Schilddrüsenmedikamente

Einleitung

Die Schilddrüse ist ein wichtiges hormonbildendes Organ des Menschen, fachlich wird es als endokrines Organ bezeichnet. Die Drüse sitzt im Bereich des Kehlkopfes vor und seitlich der Luftröhre. Sie produziert die Hormone T3 und T4 und Calcitonin, die in dem schmetterlingsförmigen Organ gebildet und gespeichert werden. Die iodhaltigen Hormone sind wichtig für den Stoffwechsel des Organismus sowie für das Wachstum. Schilddrüsenerkrankungen können schwere Folgen besonders bei Heranwachsenden hervorrufen, weshalb sie frühzeitig erkannt und behandelt werden sollten. Störungen der Hormonbildung der Schilddrüse kann man grob in Unter- und Überfunktionen des Organs unterteilen. Die Medikamente zur Behandlung der Erkrankungen werden im Folgenden thematisiert.

Medikamente bei Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es zu einer Überproduktion der Schilddrüsenhormone mit Symptomen wie Gewichtsverlust, Herzrasen (Tachykardie) und Schweißausbrüchen. Je nach Ursache der Überfunktion kann ein Struma, also eine vergrößerte Schilddrüse tastbar sein, bei der Autoimmunerkrankung Morbus Basedow ist außerdem das Hervortreten der Augäpfel durch eine Entzündung des dahinter befindlichen Gewebes charakteristisch.

Eine Hyperthyreose, wie die Schilddrüsenüberfunktion auch genannt wird, wird mit Thyreostatika behandelt. Die schwefelhaltigen Substanzen wie Carbimazol, Thiamazol und Propylthiouracil hemmen die Bildung der Schilddrüsenhormone mit einer etwa einwöchigen Verzögerung. Natrium-Perchlorat und Kalium-Perchlorat hemmen die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse und somit ebenfalls die Bildung der jodhaltigen Hormone. Sie wirken ohne Verzögerung. Bei Tachykardie kommen Betablocker wie Propanolol zum Einsatz, um das Symptom zu mildern.

Propylthiouracil

  • Handelsnamen: Propycil, Prothiucil, Thyreostat

Carbimazol

  • Handelsnamen: Carbimazol, Carbistad, Neo-Thyreostat

Thiamazol

  • Handelsnamen: Favistan, Methizol, Thyrozol

Natrium-Perchlorat (Irenat), Kalium-Perchlorat

Betablocker wie Propanolol, Bisoprolol, Metoprolol

Die Radioiodtherapie ist eine Alternative zur Behandlung der Hyperthyreose mit Medikamenten und nutzt die Strahlung des radioaktiven Jod-Isotops 131 Jod, um die krankhaften Zellen der Schilddrüse zu zerstören. Diese wird im Weiteren besprochen.

Weitere Informationen zu diesem Thema: Therapie der Schilddrüsenüberfunktion

Radiojodtherapie

Bei der Radioiodtherapie handelt es sich um Therapieverfahren aus dem Bereich der Nuklearmedizin. Sie kommt bei verschiedenen Erkrankungen der Schilddrüse zum Einsatz, dazu gehört die Schilddrüsenautonomie, Morbus Basedow, Schilddrüsenvergrößerungen und bestimmte Formen des Schilddrüsenkrebses. Die Therapie wird in Deutschland stationär durchgeführt und ist mit einem mindestens 48 stündigen Klinikaufenthalt verbunden.

Bei der Therapie schluckt der Patient eine Kapsel, die ein radioaktives Iod-131-Isotop enthält. Da nur die Schilddrüse Iod aufnehmen kann, werden nur die krankhaft veränderten Zellen der Schilddrüse attackiert und unschädlich gemacht. Die Strahlung des verwendeten Iods reicht nur wenige Millimeter weit und schädigt in der Regel keine umliegenden Strukturen. Strenge Auflagen des Strahlenschutzes schreiben aber einen stationären Aufenthalt, zeitweisen Kontaktverbot und eine strenge Entsorgung von Ausscheidungen wie Urin und Stuhl vor.

Lesen Sie mehr hierzu: Radiojodtherapie

Medikamente bei Schilddrüsenunterfunktion

Eine Schilddrüsenunterfunktion wird mit der lebenslangen Zufuhr des nicht oder vermindert gebildeten Hormons behandelt. Die Dosis wird auf den Patienten individuell angepasst und langsam gesteigert, bis die Symptome der Unterfunktion verschwinden und sich die Blutwerte innerhalb der Referenzwerte befinden. Eine Schilddrüsenunterfunktion (auch Hypothyreose genannt) sollte regelmäßig kontrolliert werden. Eine Hypothyreose ist meist Folge einer chronischen Schilddrüsenentzündung (sogenannte Hashimoto-Thyreoditis) oder tritt in Folge von operativen Behandlungen der Schilddrüse auf.

Das nur dreifach jodierte Liothyronin oder Triiodthyronin /T3 kommt in der Regel nur in der Kombination mit Thyroxin zum Einsatz.

T4 (Tetrajodthyronin, L-Thyroxin oder Levothyroxin)

T3 (Triiodthyronin, Liothyronin)

  • Handelsnamen: Thybon, Thyrotardin, Trijodthyronin

Mischpräparate: T4 und T3

  • Handelsnamen: Novothyral, Prothyrid, Thyroxin-T3, Thyreotom

Lesen Sie auch: Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion

Medikamente bei Jodmangel

Der Jodmangel stellt eine Sonderform der Schilddrüsenerkrankungen dar. Durch eine ungenügende Zufuhr von Jod kommt es zunächst zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Als Folge werden die Zellen des Organs zum Wachstum stimuliert und es kann sich ein Struma bilden. Daraufhin kann sich auch eine Überfunktion der Schilddrüse entwickeln. Da die Störung durch einen Jodmangel hervorgerufen wird, besteht die Behandlung in der Zufuhr von Jod. Die Behandlung erfolgt durch eine erhöhte Einnahme über jodhaltige Lebensmittel wie Meeresfischen oder Meeresalgen, durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz oder die Einnahme von Jodtabletten. Besonders Schwangere und Heranwachsende sollten auf eine ausreichende Versorgung mit Jod achten, da andernfalls schwere geistige und körperliche Entwicklungsstörungen auftreten können.   

Kaliumjodid

Natriumjodid

  • Handelsnamen: Jodetten, Jodid, Kalium Jodatum, Mono-Jod, Stumedical, Strumex

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.03.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021