Wie hoch sind die Überlebenschancen bei einer Hirnblutung?

Einleitung

Bei einer Hirnblutung handelt es sich nicht um ein einheitliches Krankheitsbild.
Viel mehr unterscheidet man zwischen:

  1. intrazerebralen und
  2. extrazerebralen Blutungen.

1. Intrazerebrale Blutungen sind Hirnblutungen im engeren Sinne, da sie im Hirngewebe stattfinden, wohingegen
2. extrazerebrale Blutungen im Bereich der Hirnhäute stattfinden.

Umgangssprachlich fasst man jedoch beide Blutungsarten unter dem Begriff Hirnblutungen zusammen. Da es sich aber um ganz verschiedene Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Entstehungsursachen handelt, sind auch die Überlebenschancen nicht gleich. Es gibt Hirnblutungen mit vergleichsweise guten Prognosen und solche, die mit einer hohen Sterblichkeit einhergehen. Der folgende Artikel befasst sich mit den unterschiedlichen Arten einer Hirnblutung und den damit verbundenen Überlebenschancen. Außerdem werden interessante Fakten und Informationen näher beleuchtet, die Auswirkungen auf die Überlebenschancen bei einer Hirnblutung haben.

Wie sind die allgemeinen Überlebenschancen?

Hirnblutungen sind ernstzunehmende Krankheitsbilder, die mitunter tödlich enden können.
Je nach Art der Hirnblutung, ergeben sich unterschiedliche Überlebenschancen. Als Beispiel ist das chronische Subduralhämatom zu nennen, welches meist ältere Menschen nach einem Bagatelltrauma betrifft. Über einen Verlauf von Wochen und Monaten blutet es nach der Verletzung zwischen den Hirnhäuten ein. Dadurch entwickeln sich eher langsam Symptome, wie Kopfschmerzen und schlussendlich auch Lähmungen und epileptische Anfälle. (siehe dazu auch: Symptome bei einer Hirnblutung)
Ein akutes Subduralhämatom hingegen kann mit einer Sterblichkeit von 30 bis 80% einhergehen, da es sich meist um eine akute, größere Blutung mit begleitenden Hirnverletzungen handelt. Man sieht also, dass es sehr schwierig ist, von „allgemeinen Überlebenschancen“ zu sprechen. Abgesehen von der Blutung spielen auch andere Faktoren, wie das Alter, der Gesamtzustand des Betroffenen und die Entstehung der Blutung eine wichtige Rolle für das Überleben.
Für Hirnblutungen im engeren Sinne, nämlich Blutungen des Hirngewebes (intrazerebral), ist die allgemeine Prognose eher schlecht. In den ersten 30 Tagen nach der Blutung versterben 40 % der Patienten und 1 Jahr nach der Blutung sind 50% der Patienten verstorben.

Welche Faktoren beeinflussen die Überlebenschancen positiv?

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Überlebenschancen bei einer Hirnblutung positiv beeinflussen können.
Dazu gehört unter anderem ein guter Allgemeinzustand des Betroffenen. Ein guter Gesundheitszustand ist immer von Vorteil und verbessert die Chancen eine Hirnblutung die sich daran anschließenden Therapien zu überstehen. (Siehe dazu: Therapie einer Hirnblutung)
Eine verhältnismäßig kleine Blutung und nur leichte Begleitverletzungen sind ebenfalls von Vorteil für das Überleben, da oft schwere Begleitverletzungen, beispielsweise im Rahmen eines Autounfalles, maßgeblich das Überleben beeinflussen.

Weiterhin wichtig für eine positive Beeinflussung der Überlebenschancen ist die schnelle Versorgung in einem spezialisierten Krankenhaus. Je schneller die Therapie erfolgt, desto besser sind die Überlebenschancen der Betroffenen. Weiterhin haben jüngere Menschen bessere Überlebenschancen bei einer Hirnblutung als alte Menschen, die meist auch einen im Allgemeinen schlechteren Gesundheitszustand haben.

Welche Faktoren beeinflussen die Überlebenschancen negativ?

Die Entstehung der Hirnblutung spielt eine maßgebliche Rolle für die Chancen des Überlebens. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma etwa, beispielsweise bei einem Autounfall, geht meist mit sehr starken Blutungen und weiteren Verletzungen des Hirngewebes einher.
Daher sind die Überlebenschancen dann meist als schlechter zu bewerten, als sie es beispielsweise bei weniger schweren Verletzungen wären. Auch Begleiterkrankungen oder ein hohes Alter wirken sich negativ auf die Überlebenschancen aus.

Vor allem Bluthochdruck stellt einen großen Risikofaktor für intrazerebrale Hirnblutungen – also Hirnblutungen im Hirngewebe – dar und verschlechtert die Prognose, wenn er nicht medikamentös eingestellt ist. Auch ein Drogenkonsum, vor allem von Amphetaminen, Kokain oder Speed, ist ein Risikofaktor für intrazerebrale Hirnblutungen und ein negativer Faktor, der das Überleben verschlechtern kann. Bestimmte Arten einer Hirnblutung gehen aufgrund der Art der Einblutung bereits mit schlechteren Überlebenschancen einher.
Dazu gehören:

  • die Subarachnoidalblutungen
  • Intrazerebralblutungen und
  • akute Subduralblutungen.

Wie sind die Überlebenschancen, wenn ein Koma eintritt?

Ein Koma ist der höchste Grad einer Bewusstseinsstörung, bei der der Betroffene selbst durch Schmerzreize nicht erweckbar ist.
Im Zuge einer Hirnblutung kann es durch eine massive Steigerung des Hirndrucks zu einem Koma kommen. Dies versucht man durch ein frühzeitiges Eingreifen zu verhindern, da irreversible Schäden des Hirngewebes oder gar der Tod die Folge sein können.

Ein Koma erfordert daher eine intensivmedizinische Betreuung. Der Zustand der Betroffenen ist als kritisch und potentiell lebensbedrohlich anzusehen. Nicht nur die Hirnblutung als solche bedroht in diesem Zustand das Leben, sondern auch Komplikationen, die in der intensivmedizinischen Behandlung auftreten können. Das sind vor allem Lungenentzündungen und Blutvergiftungen. Vor allem durch Beatmungsgeräte, Katheter und Venenzugänge können Keime in den Körper des Betroffenen gelangen und zu lebensbedrohlichen Infektionen führen. Die Überlebenschancen bei einer Hirnblutung mit Koma sind daher im Schnitt eher schlechter als ohne ein Koma.
Wenn die Betroffenen überleben, so tragen sie meist Folgeschäden davon. In den weitaus selteneren Fällen überstehen Betroffene eine solche Hirnblutung ohne Folgeschäden.

Wie sind die potentiellen Folgeschäden, wenn man überlebt?

Je nachdem, wie stark das Hirngewebe durch die Hirnblutung in Mitleidenschaft gezogen wurde, können unterschiedlich stark ausgeprägte Folgeschäden resultieren.
Folgeschäden sind nicht zwingend vorhanden, jedoch gerade bei intrazerebralen Hirnblutungen sehr häufig. Als Komplikationen können epileptische Anfälle auftreten, die auch fortbestehen können.
Auch Schädigungen wichtiger Hirnareale mit dem Verlust gewisser Fähigkeiten, wie beispielsweise des Sprechens oder des Gedächtnisses, sind möglich. Lähmungen und neuropsychologische Schädigungen können ebenfalls die Folge sein. Letztere können sich in ganz unterschiedlichen psychischen Defiziten, wie einer Wesensänderung oder Depression, äußern.

Patienten, die im Zuge einer intensivmedizinischen Behandlung eine lange Liege- und Beatmungsdauer hatten, können außerdem dadurch bedingte Folgeschäden aufweisen. Das sind Beeinträchtigungen der Lunge und des Bewegungsapparates.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Hirnblutung finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.08.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021