Eisenmangel bei Vegetariern

Einleitung

Wird dem Körper zu wenig Eisen zugeführt oder verliert ein Mensch vermehrt Eisen, steht dem Körper auf Dauer zu wenig Eisen zur Verfügung – Es liegt ein Eisenmangel vor.

Eisen ist ein wichtiges Element im Körper. Als elementarer Baustein der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), spielt es eine zentrale Rolle in der Blutbildung. Des Weiteren ist Eisen Bestandteil von verschiedenen Enzymen und somit an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt. Wird der Eisenmangel durch Blutbildveränderungen und entsprechenden Symptomen sichtbar spricht man von einem manifesten Eisenmangel.   

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Ursachen für einen Eisenmangel bei Vegetariern

Die häufigste Ursache eines Eisenmangels bei Vegetariern ist eine zu geringe Eisenaufnahme über die Nahrung.

Eisen aus tierischen Nahrungsmitteln wird bis zu 3mal besser vom Körper aufgenommen als aus pflanzlichen Produkten. Allgemein wird Eisen nur zu einem Bruchteil aus der täglichen Nahrung aufgenommen. Lebensmittel, wie schwarzer Tee, Kaffee oder Cola hemmen zusätzlich die Aufnahme. Durch eine unausgewogene Ernährung oder ungünstige Nahrungsmittelkombination, kann es unbemerkt über einen längeren Zeitraum zu einem Abfall des Eisenwertes im Körper kommen. Dennoch kann man auch mit einer abwechslungsreichen vegetarischen Ernährung den täglichen Eisenbedarf decken.

Unabhängig von der Ernährung spielen Blutverluste, vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter eine nicht unerhebliche Rolle. Um die Eisenverluste während der Monatsblutung ausgleichen zu können, benötigen Frauen eine 30% höhere Eisenzufuhr als Männer. Weitere Ursachen sind Blutungen im Magen-Darm-Trakt vor allem bei Menschen mit chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen oder Magengeschwüren. Unbemerkt können hier große Mengen an Blut und Eisen über einen längeren Zeitraum verloren gehen.

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Diagnose eines Eisenmangels bei Vegetariern

Die Diagnose Eisenmangel wird oft erst gestellt, wenn sich bereits erste Symptome einer Blutarmut zeigen. Dazu gehören vor allem Müdigkeit, Blässe der Haut und Schleimhäute und abnehmende Belastbarkeit.

Durch die vorhandenen Eisenspeicher kann der Körper das Eisen im Blut, trotz mangelnder Aufnahme, über einen langen Zeitraum konstant im normalen Bereich halten. Das Blutbild zeigt ebenfalls zu Beginn eines Eisenmangels keine Auffälligkeiten. Zur frühzeitigen Diagnose eines Eisenmangels muss daher der Eisenspeicherwert das sogenannte Ferritin und das Eisentransportprotein Transferrin bestimmt werden. Ein erniedrigter Ferritin- und erhöhter Transferrin-Wert spricht für einen latenten (nicht unmittelbar sichtbaren) Eisenmangel. Schreitet dieser weiter fort, kommt es zu einem Abfall der Anzahl der roten Blutkörperchen und des Hämoglobinwertes. Es entsteht ein manifester (sichtbarer) Eisenmangel.

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Begleitende Symptome

Allgemein sind die Symptome vor allem zu Beginn eines Eisenmangels sehr unspezifisch, weshalb die Diagnose oft nicht sofort gestellt wird.

Durch einen manifesten Eisenmangel kommt es zu einem Abfall des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin. Die Haut und Schleimhäute erscheinen blass. Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Sinkt der Sauerstoffgehalt kommt es zu verstärkter Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Die Symptome verstärken sich vor allem unter körperlicher Belastung, wenn mehr Sauerstoff benötigt wird. Hier kommt es oft zu Schwindel und Kopfschmerzen durch Eisenmangel, in schweren Fällen bis hin zur Atemnot, erhöhter Herzfrequenz (Tachykardie) und Ohnmachtsanfällen (Synkope).

Ein weiteres unspezifisches Symptom ist vermehrter Haarausfall. Eisen ist Bestandteil verschiedener Enzyme, die unteranderem für den Stoffwechsel der Haare wichtig sind. Die Haare werden spröde und brüchig. Eine gestörte Verdauung, Appetitlosigkeit und Verstopfung können ebenfalls auf einen Eisenmangel hindeuten.

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Behandlung von Eisenmangel bei Vegetariern

Die Behandlung hängt stark von der Schwere des Eisenmangels ab.

Zu Beginn eines Eisenmangels, wenn sich noch keine ausgeprägten Symptome zeigen und der Ferritinwert nur leicht erniedrigt ist, kann bereits eine Ernährungsumstellung ausreichen, um den Eisenmangel langfristig zu beheben. Als Vegetarier eignen sich dazu Nahrungsmittel wie Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen), Getreide (vor allem Weizenkleie und Hafer), Nüsse und Kerne oder Früchte wie getrocknete Aprikosen.

Ist der Mangel schon weiter fortgeschritten, ist die Behandlung durch reine Ernährungsumstellung oft sehr langwierig und wenig erfolgsversprechend. Hier können Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz kommen. Es können pflanzliche Produkte wie Kräuterblut oder Eisenpräparate in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen werden. Die Behandlungsdauer beträgt jedoch auch hier mehrere Monate.

In sehr schweren Fällen, mit ausgeprägter Symptomatik, kann Eisen vom Arzt in Form von Infusionen verabreicht werden. Dies ist die schnellste Form, um die Eisenspeicher aufzufüllen. Über den Darm wird nur eine geringe Menge Eisen täglich aufgenommen. Verabreicht man das Eisen direkt über die Vene steht es dem Körper direkt zur Verfügung.

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Ernährung bei Eisenmangel

Die Ernährung bei Eisenmangel sollte vor allem ausgewogen sein, dh es sollten verschiedene Eisenquellen ausgenutzt werden.

Vegetariern stehen hier eine Reihe verschiedener Nahrungsmittel zur Verfügung wie Hülsenfrüchte zum Besipiel Linsen und Bohnen. Auch Nüsse, Kerne und Getreide wie Weizen und Roggen stellen eine gute Quelle dar. Außerdem sollte viel Obst und Gemüse konsumiert werden. Hier sind insbesondere getrocknete Aprikosen, Mango, Spinat, weiteres Blattgemüse, Möhren und Rote Bete zu nennen .

Obwohl Fleisch im Schnitt mehr Eisen enthält und vom Körper besser aufgenommen wird, kann man mit einer vegetarischen ausgewogenen Ernährung den Tagebedarf decken. Zur Unterstützung der Eisenaufnahme kann zu den Mahlzeiten Vitamin C (Orangen-, Zitronensaft) eingenommen werden. Auf Kaffee, Schwarztee oder Cola sollte man zu den Mahlzeiten verzichten, da die Eisenaufnahme gehemmt wird.

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Krankheitsverlauf

Der Eisenmangel entwickelt sich meist über Jahre unbemerkt.

Zu Beginn kann der Körper auf bestehende Eisenspeicher zurückgreifen und so die Blutwerte und Stoffwechselvorgänge aufrecht halten. Sind die Speicher einmal aufgebraucht sinkt der Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen Schritt für Schritt, es entsteht eine Blutarmut Zu Beginn sind die Symptome oft unspezifisch. Mit der Zeit nehmen diese an Stärke zu oder weitere Anzeichen für einen Eisenmangel kommen hinzu. Hier kommt es meist zur Erstdiagnose.

Ohne Therapie verschlimmert sich die Symptomatik vor allem unter körperlicher Belastung und kann in schweren Fällen zu Ohnmachtsanfällen oder schwerer Atemnot führen. Ein großes Risiko besteht für Menschen mit Eisenmangel die sich einer Operation unterziehen müssen. Blutverluste können sehr viel schwieriger ausgeglichen werden. Der Eisenstatus solle daher vor jeder größeren Operation überprüft und optimiert werden.

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Dauer und Prognose eines Eisenmangels bei Vegetariern

Die Dauer der Behandlung hängt stark von der Schwere des Eisenmangels und der gewählten Therapie ab.

Um den Eisenspiegel spürbar anzuheben, muss eine Ernährungsumstellung mehrere Monate konsequent durchgeführt werden. Auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln muss ebenfalls mehrere Monate erfolgen. Ist die Ursache nicht nur eine mangelnde Eisenaufnahme, sondern zusätzliche Eisenverluste durch Blutungen kann sich die Behandlung noch länger hinziehen. Die effektivste und schnellste Methode ist die Verabreichung von Eiseninfusionen. Diese Maßnahme muss jedoch von einem Arzt durchgeführt und überwacht werden, da es zu Komplikationen, wie allergischen Reaktionen kommen kann.

Sind die Eisenspeicher wieder aufgefüllt werden sich alle Symptome voraussichtlich wieder zurückbilden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.04.2019 - Letzte Änderung: 19.07.2023