Bisoprolol

Synonyme

Bisohexal, Rivacor, Bilol, Bisacardiol, Betablocker

Allgemein

Bisoprolol gehört zur Gruppe der Betarezeptorenblocker.

Betarezeptoren, oder auch Beta-Adrenorezeptoren genannt, finden sich an verschiedenen Stellen im Körper und werden durch das Hormon Adrenalin aktiviert, welches bei Anstrengung, Aufregung und Anspannung vom Körper ausgeschüttet wird. Besonders viele der Betarezeptoren befinden sich am Herzen, welches bei Adrenalinausschüttung schneller und kräftiger schlägt, damit der Körper den Anforderungen gerecht wird, die an ihn gestellt werden. Das Herzminutenvolumen muss erhöht werden, also die Menge an Blut, die pro Minute vom Herzen ausgepumpt wird.
Ebenso wird der Blutdruck erhöht, da in den Gefäßen (Arterien und Venen) des Körpers ebenso Muskelzellen vorkommen. Je nachdem, wie stark sie angespannt oder entspannt sind, erhöht bzw. verringert sich der Blutdruck.
Der Blutdruck ist jedoch auch von anderen Faktoren abhängig, wie Arteriosklerose oder wie sportlich man ist. Weitere Betarezeptoren befinden sich in der Lunge und in der Muskulatur.

Betarezeptorenblocker wie Bisoprolol machen sich diesen Mechanismus zu nutze und greifen direkt an den Betarezeptoren an und blockieren den Rezeptor, so dass Adrenalin nicht mehr an den Rezeptor binden kann. Die Folge ist, dass das Herz langsamer schlägt und selbst besser mit Sauerstoff versorgt wird. Außerdem entspannen sich die Muskelzellen in den Gefäßen und somit wird der Blutdruck gesenkt.

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Typische Anwendungsgebiete von Betablockern wie Bisoprolol sind Bluthochdruck, Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (Angina pectoris).

Formen

Der Wirkstoff Bisoprololfumarat wird unter verschiedenen Handelsnamen vertrieben: Bisohexal, Rivacor, Bilol, Bisacardiol und zahlreichen anderen. Außerdem gibt es Bisoprolol in Kombination mit Hydrochlorothiazid, einem Thiazid-Diuretikum, zur verstärkten Blutdruckkontrolle (beispielsweise Bilol comp., Concor plus).

Bisoprolol wird üblicherweise in Tablettenform in den Wirkstärken 1,25mg, 2,5mg, 3,75mg, 5mg, 7,5mg und 10mg verschrieben.

Dosierung

Die Dosierung von Bisoprolol richtet sich nach Art der Erkrankung. Soweit nicht anders verordnet, sind die Tabletten morgens nüchtern mit etwas Flüssigkeit einzunehmen.
Betablocker wir Bisoprolol sollten grundsätzlich einschleichend dosiert werden, was bedeutet, dass über einen Zeitraum von circa zwei Wochen die Dosierung langsam kontinuierlich gesteigert wird. Die Anwendung ist zeitlich nicht begrenzt und Dosisänderungen sollten vom Arzt bestimmt werden.
Bisoprolol sollte auf keinen Fall ohne vorherige ärztliche Rücksprache abgesetzt werden, da es bei Patienten mit Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, Angina pectoris) zur Verschlechterung des Zustandes kommen kann. Auch hier sollte die Dosierung von Bisoprolol langsam in einem Zeitraum von 7-10 Tagen gesenkt werden.

Soweit nicht anders verordnet beträgt die Dosierung:

  • bei Bluthochdruck einmal täglich 5mg, bei leichtem Bluthochdruck reichen eventuell auch 2,5mg. Eine Dosissteigerung bei nicht ausreichender Wirkung ist bis zu 10mg pro Tag.
  • bei der koronaren Herzerkrankung (KHK, Angina pectoris) einmal täglich 5mg mit einer möglichen Dosissteigerung auf bis zu 10mg.
  • bei der stabilen chronischen Herzinsuffizienz 1,25mg-10mg. Hierbei wird die Dosierung schrittweise erhöht. In der Standardtherapie der chronischen Herzinsuffizienz werden außerdem ergänzend ACE-Hemmer, Diuretika und eventuell Herzglykoside gegeben.

Wann sollte Bisohexal® nicht angewendet werden?

Absolute Kontraindikationen

  • chronische Herzinsuffizienz, akut oder dekompensier
  • stark verlangsamter Puls (sog. Bradykardie; Herzfrequenz vor Behandlungsbeginn unter 50 Schläge/min)
  • Erregungsleitungsstörungen zwischen den Schrittmachern des Herzens (sinusatrialer Block; AV-Block II. und III. Grades)
  • krankhaftes Sinusknoten-Syndrom (Sick-Sinus-Syndrom)
  • niedriger Blutdruck (sog. Hypotonie; systolischer Blutdruck bzw. oberer Wert <90mmHg)

Relative Kontraindikation

Der Narkosearzt sollte vor einer Vollnarkose über die Einnahme von Bisoprolol informiert werden, da es zu Wechselwirkungen zwischen Bisoprolol und den Narkosemitteln kommen kann.

Besondere Patientengruppen

  • Ältere Patienten: Bei sehr schlechter Nieren- und Leberfunktion sollte die Dosis angepasst und nach Möglichkeit so niedrig wie möglich gehalten werden.
  • Schwangere: Nur nach Rücksprache mit dem Arzt und sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung, da das Medikament in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes gelangen und somit seine Entwicklung stören kann. Ebenso wird von einer Einnahme in der Stillzeit abgeraten, da keine ausreichenden Ergebnisse vorliegen, ob Bisoprolol in die Muttermilch übergehen kann.
  • Kinder: Da keine Therapieerfahrungen vorliegen, sollten Kinder nicht mit Bisoprolol behandelt werden.
  • Sportler: Die Einnahme von Bisoprolol kann zu einem positiven Ergebnis im Dopingtest führen.

Da Bisoprolol unterschiedlich vertragen wird, kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Reaktionsvermögen beim Bedienen von Maschinen oder der Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigt werden kann; es ist jedoch keine direkte Auswirkung bekannt. Vor allem zu Beginn der Behandlung, bei Dosisanpassung oder Änderung des Präparates sollte dies berücksichtigt werden.

Bisoprolol und Alkohol

Gleichzeitiger Alkoholgenuss kann die Wirkung von Bisoprolol verstärken.

Wechselwirkungen

Gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente sollten mit dem Arzt oder Apotheker besprochen werden, dies gilt insbesondere für zentral wirksame blutdrucksenkende Arzneimittel wie Clonidin oder die Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln wie Diuretika, Kalziumantagonisten vom Verapamil- und Dilitazem-Typ, Antiarrhythmika (Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen), nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID), blutzuckersenkende Medikamente oder Insulin, Herzglykoside (Digitalis), Medikamente gegen Depressionen und dem Malariamittel Mefloquin.

Bisoprolol und die Pille

Es sind keine Wechselwirkungen bekannt.

Nebenwirkungen

Es kann besonders zu Beginn der Behandlung zu Schwindel und Kopfschmerzen (Besserung meist nach 1-2 Wochen), Übelkeit, Erbrechen und weiteren Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, Durchblutungsstörungen und Blutdruckabfall kommen.
Außerdem wurden Schlafstörungen, trockene Augen, Verwirrtheit, Stimmungsschwankungen, stärkeres Schwitzen, erektile Dysfunktion, Überempfindlichkeitsreaktionen und Verkrampfungen der Atemmuskulatur der Bronchien beobachtet.

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen finden Sie auf folgenden Seiten

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.07.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021