Wie sehen die Heilungschancen nach einer Hirnblutung aus?

Einleitung

Bei einer Hirnblutung kommt es zu einer Einblutung in den Schädel. Diese Blutung kann zwischen den Hirnhäuten oder im Hirngewebe selbst (intrazerebral) auftreten Durch die Blutansammlung im Kopf wird das Hirngewebe weggedrückt. Dieser Druck schädigt die Nervenzellen. Je nach Ort der Blutung treten entsprechende neurologische Funktionsstörungen auf. Bei ausgedehnten Blutungen muss eine operative Entfernung des Blutergusses erfolgen. Trotz Operation kann der Patient jedoch an der Hirnblutung versterben. Die Heilungschancen sind individuell sehr verschieden. Sie hängen vom Altern und Allgemeinzustand des Patienten ebenso ab wie von Ort und dem Ausmaß der Blutung. Oft bleiben Folgeschäden zurück.

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Mit welchen Folgeschäden ist nach einer Hirnblutung zu rechnen?

Mit welchen Folgeschäden nach einer Hirnblutung zu rechnen ist, ist von vielen Faktoren abhängig. Unter anderem um welche Art von Hirnblutung es sich gehandelt hat und von welchem Ausmaß die Blutung war. Musste beispielsweise eine Operation durchgeführt werden, weil es durch einen großen Bluterguss durch Druck auf das Hirngewebe zur Schädigung der Nervenzellen gekommen ist? Dies beeinflusst die Folgeschäden. Kleine Blutungen bleiben oft ohne Folgeschäden. Große Blutungen, die operativ angegangen werden müssen, haben oft weitreichendere Einschränkungen zur Folge. Um welche Folgeschäden es sich handelt ist von der Lokalisation der Blutung abhängig; welche Funktion hatte die Hirnregion in der die Blutung aufgetreten ist? Also je nach Blutungslokalisation können Lähmungen, Sensibilitätsstörungen, Sehstörungen und Sprachstörungen auftreten. Bei Blutungen im Bereich des Kleinhirns kommt es zu Koordinations- und Bewegungsstörungen. Werden die Nervenzellen im Hirnstamm durch eine Blutung oder den in Folge ansteigenden Hirndruck geschädigt können Atemlähmungen und Tod die Folgen sein.

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Welche Symptome können geheilt werden ?

Welche Symptome wieder weg gehen, kann man nicht so pauschal sagen. Grundsätzlich gilt aber:  Wurden die Nervenzellen durch die Hirnblutung so geschädigt, dass sie absterben, ist eine komplette Heilung eher unwahrscheinlich, vor allem wenn viele nervenzellen abgestorben sind. Manchmal hat der Patient Glück und die Hirnblutung wird rasch diagnostiziert und therapiert. Wird durch die Operation der Druck auf die Nervenzellen zeitnah entlastet, bevor diese unwiederbringlich geschädigt sind, dann sind die Heilungschancen auch besser. Entsprechende Symptome können sich wieder zurückbilden. Natürlich ist auch das Ausmaß der Schädigung entscheidend. Ist zum Beispiel die komplette Hirnregion, die für die Bewegung auf einer Seite des Körpers zuständig ist, geschädigt, wird der Patient auf der anderen Körperseite dauerhaft Bewegungseinschränkungen haben. Im Rahmen der Rehabilitation kann man natürlich probieren durch kontinuierliches und intensives Training diese Symptome abzuschwächen. Manchmal übernehmen benachbarte Hirnregionen so neue Aufgaben. Bei einem ausgedehnten Nervenzellschaden ist es jedoch leider meist so dass die Folgeschäden bestehen bleiben.  

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Welche Symptome werden sich eher nicht bessern?

Ob sich die Symptome nach einer Hirnblutung bessern oder nicht hängt nicht unbedingt von der Art der Symptome ab. Es ist viel entscheidender wie lange und in welchem Ausmaß die entsprechende Hirnregion geschädigt worden ist. Kam es durch die Hirnblutung zu einem großflächigen Absterben der Nervenzellen im Sprachzentrum, wird sich eine Sprachstörung auch mit der Zeit nur unwesentlich verbessern. Letztlich muss man aber immer abwarten, da manche Symptome auch durch eine kurzzeitige Hirnschwellung in der betreffenden Hirnregion verstärkt werden. Gerade nach einem operativen Eingriff können sich im Verlauf noch Symptome von selbst zurückbilden. Auch im Rahmen der Rehabilitationsmaßnahme kann man durch Training versuchen bestimmte Funktionsdefizite auszugleichen. Letztlich ist es jedoch leider so, dass wenn durch die Hirnblutung großflächig Gehirnzellen abgestorben sind, die daraus resultierenden Folgeschäden, sich meist nur unwesentlich bessern.

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Wie lange dauert es, bis sich Schäden bessern?

Wie lange es dauert bis sich Folgeschäden nach einer Hirnblutung verbessern ist sehr unterschiedlich und hängt vom individuellen Patienten ab. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass sich jüngere Menschen meist besser und schneller wieder erholen als ältere Menschen. Auch die Ursache der Hirnblutung spielt eine Rolle. Wurde der Schaden durch eine kurze traumatische Gewalteinwirkung bedingt (z.B. ein Unfall), ist die Erholungsfähigkeit besser als bei Folgeschäden durch großflächige Hirnblutungen durch Bluthochdruck. Nach der Akutphase im Krankenhaus schließt sich deshalb eine neurologische Rehabilitation an. Je nach Schwere der Folgeschäden dauert sie einige Wochen bis Monate. In diesem Zeitraum kann oft eine Verbesserung der Einschränkungen erreicht werden; dies ist zum einen vom individuellen Rehabilitationspotenzial des einzelnen Patienten abhängig, zum anderen vom Ausmaß der Gehirnschädigung. Insgesamt handelt es sich bei der Rehabilitation nach Hirnblutung um einen langwierigen Prozess, der sich bis zu einem Jahr erstrecken kann:

Ergotherapie

Eine ergotherapeutische Behandlung nach einer Hirnblutung ist dringend erforderlich um die Alltagskompetenz des Patienten zu verbessern. Ziel ist es, dass der Patient möglichst selbstständig alleine zu Hause zu Recht kommt. Daher werden bereits im Krankenhaus entsprechende Alltagsaktivitäten trainiert: Anziehen, Waschen, Baden, Zähneputzen, Einkaufen, Kochen, … Sind Hilfsmittel notwendig, lernt der Patient in der Ergotherapie den sicheren Umgang damit. Auch die Angehörigen werden von den Ergotherapeuten beraten wie sie den Patienten im Alltag bestmöglich unterstützen können.

Physiotherapie

Die physiotherapeutische Behandlung nach einer Hirnblutung beginnt bereits auf der Intensivstation. Sie ist wichtig um Versteifungen zu meiden. Im Verlauf hilft der Physiotherapeut Patienten mit Bewegungsstörungen die Motorik zu verbessern. Auch Gleichgewicht und feinmotorische Bewegungen werden zusammen mit einem Physiotherapeut trainiert. Im Rahmen der Rehabilitationsmaßnahme werden dann Kraft, Ausdauer und Belastbarkeit gefördert. Physiotherapie ist daher sehr wichtig, da Mobilität die Alltagsgestaltung deutlich erleichtert und Alltagskompetenz ist Lebensqualität.

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Welche Medikamente verbessern die Heilungschancen?

Letztlich gibt es keine Medikamente die direkt die Heilungschancen nach Hirnblutung verbessern. Es ist wichtig die Risikofaktoren für das Auftreten einer erneuten Hirnblutung zu minimieren. Es ist daher wichtig, dass der Blutdruck gut eingestellt ist (mittels Medikamente). Wurde vor der Hirnblutung ein Medikament zur Blutverdünnung eingenommen, sollte man die Indikation kritisch prüfen, ggf. kann man die Dosis reduzieren oder auf ein anderes Präparat umstellen. Liegen typische Risikofaktoren, die zur Arterienverkalkung führen, vor, sollten diese reduziert werden. Auch werden Medikamente verwendet, die den Zucker- und Fettstoffwechsel beeinflussen. Viel wichtiger als Medikamente, um die Heilungschancen nach einer Hirnblutung zu verbessern, ist eine neurologische Rehabilitationsmaßnahme.

Homöopathie nach einer Hirnblutung

Damit sich ein Patient nach einer Hirnblutung erholen kann und um Folgeschäden zu reduzieren ist eine spezielle neurologische Rehabilitationsmaßnahme unumgänglich. Hier arbeitet ein Team aus Ärzten, Pflegekräften und zahlreichen Therapeuten Hand in Hand. Eine homöopathische Behandlung bestimmter Symptome kann als Ergänzung durchgeführt werden. Allerdings sollte immer vorher ein Arzt aufgesucht werden um gefährliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Ist dies erfolgt, dann kommen diverse homöopathische Präparate in Betracht. Dies sollte aber immer mit einem erfahrenen Homöopathen besprochen werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.09.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021