Was sind die Folgen einer Hirnblutung?

Einleitung

Eine Hirnblutung beim Menschen ist in der Medizin ein absoluter Notfall der mit lebensbedrohlichen Risiken verbunden ist. Die Problematik einer Hirnblutung liegt hierbei jedoch nicht primär in dem Verlust von Blut. Da das Gehirn durch unseren Schädelknochen umgeben wird, ist das Volumen begrenzt. Kommt es nun zu einer Blutung im Gehirn, kann diese neue Raumforderung nicht in eine andere Richtung ausweichen und es kommt zu einer Verdrängung des Gehirns.

Eben diese Verdrängung löst nun die lebensbedrohlichen Folgen einer Hirnblutung aus, da das Gehirn seinen üblichen Funktionen nicht mehr nachkommen kann. Somit ist die Hirnblutung zu dem Überbegriff der Schlaganfälle zu zählen. Welche Folgeschäden Patienten nach der akuten Behandlung einer Hirnblutung haben hängt von vielen Faktoren ab. Hierzu gehört neben dem Zeitpunkt der Behandlung und dem Ausmaß der Blutung, vor allem die genaue Lokalisation dieser Blutung.

Die Folgeschäden haben hierbei ein sehr breites Spektrum das von gar keinen Symptomen bis zu schwerwiegenden geistigen und körperlichen Einschränkungen reicht.

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Das sind die Folgen einer Hirnblutung

Im Folgenden werden Folgen, die nach einer Hirnblutung auftreten können, benannt.

Koma

Ein Koma zählt zu den möglichen schwerwiegenden Folgen einer größeren Hirnblutung, da hierbei Gehirnstrukturen verdrängt werden können und diese nicht mehr ihrer regelrechten Funktion nachkommen können. Der Begriff Koma bezeichnet hierbei einen Zustand, in dem Patienten bewusstlos sind und nicht durch äußere Reize wie Lärm oder Schmerz geweckt werden können. Es ist der schwerste Grad der Bewusstlosigkeit beim Menschen.

Dieser Bewusstseinszustand geht oft mit dem Verlust von Reflexen einher. In wie weit das Gehirn hierbei noch fähig ist grundlegende Körperfunktionen, wie die Atmung, aufrecht zu halten ist vom genauen Grad des Komas abhängig. Es ist nicht selten, dass Patienten mit einer massiven Hirnblutung ohne bzw. mit einer verzögerten Therapie in ein Koma fallen. Je nach Schweregrad müssen nun lebenserhaltende Maßnahmen, wie eine Beatmung, durchgeführt werden. Man spricht bei Patienten, die im Koma infolge einer großen Hirnblutung liegen, tendenziell eine schlechtere Prognose aus.

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Künstliches Koma

Der Begriff des künstlichen Komas ist in vielen Aspekten dem eigentlichen Koma ähnlich. Auch hier liegt eine hochgradige Bewusstlosigkeit vor, die nicht durch äußere Reize aufgehoben werden kann. Der große Unterschied besteht jedoch in ihrer Ursache, da ein künstliches Koma durch eine gezielte Medikation hervorgerufen wird und nach Absetzen dieser Medikamente umkehrbar ist. Man könnte hierbei auch von einer Langzeit-Narkose sprechen. In der Medizin macht man sich das künstliche Koma vor allem auf der Intensivstation zu Nütze, da die Patienten in diesem Zustand keine Schmerzen spüren. Ein künstliches Koma setzt meist jedoch eine künstliche Beatmung voraus, um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten.

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Folgen einer Hirnblutung in das Kleinhirn

Die häufigste Ursache für eine Blutung im Bereich des Kleinhirns ist ein stark erhöhter Blutdruck, was in der Medizin als hypertensive Krise beschrieben wird. Die akuten Symptome und die späteren Folgen hängen hierbei vor allem von der Größe und der Lokalisation ab. Zudem spielt der Zeitraum bis zum Therapiebeginn für die Prognose eine große Rolle. Kommt es zu einer kleineren Hirnblutung kann es zunächst zu einer Koordinationsstörung, eine sogenannte Ataxie, kommen, die meist durch einen Nystagmus, das schnelle hin und her bewegen des Auges, begleitet wird.

Werden diese Symptome zu spät erkannt und die Therapie zu spät eingeleitet wird, kann es durch den erhöhten Druck zu einer dauerhaften Schädigung des Kleinhirngewebes kommen und die Störungen der Motorik können dauerhaft bestehen. Meist ist bei kleineren Blutungen jedoch von einer guten Prognose auszugehen, sodass die Betroffenen keine Folgeschäden erleiden. Ist die Blutung jedoch größer besteht bei einer Kleinhirnblutung eine akute Lebensgefahr, da sich der erhöhte Hirndruck auf den Hirnstamm ausweiten kann, der grundlegende Funktionen steuert, die für das Überleben wichtig sind.

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Folgen einer Hirnblutung in den Hirnstamm

Eine Hirnblutung im Bereich des Hirnstamms stellt einen absoluten neurologischen Notfall dar, der eine sofortige Therapiebedarf. Im Hirnstamm werden viele grundlegende Funktionen unseres Körpers gesteuert. Hierzu gehört das Atmen, die Regulierung unserer Herzfrequenz, Pupillenbewegungen und vieles mehr. Zudem laufen hier motorische Fasern durch, die das Gehirn mit dem Rückenmark verbinden.

Kommt es nun zu einer Blutung erhöht sich der Druck in diesem Areal und es kommt zu einer Abklemmung von Strukturen mit einem einhergehenden Funktionsverlust. Da der Hirnstamm solch grundlegende Funktionen steuert, haben solche Funktionsausfälle solch immens lebensgefährlichen Folgen. So können ein Atemstillstand, ein tiefes Koma, eine komplette Lähmung des Körpers und weitere Symptome die Folge sein, die auch dauerhaft bestehen bleiben können.

So geht man bei einer Hirnstammblutung grundsätzlich von einer äußerst schlechten Prognose aus. Die Mortalität liegt trotz moderner Technik auch heute noch zwischen 30-50%. Nur ca. 15% der Betroffenen überleben und weisen keine wesentliche Behinderung auf. Die Dreijahresüberlebensrate liegt bei 35%.

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Konzentrationsstörung

Neben den weiter oben beschriebenen Folgen, die infolge einer Hirnblutung entstehen können, gehört die Entwicklung einer Konzentrationsstörung wohl zu den häufigsten Langzeitfolgen einer Hirnblutung. Eine genaue Aussage, ob bei einem bestimmten Patienten solche Konzentrationsstörungen auftreten werden oder nicht, kann jedoch nicht getroffen werden. Der Begriff der Konzentrationsstörung umfasst hierbei zwei Phänomene. Zum einen fällt es Betroffenen oft schwerer sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren und zum anderen kann die Aufmerksamkeitsdauer deutlich abnehmen. Das Ausmaß dieser Störung ist hierbei von Patient zu Patient unterschiedlich und kann von leichten Einschränkungen beim Lesen bis zu deutlich einschränkenden Defiziten der Aufmerksamkeit reichen.

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Verwaschene Sprache

In manchen Fällen kommt es vor, das trotz einer erfolgreichen Therapie der Hirnblutung, Langzeitfolgen wie eine verwaschene Sprache auftreten. Diese Sprachstörung beruht darauf, dass das Gehirnareal, das für die motorische Kontrolle der Muskeln, die am Sprechen beteiligt sind, durch den erhöhten Hirndruck beschädigt ist und seine Funktion nicht mehr mit einer solchen Präzession ausführen kann, wie es vor der Hirnblutung der Fall war. Da unser Gehirn solche Funktionseinschränkungen jedoch nach längere Zeit oft kompensieren kann, kommt es häufig vor, dass diese Langzeitfolge mit der Zeit abnimmt oder gar ganz verschwindet. Auf jeden Fall ist bei Sprachproblemen zu einem logopädischen Training zu raten, um diesen Kompensierungsprozess zu fördern.

Tod

Da eine Hirnblutung einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen kann, gilt bereits der Verdacht als ein medizinischer Notfall, der umgehend durch eine geeignete Diagnostik untersucht werden muss. Doch trotz der meist schnellen Diagnostik und adäquaten Therapie ist es nicht immer möglich einen tödlichen Verlauf zu verhindern. So liegt die Sterblichkeitsrate bei einer Hirnblutung infolge eines zu hohen Blutdrucks bei ca. 20%. Ist eine Störung der Blutgerinnung die Ursache der Blutung, liegt diese Zahl sogar noch höher. Die Prognose einer Hirnblutung hängt  hierbei maßgeblich von der Größe und der Lokalisation ab. Die wohl mit Abstand schlechteste Prognose hat eine Blutung im Bereich des Hirnstamms mit einer Sterblichkeitsrate von 30 - 50%.

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Epileptischer Anfall

Eine weitere Langzeitfolge, die nach einer Hirnblutung möglich ist, ist der epileptische Anfall. Man geht nach neuen Studien von ca. 10% der Betroffenen aus, die infolge einer Hirnblutung im Laufe ihres Lebens unter epileptischen Anfällen leiden. Die meisten Anfälle treten hierbei bereits innerhalb der ersten drei Tage auf. Kommt es auch nach längerer Zeit zu mehreren Anfällen spricht man von der Diagnose der Epilepsie. Es wurde nachgewiesen, dass eine prophylaktische Einnahme von Antiepileptika zu keiner deutlichen Reduktion solcher Anfälle geführt hat und somit nicht sinnvoll ist.

Der genaue Mechanismus, der von einer Hirnblutung und der damit einhergehenden Hirnschädigung zu einer Epilepsie führt, ist bis heute noch nicht bis ins Detail verstanden. Man geht jedoch davon aus, dass durch die geschädigten Gehirnareale andere Bereiche eine erhöhte Aktivität zeigen oder die geschädigten Areale nicht mehr adäquat gehemmt werden können. Dies führt zu einer immer größer werdenden Erregung, die letztendlich in einem epileptischen Anfall enden kann.

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Depression

Circa ein Drittel aller Patienten, die einen Schlaganfall überlebt haben, was ebenfalls eine Hirnblutung einschließt, entwickeln im Laufe des Heilungsprozesses eine Depression. Hierbei ist es anfangs nicht einfach, die Anzeichen einer Depression, wie Teilnahmslosikgeit (Apathie) oder Konzentrationsstörungen von den direkten Folgen eines Schlaganfalls abzugrenzen. Eine solche Diagnosefindung bedarf deshalb meist einer psychologischen Beratung.

Neben der weiteren Einschränkung der Lebensqualität des Patienten, kann eine Depression zudem den Behandlungsverlauf negativ beeinflussen. Somit sollte eine Depression auf jeden Fall durch eine adäquate Therapie behandelt werden. Neuer Forschungen gehen davon aus, dass die Entwicklung einer Depression infolge von Schlaganfällen nicht nur auf die psychologische Belastung und den Stress der Patienten zurückzuführen ist, sondern auch durch die Nervenzellschädigung hervorgerufen wird, die meist die Folge einer Hirnblutung ist.

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Folgen einer Hirnblutung von Kinder/Babys

Die Langzeitfolgen einer Hirnblutung hängen bei Kindern, wie bei Erwachsenen auch, vor allem von der Größe, der Lokalisation und der Dauer bis zum Therapiebeginn ab. Im Unterschied zu Erwachsenen jedoch, können die Folgen einer solchen Blutung neben den akuten Ausfällen auch Störungen der Entwicklung sein, die sich oft erst nach mehreren Monaten bis Jahren darstellen und meist nicht vorhergesagt werden können.

Zu solchen Entwicklungsstörungen gehören neben der sprachlichen und motorischen Entwicklung vor allem kognitive Einschränkungen, wie zum Beispiel Konzentrationsschwächen oder eine verringerte Intelligenz. Bei schweren Hirnblutungen kann es zu deutlicheren Einschränkungen der Entwicklung kommen, die bis zu einer Schwerstbehinderung des Kindes reichen. Somit ist es wichtig mit Kindern und Babys, die eine Hirnblutung erlitten haben, auch in den Folgejahren öfters den Kinderarzt oder den Neurologen zu besuchen, damit solche Folgeschäden möglichst früh erkannt werden können.

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Autor: Dr Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.10.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021