Die Fußheberschwäche

Was ist eine Fußheberparese?

Eine Parese ist eine motorische Schwäche oder eine leichte Lähmung. Eine Fußheberschwäche wird meist durch eine Schädigung der Nerven verursacht. Oft ist der Nervus peroneus betroffen.
Durch die Schädigung können die elektrischen Impulse nicht mehr weitergeleitet werden und der Muskel kann sich nicht zusammenziehen, die Kontraktion bleibt aus. Folglich kann der Fuß nicht mehr gehoben werden. Die Ursache hierfür ist eine Erkrankung des Nervensystems. Daher spricht man bei dieser Symptomatik auch von einer neurologischen Ausfallserscheinung.

Die Ursachen

Die Ursachen für eine Fußheberparese können zahlreich sein. Der Fußmuskel ist in seiner Funktion nur deshalb beeinträchtigt, weil ihm die elektrischen Impulse des dazugehörigen Nervens fehlen. Der fehlende Impuls des Nervens kann durch eine Schädigung des zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) bedingt sein. Ursache hierfür kann ein Schlaganfall oder auch eine Multiplen Sklerose sein. 
Eine häufige Ursache für eine Fußheberschwäche ist ein Bandscheibenvorfall. Der Bandscheibenvorfall komprimiert die Nerven im Bereich der Wirbelsäule. Dies gilt auch für eine Spinalkanalstenose (Einengung und Kompression des Rückenmarks).

Andere Ursachen sind im Bereich des peripheren Nervensystems zu finden. Das periphere Nervensystem stellt ein Geflecht aller Nerven außerhalb des Rückenmarks dar. Die peripheren Nerven treten aus verschiedenen Segmenten des  Rückenmarkes aus und verlaufen an unterschiedlichen Stellen des Körpers. Mehrere Segmente dieser Nervenfasern vereinigen sich auch zum sogenannten Ischiasnerven. Der Ischiasnerv zieht in Richtung Oberschenkel teilt sich oberhalb des Knies in den Nervus peroneus, der die Fußhebemuskulatur innerviert. Wird der Nerv irgendwo in seinem Verlauf geschädigt, führt dies zu einer Fußheberparese. Eine Nervenschädigung kann zum Beispiel bei Hüftgelenksoperationen oder Eingriffen am Kniegelenk auftreten. Auch eine Verletzung im Bereich des Wadenbeinköpfchens kann die Ursache sein.

Mehr Informationen zum Thema Spinalkanalstenose finden Sie hier.

Der Bandscheibenvorfall als Ursache

Bei einem Bandscheibenvorfall des Segments L5 rutscht der Kern der Bandscheibe aus seiner ursprünglichen Position und drückt auf die Nervenwurzeln oder Nervenfasern im Bereich des Rückenmarkkanals.

Werden die Nerven des Segments L5 geschädigt, kommt es zu diversen Symptomen. Zum einen treten Sensibilitätsstörungen im Bereich der Oberschenkelinnenseite und am Fuß auf. Dies äußert der Patient als unangenehmes Kribbeln oder als Taubheitsgefühl. Zum anderen ist es auch möglich, dass die motorischen Nervenfasern, die die Fußmuskulatur versorgen, durch den Bandscheibenvorfall im Bereich der Wirbelsäule geschädigt werden. Dies kann dann eine Fußheberparese zur Folge haben. 

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Symptome eines Bandscheibenvorfalls der LWS

Weitere begleitende Symptome

Eine Fußheberparese hat für den Betroffenen oft dramatische Konsequenzen. Eine intakte Funktion ist für das Gehen und Treppensteigen von großer Bedeutung. Bei einem Funktionsverlust ist der Patient daher extrem eingeschränkt.

Je nach Ursache der Fußheberparese treten noch weitere begleitende Symptome auf. Bei einem Bandscheibenvorfall sind dies beispielsweise Rückenschmerzen, die oft bis in den Fuß hin ausstrahlen können. Auch Taubheitsgefühle im Bereich des Beins oder am Fußrücken können Begleitsymptome einer Fußheberparese sein. Manchmal äußert sich eine begleitende Sensibilitätsstörung auch nur als unangenehmes Kribbeln.
Bei einem gravierenden Bandscheibenvorfall im Bereich L5 kann zudem das Nervensystem von Organen gestört sein. Es kommt zu Blasen- und Mastdarmentleerungsstörung. Die betroffenen Patienten sind inkontinent und können den Abgang von Urin und Stuhl nicht mehr willentlich kontrollieren. 

Der Schmerz als Symptom

Ob man bei einer Fußheberparese Schmerzen hat, hängt von der Grunderkrankung ab. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich L5 treten meist starke Schmerzen auf. Auch Gefühlsstörungen sind entsprechende Begleitsymptome.

Wird der Nervus peroneus im Bereich des Wadenbeinköpfchens durch Druck geschädigt, beispielsweise wenn man zu lange kniet oder die Beine übereinanderschlägt, dann sind Schmerzen meist kein Begleitsymptom. Auch langsam wachsende Tumoren, welche den Nerven schädigen, verursachen oftmals keine Schmerzen. 

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Symptome eines Bandscheibenvorfalls.

Die Diagnose

Die Diagnose einer Fußheberparese kann man meist relativ einfach stellen. Die Anamnese und das klinische Bild sind oft sehr eindrücklich. Der Patient schildert Probleme beim Gehen und vor allem beim Treppensteigen. In der körperlichen Untersuchung fällt dieses veränderte Gangbild ebenfalls auf. Zudem ist der Reflex des Nervus peroneus abgeschwächt auslösbar. Der Nervus peroneus ist der Nerv, welcher die Muskeln des Fußes versorgt . Bei einer Schädigung dieses Nerven ist der dazugehörige Reflex logischerweise kaum noch vorhanden. 

Zur Bestätigung der Diagnose sind weitere Untersuchungen vorhanden. Hierfür eignet sich insbesondere die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit durch eine Elektroneurographie. Die Leitgeschwindigkeit wird schon bei einer Teilschädigung verlangsamt sein. Auf der Suche nach der Ursache für eine Fußheberparese ist meist weitere Diagnostik, beispielsweise eine Bildgebung, notwendig.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Elektroneurographie.

Die Kraftgrade bei einer Parese

Zur Beurteilung der Muskelkraft in der körperlichen Untersuchung nutzt man eine Einteilung in Kraftgrade. Man unterscheidet sechs verschiede Kraftgrade von null bis fünf. Um den richtigen Kraftgrad für einen Muskel anzugeben prüft man diesen gegen Wiederstand.

Die normale wird mit Kraftgrad fünf von fünf (5/5) angegeben.Ist eine aktive Bewegung des Fußes nur gegen leichten Widerstand möglich, so besteht schon eine Schwäche der Fußmuskulatur, diese würde man als leichte Kraftminderung mit einem Kraftgrad vier von fünf (4/5) angeben. Kann der Muskel nur gegen die Schwerkraft (ohne weiteren Widerstand) bewegt werden, spricht man von einer Kraftminderung mit Kraftgrad drei von fünf (3/5).
Kann der Patient den Fuß nur unter Aufhebung der Schwerkraft bewegen, liegt der Kraftgrad bei zwei von fünf (2/5). Ein Kraftgrad eins von fünf (1/5) liegt vor, wenn eine Muskelkontraktion (sichtbar oder tastbar) vorhanden ist, obwohl keine Bewegung möglich ist.
Mit Kraftgrad null von fünf (0/5) bezeichnet man dann eine komplette Lähmung der Muskulatur. Es lässt sich keinerlei muskuläre Aktivität mehr nachweisen

Die Behandlung

Wie man eine Fußheberparese behandelt, hängt in den allermeisten Fällen von der zugrundeliegenden Ursache hab. Diese muss behandelt werden um weitere Nervenschädigungen zu verhindern. Ein konsequentes Übungsprogramm im Rahmen der Physiotherapie ist jedoch für alle Patienten empfehlenswert. Zudem gibt es Hilfsmittel wie eine Schiene, die den Patienten bei seiner Alltagsbewältigung unterstützen.

Bei der Therapie der Fußheberparese gibt es je nach Ursache verschiedene Möglichkeiten. Wurde der Nerv durch Druck am Wadenbeinköpfchen geschädigt, ist oft ein abwartendes Vorgehen sinnvoll. Meist bildet sich die Lähmung spontan zurück. Wenn nach 6 Wochen keine Besserung eintritt, muss operiert werden. Bei Bandscheibenvorfällen sieht es ähnlich aus. Bei einer ausgeprägten Fußheberschwäche würde man jedoch zeitnah eine operative Intervention planen.

Übungen

Ein Übungsprogramm im Rahmen einer Physiotherapie ist für alle Patienten mit einer Parese essentiell. Allerdings sollten die Übungen kontinuierlich durchgeführt werden um Fortschritte zu erzielen. Auf diese Weise lässt sich auch die Prognose deutlich verbessern.

Es sind viele verschiedene Übungen vorhanden. Zum Beispiel kann man nur durch Barfußlaufen die Fußmuskulatur aktivieren. Massagen mit einem Igelball können zusätzlich die Durchblutung im Fuß verbesseren.
Andere Übungen hingegen zielen auf die Kräftigung der Fußmuskulatur ab. Als Hilfsmittel eignet sich beispielsweise ein Thera-Band. Man spannt dieses Band im Sitzen um den Fuß und bewegt die Fußspitze langsam vor- und zurück gegen den Widerstand des Therabands. Aber auch ohne Hilfsmittel kann man die Fußmuskulatur trainieren. Man setzt sich auf einen Stuhl, die Fersen drückt man fest auf den Boden und jetzt versucht man beide Fußspitzen gleichzeitig vom Boden abzuheben.
Ist die Fußheberschwäche durch einen Bandscheibenvorfall bedingt sollte man zusätzlich die Rückenmuskulatur trainieren. Auch hier gibt es verschiedene Übungen, die man nach Anleitung alleine zuhause durchführen kann.

Hier finden Sie sinnvolle Übungen bei einem Bandscheibenvorfall

Die Schiene als Hilfsmittel

Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Hilfsmittel, die Patienten mit einer Fußheberparese unterstützen aktiv am Alltag teilzunehmen. Eine Schiene oder Fußheberorthese ist vor allem bei einer leichten Kraftminderung der Fußmuskulatur angezeigt. Oft leiden die betroffenen Patienten auch an einer Gangunsicherheit. Die Schiene verleiht mehr Stabilität und führt zu einer deutlichen Verbesserung des Gangbildes.

Die Schienen gibt es in den verschiedensten Ausführungen von straffem bis flexiblem Material. Sie werden individuell an den Fuß des Patienten angepasst.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Orthese für den Fuß.

Wie sieht die Heilung aus?

Ob eine Fußheberschwäche heilbar ist, hängt von deren Ausmaß und Ursache ab. Kam es durch einen operativen Eingriff zu einer kompletten Durchtrennung des Nervus peroneus ist eine Heilung unwahrscheinlich. Auch bei einer kompletten Lähmung durch einen Schlaganfall wird die Fußheberparese bleiben.

Ist der Nerv nur kurzfristig geschädigt und kann durch eine (operative) Dekompression entlastet werden, können sich die Symptome vollständig zurückbilden. Durch physiotherapeutische Maßnahmen und einem Übungsprogramm zu Hause kann man aber auf jeden Fall versuchen den Grad der Kraftminderung zu verbessern.
Bei einer kompletten Lähmung ist dies jedoch auch schwierig. Dann bleiben dem Patienten oft nur Hilfsmittel, die ihn bei der Bewältigung seines Alltags unterstützen.

Informieren Sie sich auch zum Thema: Therapie eines Schlaganfalles

Die Dauer

Die Prognose der Fußheberschwäche hängt von dessen Ursache ab. Wenn der Nerv nur kurzfristig durch Druck geschädigt wurde, bildet sich die Fußheberparese in vielen Fällen spontan wieder zurück. Die Nervenfasern erholen sich und der Fußhebemuskel kann seine Funktion wieder aufnehmen.
Ist der Nerv hingegen komplett durchtrennt oder im Bereich des Rückenmarks irreversibel geschädigt, dann bleibt die Symptomatik meist bestehen. Durch physiotherapeutische Maßnahmen kann die Symptomatik etwas gelindert werden. Auch Hilfsmittel wie Orthesen (Schienen) erleichtern den Patienten den Alltag.

Welchen Grad der Behinderung gibt eine Fußheberparese?

Der Grad der Behinderung wird aufgrund eines ärztlichen Gutachtens vom Versorgungsamt festgelegt. Maßgeblich für die Einstufung in den Grad der Behinderung ist eine Einschränkung im Alltag.

Für eine leichte Fußheberparesen wird ein Grad der Behinderung (GdB) von 30 veranschlagt. Allerdings ist dies auch davon von der Ursache der Parese abhängig. Kommt zusätzlich ein Wirbelsäulenleiden hinzu, kann der Patient höher eingestuft werden. Ob der Patient zusätzlich das Merkzeichen G erhält, hängt ebenfalls vom Ausmaß der Einschränkung durch die Fußheberparese ab. Davon ist auszugehen, wenn eine Strecke von zwei Kilometern nicht ohne Gefahren für sich und andere zu Fuß zurückgelegt werden kann.  

Weiterführende Information

Mehr Informationen zum Thema Parese finden Sie hier:

Eine Übersicht aller Themen der Neurologie finden Sie unter: Neurologie A-Z. 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.01.2019 - Letzte Änderung: 06.11.2021