Transitorische ischämische Attacke (TIA)

Was ist eine transitorische ischämische Attacke (TIA)?

Grundsätzlich bezeichnet der Begriff der TIA (transitorisch ischämische Attacke) eine kurzzeitige Durchblutungsstörung des Gehirns, die sich in Form neurologischer Ausfälle präsentiert. Aufgrund des nur kurzeitigen Anhaltens der zugrundeliegenden Durchblutungsstörung, bilden sich die neurologischen Erscheinungen der TIA innerhalb weniger Stunden zurück.
In welchem Zeitraum sich diese Symptome zurückbilden müssen, ist ein kontrovers diskutiertes Thema in der Medizin. Meist wird jedoch das Zeitfenster von circa 24 Stunden angegeben. Die TIA tritt vor allem zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Die Ursache einer TIA ist, so wird vermutet, der kurzzeitige Verschluss von Gefäßen im Gehirn. Besteht ein solcher Gefäßverschluss länger, spricht man von einem Schlaganfall. Somit unterscheiden sich die beiden Krankheitsbilder der TIA und des Schlaganfalls lediglich im zeitlichen Rahmen der Durchblutungsstörung und den daraus folgenden neurologischen Ausfallerscheinungen.

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An welchen Symptomen erkenne ich eine transitorisch ischämische Attacke?

Die Symptome einer TIA unterscheiden sich grundsätzlich nur bedingt von denen eines kompletten Schlaganfalls. Meist findet sich jedoch keine maximale Ausprägung der Symptome. Die Symptome der TIA sind alle neurologischer Natur. So treten meist Veränderungen der Sinneswahrnehmungen auf. So kann es zu deutlichen Sehstörungen kommen, die bis hin zu einem kurzzeitigen völligen Sehverlust führen können. Ähnliches ist für das Hören beschrieben. Patienten mit TIA weißen weiterhin oft Gleichgewichtsstörungen auf. Das Ausmaß reicht hier von einem leichten Schwindel bis hin zu einer plötzlichen Sturzattacke, aufgrund des Gleichgewichtverlusts (sog. Drop-Anfall).
Die Sprache kann zudem deutlich eingeschränkt sein. Auch hier reicht das Symptomspektrum von einer kurzzeitigen Wortfindungsstörung bis hin zu einem völligen Sprachverlust (Aphasie). Je nach betroffenen Hirnareal können sich zudem ausgeprägte Lähmungserscheinungen der Arme und/oder Bein zeigen. Eine allgemeine Bewusstseinsstörung geht fast immer mit einer TIA einher.
In Abgrenzung zum Schlaganfall ist der TIA eigen, dass sich all die beschriebenen Symptome innerhalb von 24h zurückbilden und keine bleibenden Schäden hinterlassen. Da die Unterscheidung der beiden Erkrankungen somit erst im Verlauf feststellbar ist, gilt diese Symptomkombination zunächst immer als Notfall und wird wie ein Schlaganfall gehandhabt.

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So wird die transitorische ischämische Attacke therapiert

Da im Akutstadium der TIA keine Unterscheidung zum Schlaganfall möglich ist, wird zunächst immer eine notfallmäßige Schlaganfall-Therapie eingeleitet. Diese besteht nach Durchführung eines bildgebenden Verfahrens, wie einem MRT, zum Ausschluss von Blutungen, aus einer medikamentösen Auflösung des vermuteten Blutpfropfens. Man spricht hier von einer sogenannten „Lyse“-Therapie.
Alternativ zu dieser medikamentösen Therapie kann ein operativer Eingriff zur Entfernung des gefäßverengenden Fremdkörpers erwogen werden. Neben dieser Akuttherapie, muss das Ziel der weiterführenden Therapie sein, die weitere Entstehung von Durchblutungsstörungen zu verhindern. Dies gilt auch für eine TIA, da diese meist als „Vorbote“ eines kommenden Schlaganfalls auftritt und dieser verhindert werden muss. Das weitere Vorgehen besteht meist aus einer Dauertherapie mit Thrombozytenaggregationshemmern, auch als Gerinnungshemmer bezeichnet, wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Triclopidin.

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Wann bin ich wieder gesund?

Die transitorisch ischämische Attacke ist per Definition zeitlich begrenzt, was durch das Wort „transitorisch“ zum Ausdruck kommt. Obwohl es in Fachkreisen noch über die genaue maximale Länge größere Kontroversen gibt, müssen alle Symptome innerhalb von maximal 24 Stunden vollständig abgeklungen sein, um von einer TIA sprechen zu können.
Meist dauert die Symptomatik jedoch deutlich kürzer. Bei über 50% verschwinden alle Symptome bereits innerhalb der ersten halben Stunde. Es sollte jedoch bei Eintreten der Symptome nicht abgewartet werden, ob diese von selbst verschwinden, sondern möglichst schnell die Anbindung an ein Krankenhaus erfolgen.

Prognose der transitorisch ischämischen Attacke

Die Prognose der transitorisch ischämischen Attacke ist grundsätzlich gut, da sie per definitionem selbst limitierend ist und keine bleibenden Schäden hinterlässt. Trotz dessen sollte, auch bei einem einmaligen Ereignis, nach einer TIA die nötigen therapeutischen Konsequenzen gezogen werden. Dies liegt vor allem darin begründet, dass die TIA ein Vorbote eines kommenden Schlaganfalls sein kann. So litten ein Drittel aller Schlaganfallpatienten vor dem Ereignis bereits unter eine TIA. Um das Risiko eines Schlaganfalls nach einer stattgefundenen TIA einschätzen zu können, verwenden Ärzte den sogenannten ABCD2-Score, der verschiedene Risikofaktoren für einen Schlaganfall einbezieht.  
Um einen Folgeschlaganfall zu verhindern, sollte auch bei der TIA eine medikamentöse Dauertherapie mit Gerinnungshemmern, wie ASS, begonnen werden. Sollte eine solche Therapie erfolgen, kann allgemein von einer guten Prognose ausgegangen werden.

Ursachen der transitorisch ischämischen Attacke

Die Ursachen der transitorisch ischämischen Attacke, die zu der zugrundeliegenden Durchblutungsstörung führen, sind zahlreich und denen des Schlaganfalls weitestgehend ähnlich. Eine der häufigsten Ursachen ist der Verschluss eines Hirngefäßes durch einen Gefäßpfropf, auch Embolus genannt. Diese können durch verschiedenste Ursachen, wie beispielsweise eine Verkalkung der Halsarterien oder Gerinnungsstörungen entstehen und über das Gefäßsystem in das Gehirn gelangen.
Neben einem solchen Verschluss des Gefäßes durch einen Fremdkörper, kann eine TIA auch durch eine Migräne verursacht werden. Diese beruht auf einem sogenannten Gefäßspasmus. Hierbei zieht sich das Gefäß zusammen und es kann nur noch wenig Blut durchfließen um das dahinterliegende Nervengewebe mit Sauerstoff zu versorgen. Oft kann bei der TIA jedoch, trotz umfassender Diagnostik, keine auslösende Ursache gefunden werden.

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Diagnose einer transitorischen ischämischen Attacke

Bei der Diagnose einer TIA wird vor allem auf fokal-neurologische Defizite geachtet. Durch eine kurzzeitige Durchblutungsstörung kommt es zu Funktionsausfällen der betroffenen Hirnregionen. Betroffene können beispielsweise Körperteile kurzzeitig nicht oder nur eingeschränkt bewegen. Vorübergehende Sprachstörungen weisen ebenso auf eine TIA hin. Da sich eine TIA nach wenigen Minuten bis eine Stunde zurückbildet und die Symptome vollständig verschwinden, ist eine Diagnose oft erschwert.

Um den Verdacht auf eine Durchblutungsstörung zu bestätigen kann ein CT oder MRT des Schädels angefertigt werden. Vor allem im MRT können frühe und sehr kleine Gefäßverschlüsse erkannt werden. Da es sich bei einer TIA, im Gegensatz zu einem Schlaganfall, um einen kurzzeitigen, meist kleinen Verschluss handelt, kann die Bildgebung ebenso unauffällig sein.

Mit Hilfe eines EKGs, Echokardiographie und Dopplersonographie der Hirnarterien können mögliche Ursachen der TIA aufgedeckt und so indirekt die Diagnose gestellt werden.

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Wie kann man eine TIA von einer Migräne unterscheiden?

In der Tat stellt es sich gelegentlich als schwierig dar, eine starke Migräneattacke von einer TIA zu unterscheiden. Es gibt jedoch einige Hinweise, die richtungsweisend in der Diagnosefindung sein können. Zum einen steht die Frage im Raum, ob eine betroffene Person, bereits in der Vergangenheit öfter an Migräneattacken mit ähnlichen Symptomen gelitten hat, da Migräneattacken nur selten im späteren Lebensalter neu auftreten.
Jedoch ist vor allem der Verlauf des Symptombeginns für die Differenzierung entscheidend. Da es bei der TIA meist plötzlich zu einer Durchblutungsstörung kommt, setzen die Symptome abrupt ein, um nach maximaler Ausprägung langsam wieder abzunehmen. Ein Migräneanfall verläuft anfangs meist langsamer und die verschiedenen Symptome treten leicht verzögert auf.

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Das ist der Unterschied zu einem Schlaganfall

Der konkrete Unterschied zwischen einer transitorisch ischämischen Attacke und einem Schlaganfall liegt vor allem in der zeitlichen Dauer der Durchblutungsstörung und damit auch der Dauer der Symptome. Der zeitliche Unterschied der Durchblutungsstörung liegt wahrscheinlich darin begründet, dass es sich bei der TIA meist um kleinere Gefäßpfropfen handelt, die sich innerhalb weniger Minuten von selbst lösen und das nachfolgende Nervengewebe wieder ausreichend durchblutet werden kann. Eine Unterscheidung der beiden Krankheitsbilder ist für die Diagnostik und Therapie primär nicht relevant, da diese jeweils identisch sind.

Was können langfristige Folgen sein?

Da die TIA selbst keine bleibenden Schäden hinterlässt, ist das größte langfristige Risiko bei Patienten mit einer TIA das erhöhte Risiko für einen Schlaganfall. So erleiden 30% aller Betroffenen innerhalb der nächsten 5 Jahre einen Schlaganfall.
Um dieses Risiko zu minimieren, sollten, neben dem Beginn einer gerinnungshemmenden Medikation, auch andere Risikofaktoren versucht werden zu reduzieren. Hierzu zählen vor allem der Blutdruck und die Blutzuckerwerte bei Diabetikern. Doch auch der LDL-Cholesterinwert sollte ein gewisses Maß nicht überschreiten und es sollte auf einen gesunden Lebensstil geachtet werden, der viel Sport enthält und keinen oder nur geringen Konsum von Nikotin oder Alkohol. Somit können die langfristigen Folgen einer TIA deutlich in Grenzen gehalten werden, sofern das Risiko für einen Schlaganfall möglichst geringgehalten werden kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.04.2019 - Letzte Änderung: 06.11.2021