Was sind Aminosäuren?

Definition

Aminosäuren (engl.: amino acids) sind als Bausteine der Proteine (Eiweiße) bekannt und kommen in jeder Zelle eines Lebewesens vor.
Sie lassen sich in zwei Gruppen unterteilen, die essentiellen (können nicht im Körper hergestellt werden) Aminosäuren und die nicht essentiellen (können im Körper hergestellt werden) Aminosäuren.

Insgesamt gibt es 20 Aminosäuren, die sich zu den unterschiedlichsten Proteinen zusammenschließen können. Den acht essentiellen Aminosäuren stehen zwölf nicht essentielle Aminosäuren gegenüber. Nach neuesten Untersuchungen konnte die Gruppe der proteinogenen (für die Herstellung von Proteinen notwendig) Aminosäuren auf 23 erhöht werden. Wenn man sich nicht nur die proteinogenen Aminosäuren anschaut, sondern alle existierenden Aminosäuren, muss man feststellen, dass es weit über 200 Aminosäuren gibt. Allerdings haben die meisten von diesen Aminosäuren nichts mit der Proteinsynthese im Körper zu tun.

Wirkung der Aminosäuren

Aminosäuren arbeiten als kleinste Baustoffe der Proteine an vielen Prozessen im menschlichen Körper mit. Sie kommen in vielen Organen vor und kontrollieren Stoffwechselprozesse und Enzyme.
Die einzelnen Aminosäuren fügen sich je nach Bestimmungsort und Aufgabe zu lang verzweigten Ketten zusammen. Je nachdem welche und wie viele Aminosäuren sich verbinden, entwickeln sich eine unterschiedliche Wirkungen und somit auch andere Einsatzorte.

Aminosäuren spielen bei Ausdauerfähigkeit, Leistungsvermögen, Regenerationsfähigkeit und Verletzungsanfälligkeit eine Rolle. Aber auch bei Depressionen können Aminosäuren helfen und die negativen Stimmungen können durch Aminosäurepräparate verringert werden. Aminosäuren können außerdem Knochen und Knorpel festigen und auch bei Errektionsstörungen beim Mann können sie helfen. Bei der Produktion von neuen Blutkörperchen spielen sie ebenso eine Rolle wie bei der Ausschüttung von Hormonen. Dadurch sind sie indirekt auch bei der Energiesteuerung mitverantwortlich und durch die Ausschüttung von Testosteron können Aminosäuren somit am Muskelwachstum mitwirken und diese Prozesse auch steuern.

Beim Muskelaufbau und Leistungszuwachs werden Aminosäuren benötigt, um stets Energie bereit zu stellen und neue Muskelzellen zu bilden. Für die Regeneration sind Aminosäuren wichtig, weil sie direkt nach einem Training im Körper für Aufbauprozesse der Muskulatur und die Wiederauffüllung der Nährstoffspeicher mitverantwortlich sind. Ein Mangel macht sich hier in Müdigkeit, depressiver Stimmung und Antriebslosigkeit bemerkbar, wodurch auch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Das Immunsystem ist in diesem Falle ebenfalls geschwächt und der Körper ist anfälliger für Krankheiten und Verletzungen.

Wenn man Mangelerscheinungen wie Depressionen, Immunschwäche oder Müdigkeit an sich feststellt, kann dies an einem niedrigen Aminosäure-Spiegel liegen. Auch wenn der menschliche Körper keine direkten Aminosäure-Speicher besitzt, befinden sich doch ca. 200 Gramm Aminosäuren in einem so genannten Aminosäure-Pool, der dem Körper stets zur Verfügung steht.

Bei Leistungssportlern und auch bei Bodybuildern wird auf Aminosäurepräparate zurückgegriffen, um dem Körper stets genügend Energie bereitzustellen, sowie die Regenerationsfähigkeit und den Muskelaufbau positiv zu beeinflussen.

Ist die Einnahme von Aminosäuren sinnvoll?

Die Einnahme von Aminosäuren ist lebensnotwendig für den Menschen. In all unseren Geweben, im Stoffwechsel und für das Immunsystem spielen Eiweiße, deren Grundbausteine Aminosäuren sind, eine große Rolle. Viele Aminosäuren müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Eiweiß befindet sich in hohen Mengen in Fleisch, Hülsenfrüchten oder auch Milchprodukten.

Aus dem aufgenommenen Eiweiß kann der Körper die Aminosäuren freisetzen und in seinen eigenen Stoffwechsel einschleusen. Er kann dabei einige Aminosäuren aus anderen herstellen, also synthetisieren. Andere (die essentiellen Aminosäuren, s.o.)  müssen allerdings in ausreichender Menge zugeführt werden. Ein normal arbeitender Mensch benötigt täglich ca. 1,2-1,5 g Eiweiß pro kg Körpergewicht. Bei sportlicher Aktivität und besonders beim Krafttraining wird dieser Bedarf gesteigert (ca. 2g/kg).

Da eine ausreichende Aufnahme qualitativ hochwertiger essentieller Aminosäuren gegebenenfalls nicht mehr gewährleistet ist, ist eine Supplementierung in solchen Fällen sinnvoll. Allerdings sollte die Nahrungsergänzung mit Bedacht zu sich genommen werden. Zu hohe Eiweißzufuhr kann zur Wassereinlagerung führen und sogar langfristig die Nieren schädigen.

Nebenwirkungen

Da Aminosäuren natürliche und essentielle Basisstoffe für eine gesunde Ernährung darstellen, treten normalerweise keine, bzw. nur in seltenen Fällen Nebenwirkungen auf.

Nebenwirkungen können auftreten, wenn neben der Supplementation von Aminosäurepräparaten Medikamente eingenommen werden. Ist diese Kombination von Aminosäuren und Medikamenten nicht vorher mit einem Arzt abgesprochen, kann es zu einer Verstärkung oder Abschwächung der Wirkung von Medikamenten kommen. Es kann ebenfalls vorkommen, dass Medikamente dadurch vollständig neutralisiert werden und keine Wirkung mehr vorweisen.

Missachtet man die Dosierungsempfehlungen für Aminosäurepräparate, kann es in manchen Fällen zu Magen-Darm Beschwerden kommen, hin bis zu Durchfall und Übelkeit.

Daher sollte man sich stets an die empfohlenen Tages- und Einnahmedosen halten, um die volle Wirkung der Aminosäuren zu entfalten.

Schädigend können Aminosäuren wirken, wenn zu viel Eiweiß zugeführt wird und der Körper dieses Eiweiß nicht mehr in seine Aminosäuren zerlegt, weil diese nicht mehr gebraucht werden. Dann kann es vorkommen, dass der Körper zu viel Harnsäure produziert, die in Form von Kristallen in den Gelenken abgelagert werden können. Dort können sie unter Umständen zur Gicht führen. Aber auch die Nieren leiden unter der hohen Menge Harnsäure und es kann zur Bildung von Nierensteinen kommen.

Eignen sich Aminosäuren zum Abnehmen?

Von vielen Herstellern wird damit geworben, dass die regelmäßige Einnahme von Aminosäuren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu einer erhöhten Produktion von schlankmachenden Hormonen, vermehrter Fettverbrennung und gleichzeitig zu einer Verstärkung des Muskelaufbaus führen könne. Wissenschaftliche Studien konnten die Wirksamkeit von Aminosäuren für das Abnehmen bisher jedoch noch nicht belegen.

Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Abnehmen mit Aminosäuren

Aminosäuren sind lebenswichtige Bestandteile des menschlichen Organismus, sie spielen eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel, den Muskel- und Gewebeaufbau sowie für den Proteinhaushalt.
Einige Aminosäuren sind essentiell, das bedeutet, dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann, weshalb sie über die Nahrung aufgenommen werden müssen.
Aber auch Aminosäuren, die der Körper selbst herstellen kann, müssen für ein gesundes Wachstum und Proteingleichgewicht über die Nahrung zugeführt werden. Eine ausgewogene Ernährung reicht grundsätzlich aus, damit der Körper ausreichend mit den wichtigen Aminosäuren versorgt ist.

Eine ausreichende Versorgung von Aminosäuren führt zu einer verbesserten Regulation des Sättigungsgefühls, des Insulinspiegels, sowie die Herstellung wichtiger Botenstoffe im Gehirn.
Es gibt viele verschiedene Theorien über die mögliche Rolle, die Aminosäuren beim Abnehmen spielen könnten. So sollen Aminosäure-Mangelerscheinungen dazu führen, dass der Insulinspiegel schnell absinkt und dadurch Heißhungerattacken ausgelöst werden.

Ein Mangel an Aminosäuren macht sich durch Müdigkeitserscheinungen und Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar, sollte jedoch in jedem Fall durch einen Arzt bestätigt werden, bevor eine Therapie mit einer Aminosäure-Einnahme begonnen wird. Die Gewichtsreduktion durch Aminosäuren wird zum einen durch die Förderung der Fettverbrennung und zum anderen durch die Zügelung des Appetits unterstützt. Dabei spielen vor allem die Aminosäuren Arginin, Lysin, Phenylalanin und Ornithin eine wichtige Rolle. Arginin, Lysin und Ornithin sollen das Wachstumshormon stimulieren, welches die Fettmobilisierung und Fettverbrennung fördert.

Phenylalanin regt die Produktion eines weiteren Hormons (Cholecystokinin) an, das als Regulator von Hunger und Appetit wirkt. Cholecystokinin wird in der Darmwand gebildet und löst eine Signalkette aus, die Sättigung signalisiert und eine weiter Aufnahme von Nahrung stoppt.

Die Aminosäure L-Carnitin wird häufig in Verbindung mit der Gewichtsabnahme genannt. L-Carnitin wird vom Körper selbst produziert und ist zusätzlich in Fleisch, Fisch, Geflügel und Milch enthalten. Carnitin soll die Mobilisation von Fettsäuren aus den Fettzellen (Adipozyten) steigern und die Verbrennung von Fettsäuren erhöhen. Die Aminosäure Glutamin trägt zur Energiegewinnung bei, da es in den Nieren in Glucose (Zucker) umgewandelt werden kann. Glutamin soll der Nahrungsfettspeicherung entgegenwirken und dadurch das Abnehmen unterstützen.

Unter kompetenter fachlicher Aufsicht kann eine Aminosäure-Gabe bei der Gewichtsreduktion durch den Ausgleich der Stickstoffbilanz und der Vermeidung von Muskelabbau unterstützend wirken.
Allerdings gibt es für das Abnehmen keine "Wunderpille". Auch die Einnahme von Aminosäuren kann keine schnelle und leichte Lösung bieten. Wer wirklich abnehmen will, muss alltägliche Verhaltensweisen überdenken, die Energiezufuhr drosseln und sportliche Aktivitäten verstärken.

Die Einnahme von Aminosäurepräparaten kann auch Nebenwirkungen verursachen. Über mögliche unerwünschte Wirkungen von Aminosäuren gibt es derzeit noch keine ausreichenden Erfahrungen, jedoch kann beispielsweise eine bisher nicht entdeckte Nierenstörung mit der zusätzlichen Zufuhr von Aminosäuren verschlimmert werden. Es wird empfohlen, eine Einnahme von Aminosäuren zur Unterstützung der Gewichtsabnahme mit dem Hausarzt zu besprechen.

Aminosäuren zum Muskelaufbau

Aminosäuren sind die Grundbausteine der Eiweiße. Unsere Muskulatur besteht ebenfalls aus Eiweiß und somit aus Aminosäuren. Es gibt 21 Aminosäuren, die im menschlichen Körper während der Proteinbiosynthese zu Enzymen und auch Strukturproteinen zusammengesetzt werden. Hierfür müssen die Aminosäuren allerdings in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Aminosäuren werden durch ausgewogene Ernährung meist in ausreichender Form aufgenommen, allerdings haben Sportler, und besonders Kraftsportler auch einen erhöhten Bedarf (2g Eiweiß pro kg Körpergewicht anstelle von 1,2-1,5g). So kann es vorkommen, dass besonders die essentiellen Aminosäuren, die wir nicht selbstständig aus anderen aufbauen können, zwingend in entsprechender Form zugeführt werden müssen, da sie nicht in ausreichender Menge vorhanden sind.

Dies kann den Muskelaufbau nicht nur hemmen, sondern sogar den Abbau von Muskelgewebe zur Folge haben. Eiweiße können auch als Energiequelle genutzt werden, wenn man zu viel trainiert und viel Energie verbraucht. Nachdem die Glucose und Glycogenspeicher aufgebraucht sind, werden auch Eiweiße verstoffwechselt. Wird zu wenig Eiweiß mit der Nahrung aufgenommen, werden körpereigene Eiweßspeicher, nämlich unsere Muskeln angegriffen und anstatt die Muskelmasse zu erhöhen, wird immer ein gewisser Anteil abgebaut. So sollte genügend Energie während des Trainings, aber besonders auch in der Regenerationsphase, zur Verfügung stehen, damit der Körper diese zum Muskelaufbau verwerten kann. Durch die anabole (muskelaufbauende) Wirkung der Aminosäuren finden diese häufig Anwendung im Kraftsport.

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Aminosäuren als Supplementierung im Sport

Um eine ausreichende Versorgung während der Regenerationsphase und damit den Muskelaufbau zu gewährleisten, aber auch während desTrainings seinen Abbau zu verhindern, bietet es sich an, bei erhöhtem Bedarf Aminosäuren als Nahrungsergänzungsmittel zu supplementieren. Hier sollte auf  ein hochwertiges Spektrum an Aminosäuren geachtet werden.

Die essentiellen Aminosäuren sind: Leucin, Isoleucin, Lysin, Valin, Phenylalanin, Tryptophan, Methionin und Threonin. Bekannt in Aminosäurepräparaten sind die sogenannten BCAA’s (englisches Akronym für verzweigkettige Aminosäuren: Leucin, Isoleucin, Valin).

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Für Sportler wichtig ist ebenfalls das Arginin, welches bei hohem Bedarf häufig auch nicht in ausreichender Menge synthetisiert werden kann. Weiterhin werden Aminosäuren wie Carnitin, die zwar nicht in der Struktur körpereigener Eiweiße vorkommen, aber für den Stoffwechsel wichtig sind (Fettstoffwechsel), in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Bei erhöhtem Verbrauch und Bedarf an Aminosäuren, wie es bei Sportlern der Fall ist, ist eine angemessene Supplementierung sinnvoll, um den Muskelaufbau zu unterstützen und seinen Abbau zu verhindern.

Menschen, die regelmäßig Sport treiben und Muskelmasse aufbauen wollen, sollten aus diesem Grund viel Wert auf eine ausgewogene Ernährung legen und gerade die essenziellen Aminosäuren in großen Mengen zu sich nehmen. Nur in einem Organismus, der dazu in der Lage ist ,Proteine selbst zu synthetisieren, können effektiv Muskeln aufgebaut werden. Darüber hinaus ist die regelmäßige und ausreichende Zufuhr proteinogener Aminosäuren auch für die Versorgung bereits vorhandener Muskulatur wichtig. Ein langanhaltender Mangelzustand würde letztendlich in einem deutlichen Muskelabbau münden.

Menschen, die regelmäßig viel Sport treiben, können Nahrungsergänzungsmittel, die über hohe Mengen an Aminosäuren verfügen, einnehmen. Diese Nahrungsergänzungsmittel können sowohl als Tabletten oder Säfte, als auch in Form von Riegeln erworben werden. Die Ergänzung durch reine Aminosäuren kann bei Sport-begeisterten aber keinesfalls als Ersatz einer ausgewogenen und proteinreichen Ernährung angesehen werden.

Nahrungsergänzungsmittel, die über Aminosäuren verfügen, werden in den meisten Fällen wenige Minuten vor und kurze Zeit nach dem Sport eingenommen. Auf diese Weise kann der Muskelaufbau während der Trainingseinheit effektiv gesteigert werden. Dabei eignen sich nicht alle proteinogenen Aminosäuren im gleichem Maße dazu den Muskelaufbau zu fördern. Die meisten Sportler nehmen Präparate mit einem hohen Anteil an Glutamin zu sich. Glutamin weist im Muskelgewebe einen Anteil von ungefähr 60 Prozent auf und spielt aus diesem Grund gerade beim Muskelaufbau eine entscheidende Rolle. 

Weitere Aminosäuren, die den Muskelaufbau effektiv steigern können sind:

Bei der Einnahme einfacher Aminosäuren muss jedoch mit Bedacht vorgegangen werden. Die Nahrungsergänzung mit Aminosäuren macht nur für Leistungssportler die regelmäßig intensive Trainingseinheiten absolvieren Sinn. Zudem sollten die Aminosäure-haltigen Präparate nur so lange eingenommen werden wie ein erhöhter Bedarf dieser Protein-Bausteine besteht. Darüber hinaus zeigt sich in vielen Fällen, dass Menschen die intensiv Sport treiben bestimmte Aminosäuren nicht vertragen und unter der Einnahme Nebenwirkungen entwickeln. In solchen Fällen muss die Nahrungsergänzung unverzüglich beendet werden. Betroffene Sportler sollten außerdem einen Arzt aufsuchen und sich auf eine Unverträglichkeit untersuchen lassen. Ein Facharzt kann dann entscheiden ob die betreffende Aminosäure gar nicht mehr eingenommen werden sollte oder ob eine Reduktion der Dosis eventuell ausreicht.

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Aminosäuren gegen Haarausfall?

Da Haarausfall ein immer größer werdendes Problem wird, hat man die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln auf den Haarausfall untersucht und festgestellt, dass vor allem die Aminosäuren Lysin, Cystein, Methionin und Arginin positive Auswirkungen auf den Haarausfall haben.

Die Haare und die Haarwurzel benötigen verschiedene Bausteine für die Bildung von Keratin und den Schutz und die Versorgung der Haare. Ein Mangel an diesen für die Haare wichtigen Substanzen kann zu einer schlechteren Haarqualität und auch zu Haarausfall führen. Umgekehrt kann die Supplementierung mit diesen Aminosäuren helfen, den übermäßigen Haarausfall zu stoppen und die Haarbildung zu unterstützen.

Lebensmittel mit hohem Anteil an Aminosäuren

Alle Aminosäuren kann man durch die Nahrung zu sich nehmen. Die verschiedenen Aminosäuren kommen in den unterschiedlichsten Konzentrationen in den unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenprodukten vor.

In vielen Getreideprodukten kommen Aminosäuren in Form von Proteinen vor. Dinkelvollkornmehl mit 13,3 Gramm und Weizenkeime mit 26,6 Gramm pro 100 Gramm pflanzliches Nahrungsmittel enthalten sehr viele Aminosäuren in Form von Protein. Auch Sojabohnen und Linsen haben mit 33 Gramm und 23,5 Gramm einen hohen Gehalt an Aminosäuren und sollten daher zu einer ausgewogenen Ernährung dazu gehören.

Allgemein lässt sich sagen, dass Getreideprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte sehr viele Aminosäuren enthalten. Diese Beispiele gehören zur Gruppe der pflanzlichen Aminosäuren. Man kann Aminosäuren aber auch durch tierische Produkte zu sich nehmen. Aus dieser Gruppe tun sich Fleisch- und Wurstwaren, Fisch und Milchprodukte hervor. Unter den Wurstwaren gehören Kochschinken, geräucherter Schinken und Geflügelwurst zu den aminosäurehaltigsten Produkten. Bei den Fischprodukten sind neben den Aminosäuren auch Vitalstoffe und Vitamine enthalten. Vor allem Thunfisch, Heilbutt, Forelle, Makrele, Hecht, Barsch und Karpfen haben einen hohen Gehalt an Aminosäuren.

Bei den Milchprodukten sind es vor allem Joghurt und Buttermilch, die sich durch den Anteil an Aminosäuren hervortun.

Dosierung von eingenommenen Aminosäuren

Bei Menschen die keinen bis wenig Sport treiben gibt es keine genauen Dosierungsempfehlungen, da die erforderliche Menge an Aminosäuren mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung deutlich abgedeckt wird. Auch für den Breitensport gab es von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) die Empfehlung auf zusätzlichen Supplementierung durch Aminosäuren zu verzichten, sondern sich stattdessen ausgewogen zu ernähren.

Bei Menschen die körperliche aktiver sind liegt die Dosierungsempfehlung zwischen 1,2 und 1,4 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Kraft- und Ausdauersportlern liegt dieser Bereich mit 1,6 bis 1,7 noch etwas höher. Die hier empfohlene Supplementierung durch Aminosäuren erklärt sich durch einen erhöhten Bedarf an Aminosäuren (Eiweißen) des Körpers. Die einzelnen Aminosäuren, wie Phenylalanin, Glycin, Arginin, Asparaginsäure, Carnitin, Cystein, Glutamin, etc. können auch jede für sich als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Dadurch kann man eine generelle Dosierungsempfehlung nur schwer geben, vielmehr hat jede einzelne Aminosäure eine eigene Dosierungsempfehlung, die befolgt werden sollte.

Chemie der Aminosäuren

Aminosäuren sind von großer Bedeutung bei chemischen Vorgängen von Lebewesen (Biochemie), da sie die Bausteine von Eiweißen (Peptiden und Proteinen) bilden. Im Erbmaterial (Genom) sind zweiundzwanzig Aminosäuren codiert, aus denen lebenswichtige Proteine hergestellt werden. Diese zweiundzwanzig Aminosäuren bezeichnet man als die sogenannten proteinogenen Aminosäuren.
Aminosäuren werden in Ketten aneinandergereiht und in Abhängigkeit der Länge einer Aminosäurekette spricht man entweder von Peptiden (bis zu 100 Aminosäuren) oder Proteinen (mehr als 100 Aminosäuren).

Die proteinogenen Aminosäuren werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, je nachdem, welche reaktiven Seitenketten sie aufweisen. Daraus resultieren auch die verschiedenen chemisch-physikalischen Eigenschaften von Aminosäuren. Hat eine Aminosäure beispielsweise nur eine lange unpolare Seitenkette, so beeinflusst dies unter anderem die Löslichkeitseigenschaften der Aminosäure.
Außerdem spielt der pH-Wert (Maß für den sauren oder basischen Charakter einer wässrigen Lösung) eine wichtige Rolle für die Eigenschaften der Seitenkette, da sich die Seitenkette jeweils anders verhält, wenn sie geladen oder ungeladen ist. So gilt beispielsweise für polare Lösungsmittel, dass geladene Seitenketten eine Aminosäure löslicher machen, während ungeladene Seitenketten die Aminosäure unlöslicher machen.
In Proteinen werden viele verschieden geladene Aminosäuren aneinandergehängt, wodurch bestimmte Abschnitte hydrophiler (wasseranziehend) oder hydrophober (wasserabweisend) werden.
Aus diesem Grund hängt die Faltung und die Aktivität von Enzymen (Katalysatoren biochemischer Reaktionen, erfüllen wichtige Funktionen im Stoffwechsel) vom pH-Wert abhängt.
Ebenso erklären die Ladungen und das Lösungsverhalten der Seitenketten, warum Proteine durch stark saure oder basische Lösungen denaturiert werden können.

Aminosäuren werden auch als sogenannte Zwitterionen bezeichnet, da sie je nach Milieu unterschiedliche Ladungen tragen können (positive oder negative Ladungen). Dieses Phänomen liegt in den beiden funktionellen Gruppen einer Aminosäure, also der Amino- und die Carboxylgruppe, begründet.
Vereinfacht kann man sich merken, dass eine Aminosäure, die in einer sauren Lösung gelöst ist, eine positive Ladung trägt und eine Aminosäure in einer alkalischen Lösung trägt eine negative Ladung. In einer neutralen wässrigen Lösung liegen Aminosäuren gleichermaßen in positiver und negativer Ladungsform vor.

Durch den Kontakt mit Hitze, Säuren und Laugen können die Proteine oder Aminosäure-Ketten zerstört werden und somit unbrauchbar sein.

Die Einteilung der proteinogenen Aminosäuren in polare oder unpolare Aminosäuren geschieht ebenfalls nach den funktionellen Gruppen. Die Einteilung nach den chemisch-physikalischen Eigenschaften der einzelnen Aminosäuren erfolgt jedoch nicht nur nach der Polarität, sondern auch nach dem Charakter, der Molaren Masse, der Hydrophobizität (wasserabweisende Eigenschaft), der Azidität oder Basizität (saure, basische oder neutrale Aminosäuren) und nach den elektrischen Eigenschaften der Aminosäuren.

Neben den proteinogenen Aminosäuren gibt es auch eine Vielzahl (mehr als 400) Aminosäuren, die nicht in Proteinen vorkommen, die sogenannten nichtproteinogenen Aminosäuren.
Beispiele hierfür sind etwa das L-Thyroxin (Schilddrüsenhormon), GABA (inhibitorischer Neurotransmitter), Ornithin (Stoffwechselzwischenprodukt im Harnstoffzyklus), und viele weitere. Die meisten nichtproteinogenen Aminosäuren leiten sich von den proteinogenen Aminosäuren ab.

Chemischer Aufbau von Aminosäuren

Jede der 20 proteinogenen Aminosäuren verfügt über mindestens zwei Kohlenstoffatome (C-Atome). Eben dieses Kohlenstoffatom ist für die Einordnung der jeweiligen Aminosäure essenziell. Das bedeutet, dass das Kohlenstoffatom, an dem die Aminogruppe gebunden ist, maßgebend dafür ist um welche Klasse von Aminosäure es sich handelt. Es existieren jedoch auch Aminosäuren in denen mehrere Aminogruppen vertreten sind. In solchen Fällen bestimmt dasjenige Kohlenstoffatom dessen Aminogruppe dem Carboxy-Kohlenstoff am nächsten steht, um welche Klasse von Aminosäure es sich handelt.

Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen alpha-Aminosäuren, beta-Aminosäuren und gamma-Aminosäuren:

  1. Alpha-Aminosäuren: Die Aminogruppe dieser Aminosäure-Klasse lässt sich am zweiten Kohlenstoffatom auffinden. Eine andere Bezeichnung für diese Aminosäuren lautet 2-Aminocarbonsäuren (IUPAC-Bezeichnung). Der wichtigste Vertreter dieser Klasse ist die Aminosäure Glycin, welches eine recht simple Struktur aufweist. Alle für den menschlichen Organismus wichtigen Aminosäuren werden ihrer Struktur nach zu urteilen zu den alpha-Aminosäuren gezählt. Man spricht in diesem Fall von sogenannten proteinogenen Aminosäuren. Sie sind die Bausteine aus denen sämtliche Proteine aufgebaut werden.
  2. Beta-Aminosäuren: Die Klasse der beta-Aminosäuren zeichnet sich dadurch aus, dass deren Aminogruppe am dritten Kohlenstoffatom befindet. Synonym wird für diese Klasse auch die IUPAC-Bezeichnung „3-Aminocarbonsäuren“ verwendet.
  3. Gamma-Aminosäuren: Die Aminogruppe aller Aminosäuren aus der gamma-Gruppe ist an das vierte Kohlenstoffatom gebunden. Die Struktur der Aminosäuren dieser Klasse unterscheidet sich demnach maßgeblich vom Aufbau der proteinogenen Aminosäuren. Die IUPAC-Bezeichnung dieser Gruppe lautet 4-Aminocarbonsäuren. Gamma-Aminosäuren werden im menschlichen Organismus zwar nicht zur Synthese von Proteinen verwendet, dennoch lassen sich einige Vertreter dieser Klasse beim Menschen finden. Der einfachste Vertreter dieser Gruppe, die gamma-Aminobuttersäure (kurz: GABA), dient im Nervensystem als hemmender Neurotransmitter (Botenstoff).

Innerhalb der einzelnen Klassen weisen die Aminosäuren zwar eine ähnliche Struktur auf, unterscheiden sich jedoch durch den Aufbau ihrer Seitenkette. Gerade die einzelnen Bestandteile der Seitenketten sind an dem Verhalten der Aminosäure in saurem oder basischem Milieu verantwortlich.

In der Natur treten etwa zwanzig Aminosäuren auf, wobei der Mensch selbst nur einige Aminosäuren selbstständig aufbauen kann. Aminosäuren, zu deren Bildung der Körper selbst nicht fähig ist, nennt man essentielle Aminosäuren. Der Mensch muss diese Aminosäuren über die Nahrung aufnehmen.
Essentielle Aminsäuren beim erwachsenen Menschen sind:

  • Leucin
  • Isoleucin
  • Methyonin
  • Threonin
  • Valin
  • Lysin
  • Phenylalanin
  • sowie Tryptophan.

Die Aminosäure Cystein ist nicht essentiell im eigentlichen Sinne, allerdings ist sie als Schwefelquelle für den menschlichen Körper unentbehrlich. Bei Säuglingen sind darüber hinaus auch Histidin und Arginin essentiell.

Aminosäuren können untereinander kettenförmige Kombinationen eingehen. Man spricht dann von Eiweißmolekülen (Proteinen). Die Kombinationen der Aminosäuren entscheidet über die Funktionsweise und den Aufgabenschwerpunkt eines Proteins. Dabei erfolgt die Aminosäurenkombination nicht willkürlich. Sie wird in dem jeweils zugehörigen Gen entsprechend vorgegeben (codiert). Immer drei Basenpaare, die in gewisser Weise angeordnet sind, entsprechen einem so genannten Code – Wort (= Codon). Dieses Codon stellt quasi die Bauanleitung für die jeweilige Aminosäure dar.

Test zum Feststellen eines Aminosäurenmangels

Aminosäuren sind für verschiedene Stoffwechselwege, den Hormonhaushalt und andere wichtige Prozesse innerhalb des Organismus unabdingbar. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Zufuhr von essenzieller Aminosäuren, beziehungsweise der Bestandteile synthetisierbarer Aminosäuren, von enormer Bedeutung.
Die Tragweite eines Mangels dieser Substanzen wird deutlich wenn man sich vor Augen hält, dass der Körper neben dem hohen Anteil an Wasser zum größten Teil aus Aminosäuren (beziehungsweise Proteinen) besteht. Heutzutage herrscht in puncto Ernährung ein Überschuss an Kohlenhydratreicher Nahrung. Viele Menschen ernähren sich fast ausschließlich von kohlenhydratreichen Speisen. Die Zufuhr von Aminosäuren wird dabei in vielen Fällen vernachlässigt. Werden über einen längeren Zeitraum zu wenige Aminosäuren aufgenommen entsteht ein Nahrungsmangel. In Folge dessen schaltet der Organismus über kurz oder lang in den Notfallmodus und spart Energie wo immer es möglich ist.

Viele Menschen, die bewusst auf die Zufuhr bestimmter Nahrungsmittel verzichten (zum Beispiel Vegetarier oder Veganer), fragen sich ob es Tests gibt mit denen ein möglicher Aminosäuremangel frühzeitig detektiert und nachgewiesen werden kann. Ziel solcher Tests ist es den langfristigen Nebenwirkungen einer Aminosäure-Mangelsituation vorzubeugen.

Einer der gängigsten und am einfachsten durchzuführenden Tests um einen Aminosäuremangel nachzuweisen beruht auf einem einfachen Prinzip. Wenn der Organismus auf Grund des Aminosäuremangels in den Notfallmodus umschaltet, reagiert er unter anderem mit einer Reduktion der Wasserausscheidung. Er hält also große Mengen an Wasser zurück. Als Test können betroffene demnach zuerst darauf achten, ob das Wasserlassen wie gewöhnlich von statten geht oder ob auffallend weniger Urin abgesetzt wird.
Darüber hinaus zeigt sich die sinkende Wasserausscheidung durch Wassereinlagerungen (Ödeme) im Gewebe. Die Entstehung von Ödemen kann also unmittelbar mit einem Mangel an Aminosäuren zusammenhängen. Die Ausprägung des Aminosäuremangels steht dabei in einem direkten Zusammenhang zur Menge des Eingelagerten Wassers. Ein einfacher Test kann Patienten, die befürchten unter durch einen Mangel an Aminosäuren ausgelösten Wassereinlagerungen zu leiden, helfen, abzuschätzen ob Ödeme vorliegen.

Der Test ist wie folgt durchzuführen: Der betroffene Patient sollte den Arm entspannt am Körper herunterhängen lassen. Währenddessen muss die andere Hand hinten oben am Oberarm aufgelegt werden. Die Fingerspitzen sollten dabei fast den Oberkörper berühren. Der Patient muss die ganze Hand möglichst flach auf den Arm auflegen und leichten Druck auf das Gewebe des herunterhängenden Armes ausüben. Ebenso wie dessen Durchführung gestaltet sich auch die Auswertung dieses Tests recht einfach. Je fester das Gewebe ist, desto weniger Wassereinlagerungen liefen vor. Im Bezug auf den Aminosäurehaushalt bedeutet dies wiederum: Je fester das Gewebe ist, desto weniger ausgeprägt (beziehungsweise gar nicht vorhanden) ist der Aminosäuremangel.

Des Weiteren lassen sich solche Wassereinlagerungen gut an den Knöcheln testen. Nachdem ein leichter Druck auf die Knöchelregion ausgeübt wurde zeigt sich beim Vorliegen von Ödemen eine Einziehung, die erst nach längerer Zeit wieder verschwindet. Bei der Durchführung eines Tests zum Aminosäuremangel sollten die Patienten jedoch dringend darauf achten, dass durch die Einlagerung von Wasser verursachte Gewebsschwellungen auch andere Ursachen haben können. Ein positives Test-Ergebnis sollte aus diesem Grund nur mit einem Aminosäuremangel in Verbindung gebracht werden, wenn keine anderen Grunderkrankungen vorliegen. Zudem sollte bei Vorliegen solcher Wassereinlagerungen in jedem Fall ein Arzt aufgesucht und deren Ursache geklärt werden.

Sollte tatsächlich ein ausgeprägter Mangel an Aminosäuren vorliegen, so kann der behandelnde Arzt dabei helfen den Aminosäurehaushalt durch eine Nahrungsumstellung oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Zusammenfassung

Aminosäuren kommen in pflanzlichen wie auch in tierischen Produkten vor und haben in unserem Körper viele wichtige Funktionen. Sie kontrollieren zum Beispiel viele Stoffwechselprozesse, sind an der Energiegewinnung beteiligt und sind vor allem für den Muskelaufbau und –Muskelerhalt von enormer Bedeutung. Deshalb ist es gerade für Ausdauer- und Kraftsportler sehr wichtig immer ausreichend Aminosäuren im Körper zu haben.

Aminosäuren lassen sich in essentielle und nicht essentielle Aminosäuren unterteilen. Die essentiellen Aminosäuren kann der menschliche Körper im Gegensatz zu den nicht essentiellen Aminosäuren nicht selbst herstellen, und sie deswegen über die Nahrung aufnehmen. Durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung sollte es allerdings kein Problem sein, den Tagesbedarf an Aminosäuren zu decken.

Sportler gelten hier als Ausnahme und sollten in gewissen Fällen Aminosäuren supplementieren, um einem Muskelabbau vorzubeugen und eine dauerhafte Energiebereitstellung zu sichern.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021