Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (med. Hypothyreose) wird zu wenig Schilddrüsenhormon (Thyroxin) produziert. Das kann an einer Insuffizienz, also einer Produktionsschwäche der Schilddrüse selbst liegen, oder auch an einer Funktionsstörung der Hirnanhangsdrüse. Die Therapie besteht für gewöhnlich in einer lebenslangen Zuführung der Hormone durch Tabletten. Eine weitere Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion kann ein Jodmangel sein, der durch eine erhöhte Aufnahme von Jod mit der Nahrung eine Schilddrüsenunterfunktion gelindert werden kann.

Therapieoptionen bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Im Folgenden werden die wichtigsten Therapieoptionen aufgelistet und daraufhin im einzelnen besprochen.

  • Iodtabletten
  • L-Thyroxin als Hormonersatz
  • Homöopathische Begleittherapie
  • Ernährungsumstellung sowie Hausmittel
  • Schüssler Salze

Jod bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Jodmangel ist eine mögliche Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion. Das Hormon der Schilddrüse (Thyroxin), benötigt mehrere Jodmoleküle, um gebildet zu werden. Liegt zu wenig Jod im Speicher der Schilddrüse vor, so kann nicht mehr genügend Thyroxin gebildet und ausgeschüttet werden. Ein Jodmangel ist durch den Zusatz von Jod beispielsweise in Kochsalz unwahrscheinlich, aber möglich. Eine zusätzliche Einnahme von Jod kann daher eine unterstützende Maßnahme zur Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion sein oder sogar die erste Maßnahme, die zur Behandlung ergriffen wird. Jodtabletten können in einigen Fällen einen latenten Jodmangel beheben.

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L-Thyroxin bei einer Schilddrüsenunterfunktion

L-Thyroxin wird eingesetzt, wenn im Blut ein zu niedriger Wert des körpereigenen Thyroxins (T4) festgestellt wird. Es gleicht der molekularen Struktur der gleichnamigen körpereigenen Schilddrüsenhormonen und ersetzt diese dementsprechend, indem es im Körper die gleichen Wirkungen auslöst wie das Hormon selbst.

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Homöopathie bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Der Einsatz homöopathischer Mittel beruht auf den Symptomen und personellen Eigenschaften, welche in der Gesamtheit das sogenannte „Arzneimittelbild“ darstellen. Jedes Homöopathikum hat ein Arzneimittelbild, welches anzeigt, dass das entsprechende Mittel von der Person benötigt wird. Es gibt mehrere Arzneimittelbilder, die eine Schilddrüsenunterfunktion beinhalten. Ist außer dem Schilddrüsenleiden auch noch ein Herz-, Magen- und Wirbelsäulenschwäche auffällig, sollte Kalium carbonicum in der Potenz D12 ausprobiert werden. Sind Trägheit und Aufopferungsbereitschaft bei der Person auffällig und besteht darüber hinaus ein Appetit auf Süßigkeiten und eiweißhaltige Nahrungsmittel, kann Calcium carbonicum Hahnemanni helfen. Hiervon sollten drei Mal täglich 5 Globuli in der Potenz D12 eingenommen werden. Fühlt sich die betroffene Person außerdem in ihren geistigen Fähigkeiten eingeschränkt und hat beispielsweisre das Gefühl, nicht (mehr) so schnell denken zu können, kann das Mittel Barium carbonicum  helfen. Auch hier bietet sich die Potenz D12 mit der Dosierung von 3 mal 5 Globuli am Tag an. Tritt neben der Schilddrüsenunterfunktion noch ein chronisch erhöhter Blutdruck auf, sollte das Homöopathikum Lespedeza Sieboldii ebenfalls in der oben genannten Dosierung und Potenz angewendet werden.

Ernährung bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Bei der Ernährung sollte neben dem besonderen Augenmerk auf den Jodgehalt von Nahrungsmitteln auch auf die Einnahme von bestimmten Vitaminen geachtet werden. Besonders Vitamine A, C, D und B12 können die Krankheitssymptome einer Schilddrüsenunterfunktion lindern: Während Vitamin A die Lichtempfindlichkeit mildern kann, unterstützen Vitamin C und D unter anderem das Immunsystem. Vitamin B12 ist wichtig für die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Dadurch können diese Substanzen helfen, sich vitaler zu fühlen und die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion weniger stark wahrzunehmen.

Während Vitamin A und D zu den fettlöslichen Substanzen zählen und daher vor allem in fettigen Nahrungsmitteln wie Pflanzenölen, Avocado oder Fisch enthalten sind, stellen Zitrusfrüchte einen guten Vitamin-C-Lieferant dar. Vitamin B12 ist vor allem in tierischen Produkten wie Eier und Milch enthalten, kann aber auch als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Ein weiterer Aspekt, der bei der Ernährung beachtet werden sollte, ist die ausreichende Einnahme von Magnesium. Dieses Spurenelement muss von allen Menschen mit der Nahrung zugeführt werden, allerdings kann die Aufnahme bei einer Schilddrüsenunterfunktion durch den verschlechterten Stoffwechsel nicht ausreichend für den Bedarf sein. Außerdem begünstigt das im Zuge der Therapie verordnete Thyroxin sowohl die Ausscheidung von Magnesium als auch die Aufnahme desselben in die Zellen, wodurch im Blut ein leichter Mangel entstehen kann. Nahrungsmittel, die als Magnesiumlieferanten zählen, sind beispielsweise Hülsenfrüchte, Leinsamen, Sonnenblumen- und Kürbiskerne.

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Hausmittel bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Neben den homöopathischen Mitteln kann auch mit einem bewussten Lebensstil und bestimmten Hausmitteln auf den Verlauf bzw. den Ausprägungsgrad einer Schilddrüsenunterfunktion Einfluss genommen werden. Zu solchen Methoden gehört beispielsweise die oben beschriebene Ernährung, die verstärkt auf die Zufuhr von bestimmten Vitaminen und Magnesium achtet. Eine ausgewogene Ernährung und Sport beugen außerdem einer Gewichtszunahme vor, welche durch den schlechten Stoffwechsel und den Appetit oftmals bedingt wird. Vermehrter Appetit (besonders auf Kohlenhydrate) und ein verschlechterter Stoffwechsel treten bei einer Schilddrüsenunterfunktion fast immer auf. Langfristig kann die Verordnung einer medikamentösen Therapie jedoch helfen, die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion zu lindern und sollte gerade bei schwerwiegenderen Krankheitsbildern in Erwägung gezogen werden. Der bewusste Lebensstil oder auch homöopathische oder alternativmedizinische Therapien können dann zusätzlich zu diesen Medikamenten angewendet werden.

Rezeptfreie Medikamente bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Die Medikamente, die einen Botenstoff, hier ein Schilddrüsenhormon, ersetzen, sind verschreibungspflichtig. Ohne Rezept vom Arzt sind sie also nicht erhältlich. Das hängt damit zusammen, dass die Schilddrüse in einem Regelkreislauf unterliegt, der durch die nicht fachgerechte Einnhahme solcher Tabletten empfindlich gestört werden kann. Nicht verschreibungs- aber apothekenpflchtig sind dagegen Jodtabletten, etwa mit dem Wirkstoff Kaliumjodid. Diese führen dem Körper das Element Jod zu, welches durch den Körper bei einer Überversorgung ausgescheiden werden kann. Da Jod fett- und nicht wasserlöslich ist, ist die Ausscheidung allerdings für den Körper schwierig. Daher muss auch vor einer Überdosierung von Jodtabletten – obwohl sie leicht erhältlich sind – gewarnt werden.

Schüssler Salze bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Möchte man die Schilddrüsenunterfunktion mit Schüssler-Salzen unterstützend zur ärztlichen Therapie behandeln, so bieten sich Salze an, die Jod enthalten. Das sind zum Beispiel Arsenum jodatum (Nr. 24) und Kalium jodatum (Nr. 15). Durch das Jod soll die Schilddrüse zu mehr Aktivität angeregt werden. Zur Dosierung empfiehlt sich die Potenz D6 oder D12. Davon können 3 bis 5 Tabletten am Tag eingenommen werden, bis eine Besserung der Symptome eintritt. Für eine genauere Dosierung sollte jedoch eine Fachperson zu Rate gezogen werden. Ist nach einigen Wochen keine Besserung der Beschwerden erkennbar, sollte Dosierung oder Heilmittel verändert bzw. angepasst werden.

Nebenwirkungen der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion

Normalerweise hat die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion mit Thyroxin-Tabletten nur milde oder im besten Fall gar keine Nebenwirkungen: Da durch die Tabletten das zu wenig produzierte Schilddrüsenhormon (bzw. dessen Vorstufe) dem Körper als Ersatz zugeführt wird, sollten damit in erster Linie die Mangelerscheinungen ausgeglichen werden. Gerade in der ersten Zeit der Behandlung können jedoch unerwünschte Wirkungen der Medikamente bemerkt werden. Das liegt meistens an der noch nicht gut genug abgestimmten Dosierung der Medikamente oder auch an der Gewöhnungsbedürftigkeit der Therapie, da der Körper die Anwesenheit von genug Schilddrüsenhormonen zu Beginn als „zu viel“ empfinden mag. Dann können Symptome wie Herzklopfen oder vermehrtes Schwitzen auftreten, die normalerweise einer Schilddrüsenüberfunktion zugeordnet werden. Diese sollten aber bald von selbst verschwinden, ansonsten sollte der behandelnde Arzt wegen der Anpassung der Dosis konsultiert werden.

Dauer der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion hält in den meisten Fällen ein Leben lang an. Dementsprechend ist auch die Behandlungsdauer langfristig, besonders wenn es sich um ein Medikament handelt, dass die für die Schilddrüse relevanten Hormone ersetzt, wie etwa L-Thyroxin oder T3/T4. Da diese im Körper fehlende Botenstoffe ersetzen, würde ein Absetzen der Medikamente zu den gleichen Symptomen wie vor Beginn der Therapie führen. Anders kann es bei einem Jodmangel aussehen, der sich negativ auf die Schilddrüse auswirkt und mit Jodtabletten behoben werden soll: Sind die Schilddrüsenwerte im Normbereich, bedeutet das, dass der schwerwiegende Mangel behoben ist und die Tabletten nunmehr bei Bedarf eingenommen werden können.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.02.2018 - Letzte Änderung: 12.01.2023