Kopfschmerzen durch Eisenmangel

Warum kommt es bei Eisenmangel zu Kopfschmerzen?

Die Versorgung aller Organe im Körper erfolgt über den Transporter Hämoglobin (Blutfarbstoff) in den roten Blutkörperchen. Liegt ein ausgeprägter Eisenmangel vor kann nicht mehr genug Blutfarbstoff gebildet werden. Demzufolge kann weniger Sauerstoff im Blut gebunden und transportiert werden, die Organe werden mit weniger Sauerstoff beliefert. Es liegt eine Sauerstoffmangelversorgung (Hypoxie), in diesem Fall eine anämische Hypoxie, vor.
Der genaue Mechanismus der Schmerzentstehung ist noch nicht vollständig geklärt. Das Gehirn reagiert auf eine Sauerstoffunterversorgung sehr sensibel. Bereits leichte Schwankungen reichen aus, um Symptome zu verursachen. Das Gehirn selbst besitzt keine Schmerzrezeptoren, dafür die Hirnhaut (Dura mater). Sie ist mit zahlreichen kleinen Blutgefäßen versorgt. Sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut verengen sich die Gefäße. Um eine ausreichende Durchblutung des Gehirns zu gewährleisten kommt es zu einer sofortigen Gefäßerweiterung. Durch diesen möglichen Mechanismus kann man die oft pulsartigen Kopfschmerzen erklären.

Weitere begleitende Symptome

Durch eine mangelnde Sauerstoffversorgung der Organe kommt es reaktiv zu einer gesteigerten Herzfrequenz und schnelleren Atmung, um verbleibende rote Blutkörperchen schneller mit Sauerstoff zu beladen und diese schneller zu den Organen zu transportieren. Symptome verschlimmern sich unter Belastung da hier noch mehr Sauerstoff benötigt wird.
Betroffene bemerken eine Leistungsminderung und dauernde Müdigkeit. Durch einen Mangel an rotem Blutfarbstoff erscheint die Haut und Schleimhäute blass. Eine Sauerstoffmangelversorgung macht sich in den Muskeln in Form von Zuckungen bemerkbar. Es kann zu Krampfanfällen, Schwindel und Bewusstseinsstörungen kommen.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Symptome des Eisenmangels.

Der Schwindel als Symptom

Schwindel kann auf verschiedenen Wegen entstehen. Beim Schwindel durch Eisenmangel steht wieder die Sauerstoffunterversorgung im Vordergrund. Zum einen sind verschiedene Areale des Gehirns unterversorgt, zum anderen ist das Gleichgewichtsorgan im Innenohr, sowie der Sehapperat und Tiefenwahrnehmung über Muskel- und Gelenkrezeptoren betroffen. Für die Orientierung im Raum ist das Zusammenwirkung dieser drei Organe besonders wichtig. Ist die Informationsübertragung gestört kommt es zu Schwindel.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Schwindel

Die Migräne als Symptom

Die genaue Entstehung der Migräne ist noch nicht vollständig geklärt. Mitverantwortlich für die Schmerzentstehung ist eine vorübergehende Gefäßverengung mit anschließender Gefäßerweiterung im Gehirn. Dies kann, wie es beim Eisenmangel der Fall ist, durch einen Sauerstoffmangel verursacht werden. Durch den gefäßerweiternden Effekt kann auch der pulsartige Schmerzcharakter erklärt werden. Durch vorübergehende Durchblutungsstörungen kann es zusätzlich zu Aura-Symptomen, wie Lichtblitzen kommen.

Mehr Informationen zum Thema Migräne finden Sie hier. 

Die Diagnose

Eine alleinige Bestimmung des Eisengehaltes im Blut reicht nicht aus um einen Eisenmangelzustand festzustellen. So lange die Eisenspeicher noch gefüllt sind kann der Eisengehalt im Blut relativ konstant gehalten werden. Bei Verdacht auf Eisenmangel muss daher zusätzlich der Ferritin-Wert mitbestimmt werden, dieser ist demnach bei Eisenmangel erniedrigt (<15ng/ml bei Frauen, <30ng/ml bei Männern). Die zusätzlich bestimmbare Transferinsättigung ist ebenfalls erniedrigt (<20%).

Bei einem symptomatischen Eisenmangel können nicht mehr genug rote Blutkörperchen gebildet werden, der Hämoglobin-Wert ist dann ebenfalls erniedrigt (<12g/dl bei Frauen, <13g/dl bei Männern).

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Was kann man dagegen tun?

Am besten ist es die Ursache der Kopfschmerzen zu beseitigen. Hierzu muss der Eisenmangel, durch eine gesteigerte Eisenzufuhr behoben werden. Verursacht der Eisenmangel bereits Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Herzrasen liegt wahrscheinlich schon ein recht ausgeprägter Eisenmangel vor. Durch alleinige Ernährungsumstellung, kann in der Regel keine Verbesserung erzielt werden. Es ist daher besser Eisen oral (über den Mund) in höheren Dosen (50-100mg) zu sich zu nehmen.
Die Tablette oder Kapsel wird einmal am Tag morgens ca. 1 Stunde vor dem Essen eingenommen. Zur besseren Aufnahme im Darm kann man Orangensaft dazu trinken.

Vor der Eiseneinnahme sollte ein Eisenmangel vom Arzt bestätigt und eine Eisenverwertungsstörung ausgeschlossen werden. Ist der Eisenmangel schon sehr weit fortgeschritten kann über die Verabreichung von Eiseninfusionen nachgedacht werden. Dies erfolgt nur unter ärztlichen Beobachtung! Symptomatisch kann man die Kopfschmerzen kurzzeitig mit herkömmlichen Schmerzmitteln behandeln. Sollte aber schnell die Ursachen behandeln, da durch die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz entstehen kann.

Erfahren Sie hier mehr dazu: Wie kann man einen Eisenmangel beheben? oder Ernährung bei Eisenmangel

Dei Dauer

Die Dauer der Kopfschmerzen ist individuell sehr unterschiedlich. Symptomatisch können die Schmerzen kurzfristig mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen behandelt werden. Nach Medikamenteneinnahme sollte der Schmerz nach ca. 30 Minuten zurück gehen.

Dauerhaft können die Kopfschmerzen durch Auffüllung der Eisendepots therapiert werden. Je nachdem wie leer die Speicher sind, kann dies mehrere Monate dauern. Steht der Bildung von roten Blutkörperchen wieder genug Eisen zur Verfügung, werden innerhalb 7 Tage neue Erythrozyten gebildet. Der Sauerstoffgehalt im Blut steigt und die Kopfschmerzen verschwinden dauerhaft. 

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen zum Thema Eisenmangel finden Sie hier:

Eine Übersicht aller Themen über die Ernährung finden Sie unter: Ernährung.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.02.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021