Wie kann man Zahnstein selbst entfernen?

Einleitung

Generell lässt sich Zahnstein nicht eigenständig entfernen. Im mineralisierten, harten Zustand des Zahnsteins ist es für den Patienten selbstständig nahezu unmöglich, diesen Belag zu reduzieren. Der Patient hat lediglich die Möglichkeit durch eine ausreichende Zahnpflege die weichen Belälge zu entfernen, um so die spätere Bildung von Zahnstein zu vermeiden. Effektiv und schonend  kann Zahnstein lediglich in der Zahnarztpraxis entfernt werden.

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Welche Möglichkeiten gibt es?

Sofern die Beläge noch weich sind und sie noch nicht zu Zahnstein mineralisiert sind, können sie problemlos mit einer Zahnbürste und zwischen den Zähnen mit Zahnseide oder Interdentalbürsten entfernt werden. Eine höhere Reinigungsfähigkeit bietet sich durch elektrische Zahnbürsten mit Ultraschallfunktion, welche Beläge durch hohe Schwingungen effektiver reinigt.

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Eine andere Möglichkeit selbstständig tätig zu werden, bietet sich nicht für den Betroffenen, da ein viel zu großes Risiko besteht, die Zähne zu schädigen und den Zahnstein nicht gründlich genug zu entfernen. Darüber hinaus hat der Betroffene keine sterilen Instrumente und das Fachwissen um Zahnstein überhaupt zu erkennen und ihn vollständig zu reduzieren.

Hausmittel wie Teebaumöl oder Backpulver stellen keine Möglichkeit dar, da sie die Zähne schädigen. Ebenfalls beliebt ist ein homöopathisches Präparat aus Grapefruitkernen, das säurefrei ist und durch eine Tinktur als orale Einnahmekur die Zahnsteinbildung verhindern soll. Wenige Tropfen dieser Tinktur werden in Wasser gegeben und einige Sekunden gegurgelt. Die Zähne tragen dabei keinerlei Schaden was positiv zu bewerten ist.

Hat sich Zahnstein allerdings bereits gebildet, muss dieser professionell in einer Zahnarztpraxis entfernt werden. Eine professionelle Zahnreinigung wird durchgeführt.

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Wie gefährlich ist es Zahnstein selbst zu entfernen?

Versucht der Betroffene eigenständig den Zahnstein zu entfernen, besteht ein hohes Risiko sich dabei zu verletzen. Wird ein spitzes Instrument zur Entfernung benutzt, besteht das Risiko, durch nicht fachmännische Anwendung und Handhabung abzurutschen und Gewebe zu verletzen. Zahnfleisch, der Zahnhalteapparat und die Zunge sind oft gefährdet und nicht selten durch laienhafte Anwendung stark verletzt, sodass operativ die vorab erzeugten Wunden verschlossen werden müssen.

Weiterhin kann durch das nicht sterile Arbeiten schnell eine Infektion entstehen, die zu schlimmeren Komplikationen führen kann. Durch eine verschmutzte Wunde kann Tetanus entstehen, zu Deutsch Wundstarrkrampf, welches eine lebensbedrohliche Erkrankung darstellt. Bei nicht aktuellem Impfschutz, das heißt, dass die letzte Impfung vor mehr als 5 Jahren war, sollte innerhalb von 48 Stunden nach der Verwundung eine Impfung erfolgen, um Tetanus zu verhindern.

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Wird der Zahnstein nur teilweise und nicht vollständig entfernt, können die Bakterien des Biofilms in den Blutkreislauf gelangen und Organe schädigen. Die Bakterien bahnen sich durch die Blutstrombahn den Weg zum Herzen und können den Herzmuskel und die Herzhäute entzünden (Endokarditis), was das Herz irreversibel schädigt, da sich die Herzmuskelzellen nicht regenerieren können. Dadurch kann das Herz insuffizient werden und nicht mehr leistungsfähig sein. Folglich kann auch ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt entstehen.

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Weiterhin besteht durch die nicht vorhandene Politur nach der eigenständigen Zahnsteinentfernung die Gefahr, dass sich eine Prädilektionsstelle für Bakterien bildet, da sie rau ist. Die Bakterien können sich an die raue Stelle besser anhaften und leichter an dieser Stelle Karies bilden.

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Wie häufig sollte Zahnstein entfernt werden?

Zahnstein sollte je nach Ausmaße ein bis zweimal im Jahr in der Zahnarztpraxis fachmännisch entfernt werden, bei stärkeren Belägen sind auch häufigere Anwendungen möglich. Ratsam ist es in regelmäßigen Abständen eine professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen um das Zahnstein- und Plaquerisiko möglichst minimal zu halten. Dadurch kann vorsorglich eine gesunde Mundflora entstehen, die weniger dazu neigt Zahnstein auszubilden. Dabei spielt die regelmäßige Reinigung der Zähne morgens und abends ebenfalls eine wichtige Rolle.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Mundhygiene

Welche Hausmittel helfen?

Einigen Hausmitteln wird eine positive Wirkung auf die Zahnsteinentfernung nachgesagt. Fast alle sind allerdings aufgrund ihrer zahnschädigenden Nebeneffekte nicht zu empfehlen. Völlig bedenkenlos können Sesamkörner angewandt werden. Der Betroffene sollte auf zwanzig bis dreißig Körnern kauen und kann dadurch leichte Zahnsteinablagerungen entfernen. Die Anwendung kann täglich durchgeführt werden, sorgt aber bei starkem Zahnsteinbefall nicht für den gewünschten Erfolg.

Weiterhin wäre Zitronensäure zu nennen, die aufgrund der Säurewirkung Zahnstein in der Mundhöhle auflösen soll. Dabei werden allerdings auch die Zähne stark angegriffen und der Zahnschmelz zerstört, weshalb diese Methode bedenklich ist. Einen ähnlichen Wirkmechanismus haben dabei Erdbeeren, deren Säure ebenfalls Zahnstein auflösen soll. Auch Backpulver und Teebaumöl sollen den mineralisierten Belag in der Mundhöhle entfernen können und die Zahngesundheit damit verbessern. Backpulver ist aufgrund seiner stark abrasiven (Zahnsubstanz abtragenden) Wirkung ähnlich einzustufen wie Zitronensäure. Teebaumöl schädigt die Zähne allerdings nicht.

Erfahren Sie dazu mehr unter: Wie kann man Zahnstein natürlich entfernen?

Teebaumöl

Der Wirkstoff von Teebaumöl soll sich positiv auf eine Zahnsteinreduktion auswirken. Es gibt spezielle Zahncremes mit Teebaumölextrakt, die bei der täglichen Mundhygiene zur Anwendung kommen können. Weiterhin kann auch das pure Öl genutzt werden. Zwei bis drei Tropfen des Teebaumöls sollen auf die Zahnbürste geträufelt werden und damit betroffene Areale mit Zahnsteinbefall mit kreisenden Bewegungen gereinigt werden. Die Anwendung wird für etwa eine bis eineinhalb Minuten durchgeführt.

Der strenge Geruch und Geschmack der ätherischen Öle des Teebaumöls sind allerdings gewöhnungsbedürftig und können durchaus Erbrechen auslösen. Weiterhin ist das Ergebnis der Anwendung in den meisten Fällen nicht zufriedenstellend. Starke Zahnsteinbildung und vehementer Belag kann mit Teebaumöl nicht entfernt werden und in diesen Fällen muss der Zahnarzt aufgesucht werden.

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Backpulver

Backpulver besteht aus einem grobkörnigen Salz, Natriumdihydrogencarbonat, welches bei Schrubben mit einer Zahnbürste stark abtragend wirken. Diese Abrasionen können zwar Zahnstein minimieren, allerdings radieren sie ebenfalls den Zahnschmelz ab und zerstören somit den Schutzmantel des Zahnes. Eine gründliche und vollständige Entfernung des Zahnsteins ist durch die Anwendung nicht gewährleistet und Zahnsteinreste können unbemerkt belassen werden.

Dieses Risiko wird dadurch verstärkt, dass die Stellen, die vermehrt dazu neigen Zahnstein zu bilden, sehr schlecht erreicht werden können. Zu diesen Stellen zählen die Unterkieferfront und der erste Molar im Oberkiefer, da sich an diesen Positionen die Ausführungsgänge der großen Speicheldrüsen befinden. Ohne entsprechende Beleuchtung und Instrumente wie Spiegel, können diese Stellen nicht gut genug inspiziert werden und Zahnstein somit nicht vollständig entfernt werden.

Der Zahnsteinkratzer

Der Zahnsteinkratzer ist ein aus Edelstahl gefertigtes Instrument, das sterilisierbar ist und mit dem sich manuell Zahnstein entfernen lässt. Er hat eine abgerundete Spitze, mit welcher sich der Zahnstein absprengen lässt. Der Zahnsteinkratzer muss regelmäßig geschärft werden, da er nur im spitzen Zustand schonend mineralisierte Beläge entfernen kann. Ist das Instrument stumpf, wendet man viel zu viel Druck auf, um den Zahnstein zu entfernen und kann dadurch den Schmelz verletzen.

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Dieses Instrument darf allerdings nicht eigenmächtig angewandt werden, sondern nur von geschultem Fachpersonal in der Zahnarztpraxis. Weiterhin hat man bei häuslicher Anwendung nicht die Möglichkeit den Zahnsteinkratzer zu sterilisieren (Entfernung von Keimen). Somit kann der Zahnsteinkratzer durch die Nutzung von Laien viel Schaden erzeugen und mehr schädigen als helfen. Das spitze Ende kann bei Abrutschen das Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat verletzen und bei einer zu druckhaften Anwendung den Schmelz schädigen. Weiterhin kann bei Abrutschen auch die Zunge durchspießt werden, was zu starken Blutungen führt und operativ behandelt werden muss. Durch das unsterile Milieu kann der Patient Bakterien in die verursachte Wunde einbringen, die diese infizieren.

Aus diesen Gründen ist von einer eigenständigen Nutzung dringend abzuraten, da das Verletzungsrisiko zu hoch ist.

Muss man zur Zahnsteinentferung zum Zahnarzt?

In jedem Fall ist die Zahnsteinentfernung durch geschultes Fachpersonal in der Zahnarztpraxis die einzige Möglichkeit um Zahnstein vollständig zu reduzieren. Weiterhin bieten die Methoden beim Zahnarzt durch Ultraschall oder Scaling mit Handinstrumenten Verfahren um die mineralisierten Beläge schonend von den Zähnen zu entfernen und die gesunde Zahnsubstanz nicht anzugreifen. Durch die geschulte Entfernung und die nachträgliche Politur wird eine glatte Oberfläche geschaffen, die den Bakterien kaum eine Möglichkeit bietet sich anhaften zu können.

Bei verschachtelten Zähnen besteht ein größeres Risiko der Zahnsteinbildung, da der Patient diese schlechter reinigen kann. Eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung kann ebenfalls nachhaltig helfen das Risiko der Zahnsteinbildung zu vermindern. Bei einer guten Mundhygiene reichen ein bis zwei Besuche im Jahr beim Zahnarzt aus, um eine nachhaltig gesunde Mundflora zu erhalten. Weiterhin sollte die zahnärztliche Kontrolle 2mal jährlich wahrgenommen werden, um Zahnstein frühzeitig zu detektieren und schnell zu entfernen.

Wichtig zu der geschulten Zahnsteinentfernung in der Praxis ist die gründliche häusliche Mundpflege zu Hause morgens und abends, damit sich Zahnstein gar nicht erst bilden kann. Durch die frühzeitige Entfernung aller weichen Beläge können diese nicht mineralisieren und Zahnstein bilden. Daher sind eine gute Mundhygiene und die geschulten Reinigungsmethoden beim Zahnarzt der Schlüssel für eine nachhaltig gesunde Mundhöhle.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2017 - Letzte Änderung: 28.11.2022