Blutgefäß

Synonyme: Vas sanguineum, Ader

Definition

Ein Blutgefäß ist ein Hohlorgan mit einem bestimmten Zellverband, das charakteristisch aus mehreren Wandschichten aufgebaut ist.

Blutgefäße bilden im Körper ein zusammenhängendes System für den Transport des Blutes, den Blutkreislauf.

Sie sind verantwortlich für den gesamten Sauerstoff- bzw. Nährstofftransport im Körper. Sie bilden ein komplexes System aus kräftigen Arterien mit dicken Wandschichten hin bis zu kleinen, feinen Kapillaren. Im Folgenden wird hier näher auf Unterteilung und Aufgaben der Blutgefäße eingegangen. Zu merken gilt es jedoch stets, dass Arterien immer vom Herzen weg fließen und Venen zum Herzen hin. Die oftmals bekannte Einteilung in Gefäße mit sauerstoffreichem bzw. sauerstoffarmen Blut ist nämlich bezogen auf den großen und kleinen Körperkreislauf unzutreffend.

Die Gesamtlänge aller Blutgefäße im menschlichen Körper kann bis zu 150 000 Kilometer betragen. Auch lässt sich sagen, dass in fast jedem Bereich unseres Körpers Blut fließt. Ausnahmen bilden die Hornhaut im Auge (Cornea), der Zahnschmelz, Haare und Nägel.

Einteilung

Blutgefäße können je nach Größe und je nach zu transportierendem Blut nochmals unterteilt werden.

Die größten Gefäße sind die Arterien. Sie werden über Arteriolen bis hin zu den Kapillaren immer kleiner.
Kapillaren besitzen schließlich den kleinsten Durchmesser und verfügen nur noch über einen sehr dünnen Wandaufbau.

Daher sind sie besonders gut geeignet für den Gasaustausch in der Lunge.

An die Kapillaren schließen sich dann die Venolen an, die für den Transport von sauerstoffarmem Blut zuständig sind.
Gefäße dieser Art mit größerem Lumen werden als Venen bezeichnet.

Davon gesondert aufgeführt werden zum einen die Hauptschlagader, auch als Aorta bezeichnet, als die größte Arterie des Körpers und zum anderen die obere und untere Hohlvene (Vena cava superior et inferior), die das gesammelte Blut zurück zum Herzen transportiert.

Weiterhin unterscheidet man unter den Arterien zwischen einem muskulären und einem elastischen Typ.
Arterien vom muskulären Typ bilden die größte Gruppe.
Dagegen gehören die herznahen Arterien wie die Aorta und die große Lungenvene zum elastischen Typ.

Lesen Sie mehr zum Thema: Arterie Typen

Funktion

Die Blutgefäße und das Herz als Pumporgan bilden zusammengefasst den Blutkreislauf des Körpers.

Über den Blutkreislauf werden alle Organe, sowie Kopf, Beine und Arme mit Blut und den darin gelösten Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.

Gleichzeitig werden Abbauprodukte, Stoffwechselschlacken und Kohlendioxid abtransportiert und über das Herz zurück zur Lunge geführt um das Blut dort erneut wieder mit Sauerstoff anzureichern.

Der Ort für den Gas- und Stoffaustausch sind die Kapillaren.
Sie sind dafür besonders gut geeignet, da sie über eine geringe Schichtdicke und aufgrund ihres dünnen Durchmessers eine langsame Strömungsgeschwindigkeit besitzen.

Durch den langsamen Blutstrom in den Kapillaren bleibt genug Zeit um über Diffusion Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft aufzunehmen und gleichzeitig Kohlendioxid abzugeben.

Windkesselgefäße

Als Windkesselgefäße werden die großen Arterien wie Aorta und ihre Abzweigungen bezeichnet.

Typischerweise enthalten sie einen hohen Anteil an elastischen Fasern und gehören somit zum elastischen Typ.

Durch die Windkesselfunktion wird die pulsierende Strömung, die durch die unregelmäßige Pumpleistung des Herzens erzeugt wird, in den entfernteren Arterien immer mehr in eine kontinuierliche Strömung umgewandelt.

Dies erfolgt, indem wähend der Systole circa nur die Hälfte des Blutes direkt in die Arterien fließt. Die andere Hälfte wird zunächst in der enorm elastischen Aorta gespeichert.
Die Wand der Aorta besitzt durch die zahlreich vorkommenden elastischen Fasern sehr gute Rückstellkräfte, durch die dann das gespeicherte Blut während der Diastole in die Arterien gedrückt wird.
Dadurch werden Druck- und Strömungsspitzen ausgeglichen.

Widerstandsgefäße

Kleine Arterien und die Arteriolen werden als Widerstandsgefäße bezeichnet.
Sie dienen der Reduktion des Blutdruckes bevor dieser in die Kapillaren eintritt.
In ihrer Gesamtheit bilden sie 50% des Gesamtwiderstandes.
Dieser Effekt beruht auf der starken Abnahme der einzelnen Durchmesser der Gefäße.

Der Gesamtwiderstand wird dadurch sehr stark beeinflusst und übt einen großen Einfluss auf den totalen peripheren (herzfernen) Widerstand aus.

Ein wichitges Gefäß bzw. Gefäßabschnitt, das einen kontinuierlichen Blutstrom sicherstellt, ist die Aotzenwurzel. Sie ist wenige Zemtimeter lang und spielt eine wichtige Rolle bei der Windkesselfunktion. 
Wenn Sie mehr Interesse an diesem Thema haben, lesen Sie es unter: Aortenwurzel - Anatomie, Funktion & Erkrankungen

Kapazitätsgefäße

Als Kapazitätsgefäße bezeichnet man die Anteile des venösen Systems.
Die Venen besitzen eine sehr gute Compliance. Die Compliance beschreibt die Eigenschaft eines Gefäßes, aufgrund elastischer Fasern ein bestimmtes Volumen aufzunehmen, trotz geringer Drucksteigerung.

Dadurch sind die Kapazitätsgefäße in der Lage, etwa 80% des gesamten Blutvolumens zu speichern. Bei Bedarf kann dieses Volumen mobilisiert werden, indem der Tonus der glatten Gefäßmuskulatur erhöht wird.

Sphinkter-Gefäße

Gefäße dieser Art besitzen einen ringförmigen Verschlussmechanismus. Durch diesen ist es möglich, den Blutdurchfluss der nachgeschalteten Arterien zu regulieren.
So steuern zum Beispiel die Arteriolen den Zufluss des Blutes in das Kapillarsystem.

Kapillarsystem

Letztlich bleibt zu sagen, dass Kapillaren für den Stoffaustausch verantwortlich sind. Während fett lösliche Substanzen frei sich durch die Wand bewegen, müssen wasserlösliche Stoffe durch die Wand „diffundieren“ oder auf andere Transportsysteme zurückgreifen. Da die Kapillaren von einer enorm wichtigen physiologischen Bedeutung sind, ist es sinnvoll ihre Unterteilung zu wissen:

  • Kontinuierliche Kapillaren

  • fenestrierte Kapillaren

  • Sinusoide Kapillaren

Kontinuierliche Kapillaren:

Bei kontinuierlichen Kapillaren bilden die Zellen eine meist vollständig geschlossene Wand.

Fenestrierte Kapillaren:

Dieser Kapillartyp weist Poren in seiner inneren Schicht auf, die für den Austausch von niedermolekularen Substanzen von Bedeutung sind. Sie kommen vor allem im Darmtrakt vor, da hier die Resorptionsleistung relativ hoch ist.

Sinusoide Kapillaren:

Sinusoide oder auch diskontinuierliche Kapillaren besitzen einen deutlich vergrößerten Gefäßdurchmesser als die andren beiden Kapillartypen. Zudem besitzen sie sehr große Poren. Selbst große Moleküle, wie etwa Proteine, können durch diese Wand aufgenommen werden.

Aufbau

Die meisten Gefäße haben einen charakteristischen dreischichtigen Wandaufbau. Dieser kann je nach Art des Gefäßes und den Bedingungen unterschiedlich sein.

Generell gilt, je höher der mittlere Druck ist, desto dicker und muskelreicher ist die mittlere Schicht des Gefäßes.

Innerste Schicht (Intima)

Die innerste Schicht wird aus einem einschichtigen platten Zellverband gebildet, der auch als Endothel bezeichnet wird.

Diese Zellen sind in Längsrichtung ausgerichtet damit sie einen reibungslosen Blutfluss durch die Gefäße gewährleisten können.

Das Endothel sitzt auf einer basalen Schicht, der Basallamina. Sie verankert das Endothel mit der darunter liegenden muskelzellreichen Schicht.

Unter dem Endothel liegt die sogenannte subendotheliale Schicht, die überwiegend aus Extrazellularmatrix besteht, also Bindegewebe, und kaum Zellen enthält.
Die Venen weisen eine Besonderheit in dieser Schicht auf. Eine Duplikatur der Intima bilden die Venenklappen aus, die den Rückstrom des Blutes zum Herzen fördern, und sich bei Strömungsumkehr wie ein Ventil verschließen.

Mittlere Schicht (Media)

Die Media ist die dickste Schicht der Gefäßwand und wird von der Intima durch die sogenannte Membrana elastica interna getrennt, eine fasererreiche dünne Schicht, die die Beweglichkeit fördert. Sie enthält vorwiegend glatte Muskelzellen und Extrazellularmatrix mit elastischen und kollagenen Fasern.
Die kreisförmig verlaufenden Muskelzellen dienen zur Regulation der Gefäßweite.

An die Media schließt sich bei größeren Gefäßen häufig noch eine sogenannte Membrana elastica externa an.

Äußere Schicht (Adventitia)

Die äußere Schicht ist eine Bindegewebsschicht, die das Gefäß in das umliegende Gewebe einbettet. Sie enthält unter anderem Fibroblasten, elastische Fasern und Kollagenfasern. Hinzu kommen kleinste Gefäße zur Versorgung der Arterien (Vasa vasorum) und Lymphgefäße.

Weitere Informationen zum Thema Blutgefäß

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.07.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023