An welchen Symptomen erkennt man Durchblutungsstörungen im Gehirn?

Einleitung

Durchblutungsstörungen im Gehirn sind eine häufige Erkrankung, vor allem ältere Patienten sind davon betroffen. Kommt es im Rahmen von einer Durchblutungsstörung zum Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn spricht man von einem Schlaganfall.
Die Symptome können sehr vielfältig sein und sind selbst für Ärzte nicht immer auf den ersten Blick klar zu erkennen. Es gibt aber Warnzeichen, die auf schlechte Durchblutung des Gehirns hinweisen. 

Typische Symptome einer Durchblutungsstörung im Gehirn

  • plötzlich auftretende Bewusstseinsstörungen 
  • Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung (Vergesslichkeit bis zur Demenz)
  • Gefühlsstörungen (Kribbeln, Taubheitsgefühle) und
  • Beeinträchtigung der Motorik (Muskelschwäche bis hin zur vollständigen Lähmung einer Extremität oder Körperseite)
  • Sehstörungen (Doppelbilder, verschwommenes Sehen) bis zum vollständigen Verlust der Sehfähigkeit
  • Sprachstörungen (Störungen der Artikulation, Wortfindungsstörungen) bis zum Sprachverlust
  • Schwindel mit Gangstörungen und Störungen der Koordination
  • Müdigkeit und
  • Konzentrationsschwäche
  • Kopfschmerzen und 
  • neurologische Begleitsymptome wie epileptische Anfälle

Vergesslichkeit

Durchblutungsstörungen im Gehirn sind vor allem bei älteren Patienten häufig und können sich durch die unterschiedlichsten Symptome bemerkbar machen. Ein Symptom ist beispielsweise Vergesslichkeit. Es ist oft sehr schwierig zwischen der normalen Altersvergesslichkeit und der Vergesslichkeit durch Durchblutungsstörungen zu unterscheiden.

Ein Besuch beim Neurologen ist daher sinnvoll. Dieser kann verschiedene neuropsychologische Tests durchführen und eine Bildgebung vom Gehirn veranlassen, um festzustellen ob die Vergesslichkeit im Rahmen von Durchblutungsstörungen im Gehirn aufgetreten ist. Auch ein Ultraschall der Halsschlagader ist sinnvoll, um das Arterioskleroserisiko einzuschätzen.

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Demenz

Eine Demenz kann auch durch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursacht werden. Man spricht dann von vaskulärer Demenz.

Die Hypothese dahinter ist, dass es durch die Durchblutungsstörungen zu vielen kleinen unbemerkten (stummen) Schlaganfällen gekommen ist. In dessen Folge sterben die nicht mehr mit Blut versorgten Nervenzellen in diesen Regionen des Gehirns ab. Dies beeinträchtigt die Hirnleistung nachhaltig und führt letztlich zu einer Demenz.

Neben der Alzheimererkrankung sind Durchblutungsstörungen im Gehirn eine sehr häufige Ursache für das Auftreten einer Demenz.

Lesen Sie weiter unterAnzeichen einer Demenz

Empfindungsstörungen

Durchblutungsstörungen im Gehirn führen immer zu einer Beeinträchtigung der Nervenzellfunktion. Sind Regionen im Gehirn betroffen, die für die Sensibilität verantwortlich sind, dann können Störungen in diesem Bereich zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen.

Meist ist dann die andere Körperseite betroffen. Bei Durchblutungsstörungen in der linken Gehirnhälfte tritt oft ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl auf der rechten Körperseite auf. Es muss nicht immer die ganze Körperseite betroffen sein, es kann auch nur die obere bzw. untere Extremität betreffen.

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Sehstörungen

Sehstörungen können zahlreiche Ursachen haben. Es können neben Augenerkrankungen auch Erkrankungen des Sehnervs dahinter stecken. Aber auch Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen Sehstörungen. Oft handelt es sich dabei um kurzfristig bestehende Episoden mit Sehverlust. In der Fachsprache wird dies Amaurosis fugax genannt. Meist ist nur ein Auge betroffen. Neben vollständigem Sehverlust kann es zu Doppelbildern und Gesichtsfeldausfällen kommen.

Meist treten bei Durchblutungsstörungen im Gehirn noch andere Symptome wie ein Kribbeln im Gesicht oder eine Schwäche der mimischen Muskulatur auf. Auch Sprachstörungen sind möglich. In diesem Fall ist die Diagnose einer neurologischen Erkrankung ziemlich eindeutig.

Ein Verdacht auf Durchblutungsstörungen im Gehirn im Rahmen eines Schlaganfalls ist immer ein Notfall. Der Patient sollte sofort einen Arzt aufsuchen und auf einer speziellen Schlaganfallstation (Stroke Unit) betreut werden. Augenerkrankungen können immer noch im nächsten Schritt ausgeschlossen werden.

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Müdigkeit

Müdigkeit ist ein sehr häufiges, unspezifsches Symptom, es kann zahlreiche Ursachen haben.
In erster Linie denkt man bei Müdigkeit sicher an eine Blutarmut (Anämie) oder eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).

Nichts desto trotz sollte man auch an Durchblutungsstörungen des Gehirns denken. Durch den Mangel an Sauerstoff ist die Funktion der Nervenzellen im Gehirn eingeschränkt. Die Hirnleistung nimmt kontinuierlich ab. Dies verursacht auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsstörungen. Zudem kann eine depressive Komponente hinzukommen.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Müdigkeit - Was steckt dahinter?

Konzentrationsschwäche

Eine Konzentrationsschwäche kann durchaus auf Durchblutungsstörungen im Gehirn hindeuten. Natürlich kann auch ein harmloser Auslöser wie Stress dahinter stecken.

Durch eine Durchblutungsstörung ist der Sauerstofftransport in die Nervenzellen des Gehirns jedoch nicht dauerhaft gewährleistet. Nur unter Anwesenheit von Sauerstoff kann das Gehirn aber leistungsfähig sein.
Dasselbe gilt übrigens auch für Zucker (Glucose). Wer unterzuckert ist, weil man länger nicht gegessen hat, kann sich auch schlecht konzentrieren.

Es ist dann Aufgabe des Arztes herauszufinden, in wie weit Konzentrationsstörungen durch Stress oder im Rahmen des normalen Alltags bestehen oder ob eine Durchblutungsstörung vorliegt.

Informieren Sie sich ausführlich unter: Konzentrationsschwäche

Tinnitus

Unter Tinnitus versteht man ein Ohrgeräusch wie Pfeifen, Summen oder Rauschen. Es entsteht im Innenohr und wird nur vom Patient wahrgenommen. Es muss nicht dauerhaft vorhanden sein. Es kann nur zeitweise auftreten. Beide Ohren oder nur eins können betroffen sein.

Auslöser für einen Tinnitus kann eine Durchblutungsstörung sein. Meist ist das Hörorgan im Innenohr nicht ausreichend durchblutet. Die Hörzellen reagieren dann mit dieser Fehlfunktion auf den Sauerstoffmangel. Zur Therapie der Hörstörung werden daher durchblutungsfördernde Medikamente eingesetzt.

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Sprachstörung

Eine Sprachstörung (Aphasie) ist ein deutliches Anzeichen für eine Durchblutungsstörung im Gehirn.
Man unterscheidet verschiedene Formen der Aphasie, je nachdem welcher Teil des Gehirns von der Durchblutungsstörung betroffen ist. Bei einer Sprachstörung nach Broca ist vor allem die Sprachbildung gestört. Man nennt dies auch motorische Aphasie. Im Gegensatz dazu gibt es eine sensorische Aphasie. Hier ist das Sprachverständnis schwer beeinträchtigt. Bei einer globalen Aphasie sind sowohl Sprachbildung als auch Sprachverständnis geschädigt.
Die anamnestische Aphasie tritt eher bei Kopfverletzungen auf und ist durch Wortfindungsstörungen gekennzeichnet.

Epilepsie

Epileptische Anfälle können zahlreiche Ursachen haben. Durch das Ungleichgewicht von erregenden und hemmenden Impulsen kommt es zu einer unkontrollierten Ausbreitung der Erregung auf ganze Nervenzellverbände. Bei Durchblutungsstörungen im Gehirn ist das Risiko für epileptische Anfälle deutlich erhöht.

Circa 5 Prozent aller Schlaganfallpatienten erleiden in der ersten Woche nach dem Schlaganfall einen epileptischen Anfall. Bei deutlich mehr als der Hälfte der Betroffenen handelt es sich aber um ein einmaliges Ereignis. Eine medikamentöse Epilepsietherapie ist nicht notwendig.

Leiden Sie an Krampfanfällen? Informieren Sie sich weiter unterEpilepsie

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen sind ein sehr häufiges Symptom. In den allermeisten Fällen sind die Ursachen harmlos wie ein Flüssigkeitsdefizit durch zu wenig Trinken oder Stress.

Aber auch Durchblutungsstörungen im Gehirn können Kopfschmerzen verursachen. Handelt es sich daher um starke Kopfschmerzen oder treten noch andere neurologische Begleitsymptome auf, dann sollte man unverzüglich einen Arzt aufsuchen. Auch chronische Kopfschmerzen sollten neurologisch abgeklärt werden, da eben auch bedrohlichere Ursachen wie Durchblutungsstörungen dahinterstecken können.

Symptome durch Durchblutungsstörungen der HWS

Nicht nur im Gehirn können Durchblutungsstörungen auftreten, sondern auch im Bereich der Halswirbelsäule.
Wobei man sagen muss, dass die Blutgefäße der Halswirbelsäule hauptsächlich das Gehirn versorgen.

Die Arterien, die rechts und links neben der Wirbelsäule durch die Querfortsätze der Halswirbelsäule nach oben ziehen, vereinigen sich im Schädelinneren zu einer Arterie. Sie versorgt weite Teile des Hirnstamms und des Kleinhirns. Schließlich mündet sie in den Gefäßring (Circulus Willisi) an der Basis des Gehirns, von dort gehen alle wichtigen Arterien für die Blutversorgung des Gehirns ab.

Durchblutungsstörungen im Bereich der HWS können also dieselben Symptome wie Durchblutungsstörungen im Gehirn verursachen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.09.2018 - Letzte Änderung: 06.11.2021