. Der Schwächeanfall kann mit Symptomen wie Schwindelgefühl, Übelkeit, Zittern, stark beschleunigter Atmung (Hyperventilation), Beeinträchtigungen von Sinnesfunktionen wie Sehen oder Hören und Herzrasen einhergehen.

Häufig sind Schwächeanfälle durch harmlose Ursachen wie Unterzuckerung, Schlafmangel, Flüssigkeitsmangel oder ein zu schnelles Aufstehen bedingt. Es kann aber auch durch Krankheiten wie beispielsweise das Schlafapnoesyndrom und Herzerkrankungen oder auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder ein Burnout-Syndrom bedingt sein.

Ursachen eines Schwächeanfalls

Meist tritt ein Schwächeanfall nur kurzzeitig auf und geht schnell vorüber. Häufig sind die Ursachen für den Schwächeanfall ungefährlich. Beispielhaft für „harmlose“ Ursachen sind Flüssigkeitsmangel, starker Hunger, Unterzuckerung (Hypoglykämie), Schlafmangel oder intensive sportliche Betätigung, die zu starker Erschöpfung und Kraftlosigkeit führen kann.

Ebenso kann extremer Stress über längere Zeiträume einen Schwächeanfall auslösen. Dieser Stress kann auch durch emotionale Belastungen wie den Verlust einer geliebten Person oder Beziehungsproblemen bedingt sein. In diesen Fällen gehen dem Körper die Energiereserven aus, was zu einem Schwächeanfall mit Symptomen wie taumeligem, schwummrigem Gefühl und „Schwarzwerden vor den Augen“ führen kann.

Neben diesen „ungefährlichen“ Ursachen kann ein Schwächeanfall auch durch Krankheiten verursacht, Nebenwirkung bestimmter Medikamente sein oder auch als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten. Zum Beispiel durch das Schlafapnoesyndrom kommt es nachts zu Atemaussetzern, wodurch die Patienten oft tagsüber sehr müde und abgeschlagen sind. Auch durch Blutarmut oder eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu einem Schwächeanfall führen.

Chronische Erkrankungen wie Diabetes, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Herzkrankheiten (wie Herzinsuffizienz oder eine koronare Herzkrankheit), dauerhaft niedriger Blutdruck oder extreme Blutdruckschwankungen und bestimmte Krebserkrankungen (z.B. Leukämie) können ähnliche Auswirkungen auf den Körper haben.

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Nach einer Erkältung

Nach einer Erkältung und besonders nach einer Grippe (Influenza) können die Symptome der Müdigkeit und Schwäche zum Teil noch wochenlang anhalten. Die Zeitperiode der Genesung kann verzögert und eine längere körperliche Schonung erforderlich sein. Wenn die Symptome dauerhaft andauern oder wohlmöglich wieder schlimmer werden, sollte dringend ein Arzt konsultiert werden, um diese abzuklären. Besonders bei Menschen mit Grunderkrankungen wie chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Immungeschwächten, kleinen Kindern oder Erwachsenen über 65, aber auch bei sonst gesunden Erwachsenen kann es zu Komplikationen einer Grippeerkrankung kommen. Ist eine „verschleppte Grippeursächlich für die anhaltende Schwäche, können bei Nachweis von Bakterien Antibiotika zum Einsatz kommen und für Besserung der Symptome sorgen.

Durch Stress

Anhaltender Stress, körperlicher als auch emotionaler Art, kann starke körperliche Erschöpfung und Abgeschlagenheit verursachen und über die Zeit zum Auftreten eines Schwächeanfalls führen. Betroffene fühlen sich durch die psychische Belastung niedergeschlagen und kraftlos und wirken auf Außenstehende von erschöpft und hilflos bis hin zu ausgebrannt. Das häufig auftretende Gefühl der Überforderung durch den anhaltenden Stress kann zu Wutanfällen, depressiven Episoden oder zu extremer Abgeschlagenheit und Müdigkeit führen. Auch körperlich sieht man den Betroffenen ihren Stress häufig durch Gesichtsblässe bis hin zu fahler, grauer Haut und Augenringe an.

In der Schwangerschaft

Auch in der Schwangerschaft kann es zu Symptomen eines Schwächeanfalles kommen. Im Vordergrund stehen häufig extreme Müdigkeit und Kraftlosigkeit, es kann aber auch zu Gefühlen von Überforderung, Angst und Ungewissheit vor der der Änderung der Lebensumstände kommen. Ursächlich für diese Symptome, die bis hin zum Schwächeanfall reichen können, sind die Hormon- und Stoffwechselveränderungen, die mit der Schwangerschaft einhergehen. Ebenfalls ursächlich können gerade im späteren Verlauf auch niedriger Blutdruck, schwankende Blutzuckerwerte sowie ein Iod- oder Eisenmangel sein.

Was sind die Anzeichen eines Schwächeanfalls?

Vor dem Eintreten eines Schwächeanfalls kann es im Vorfeld zu Symptomen, quasi den ersten Anzeichen der chronischen Erschöpfung, kommen. Allgemeine Schwäche und Kraftlosigkeit, langanhaltende Müdigkeit und Abgeschlagenheitsgefühl gehören dazu. Zusätzlich kann diese „Vorstufe“ mit einer geringeren Belastbarkeit und einem starken Gefühl von dauerhafter Überlastung und Überforderung einhergehen. Das kann dazu führen, dass sich die Betroffenen unwohl fühlen und sie sich deprimiert zurückziehen. Auch für Außenstehende sind die „ersten Anzeichen“ des chronischen Erschöpfungszustands oft sichtbar. Diese zeigen sich körperlich durch blasse, fahle bis graue Haut und eventuell tiefen Ringen unter den Augen. Außerdem wirken Betroffene auch auf Außenstehende, als wären sie „am Ende mit den Nerven“. Das kann sich durch leichte Reizbarkeit, Überempfindlichkeit, Übermüdung oder Fahrigkeit bei Handlungen zeigen.

Begleitende Symptome zu einem Schwächeanfall

Wenn es zu einem Anfall von Schwäche kommt, kann sich dieser durch verschiedene Symptome äußern. Neben einem allgemeinen Gefühl von Kraftlosigkeit und Abgeschlagenheit leiden Patienten häufig unter einem Schwindelgefühl, Muskelzuckungen, Herzrasen, Zittern, haben einen hohen Puls, Hörstörungen, Sehstörungen oder Taubheitsgefühl, Übelkeit oder auch Hitzewallungen. Besonders typisch ist das Gefühl des „Schwarzwerden vor Augen“, ein Instabilitätsgefühl auf den Beinen oder ein weiches Gefühl ebendieser, welches das Gefühl vermittelt, sich auf den Beinen nicht mehr halten zu können und umzufallen. Durch verschwommenes Sehen, Flimmern vor den Augen, eventuell verändertem Hören oder Taubheitsgefühl können Patienten ein komisches, benommenes oder taumeliges Gefühl im Raum bekommen. Im Gegensatz zu einem Ohnmachtsanfall kommt es bei einem Schwächeanfall aber nicht zu einem Bewusstseinsverlust. Die Betroffenen sind in der Lage, ihr Umfeld wahrzunehmen, Fragen zu beantworten und auf Reize zu reagieren.

Zittern

Häufig geht ein Schwächeanfall unter anderem mit Zittern (medizinisch: Tremor) oder Muskelzuckungen einher. Häufig zittern unsere Muskeln etwas, ohne dass uns dieses bewusst ist. Sichtbares Zittern äußert sich durch unwillkürliche, meist regelmäßige Bewegungen verschiedener Körperteile, wie Händen oder Arme, Kopf, Beine oder Rumpf. Durch starke Erschöpfung oder Stress, die zu einem Schwächeanfall führen können, kann es aber auch zu einem Zittern der Stimme kommen.

Schwitzen

Ein Anfall von Schwäche kann durchaus zu einer vermehrten Schweißbildung (Hyperhidrose) führen. Die Produktion von Schweiß ist in erster Linie ein natürlicher Regulationsmechanismus unseres Körpers und dient der Temperaturregulation. Zu diesem sonst natürlichen Schutzmechanismus vor Überwärmung kann es durch emotionale Faktoren wie emotionalen Stress kommen. Häufig Schwitzen Betroffene bei dieser nervösen Erregung vermehrt an Händen und unter den Achseln, aber auch unter den Fußsohlen und an der Stirn.

Schwindel

Ein Schwindelgefühl ist ein häufiges Begleitsymptom eines Schwächeanfalls. Betroffene fühlen sich wie benommen. Ursächlich können starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels sein. Häufig geht das Benommenheitsgefühl mit Sehstörungen wie verschwommenem Sehen oder dem „Schwarzwerden vor den Augen“ oder auch Hörstörungen bis hin zu Taubheitsgefühl einher. Bei starkem Schwindelgefühl sollte auf bestimmte Tätigkeiten wie Autofahren etc. verzichtet werden, da das zu Gefährdung des Betroffenen und anderer führen kann. Tritt der Schwindel wiederholt auf und kann keine Ursache (wie schneller Lagerungswechsel) gefunden werde, sollte der Schwindel ärztlich abgeklärt werden.

Übelkeit

Ein Schwächeanfall kann durchaus mit Übelkeit (Nausea) einhergehen. Dieses unangenehme Gefühl wird auf den Magen-Darm-Trakt projiziert und ist häufig mit Appetitverlust verbunden. Wenn die Übelkeit zunimmt, kommt es zunehmend zu vermehrtem Speichelfluss und ein Brechreiz kann ausgelöst werden. Übelkeit ist häufig nur eines von vielen Symptomen bei einem Schwächeanfall. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn sie nicht nur vorübergehend auftritt und starke Beschwerden verursacht.

Therapie eines Schwächeanfalls

Beim Auftreten der ersten Anzeichen eines Schwächeanfalls (Schwarzwerden vor Augen, Schwindel) kann es hilfreich sein, sich hinzulegen und die Beine erhöht zu lagern. Nicht immer muss ein Arzt zu Rate gezogen werden. Wenn es den Betroffenen gelingt, die Ursache für ihre Anspannung und Abgeschlagenheit zu finden und diese zu beheben, sich gesund zu ernähren, ausreichend Flüssigkeit (z.B. Wasser und ungesüßte Tees) zu sich zu nehmen und sich Ruhe zu gönnen, kann es schnell zur Besserung der Symptome kommen.

Extreme körperliche Anstrengungen sollten in solchen Situationen vermieden werden, um wieder Energie zu sammeln. Aber gerade bei dauerhafter Symptomatik oder wiederholt auftretenden Schwächeanfällen sollte eine Therapie in Erwägung gezogen werden. Es ist empfehlenswert, sich seiner Lebensgewohnheiten bewusst zu werden und genügend Ruhephasen und ausreichend Schlaf zu integrieren. Auch auf (zunächst mäßige) körperliche Auslastung, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und eine gesunde Ernährung sollte geachtet werden. Durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen wird der Rückfluss des Blutes zum Herzen unterstützt. Das ist gerade bei einem Arbeitsplatz empfehlenswert, an dem lang gestanden oder viel gesessen werden muss.

Mögliche auslösende Situationen wie der lange Aufenthalt in überfüllten Räumen, langes Stehen oder der Konsum von Alkohol und Drogen sollten vermieden werden. Ist das Auftreten eines Schwächeanfalles durch eine andere Grunderkrankung wie eine Stoffwechselstörung oder Herzerkrankung bedingt, wird die Grunderkrankung behandelt. Handelt es sich bei dem Symptomen um die Folgen einer „verschleppten Grippe“ mit eventueller bakterieller Zusatzinfektion, kann eine Antibiotikagabe zum Erfolg führen. Medikamentenpläne sollten regelmäßig mit dem Hausarzt durchgegangen werden, da auch diese zu Symptomen wie Abgeschlagenheit etc. führen können. In diesem Fall sollte die Einnahme eines anderen Medikaments erwogen werden. Keinesfalls sollte die Medikation auf eigene Faust geändert oder eingestellt werden.
Außerdem kann das Erlernen von Entspannungstechniken für den Alltag, Yoga, autogenes Training oder Meditation Stress reduzieren, Anspannungen abbauen und so den Genesungsprozess unterstützen.

Diagnose eines Schwächeanfalls

Ein Schwächeanfall ist häufig durch leicht behebbare Ursachen, wie oben aufgeführt, bedingt. Ist eine andere Grunderkrankung Ursache für den starken Erschöpfungszustand, kann diese zugrundeliegende Erkrankung bei einem Arztbesuch diagnostiziert werden. Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und entsprechender Diagnose, muss die Behandlung eventuell von anderen Fachärzten weiterbehandelt werden.

Dauer des Anfalls

Ein Schwächeanfall tritt meist plötzlich mit Symptomen wie Sehstörungen, Zittern, Muskelzuckungen, Herzrasen und Übelkeit auf und geht recht schnell vorüber. Daher sollten gerade wiederholt auftretende Schwächeanfälle oder auch eine langanhaltende Schwäche dringend ärztlich abgeklärt werden. Auf diese Weise kann bei Bedarf eine eventuell zugrundeliegende Erkrankung schnell erkannt und gehandelt und mögliche Risiken verhindert werden.

Prognose bei einem Schwächeanfall

Die Prognose eines Schwächeanfalles hängt von der Ursache ebendieser ab. Beruht der Anfall von Schwäche auf einer temporären, schweren körperlichen Erschöpfung oder einer kurzfristig emotional sehr anstrengenden Belastung, klingt die Symptomatik durch ausreichend Ruhe und einen gesunden Lebensstil wieder ab und es gibt eine gute Prognose. Ist der Schwächeanfall allerdings Ausdruck einer anderen Grunderkrankung wie einer Herzschwäche, Stoffwechselerkrankung oder auch psychischen Grunderkrankung, hängt die Prognose von der zugrundeliegenden Erkrankung ab.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Wenn die Symptome sich nicht nur auf allgemeine Abgeschlagenheit beziehen, diese Erschöpfungszustände über einen längeren Zeitraum andauern, wiederholt auftreten oder man sich die Symptomatik nicht durch einen der oben genannten einfachen Gründe erklären kann, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Welcher Arzt behandelt einen Schwächeanfall?

Zunächst sollte man sich als Patient bei seinem Hausarzt vorstellen und über die Symptome berichten. Die medizinische Behandlung und eventuelle Überweisung an andere Fachärzte richtet sich dann nach der möglichen Ursache. So könnte beispielsweise eine „verschleppte“ Grippe mit Antibiotika behandelt werden, während Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen zu jeweiligen Spezialisten weiterverwiesen werden würden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.12.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023