Thyronajod®

Einleitung

Thyronajod® ist ein Präparat zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen, genauer gesagt der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder eines Kropfes (Struma) ohne Funktionsstörung der Schilddrüse.
Hersteller ist die Firma Sanofi-Aventis in Frankfurt am Main.

Die Schilddrüse liegt am Hals des Menschen vor der Luftröhre. Normalerweise ist sie nicht sichtbar und tastbar.

Eine tastbare Vergrößerung der Schilddrüse wird als Kropf bezeichnet und tritt oftmals in Kombination mit Funktionsstörungen der Schilddrüse auf.

Das von der Schilddrüse produzierte Hormon wird Thyroxin genannt. Thyroxin führt im Körper ganz allgemein zur Anregung und Beschleunigung des Stoffwechsels.

Gerät die Schilddrüsenfunktion aus dem Gleichgewicht, so entsteht entweder eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose, „Hypo"= „unter“) bei der zu wenig Thyroxin produziert wird oder eine Überfunktion, die dann als Hyperthyreose („hyper“=über) bezeichnet wird und bei der zu viel Thyroxin produziert wird.

Thyronajod® ersetzt bei einem Thyroxinmangel das körpereigene Thyroxin und wird demnach bei einer Schilddrüsenunterfunktion als Mittel der Wahl eingesetzt.
Da ein Kropf auch durch einen Jodmangel mit verursacht werden kann, kann das in Thyronajod® zusätzlich enthaltene Jodid die Schilddrüse zusätzlich unterstützen, denn diese braucht zwingend Jod zu Herstellung von Thyroxin und vergrößert sich bei einem Mangel an Jod.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Iodmangel oder Schilddrüsenmedikamente

Was ist in Thyronajod® enthalten?

Die im Thyronajod® enthaltenden Wirkstoffe Levothyroxin-Natrium (kurz: „L-Thyrox“) und Kaliumiodid wirken beide der Schilddrüsenunterfunktion entgegen.

Thyronajod® ist in der Wirkstärke 50, 75, 100, 125, 150 Mikrogramm Levothyroxin und 138,8 oder 196,2 Mikrogramm Kaliumiodid erhältlich.

Das enthaltene Levothyroxin ersetzt das körpereigene Thyroxin, das bei einer Schilddrüsenunterfunktion zu wenig im Körper vorhanden ist.

Jod ist für die Bildung von Schilddrüsenhormonen unabdingbar, da es ein wichtiger Bestandteil von Thyroxin ist.
Somit kann das im Thyronajod® enthaltene der Schilddrüse zusätzliches Jod liefern, wenn diese z.B. auf Grund von Jodmangel vergrößert ist oder sich eine Unterfunktion entwickelt hat.

Dosierung

Thyronajod® sollte immer den Anweisungen des behandelnden Arztes oder des Apothekers entsprechend eingenommen werden.
Die Tagesdosis legt hierbei der behandelnde Arzt fest.

Hierbei gilt es Wechselwirkungen und weitere Krankheiten des Betroffenen in die Dosierungsanweisung mit aufzunehmen und bei der Dosiswahl zu beachten.

Wichtig ist die morgendliche Einnahme, die immer nüchtern und mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück erfolgen sollte. Die Tablette sollte während der Einnahme nicht zerkaut werden und zum erleichterten Transport zusammen mit einem Glas Wasser eingenommen werden.
Der gleichzeitige Konsum von Kaffee kann die Aufnahme in der Körper verzögern.

Sollte der Betroffene eine Einnahme vergessen haben, so darf er die Einnahme nicht nachholen, sondern sollte die Einnahme im normalen Rhythmus am nächsten Tag weiterführen.

Die Therapiezeit mit Thyronajod® unterscheidet sich je nach Ursache und dauert in vielen Fällen zwischen sechs Monaten und einem Jahr. Während der Therapie sollten regelmäßig die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden, um den Therapieerfolg zu kontrollieren und gegebenenfalls die Therapie zu beenden oder einer veränderten Schilddrüsenfunktion anzupassen.

Dürfen Kinder Thyronajod® einnehmen?

Kinder unter 14 Jahren sollten kein Thyronajod® einnehmen. Da eine Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern meist allein durch einen Jodmangel entsteht, ist hier die alleinige Therapie durch die Gabe von Jod meist ausreichend.

Dürfen Schwangere und Stillende Thyronajod® einnehmen?

Betroffene einer Schilddrüsenunterfunktion sollten zwingend auch in der Schwangerschaft die Einnahme von Thyronajod® fortführen, da besonders in dieser Zeit eine korrekte Behandlung besonders wichtig ist.

Die Einnahme sollte während dieser Zeit unter besonders intensiver ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden. Negative Einflüsse von Thyronajod® auf das ungeborene Kind konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Auch in der Stillzeit kann Thyronajod® nach bisherigen Erkenntnissen ohne jede Bedenken eingenommen werden, da die Menge an Bestandteilen von Thyronajod®, die in die Muttermilch übergehen, sehr gering sind.

Die tägliche Dosis von 200 Mikrogramm Jod sollte jedoch sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit nicht überschritten werden und bei der Einnahme weiterer jodhaltiger Medikamente beachtet werden.

Wann darf ich Thyronajod nicht einnehmen?

Wie alle anderen Medikamente auch darf Thyronajod® nicht angewendet werden, wenn man allergisch auf Levothyroxin, Kaliumiodid oder einen der anderen weiteren Bestandteile von Thyronajod® ist.

Hierbei gilt es auch besonders auf frühere Reaktionen auf jodhaltige Kontrastmittel oder auch jodhaltige Medikamente wie beispielsweise Amiodaron gegen Herzrhythmusstörungen zu achten.

Auch einige wenige seltene Hautkrankheiten, die durch Jod ausgelöst werden, wie eine besondere Form der Gefäßentzündung, sollten zum Verzicht auf Thyronajod® führen.

Vor der Einnahme von Thyronajod® muss ausgeschlossen werden, dass die Schilddrüse sogenannte autonome Areale aufweist. Diese Areale produzieren unkontrolliert Thyroxin und die Produktionsrate würde durch die Gabe von zusätzlichem Thyronajod® unkontrolliert steigen.
Sollte der Verdacht auf ein sogenanntes autonomes Areal vorliegen, sollte dieser Verdacht durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden um die Einnahme von Thyronajod® je nach Ergebnis doch durchführen zu können.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Heißer Knoten an der Schilddrüse

Logischerweise sollte Thyronajod® auch nicht eingenommen werden, wenn man unter einer eigenen Überproduktion von Thyroxin im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion leidet.

Da die stoffwechselsteigernde Wirkung von Thyronajod® auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben wird, muss die Einnahme von Thyronajod® bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkt, einer Koronaren Herzerkrankung, Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder des Herzbeutels (Perikarditis) aber auch Bluthochdruck sorgfältig abgewogen werden, bzw. diese Krankheiten vor der Einnahme ausgeschlossen werden.

Ursache hierfür ist, dass ein erhöhter Stoffwechsel und eine Anregung des Kreislaufes immer mit mehr Arbeit für dieses System verbunden sind. Bereits geschädigte Teile dieses Systems können durch diese zusätzliche Belastung eventuell versagen und es kann zu lebensgefährlichen Situationen wie Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Herzversagen oder auch Bluthochdruckkrisen kommen.

Während der regelmäßigen Einnahme von Thyronajod® sollten diese Erkrankungen engmaschig kontrolliert werden.

Weitere Vorsicht gilt es bei Frauen jenseits der Wechseljahre walten zu lassen. Hier sollte die Dosis sehr gezielt gewählt werden, da ein zu viel an Hormonen eine Osteoporose auslösen oder beschleunigen kann. Aufgrund der stoffwechselsteigernden Wirkung von Thyronajod® kommt es zu einer Beschleunigung des Knochenstoffwechsels.

Nebenwirkungen

Da Thyronajod® das körpereigene Hormon Thyroxin ersetzt, treten vor allem zu Beginn die Nebenwirkungen gleich einer Schilddrüsenüberfunktion auf.
Im Zuge der Kreislaufanregung kann es also zu Herzklopfen durch einen zu schnellen Herzschlag (Tachykardie) bis hin zur Minderversorgung des gesamten Herzens mit Herzinfarkt-typischen Brustschmerzen kommen, die dann oftmals in den linken Arm ausstrahlen. Es können auch Herzrhythmusstörungen auftreten.

Weiterhin kann es durch die extreme Anregung des Stoffwechsels im gesamten Körper zu einem Hitzegefühl kommen, das von übermäßigem Schwitzen begleitet werden kann.

Weiter klagen viele Behandelte über ein Händezittern (Tremor) oder auch über Schlaflosigkeit.

Auch der Magen-Darm-Trakt reagiert auf die Überaktivierung und die Betroffenen können unter Durchfall leiden.

Stellt man eine dieser Nebenwirkungen an sich fest, so sollte die Dosis vom Arzt überprüft werden und gegebenenfalls für bestimmte Zeit reduziert werden.

Durch das zusätzlich in Thyronajod® enthaltene Jod kann es zu Reaktionen wie Fieber, Hautausschlägen, Jucken, Reizhusten, Durchfall oder Kopfschmerzen durch eine Überempfindlichkeit gegenüber Jod kommen.
Auch hier sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, um die Einnahme von Thyronajod® zu optimieren.

Was gilt es ansonsten zu beachten?

Thyronajod® ist in Deutschland verschreibungspflichtig, das heißt, es darf nur von einem Arzt per Rezept verordnet und von der Apotheke ausgegeben werden.

Die Einnahme von Thyronajod® kann mit der Einnahme weiterer Medikamente in wechselseitiger Beeinflussung stehen. Hier gilt es besonders auf gerinnungshemmende Medikamente wie Phenprocoumon (Marcumar) zu achten.

Durch die Veränderung des Stoffwechsels sollte auch die Wirkung von Blutzucker senkenden Medikamenten gegen Diabetes mellitus kontrolliert werden, da der erhöhte Stoffwechsel deren Wirkung abschwächen kann und es kann zu einem zu hohen Blutzucker bei den Betroffenen kommen.
In diesem Fall muss die Dosis der Medikamente für die Dauer der Therapie mit Thyronajod® durch den Arzt angepasst werden.

Weiterhin ist eine Umstellung zwischen verschiedenen Präparaten zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion nur unter ärztlicher Aufsicht erlaubt, da sich gleiche Inhaltsstoffe in ihrer Wirkdauer und der Art der Verstoffwechselung im Körper doch beträchtlich unterscheiden können.

Für bestimmte Medikamente gilt es auch einen zeitlichen Abstand von 4-5 Stunden einzuhalten, damit sich die Aufnahme aus dem Darm sonst gegenseitig beeinflussen könnte.
Hierzu zählen Medikamente zur Senkung der Blutfette, einige Arzneimittel gegen eine erhöhte Cholesterinkonzentration im Blut (die sogenannten Gallensäurekomplexbildner) oder Mittel gegen hohe Kaliumkonzentrationen im Blut.
Ein Einnahmeabstand von zwei Stunden ist bei aluminiumhaltigen Präparaten gegen Sodbrennen notwendig.

Ausschlaggebend ist bei all diesen Präparaten die Aufnahme im Darm. Viele Medikamente werden über gleiche Wege in den Darm aufgenommen. Sind zu viele Wirkstoffe im Darm vorhanden, konkurrieren diese und es kann nicht mehr gewährleistet werden, dass alle Wirkstoffe auch in ausreichendem Maße im Körper aufgenommen werden.

Da die Wechselwirkungsliste mit anderen Medikamenten sehr lang ist, sollte jeder Betroffene vor der Einnahme von L-Thyroxin immer seinem behandelnden Arzt ausnahmslos alle Medikamente mitteilen, um die nicht zu unterschätzenden Wechselwirkungen zu vermeiden.

Neben Medikamenten gibt es auch Ernährungsgewohnheiten zu beachten. Betroffene, die besonders sojahaltig essen, müssen unter Umständen eine höhere Dosis Thyronajod® einnehmen, da Soja, ähnlich wie die oben beschriebenen Medikamente, die Aufnahme aus dem Darm vermindern kann.

Weitere Informationen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Medikamente finden Sie unter: Medikamente A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.08.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021