Strahlentherapieplanung

Hinweis

Bei diesem Thema handelt es sich um die Fortsetzung unserer Seite: Strahlentherapie

Synonyme

Bestrahlungsplanung, Planung einer Strahlentherapie, Vorbereitung der Strahlentherapie

Definition

Die Strahlentherapieplanung beinhaltet alle vorbereitenden Maßnahmen, die notwendig sind, um eine Strahlentherapie entsprechend den geforderten Qualitätskriterien durchführen zu können.

Ablauf

Bei der Bestrahlungsplanung werden regelhaft folgende Schritte durchgeführt:

  1. Lagerung
  2. Bildgewinnung
  3. Festlegen der Therapieregion
  4. Berechnen des Bestrahlungsplans
  5. Simulation der Bestrahlung
  6. Übergang zur Strahlentherapie

Lagerung

Die Lagerung des Patienten muss so gewählt werden, dass der Patient reproduzierbar bequem und sicher liegen und dass die Behandlungsregion vom Therapiestrahl möglichst direkt erreicht werden kann. Nachfolgend sind häufige Beispiele aufgeführt:

  • Lagerung bei der Bestrahlung des Mammakarzinoms (Krebs der weiblichen Brust):
    Hier hat sich die Rückenlage mit über den Kopf erhobenen Armen oder die Schrägseitenlage zur gesunden Seite durchgesetzt. Um ein Wackeln zu vermeiden, werden diverse Lagerungshilfsmittel eingesetzt. Armhalter, Keilkissen, Vakuummatratzen.
    Durch diese Maßnahmen ist die Brust dem Therapiestrahl gut zugänglich und die Lunge, das Herz und die Brust der anderen Seite sind weitgehend zu schonen.
  • Lagerung bei der Bestrahlung des Prostatakarzinoms (Krebs der Vorsteherdrüse des Mannes):
    Der Patient liegt hier auf dem Rücken und ein Kissen wird unter die Knie gelegt, so dass das Becken flach auf dem Behandlungstisch liegen kann. Ein Hohlkreuz wird so vermieden. Die Arme liegen auf der Brust.
  • Lagerung bei Bestrahlungen im Kopf- oder Hals-Nasen-Ohren-Bereich:
    Da der Kopf sehr beweglich ist, gleichzeitig hier kritische Regionen eng benachbart liegen, muss der Kopf für eine Strahlentherapie fixiert werden, um Schäden an gesunden Organen (Hirn, Augen, Nerven, etc.) zu vermeiden. Am häufigsten werden dafür Kopfmasken aus thermoplastischem Material angefertigt. Dieses besondere Kunststoffmaterial wird erwärmt und und dadurch dehnbar. In diesem Zustand wird es dem Patienten über den Kopf gezogen und am Behandlungstisch befestigt. Dabei passt es sich der Gesichtskontur ähnlich einem Gipsabdruck an. In wenigen Minuten kühlt das Material ab und eine weitere Verformung ist anschließend nicht mehr möglich. Die Maske wird dann vor jeder Bestrahlungssitzung angelegt.

Bildgewinnung / Computertomographie

Ist die Lagerung abgeschlossen, wird in dieser Position eine Computertomographie (Schichtröntgenaufnahmen) von der Therapieregion angefertigt. Mit diesen Bilddaten wird ein dreidimensionales Modell des Patienten errechnet. Des Weiteren werden bei der Computertomographie die ersten Zielmarkierungen auf die Haut gemalt, die für die gleiche Lagerung bei den Bestrahlungen benötigt werden. In dem Raum des Computertomographen und im Behandlungsraum des Linearbeschleunigers befinden sich jeweils drei Raumlaser. Einer ist links, einer rechts und der dritte oberhalb des Behandlungstisches befestigt. Alle drei Laser treffen sich in einem Punkt. Im Beschleunigerraum ist das der Punkt, der sich genau in einem Meter Abstand zu dem Punkt im Beschleunigerkopf befindet, in dem der Röntgenstrahl entsteht. Gleichzeitig läuft durch diesen Punkt die Rotationsachse des Linearbeschleunigers, die er 360° umfahren kann.

Meistens ist dieser Punkt nach Abschluss der Behandlungsplanung im Tumor lokalisiert.

Wenn alle drei Laserpunkte mit den Hautmarkierungen übereinstimmen, liegt der Patient bei der jeder Bestrahlung genauso, wie er bei Planung gelegen hat.

Vier Schichtröntgenaufnahmen in Höhe des Oberkörpers

Festlegen der Therapieregion

In dem gewonnenen Bilddatensatz wird vom behandelnden Arzt nun markiert, welcher Bereich die therapeutische Strahlendosis erhalten soll und welche Bereiche und Organe geschont werden müssen. Dabei müssen viele Aspekte der Tumorerkrankung berücksichtigt werden. Bei manchen reicht es aus, die Tumorregion selbst zu behandeln, bei anderen muss der Lymphabfluss ebenfalls mit einbezogen werden, da es bei ihnen häufiger zu Metastasen (Absiedlungen) in dieser Region kommt. Zusätzlich muss die Strahlenbelastbarkeit der gesunden Nachbarorgane berücksichtigt werden, so dass hier keine Dauerschäden durch die Strahlentherapie entstehen.

Rekonstruktion der Beckenorgane beim Mann:
Blau = Enddarm
Rosa = Prostata
Orange = Samenbläschen
Dunkelrot = Harnblase

Markierte Therapieregion beim Prostatakarzinom (rote Kringel)

Berechnen des Bestrahlungsplans

Nach den Vorgaben des Arztes wird nun der Bestrahlungsplan durch den Medizinphysiker erstellt. Das beinhaltet, aus welchen und aus wie vielen Winkeln der Linerbeschleuniger auf die Therapieregion einstrahlen soll, welche Energie und Intensität der Röntgenstrahl haben muss, usw.. Es werden also die technischen Aspekte festgelegt.

Beispielhafte Projektion eines Bestrahlungsfeldes bei einer Bestrahlung im Hals- Nasen- Ohren- Bereich

Simulationsbild der linken Schulter

Simulation der Bestrahlung

Wurde der Plan berechnet und nach Überprüfung der Qualitätsanforderungen akzeptiert, wird nun eine Bestrahlung durchgespielt, d.h. simuliert.

Dafür wird der Patient wieder so hingelegt, wie er bei der Computertomographie gelegen hat. Die Ausrichtung erfolgt mit Hilfe der Hautmarkierungen.

Bei der Berechnung des Bestrahlungsplans wurden Bilder rekonstruiert, die zeigen, wie Röntgenbilder aussehen müssten, wenn man sie aus den Winklen anfertigen würde, aus denen der Linearbeschleuniger einstrahlt. Mit Hilfe eines besonderen Röntgenapparates, dem Röntgensimulator, werden nun aus diesen Winkeln Röntgenaufnahmen angefertigt und diese mit den errechneten verglichen. Stimmen diese aus allen Winkeln überein, kann die Strahlentherapie auf diese Weise durchgeführt werden.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Jörg Haferanke Veröffentlicht: 13.01.2008 - Letzte Änderung: 12.01.2023