Schilddrüsenhormon T4 - Thyroxin

Definiton

T4 ist die Kurzbezeichnung des jodhaltigen Schilddrüsenhormons Tetrajodthyronin. Eine gängige Bezeichnung ist weiterhin Thyroxin. T4 und das strukturverwandte T3 (Trijodthyronin) sind an zahlreichen Stoffwechselprozessen des Körpers beteiligt und für einen regelrechten Ablauf der Körperfunktionen essentiell. Zu niedrige Werte sprechen für eine Schilddrüsenunterfunktion und  zu hohe Werte für eine Schilddrüsenüberfunktion. Bei der Unterfunktion, zum Beispiel durch eine entzündliche Erkrankung (häufig: Hashimoto-Thyreoditits), ist der Wert meist zu niedrig. Bei der Überfunktion, wie sie bei der Erkrankung Morbus Basedow oder der Schilddrüsenautonomie möglich ist, werden oft erhöhte T4-Werte gemessen. Wenn T4 nicht im Normalbereich ist, muss der Arzt meist eine Behandlung durch Tabletten und gegebenenfalls eine weitergehende Diagnostik anordnen.

Was sind die Normalwerte für T4?

Das Schilddrüsenhormon T4 kann im Blut bestimmt werden und dessen Konzentration wird üblicherweise in der Einheit Nanogramm pro Liter (ng/L) oder pro Deziliter (ng/dl) angegeben. Ein Nanogramm ist ein milliardstel Gramm (oder 0,000000001 Gramm). Teilweise wird der Wert aber auch in der Einheit Picomol pro Liter (pmol/L) angegeben. Anstelle des Gewichts wird dadurch die Anzahl der Teilchen angegeben. Da das Schilddrüsenhormon überwiegend an Eiweiße gebunden ist und nur ein geringer Teil "frei" und damit für den Körper direkt verfügbar ist, wird in der Regel nur das freie T4 (fT4) bestimmt .  Der Normalbereich der Konzentration an freiem T4 (fT4) im Blut liegt bei 8-18 ng/Liter bzw. 10-23 pmol/Liter.

Wenn die Angabe pro Deziliter (Zehntelliter) erfolgt, liegen die Werte bei 0,8 bis 1,8 ng/dl bzw. 1 bis 2,3 pmol/dl. Die Verwirrung wird noch dadurch gesteigert, dass es auch noch andere geltende Grenzbereiche für verschiedene Bevölkerungsgruppen wie Schwangere, alte Menschen oder Kinder. Ob der T4-Wert im Normalbereich liegt sollte daher nur vom Arzt beurteilt werden.

Wie verändert sich T4 in der Schwangerschaft ?

In der Schwangerschaft kommt es zu hormonellen Veränderungen, sodass daher auch häufig der T4- Wert nicht gleich bleibt. Man unterscheidet dabei physiologische Veränderungen, also solche, die natürlicherweise im Rahmen der Schwangerschaft auftreten, von pathologischen, also krankhaften und behandlungsbedürftigen Veränderungen. Das freie T4 steigt dabei natürlicherweise im ersten Teil der Schwangerschaft bis auf einen Maximalwert, der meist zwischen der neunten und 13. Schwangerschaftswoche erreicht wird. Im weiteren Verlauf sinkt der Wert wieder ab.

Allerdings wird in der Regel zunächst das Steuerhormon der Schilddrüse, das Thyreotropin oder auch TSH genannt, bei der Schwangeren bestimmt. Über dessen Wert und die je nach Schwangerschaftsphase geltenden Grenzwerte kann meist schon festgestellt werden, ob die Schilddrüsenfunktion in Ordnung ist oder ob eine Unter- oder Überfunktion vorliegen könnte.

T4 Wert und Kinderwunsch

Eine normale Schilddrüsenfunktion der Frau ist bei bestehendem Kinderwunsch sehr wichtig. Daher sollte der Wert für das freie T4 sowie das Steuerhormon TSH im Normbereich sein. Sowohl eine Unter- als auch eine Überfunktion, bzw. zu niedrige und zu hohe T4-Werte können bei der Entwicklung des Kindes zu schweren bleibenden Schäden führen. Zudem ist gerade die Unterfunktion eine mögliche Ursache dafür, dass die Frau erst gar nicht schwanger werden kann. Sollte es trotz Schilddrüsenfunktionsstörung zur Schwangerschaft kommen, ist jedoch das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht. Eine T4-Wert Erhöhung oder Erniedrigung sollte bei Kinderwunsch daher unbedingt abgeklärt und gegebenenfalls therapiert werden. Zudem sollte bei erfolgreichem Einsetzen der Schwangerschaft unbedingt die empfohlene Jodvorsoge eingehalten werden. Der T4-Wert und damit die Schilddrüsenfunktion des Mannes hat keinen direkten Einfluss auf den Kinderwunsch.

Warum ist mein T4 Wert zu hoch?

Wenn der T4-Wert zu hoch ist, spricht dies für eine Schilddrüsenüberfunktion. Diese kann wiederum verschiedene Ursachen haben, wobei manche recht häufig sind und andere eher selten auftreten.

Eine der möglichen häufigeren Ursachen ist die sogenannte Schilddrüsenautonomie. Dabei kommt es zu einer ungehemmten, übermäßigen Hormonproduktion durch einzelne Bereiche der Schilddrüse. Die Diagnose erfolgt mittels der Schilddrüsenszintigraphie. Dafür wird eine geringe Menge radioaktiv strahlendes Jod ins Blut gegeben, welches sich in der Schilddrüse anreichert. Bei einer Schilddrüsenautonomie zeigt sich in der bildlichen Darstellung ein Bereich mit übermäßiger Anreicherung, der dann als “heißer Knoten” bezeichnet wird.

Die zweite häufige Ursache eines zu hohen T4-Wertes ist die Erkrankung Morbus Basedow. Die übermäßige Hormonproduktion wird hierbei durch sogenannte Autoantikörper, die gegen Schilddrüsenrezeptoren gerichtet sind, ausgelöst. Auf diese Weise wird die Schilddrüse zur übermäßigen Hormonproduktion angetrieben. Die Diagnose des Morbus Basedow wird vor allem über eine Bestimmung dieser Autoantikörper im Blut ermöglicht.

Eine weitere mögliche Ursache erhöhter T4-Werte ist eine übermäßige Einnahme von Schilddrüsenmedikamenten, wenn zum Beispiel die vom Arzt festgelegte Dosierung zu hoch ist. Je nachdem, welche Ursache dem erhöhten T4 zugrunde liegt, kann eine zielgerichtete Therapie eingeleitet werden.

Warum ist mein T4 Wert zu niedrig?

Ein zu niedrigerer T4-Wert weist einen Schilddrüsenhormonmangel nach, der in der Regel eine Schilddrüsenunterfunktion zugrunde liegt. Die Unterfunktion kann dabei verschiedene Ursachen haben.

Recht häufig in der Bevölkerung (besonders bei Frauen) ist die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoditis. Bei dieser Erkrankung produziert der Körper spezielle Eiweiße (Autoantikörper), die zu einer Entzündung und Funktionseinschränkung des Schilddrüsengewebes führen.

Ebenfalls kommt es zu zu niedrigen T4-Werten, wenn eine Operation der Schilddrüse oder eine Bestrahlung mit radioaktivem Jod aufgrund einer Erkrankung erfolgt ist. Meist müssen die Patienten nach einem solchen Eingriff das ganze Leben Schilddrüsenhormone als Tabletten einnehmen. Bei einer zu geringen Dosierung kommt es zu einer Unterfunktion und der T4 Wert ist zu niedrig.

T4 als Medikament

T4 ist nicht nur ein vom Körper selbst hergestelltes, wichtiges Hormon sondern auch ein sehr häufig verordnetes Medikament. Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion (zum Beispiel infolge einer Schilddrüsenoperation oder einer Schilddrüsenentzündung) sind auf die Einnahme von T4 angewiesen, um ein normales Leben führen zu können. Durch die meist einmal am morgen eingenommene Tablette wird so die Funktion, die ansonsten die Schilddrüse übernimmt, ersetzt und der Tagesbedarf an Schilddrüsenhormon ist gedeckt. Dabei ist bei jedem Menschen eine individuelle Dosis für den jeweiligen Bedarf festzulegen. Durch regelmäßige Kontrolle der Blutwerte kann der Arzt diese Dosis überprüfen und gegebenenfalls anpassen.

Medikamente mit dem Wirkstoff T4 (Tetrajodthyronin, oft auch als Thyroxin bezeichnet) gibt es von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Dosierungen. Je nach Hersteller unterscheidet sich der Handelsname. Wirkstoff und Wirkung sind jedoch identisch. Häufig verschriebene Präparate sind zum Beispiel L-Thyroxin Henning oder Euthyrox. Die üblichen Dosierungen liegen im Bereich von 25 bis 300µg (Mikrogramm). Zudem gibt es auch Medikamente, die neben T4 auch noch Jod enthalten wie zum Beispiel Thyronajod oder Jodthyrox.

T4 zum Abnehmen

Wenn man gerne abnehmen möchte, stellt die Einnahme von T4 hierzu auf keinen Fall eine Option dar. Manche Menschen verursachen allerdings durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen eine Gewichtsabnahme herbeizuführen. Dies ist aber zum einen meist nicht erfolgreich und zum anderen sehr gefährlich. Die Schilddrüsenhormone (wie zum Beispiel T4) führen zwar zu einer Steigerung des Energieumsatzes des Körpers, sodass Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion oft auch abnehmen.

Wenn man jedoch Schilddrüsenhormone wie T4 einnimmt, ohne darauf aufgrund einer Schilddrüsenerkrankung angewiesen zu sein, kann es zu einer künstlich herbeigeführten Schilddrüsenüberfunktion kommen. Neben Beschwerden wie Unruhe, Zittern, Schwitzen oder Durchfall kann es sogar zu lebensbedrohlichen Folgen wie Herzrhytmussstörungen kommen. Wer gerne abnehmen möchte und auch nachhaltig das Gewicht halten möchte, kann dies nur durch eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten (geringere Kalorienzufuhr) sowie durch vermehrte körperliche Betätigung (höherer Kalorienverbrauch) erreichen.

T3 vs T4 - Was ist der Unterschied?

Sowohl T4 als auch T3 sind jodhaltige Hormone, die von der Schilddrüse produziert werden. Sie unterscheiden sich chemisch lediglich darin, dass T3 (Trijodthyronin) drei Iodteilchen enthält und T4 (Tetraiodthyronin) vier. Während T4 stabiler ist und weniger schnell zerfällt, ist T3 bis zu hundertmal wirksamer als T4. Der Körper ist zudem in der Lage, T4 in T3 umzuwandeln.

Die Schilddrüse produziert hauptsächlich T4, welches auch als eine Art “Speicherform” angesehen werden kann und im Blut ständig verfügbar ist. Bei Bedarf kann der Organismus auf diesen “Vorrat” zurückgreifen und T4 in T3 umwandeln. Aus diesem Grund enthalten Schilddrüsentabletten zum Hormonersatz in der Regel das stabilere T4. Bei der Blutbestimmung der Schilddrüsenwerte werden in der Regel sowohl T3 als auch T4 bestimmt. Bei einem leichten Hormonmangel ist zunächst oft nur der T4-Wert erniedrigt. Bei einem ausgeprägten Mangel sind dagegen meist beide Werte zu niedrig.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.10.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021