Schulternackenschmerzen

Definition

Schulternackenschmerzen stellen ein sehr häufiges Problem dar. Mindestens jeder zweite Mensch hat in seinem Leben mindestens einmal mit diesen Beschwerden zu tun. Die Ursachen können vielfältig sein. Die häufigste Ursache ist eine muskuläre Verspannung, doch auch Erkrankungen der Wirbelsäule oder des Schultergelenks müssen in Betracht gezogen werden.

Ursachen von Schulternackenschmerzen

Häufig liegt die Ursache der Schulternackenschmerzen in einer muskulären Verspannung, die durch eine chronische Fehlhaltung ausgelöst wird. Außerdem können auch Abnutzungserscheinungen, wie z.B. ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule, ursächlich sein. Auch Erkrankungen des Schultergelenks, wie Schleimbeutelentzündungen oder eine Schultergelenksarthrose sollten bei anhaltenden Beschwerden abgeklärt werden. Des Weiteren kommen auch entzündliche Ursachen in Frage. Dazu zählen rheumatische Erkrankungen, wie der Morbus Bechterew, aber auch eine bakteriell ausgelöste Bandscheibenentzündung ist möglich. Letztlich können auch Zahnbeschwerden oder von den Ohren ausgehende Pathologien zu Nackenschmerzen führen.

Verspannungen führen zu Schulternackenschmerzen

Muskuläre Verspannungen stellen die mit Abstand häufigste Ursache für Schulternackenschmerzen dar. Die Schmerzen breiten sich vom Nacken bis zum Schulterblatt aus und die Beweglichkeit des Halses ist schmerzbedingt vermindert. Verspannungen entstehen häufig durch eine chronische Fehlhaltung, wie sie z.B. beim Sitzen vor dem PC oder dem Hinabgucken auf ein Tablet oder Handy eingenommen wird. Auch Fehlhaltungen beim Schlafen spielen eine Rolle. Außerdem wird postuliert, dass Verspannungen vermehrt auftreten, wenn die Schulter- und Nackenmuskulatur nicht genügend trainiert ist.

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Bandscheibenvorfall als Ursache für Schulternackenschmerzen

Ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule ist ebenfalls eine häufige Ursache für Beschwerden im Bereich des Nackens. Auch wenn die Bandscheibenvorfälle in diesem Abschnitt der Wirbelsäule nicht so häufig sind wie im unteren Rückenabschnitt, so haben doch einige Menschen einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule ohne, dass sie Beschwerden haben. Zu Schmerzen kommt es erst, wenn der Vorfall zu einer Kompression der Nerven im Spinalkanal (auch: Wirbelkanal) führt. Die Schmerzen können auch in den Arm ausstrahlen. Ein Bandscheibenvorfall tritt entweder bei älteren Menschen als Abnutzungserscheinung oder bei jüngeren Menschen im Anschluss an ein Trauma mit ruckartiger Halsbewegung auf.

Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule

Eine Spinalkanalstenose bezeichnet eine Verengung des Wirbelkanals. Meistens tritt die Verengung in fortgeschrittenem Alter auf und ist eine Folge von Umbaumaßnahmen der Wirbelsäule, die aufgrund von Bandscheibeninstabilitäten stattfinden. Durch den Verschleiß der Bandscheiben erhöht sich der Druck auf die Wirbelkörper und es bilden sich Knochenfortsätze aus, die den Spinalkanal verengen. Selten ist eine angeborene Spinalkanalstenose vorhanden. Die Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule äußert sich durch eine zunehmende Ungeschicklichkeit der Hände. Hinzu kommt oft ein Taubheitsgefühl.

Entzündung der Halswirbelsäule

Auch ein entzündliches Geschehen kommt als Ursache für den Schulternackenschmerz in Frage. Hierbei kann es sich um eine entzündlich, rheumatische Erkrankung wie den Morbus Bechterew handeln. Dieser befällt v.a. die Wirbelsäule und führt zu einer Versteifung der Gelenke. Auch eine Entzündung der Schleimbeutel, die das Schultergelenk umgeben, kann zu Schmerzen führen, da die vergrößerten Schleimbeutel dazu führen, dass Muskeln und Sehnen unter den Knochen eingeklemmt werden. Des Weiteren ist euch eine bakterielle Entzündung der Wirbelkörper und Bandscheiben möglich.

Begleitende Symptome bei Schulternackenschmerzen

Die Schulternackenschmerzen können von verschiedenen Symptomen begleitet werden. Falls ein Bandscheibenvorfall ursächlich ist, kommt es mitunter zu einem Taubheitsgefühl und einer Muskelschwäche im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs. Im Falle der Halswirbelsäule macht sich dies meist am Arm bemerkbar. Des Weiteren können auch Ungeschicklichkeiten der Hände bei einer Spinalkanalstenose auftreten. Muskuläre Verspannungen hingegen strahlen mitunter in den Hinterkopf aus und können oft auch direkt als Verhärtungen getastet werden. Falls die Beschwerden von einer rheumatischen Erkrankung der Wirbelsäule ausgehen, bestehen oft auch an anderen Gelenken Schmerzen und Versteifungen. So ist beim Morbus Bechterew meist auch das Kreuz-Darmbeingelenk mitbetroffen und es besteht eine starke Morgensteifigkeit. Mitunter sind auch Muskelsehnenansätze entzündlich verändert. Komplexere Krankheitsbilder, wie das Barre-Lieou-Syndrom gehen mitunter mit weiteren kritischen Beschwerden wie Schluckschwierigkeiten, einer Hör- und Sehminderung sowie Schwindelanfällen einher. Dies spricht für eine Beteiligung der hirnversorgenden Blutgefäße, die von der Halswirbelsäule ausgehend in den Kopf ziehen.

Schulternackenschmerzen reichen bis in den Arm

Schmerzen, die von der Schulter oder dem Nacken aus bis in den Arm reichen, lassen schnell an eine Nervenschädigung durch einen Bandscheibenvorfall denken. Falls zusätzlich auch eine Kraftminderung im Arm vorhanden ist, sollte schnell ein Arzt aufgesucht werden, da der Nerv möglichst zügig entlastet werden muss. Viel häufiger ist die Ursache des Schmerzes jedoch von harmloserer Natur. Muskelverspannungen können sehr häufig zu in den Arm ausstrahlenden Schmerzen führen. Außerdem können auch Schulterbeschwerden, wie z.B. ein Impingement, zu in den Arm ausstrahlenden Schmerzen führen. Beim Impingement-Syndrom kommt es zu einer Einklemmung von Muskelsehnen unterhalb des Schulterdaches.

Schluckbeschwerden bei Schulternackenschmerzen

Wenn der Schulternackenschmerz auch mit Schluckbeschwerden einhergeht, kann es sich um ein Barre-Lieou-Syndrom handeln. Hierbei ist charakteristisch, dass der Schmerz in den Hinterkopf ausstrahlt und es auch zu Schwindelattacken und Seh- oder Hörminderungen kommen kann. Das Barre-Lieou-Syndrom stellt eine Erkrankung der Halswirbelsäule dar, bei der es durch Instabilitäten, z.B. aufgrund von rheumatischen Erkrankungen, Traumata der Halswirbelsäule oder Abnutzungserscheinungen zu einer Irritation von Nerven und evtl. auch zu einer Einengung der zum Kopf ziehenden Basilararterie kommen kann.

Schulternackenschmerzen nach dem Schlafen

Schulternackenschmerzen nach dem Schlafen sind nicht selten können aber unterschiedlichste Ursachen haben. Zum einen kann es aufgrund eines unpassenden Kissens oder einer verkrampften Schlafposition zu muskulären Ungleichgewichten und schmerzhaften Verspannungen kommen. Auch nächtliches Zähneknirschen führt zu einer verspannten Muskulatur und begünstigt daher Nackenschmerzen in den Morgenstunden. Außerdem können sich auch Schulterschmerzen besonders nachts zeigen, wenn sie auf einem Engpasssyndrom beruhen. Tagsüber im Stehen hängt der Arm immer herab, was dazu führt, dass der Raum zwischen den Muskelsehnen und dem Schulterdach vergrößert ist. In der Nacht wirkt jedoch kein Zug auf den Arm, sodass enge Räume entstehen und Schmerzen durch Einengung von Sehnen oder Schleimbeuteln sich verstärken können. Hinzu kommt, dass viele Menschen auf dem Arm liegend schlafen, was den Druck auf Schleimbeutel erhöht. Sind diese entzündet, ist das äußerst schmerzhaft.

Diagnose von Schulternackenschmerzen

Die Diagnose der Ursache für den Schulternackenschmerz stellt ein Orthopäde. Bei manchen Entitäten kann jedoch auch der Hausarzt bereits weiterhelfen. Anhand der begleitenden Symptome und der genauen Lokalität und Charakteristik der Beschwerden kann die Auswahl an möglichen Ursachen meist bereits eingeschränkt werden. Falls ein Bandscheibenvorfall oder eine andere Läsion von Nerven oder Weichteilen vermutet wird, kann eine Bildgebung wie ein MRT oder CT bei der Diagnosestellung helfen.

Behandlung von Schulternackenschmerzen

Unabhängig von der Ursache der Beschwerden ist in den allermeisten Fällen eine Stärkung der Muskulatur von Schulter, Nacken und Rücken zu empfehlen. Dies beugt Instabilitäten vor und gleicht Fehlbelastungen aus. Außerdem führt ein gestärkter Muskelbau auch direkt zu einer besseren Haltung des Körpers. Oft ist die Stärkung der Muskulatur in Kombination mit einer gezielten Vermeidung von Fehlhaltungen bereits ausreichend, um Schmerzen zu verhindern. Fehlhaltungen können vermieden werden, indem z.B. nachts ein Kissen benutzt wird, dass den Nacken optimal stützt und weder zu hoch noch zu niedrig ist, sodass die Wirbelsäule gerade bleibt. Des Weiteren sollte bei täglicher Büroarbeit darauf geachtet werden, dass die Stuhl- und Tischhöhe auf die Körpergröße angepasst wird.

Liegt die Ursache jedoch nicht nur in einer muskulären Verspannung, können unter Umständen auch Operationen nötig werden. So kann eine Spinalkanalstenose operativ behoben werden, indem knöcherne Anbauten, die den Spinalkanal einengen, entfernt werden. Auch ein Bandscheibenvorfall kann operativ behoben werden, wenn Physiotherapie und Schmerzmedikamente nicht ausreichen, um die Beschwerden zu lindern. Rheumatische Erkrankungen können oft neben der Bewegungstherapie medikamentös behandelt werden. So kann in schweren Schüben Cortison zum Einsatz kommen. Als Reservemittel können Antikörper eingesetzt werden, die in Immunprozesse des Körpers eingreifen. Beim Morbus Bechterew kann beispielsweise ein TNF-alpha-Hemmer zum Einsatz kommen.

Übungen gegen Verspannungen in der Schulter-Nackenmuskulatur

Verschiedene Übungen können eingesetzt werden, um die schmerzhafte und verspannte Schulter- und Nackenmuskulatur zu entspannen. Die Übungen sind einfach durchzuführen und sollten möglichst mehrmals am Tag in kurzen Arbeitspausen eingesetzt werden. Eine einfache Übung ist das Schulterkreisen. Hierbei lässt man beide Schultern gleichzeitig ca. 20mal nach vorne und anschließend nach hinten kreisen. Die Übungen kann auch mit leichtem zeitlichen Versatz zwischen der rechten und der linken Schulter ausgeführt werden. Wenn die obere Schulter-Armmuskulatur mehr einbezogen werden soll, kann die Übung auch analog als Armkreisen mit ausgestreckten Armen durchgeführt werden. Des Weiteren können auch Dehnübungen schmerzlindernd wirken. Dazu werden die Hände am Hinterkopf verschränkt und das Kinn leicht Richtung Brust bewegt. Die Hände üben dabei leichten Druck auf den Hinterkopf aus. Auch eine seitliche Dehnung, bei der der Kopf mit dem Ohr voraus vorsichtig Richtung Schulterdach geneigt wird, kann entspannend wirken. Wird der Kopf in Richtung des rechten Schulterdachs geneigt, kann die rechte Hand unterstützend an der linken Kopfseite Druck ausüben und so die Dehnung verstärken. Bei einer weiteren Dehnübung wird die rechte Hand an der linken Seite des Kinns angelegt und der Kopf vorsichtig gedreht, sodass man über die rechte Schulter schaut. Die Übung wird anschließend in die andere Richtung wiederholt.

Taping zur Behandlung von Schulternackenschmerzen

Tapes können angewendet werden um Gelenk- und Muskelschmerzen zu lindern. Zurzeit gibt es noch keine wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen der Tapes, doch gerade bei Sportlern sind die Tapes sehr beliebt. Das elastische Tape soll Gelenke stützen und Tonus regulierend auf die Muskulatur wirken. Angewendet werden die Tapes z.B. beim Engpasssyndrom der Schulter, aber auch bei Arthrose, Muskelverspannungen und Fehlhaltungen. Die Tapes werden frei verkauft und können auch selbst angebracht werden. Da der Erfolg jedoch entscheidend von der richtigen Anbringung abhängt, sollte die Technik zuvor von einem Sportmediziner oder Physiotherapeuten erlernt werden.

Homöopathische Mitteln zur Behandlung von Schulternackenschmerzen

Da Nacken- und Schulterschmerzen ein sehr häufiges Problem darstellen, versuchen immer mehr Menschen eine nebenwirkungsarme Alternative zu den gängigen Schmerzmitteln zu finden. Einige Menschen beschreiben, dass sich ihre Schmerzen unter der Behandlung mit homöopathischen Mitteln, wie z.B. Arnica Globuli, Weinraute oder Traubensilberkerze, gebessert haben. Grundsätzlich ist die Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln stark umstritten und konnte bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Wie lange halten Schulternackenschmerzen an?

Bei Schulternackenschmerzen handelt es sich oft um ein chronisches oder häufig wiederkehrendes Problem. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Auslöser nicht entfernt wird. Fehlhaltungen werden z.B. durch einen Bürojob tagtäglich eingenommen. Regelmäßiger Sport (siehe auch: Fitness) kann das frühzeitige Wiederauftreten der Beschwerden verhindern und langfristig zu einem Ausgleich der Verspannungen führen. Auch Arthroseschmerzen, also z.B. auf einer Schultergelenksabnutzung beruhende Schmerzen, halten oft jahrelang an und können oft nur durch eine OP vollständig beseitigt werden. Auch hier kann aber ausreichende Bewegung helfen, die umliegenden Muskeln zu stärken und so das Gelenk zu entlasten. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass kein muskuläres Ungleichgewicht entsteht.

Welcher Arzt behandelt Schulternackenschmerzen?

Auch wenn der Hausarzt oft schon helfen und die Ursache von einfachen Schulternackenschmerzen bestimmen kann, ist der Orthopäde der richtige Ansprechpartner bei lang anhaltenden und häufig wiederkehrenden Beschwerden. Auch begleitende Symptome, wie Muskelschwächen der Arme oder Taubheitsgefühle stellen einen Anlass für die Kontaktierung eines Orthopäden dar. Falls es auch zu Schluckbeschwerden und Hör- oder Sehstörungen kommt (siehe auch: Schwindel und Sehstörungen), sollte schnell gehandelt und auch ein Neurologe hinzugezogen werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.09.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024