Schilddrüsenunterfunktion

Die Schilddrüse ist eine hormonbildende zweilappige Drüse im vorderen Halsbereich. Die Schilddrüsenhormone kurbeln unseren Stoffwechsel an und bewirken eine Förderung des Wachstums und der psychischen Entwicklung.

Die Schilddrüsenunterfunktion liegt vor, wenn die Schilddrüse keine oder nur unzureichende Mengen an den Schilddrüsenhormonen Thyroxin und Triiodidthyronin bildet, so dass die Hormonwirkung an den Zielorganen verringert ist bzw. ausbleibt. Eine Schilddrüsenunterfunktion drosselt demnach die körperliche Aktivität und lässt den Stoffwechsel auf Sparflamme laufen.

Die Schilddrüsenunterfunktion kann unerkannt schwere körperliche und geistige Entwicklungsschäden bei heranwachsenden Kindern hervorrufen, weshalb in Deutschland bei der Neugeborenenuntersuchung ein verpflichtender Test durchgeführt wird.

Die Schilddrüsenunterfunktion betrifft circa 1 % der Bevölkerung, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Symptome & Diagnose

Symptome einer Unterfunktion

Die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und müssen nicht immer alle in Erscheinung treten.
Durch die verlangsamten Stoffwechselprozesse läuft der Körper auf Sparflamme. Zu den typischen Beschwerden einer zählen somit Müdigkeit und Leistungsabfall, Gewichtszunahme ohne Veränderung der Essgewohnheiten, gesteigerte Kälteempfindlichkeit, trockene raue Haut, Haarausfall durch die Unterfunktion, niedriger Puls oder Verstopfung.
Äußerlich kann eine Schilddrüsenunterfunktion zum sogenannten Myxödem führen. Hierbei kommt es zu einer Auftreibung der Unterhaut durch Mehrfachzuckereinlagerung in das Bindegewebe, was zur Anschwellung an jeglicher Stelle des Körpers führen kann.
Außerdem kann der Fettstoffwechsel betroffen sein, wodurch das Risiko für Gefäßverkalkungen mit Erkrankungen am Herz- Kreislaufsystem steigt.
Darüber hinaus kann eine Schilddrüsenunterfunktion zu depressiver Verstimmung, Menstruationsstörungen bei der Frau oder zu sexueller Unlust bei beiden Geschlechtern führen.
Vor allem bei älteren Patienten werden die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, wie gesteigertes Kälteempfinden, Leistungsknick und depressive Verstimmung oft fälschlicherweise als Alterserscheinungen verkannt.
Bei Neugeborenen und Säuglingen können Bewegungsarmut, Trinkunlust, abgeschwächte Reflexe, Verstopfung sowie eine über den natürlichen Zustand lang andauernde Neugeborenengelbsucht Hinweise auf eine Schilddrüsenunterfunktion sein.
Eine erworbene Schilddrüsenunterfunktion entwickelt sich schleichend und geht anfangs oft mit geringen Symptomen einher. Deshalb wird die Schilddrüsenunterfunktion meist erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt.

Symptome einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion

Die Kinder fallen bei und nach der Geburt durch folgende unspezifische, aber für eine Schilddrüsenunterfunktion typische Symptome auf.
Die Kinder mit einer Schilddrüsenunterfunktion sind vermehrt von einer Gelbsucht betroffen, die über 14 Tage anhält (Icterus neonatorum prolongatus).
Sie haben einen schwachen Saugreflex und trinken schlecht, außerdem zeigen sie eine Bewegungsarmut und abgeschwächte Reflexe. Auffällig ist bei vielen Kindern auch eine große Zunge (Makroglossie).
Oft sind die Kinder bei einer Schilddrüsenunterfunktion von Verstopfung (=Obstipation) betroffen.
Im Kleinkindalter fallen der Wachstumsrückstand und eine verminderte Körpergröße auf, das Zahn - und Knochenalter ist für das Alter des Kindes nicht adäquat, d.h. für das Alter des Kindes sind die Zähne und Knochen unterentwickelt.
Die Betroffenen zeigen bei Ausbleiben einer adäquaten Behandlung geistige Retardierung und haben in vielen Fällen eine verminderte Intelligenz.
Die Schilddrüsenunterfunktion kann des Weiteren zu einer Schwerhörigkeit und daraus resultierend zu Sprachstörungen führen. Außerdem kann es in manchen Fällen zu einer isolierten Erhöhung des zweiten, diastolischen Blutdruckwertes kommen (siehe auch: Erhöhung des zweiten Blutdruckwertes).

Lesen Sie viele weitere Informationen zu diesem Thema unter: Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Entwicklungsverzögerung bei angeborener Schilddrüsenunterfunktion

Das Vollbild einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion beim Kind ist der Kretinismus, der als kindliche Entwicklungsstörung definiert ist, die durch den Mangel an Schilddrüsenhormonen hervorgerufen wird.
Die Kinder sind von irreparablen Schäden v.a. des zentralen Nervensystems betroffen und ihre Entwicklung ist verzögert bzw. gestört. Kurze Finger, Skelettfehlbildungen, offene Fontanellen oder Innenohrschwerhörigkeit oder Taubheit sind mögliche Symptome des Kretinismus und treten gemeinsam auf.

Diagnose

Um die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion stellen zu können wird ihr behandelnder Arzt vorab ein ausführliches Gespräch bezüglich ihrer aktuellen Beschwerden und der familiären Vorerkrankungen führen.
Auch die Frage nach ihren Essgewohnheiten wird den Arzt interessieren, um gegebenenfalls einen Iodmangel durch unzureichende Iodzufuhr über die Nahrung aufzudecken.
Im Anschluss an das sogenannte Anamnesegespräch folgt die körperliche Untersuchung. Hierbei stellt sich der Untersucher hinter den Patienten und tastet mit beiden Händen die Halsregion ab. Der Tastbefund kann beispielsweise Hinweise auf eine Vergrößerung der Schilddrüse liefern.
Apparativ wird bei Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion ein Ultraschall am liegenden Patienten durchgeführt. Der Ultraschall gibt Informationen über Größe, Beschaffenheit, Lage und Struktur der Schilddrüse.
Eine zusätzliche Untersuchung im Rahmen der diagnostischen Abklärung einer Schilddrüsenunterfunktion kann die sogenannte Szintigraphie zum Einsatz kommen. Hierbei wird ein radioaktiv markierter Stoff über eine Vene in den Körperkreislauf eingebracht. Im Normalfall reichert sich diese Substanz im Schilddrüsengewebe an und kann bildlich dargestellt werden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion nimmt die Schilddrüse den Stoff vermindert auf. Diese Untersuchungsmethode ist keine Routine bei der Diagnostik der Schilddrüsenunterfunktion sondern kommt bei bestimmten Fragestellungen zum Tragen.

Der Verdacht einer Schilddrüsenunterfunktion wird durch eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Schilddrüsenwerte vorgenommen. Es werden der sogenannte TSH–Wert, das T3 sowie T4 bestimmt. Der TSH–Wert, kurz für Thyroidea–stimulierendes Hormon wird im zentralen Nervensystem in der Hirnanhangsdrüse produziert und kurbelt über den Blutweg die Schilddrüse zur Hormonproduktion an.

Bei einer primären Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH–Wert erhöht, da aufgrund der mangelhaften Produktion von T3 und T4 der negative Rückkopplungsmechanismus zum Gehirn fehlt und so massiv die Produktion von TSH angeregt wird.

Bei der sekundären Schilddrüsenunterfunktion liegt das Problem im Gehirn, dem Produktionsort für das TSH, weshalb der Wert hierbei erniedrigt ist. Ein normaler TSH-Wert schließt eine Schilddrüsenunterfunktion weitestgehend aus. Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 können noch im Normbereich liegen (latente Schilddrüsenunterfunktion), im unteren Normbereich oder erniedrigt sein. Im letzten Fall wird dann von einer manifesten Schilddrüsenunterfunktion gesprochen.
Bei Verdacht auf eine erworbene Hashimoto–Thyreoditis werden zusätzlich die Thyreoglobulin- sowie Thyreoperoxidase–Antikörper im Blut bestimmt.

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Bei den Neugeborenen erfolgt das verpflichtende Screening durch Untersuchung von Fersenblut mit anschließender Bestimmung der bereits erwähnten Laborwerte.

Schilddrüsenunterfunktionsscreening bei Neugeborenen

Beim gesetzlich vorgeschriebenen Hypothyreose-Screening im Rahmen des Neugeborenen-Screenings am 2.-3. Lebenstag des Kindes kann eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt werden: Die Konzentration von TSH wird ermittelt. Dieses Hormon bewirkt die Freisetzung der Schilddrüsenhormone T3 und T4.

Einige Bluttropfen werden dem Neugeborenen zwischen der 36. und der 72. Lebensstunde aus der Ferse entnommen und auf ein spezielles Filterpapier getropft.
Bei angeborener Schilddrüsenunterfunktion sind die Konzentrationen von T3 und T4 erniedrigt, da die Schilddrüse diese nicht oder nicht in ausreichendem Maße produziert. Auf Grund dieser Unter- bzw. Minderproduktion von Hormonen ist der TSH-Wert erhöht.

Über den Regelkreislauf erfolgt daraufhin eine TRH- und TSH-Erhöhung, die eine Steigerung der Schilddrüsenhormonproduktion zum Ziel hat.
Da die Schilddrüse auf diesen Stimulus nicht reagieren kann, bleibt die Hormonmangelsituation mit einem erhöhten TSH-Wert bestehen.

Behandlung

Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine nicht heilbare Erkrankung. Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion sollte so früh wie möglich begonnen werden, um bleibende Spätschäden zu vermeiden.
Das Ziel der Therapie der Schilddrüsenunterfunktion ist eine Korrektur des TSH–Wertes in den Normbereich sowie die Eindämmung der Symptome. Der Hormonmangel wird durch Zufuhr von Schilddrüsenhormonen in Form von Tabletten ausgeglichen. Hierbei handelt es sich um synthetisch hergestelltes Thyroxin, welches von den Betroffenen meist lebenslang und ohne Unterbrechung eingenommen werden muss. Das Medikament wird in aufsteigender Dosis eingeschlichen, um zum einen die individuelle Zieldosis zu ermitteln und zum anderen bei zu schneller Aufdosierung, die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion zu vermeiden.
Bei korrekter Einnahme des Medikaments können die Betroffenen ein ganz normales Leben führen. Zu Beginn der Behandlung werden die Schilddrüsenwerte monatlich durch eine Blutprobe bestimmt. Bei gut eingestellter Schilddrüsenunterfunktion reicht die jährliche Blutkontrolle aus.
Selten kommt eine Kombinationstherapie aus beiden Schilddrüsenhormonen, sprich T3 und T4 zur Anwendung, wenn bestimmte Synthesefunktionen beim Patienten gestört sind, die eine Umwandlung der Hormone behindert.
Ist ein Medikament zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion der Auslöser der Unterfunktion, so sollte die Dosis in Rücksprache mit ihrem Arzt verändert oder das Mittel gegebenenfalls abgesetzt werden.

Lesen Sie mehr hierzu unter: Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion

Therapie einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion

Eine lebenslange Ersatzgabe (=Substitution) von Thyroxin (=T4) mittels L-Thyroxin ist notwendig, um die Folgen der Schilddrüsenunterfunktion zu verhindern. Sie sollte so früh wie möglich begonnen werden, da Hirnschädigungen, wenn sie einmal eingetreten sind, nicht umkehrbar sind.
Die Dosierung des Hormons erfolgt einschleichend, d.h. eine langsame Dosissteigerung bis hin zu einer bestimmten Hormonkonzentration wird vorgenommen, welche schließlich konstant beibehalten wird.
Die Ziele der Therapie sind die Beschwerdefreiheit des Patienten und eine Normalisierung des TSH-Wertes im Blut.

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Es sollten regelmäßige Kontrollen des Hormonspiegels erfolgen, um die euthyreote Schilddrüsen-Stoffwechsellage (=normale Funktionslage der Schilddrüse) zu überprüfen und die Dosierung des Medikaments optimal einstellen zu können.
Wichtig ist außerdem die genaue Beobachtung des Wachstums der Kinder, die Anhalt für eine verminderte Hormonproduktion bieten kann.

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Ursachen & Prophylaxe

Ursachen einer Unterfunktion

Die primäre Schilddrüsenunterfunktion stellt die häufigste Ursache dar. Bei dieser Form der Schilddrüsenunterfunktion liegt das Problem in der Schilddrüse selbst. Die Auslöser hierfür können entweder angeboren oder erworben sein.
In Deutschland kommt circa eines von 4000 Neugeborenen mit einer Schilddrüsenunterfunktion zur Welt. Hierbei fehlt das Organ entweder vollständig, ist fehlerhaft entwickelt oder die Schilddrüse weist aufgrund eines genetischen Fehlers eine gestörte Hormonproduktion auf. Auch durch eine zu hoch dosierte medikamentöse Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion der Mutter während der Schwangerschaft kann eine Schilddrüsenunterfunktion beim Neugeborenen auslösen.
Die erworbenen primären Schilddrüsenunterfunktionen treten mit zunehmendem Alter auf und sind meist die Folge einer dauerhaften Entzündung des Schilddrüsengewebes. Die ihr zugrunde liegende Erkrankung wird als Hashimoto – Thyreoditis bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung unklarer Genese. Der Körper produziert in diesem Fall gegen körpereigenes Gewebe gerichtete Eiweiße sogenannte Antikörper, die das Schilddrüsengewebe fälschlicherweise als fremd anerkennen, angreifen und zerstören. Der Untergang der funktionsfähigen Schilddrüsenzellen endet in einer Schilddrüsenunterfunktion.
Eine weitere Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion kann als Komplikation durch die ärztliche Behandlung mittels Medikamente, Strahlentherapie oder operativer Behebung einer Schilddrüsenüberfunktion, bei der zu viel der Hormone produziert werden und der Körper dauerhaft auf Hochtouren läuft, hervorgerufen werden.
Eine in unserem Land sehr selten gewordene Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion ist ein Iodmangel. Um die bereits erwähnten Hormone T3 und T4 zu synthetisieren benötigt die Schilddrüse als Baustein Iod. In unseren Breitengraden ist das Spurenelement Iod häufig der Nahrung beigefügt, sodass Mangelerscheinungen allein durch die Nahrung vermieden werden.

Ursachen sekundärer Unterfunktion

Liegt die Ursache der Schilddrüsenunterfunktion nicht in dem Organ selbst, sondern in den, der Schilddrüse übergeordneten Steuerzentralen, welche sich in unserem Gehirn befinden, spricht man von sekundärer beziehungsweise tertiärer Schilddrüsenunterfunktion.
Schädigungen an diesen Hirnstrukturen können durch Verletzungen, Tumore, operative Eingriffe oder Strahlentherapie im Kopfbereich hervorgerufen werden. Die in den Hirnzentren hergestellten Hormone werden über den Blutweg vom Hirn aus zur Schilddrüse gesandt und steuern normalerweise die Produktion und Verteilung der Schilddrüsenhormone. Eine Störung in ihrer Synthese führt zur fehlerhaften Produktion von T3 und T4 in der Schilddrüse. Die Folge ist eine Schilddrüsenunterfunktion.

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Ursachen einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion

Wir bei einem Säugling eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert dann kann das verschiedene Ursachen haben. Die Schilddrüse ist nicht angelegt bzw. nicht vorhanden (Athyreose), die Schilddrüse ist fehlerhaft entwickelt (Schilddrüsendysplasie) oder befindet sich nicht in der physiologischen, normalen anatomischen Lage wodurch sie in ihrer Funktion eingeschränkt wird (Schilddrüsenektopie).
Sehr seltene Ursachen für eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion sind eine fehlerhafte Schilddrüsenhormon-Herstellung oder eine Resistenz (=Unempfindlichkeit) der Zellen gegen die Hormone, so dass sie nicht adäquat auf die hormonellen Signale reagieren.

Funktion der Schilddrüsenhorme

Die Schilddrüsenhormone L-Tetrajodthyronin (T4), auch Thyroxin genannt, und L-Trijodthyronin (T3) haben diverse Wirkungen und Wirkorte.
Die Freisetzung der Schilddrüsenhormone wird über einen geschlossenen Regelkreis gesteuert.
Das Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormone, Thyreotropin Freisetzungs-Hormon) wird aus dem zentralen Nervensystem freigesetzt und wirkt auf die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), die nun vermehrt TSH (Thyreoidea Stimulating Hormone, schilddrüsenstimulierendes Hormon) produziert und ins Blut abgibt.
TSH wirkt an der Schilddrüse. Die Schilddrüsenzellen werden zur Hormonbildung angeregt, so dass T3 und T4 werden im Folgenden ausgeschüttet.
Außerhalb der Schilddrüse wird T4 in T3 umgewandelt, welches das aktivere der beiden Hormone ist. Die Freisetzung der Schilddrüsenhormone ins Blut bewirkt wiederum, im Rahmen einer Rückkopplungsreaktion im Regelkreis, dass weniger TRH und somit TSH ausgeschüttet werden. Die Konzentration der im Blut vorhandenen Schilddrüsenhormone T3 und T4 ist die Basis dieses Regelkreislaufs.

Prophylaxe: Ernährung und Iodzufuhr

Auch die Ernährung spielt zur Vorbeugung einer Schilddrüsenunterfunktion eine entscheidende Rolle. Es sollte auf eine ausreichende Jodzufuhr über die Nahrung, beispielsweise in Form von jodiertem Speisesalz oder regelmäßigen Verzehr von Fisch, geachtet werden. Denn wie bereits erwähnt ist das Jod ein essentieller Baustein der Schilddrüsenhormone. Die tägliche Menge des aufzunehmenden Jods beträgt in etwa 200 Mikrogramm.
Auf einen übermäßigen Verzehr von Sojaprodukten sollte verzichtet werden, da sie die Funktion der Schilddrüsenhormone einschränken können. Eine ausgewogene Zufuhr von Vitaminen und Magnesium können einen positiven Effekt auf die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion haben.
Bei der häufigsten Form der Schilddrüsenunterfunktion, der Hashimoto–Thyreoditis, kann die Schilddrüsenunterfunktion leider nicht durch eine adäquate Jodzufuhr ausgeglichen werden.

Verlauf & Prognose

Verlauf in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kommt es zum gesteigerten Jodbedarf bei der werdenden Mutter. Einerseits durch vermehrte Schilddrüsenhormonproduktion, andererseits ist das Ungeborene abhängig von der Jodversorgung durch die Mutter.
Ab der 12. Schwangerschaftswoche etwa beginnt der Fötus dann eigenständig die Produktion der Schilddrüsenhormone. Deshalb ist eine zusätzliche Jodzufuhr für Frauen mit bekannter Schilddrüsenunterfunktion in Schwangerschaft und Stillzeit empfehlenswert.
Jodtabletten erhalten Sie rezeptfrei in der Apotheke. Allerdings werden diese nicht von der Krankenkasse rückerstattet.
Eine bekannte Schilddrüsenunterfunktion, aber auch bereits der Verdacht sollte außerdem frühzeitig medikamentös mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Körperliche sowie geistige Spätfolgen am Ungeborenen können dadurch rechtzeitig verhindert werden.
In der Regel ist eine Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion mit dem Medikament L-Thyroxin unbedenklich für das Kind während der Schwangerschaft. Halten Sie Rücksprache mit ihrem behandelnden Frauenarzt, um gegebenenfalls die Dosis ihrer Medikation neu einzustellen. Während der Schwangerschaft sollte aber unbedingt auf eine Strahlen- oder Radioiodtherapie verzichtet werden. Planen Sie schwanger zu werden und haben sich der zuvor erwähnten Behandlung unterzogen, sollten sie vier bis sechs Monate mit der Schwangerschaft warten, um die Entwicklung ihres Kindes nicht zu gefährden.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Schilddrüsenunterfunktion in der Schwangerschaft

Komplikationen

Eine heutzutage sehr selten gewordene Komplikation einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion ist das sogenannte Myxödemkoma. Der Stoffwechsel der Betroffenen wird hierbei lebensgefährlich heruntergefahren. Mögliche Symptome sind ein Absinken der Körpertemperatur, eine Verlangsamung des Herzschlags, ein Blutdruckabfall sowie eine gefährliche Verlangsamung und Abflachung der Atmung. In einigen Fällen können zusätzlich Myxödeme entstehen. Folglich kommt es hierbei zur teigigen Anschwellung unterschiedlicher Körperareale, vor allem im Bereich von Gesicht und Gliedern. Das Myödenkoma im Rahmen einer Schilddrüsenunterfunktion sollte frühzeitig mit der Gabe hochdosierter Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Ein Ausgleich des Elektrolyt- und Wasserhaushalts sowie die Gabe von Cortison spielt ebenfalls eine lebensrettende Rolle.

Prognose bei Unterfunktion

In der Regel lassen sich die Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion durch die tägliche Einnahme der verordneten Medikamente nach einigen Monaten gut unterbinden.
Die Einnahme sollte etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit einem Glas Wasser erfolgen, um die Wirkstofffreisetzung und -aufnahme nicht zu beeinflussen.
Bei der angeborenen Schilddrüsenunterfunktion hängt die Prognose deutlich vom frühzeitigen Beginn der Behandlung nach Diagnosestellung ab. Je früher die Therapie begonnen wird, desto sicherer können die Spätfolgen der körperlichen sowie geistigen Entwicklungsverzögerung einer Schilddrüsenunterfunktion verhindert werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.09.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023