Apophysitis calcanei

Definition

Die Apophysitis calcanei bezeichnet eine Erkrankung des Fersenbeins, das auch Os calcaneus genannt wird. Sie tritt vor allem bei Kindern zwischen dem 8. und 16. Lebensjahr auf, die sich zu dieser Zeit in der Wachstumsphase befinden.

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Durch eine vermehrte mechanische Belastung kann es zur Erweichung der Apophyse (Ansatzpunkt für Sehnen und Bänder am Knochen) des Fersenbeins kommen. Dabei kann auch der Ansatz der Achillessehne, der sich am Fersenbein befindet, entzündet sein. Häufig tritt die Krankheit auf beiden Seiten gleichzeitig auf und äußert sich in Fersenschmerzen. Jungen sind dabei häufiger betroffen als Mädchen.

Dauer

Die Apophysitis calcanei tritt vor allem im Kinder- und Jugendalter auf, da in diesem Zeitraum das Wachstum eine verminderte Belastbarkeit der betroffenen Strukturen bewirkt. Durch Schonung der Ferse lassen die Schmerzen meist schnell nach, dann gilt es lediglich darauf zu achten, die Pause nicht zu früh zu beenden, um ein zeitnah erneutes Auftreten zu verhindern. Eine Pause von 4-6 Wochen ist daher empfehlenswert.

Im Regelfall heilt die Apophysitis calcanei folgenlos aus und spätestens mit Abschluss der Wachstumsphase sind keine Beschwerden mehr vorhanden.

In sehr seltenen Fällen kann es bei fortbestehender Belastung auf die Ferse zu einer Veränderung des Sehnenansatzes am Fersenbein kommen. Knochenneubildungen im Sehnenbereich (Tendopathie) können dabei die Folge sein und müssen bei dauerhaften Schmerzen operativ behandelt werden. Dieser Verlauf ist jedoch ein Ausnahmefall.

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Ursache

Die Apophysitis calcanei entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen der Belastbarkeit des sich in der Wachstumsphase befindlichen Knochens und der durch sportliche Aktivität/ Körpergewicht tatsächlich auf ihn wirkende mechanische Belastung.

Besonders häufig tritt die Apophysitis calcanei bei aktiven Kindern auf, die sich sehr viel bewegen und durch die sportliche Aktivität das Fersenbein hohen Belastungen ausgesetzt wird. Auch übergewichtige Kinder zeigen häufig Symptome der Apophysitis calcanei, da das hohe Körpergewicht ebenfalls zu einer Überbelastung des Fersenbeins führt.

Weitere prädisponierende Faktoren sind unter anderem das Tragen schlechter oder ausgetretener Schuhe, die die Bewegung des Fußes beim Gehen eher zusätzlich belasten oder sogar reiben. Auch besondere Fußbauvarianten, wie z.B. der Senkfuß, können zu einer übermäßigen Belastung am Fersenbein führen.
Zusätzliche Schädigungen am Fuß, wie Infektionen und Mikrotraumata, durch Stöße, Reibung oder Umknicken des Fußes, können ebenfalls zur Entstehung der Krankheit beitragen.

Begleitende Symptome

Das typische Symptom der Apophysitis calcanei ist der Fersenschmerz, der sich schleichend entwickelt und nicht plötzlich auftritt:

  • Zu Beginn äußert sich der Schmerz lediglich beim Anlaufen, z.B. nach dem Aufstehen, und wird dann bei anhaltender sanfter Belastung zunächst besser.
  • Im Verlauf der Krankheit bleibt der Schmerz unter Bewegung andauernd vorhanden und verschlimmert sich mit jeglicher Belastung des Fußes, wie Laufen oder Gehen.
  • Schließlich kommt es sogar in Ruhe zur Symptomatik sodass die Schmerzen auch beim Dehnen der Achillessehne, bzw. der Wadenmuskulatur, oder durch Druck auf das Fersenbein von außen auftreten.

Um die Schmerzen zu mindern beginnen viele Kinder nach übermäßiger Belastung zu Hinken, um den Druck auf das entsprechende Fersenbein zu verringern.

Neben den Schmerzen kann es an der Ferse zu Rötungen und Schwellungen kommen, die auch druckempfindlich sein können, jedoch nicht zwangsweise auf eine Apophysitis calcanei hindeuten müssen.

Häufig liegt ein eingeschränktes Bewegungsausmaß im oberen Sprunggelenk vor, da das Anziehen des Fußes mit der Fußspitze nach oben (Dorsalextension) bereits schmerzhaft ist.

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Diagnose

Die Apophysitis calcanei muss von anderen Erkrankungen, die mit ähnlichen Symptome einhergehen, unterschieden werden. Um ein Diagnose zu stellen wird eine ausführliche Anamnese erhoben und die Beschwerden werden untersucht. Entscheidend sind dabei der Schmerz am Fersenbein und die Umstände des Patienten.

Zusätzlich ist ein Röntgenbild hilfreich, auf dem es möglicherweise zur Darstellung einer fragmentierten Apophyse des Fersenbeins kommt. Dies kann auch bei beschwerdefreien Kindern der Fall sein. Das Röntgenbild dient hauptsächlich dem Ausschluss anderer Erkrankungen, z.B. Gelenksproblemen, Verletzungen der Achillessehne oder von selten auftretenden Tumorerkrankungen.

MRT vom Fuß

Kann nach der Anamnese und dem Röntgen keine eindeutige Diagnose gestellt werden und eine weitere Abklärung der Ursache von bestehenden unklaren Schmerzen ist erwünscht, kann eine MRT Untersuchung durchgeführt werden. Dabei können Knochen und Weichteile (Muskeln, Sehnen) sehr genau dargestellt werden und möglicherweise Aufschluss geben.

Hier finden Sie mehr Informationen zum Thema: Ablauf einer MRT-Untersuchung

Mit Hilfe der Bildgebung können gegebenenfalls Veränderungen der Apophyse des Fersenbeins, aber auch Veränderungen im Fußaufbau, die zu Fehlbelastungen führen, sichtbar werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT vom Fuß

Behandlung/ Therapie

Die Behandlungsmöglichkeiten der Fersenschmerzen sind sehr vielfältig.

Zunächst empfiehlt es sich den betroffenen Fuß/ betroffenen Füße zu schonen. Dabei sollte das Fersenbein möglichst wenig belastet werden, damit die gereizten Stellen sich erholen können. Sportliche Aktivitäten sollten pausiert werden oder zumindest die Füße, wie z.B. lange Läufe usw., ausschließen.

Akute Schmerzen können mit Hilfe von Schmerzmitteln gelindert werden, die jedoch nur über den Zeitraum des akuten Schmerzes eingenommen werden sollten und nicht der primären Heilung der Ferse dienen. Außerdem können entzündungshemmende Salben auf die Fersenregion aufgetragen werden, die entzündliche Begleiterscheinungen lindern. Auch Ultraschallbehandlungen können in diesem Fall zur Heilung beitragen, da sie das Gewebe zur Regeneration anregen.

Es gibt die Möglichkeit einen Fersenkeil oder ein Fersenkissen im Schuh zu tragen, sodass der Schuh einerseits an schmerzhaften Stellen gepolstert ist (Fersenpolster/ Fersenweichbettung), andererseits aber auch zu einer Reduktion der Spannung auf die Wadenmuskulatur führt. Dadurch wird die Achillessehne, die am Fersenbein ansetzt, weniger gespannt, der mechanische Zug auf das Fersenbein lässt nach und in Folge dessen auch der Schmerz.

Zusätzlich können Kälteanwendungen mit Eis zum Nachlassen der Schmerzen führen.

Ist ein zu hohes Körpergewicht an der Entstehung der Erkrankung beteiligt, sollte an einer Gewichtsreduktion gearbeitet werden, um auch andere langfristige Schäden zu vermeiden.

Ebenfalls hilfreich kann regelmäßiges Dehnen der Wadenmuskulatur sein, um eine langfristige Verkürzung zu verhindern.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Dehnen der Achillessehne und der Wadenmuskulatur

Tapen

Das Tapen ist eine moderne Technik, die das Anbringen von elastischen Klebebändern auf schmerzhafte Regionen beinhaltet. Das Tapen wird bei sehr unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt und ist auf Grund der schmerzfreien Behandlung ohne Nebenwirkungen sehr beliebt.
Im Bereich der Ferse kann das Anbringen eines Tapes der Entlastung der Achillessehne und zur Entspannung der Wadenmuskulatur dienen und den Heilungsprozess am Fersenbein somit unterstützen. Es wird dabei eine Kombination aus einer Muskelorientierten und einer Ligament/Sehnenstrukturorientierten Tape Anlage durchgeführt.

Entscheidend für die Wirksamkeit des Tapes ist das korrekte Anbringen der Klebebänder, was in der Regel durch Physiotherapeuten möglich ist.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Tapen einer Achillessehnenentzündung

Einlagen

Einlagen bei Fersenschmerzen werden aus zwei verschiedenen Gründen eingesetzt. Einerseits werden mit Hilfe von Schuhkissen schmerzhafte Bereiche abgepolstert und ermöglichen ein angenehmeres Tragen des Schuhs.

Andererseits gibt es speziell geformte Fersenkeile, die als Einlage in den Schuh gedacht sind und durch die Hochlagerung der Ferse die Achillessehne entlasten.

Sportpause bei Apophysitis calcanei

Durch sportliche Aktivität, vor allem durch Laufen, Springen, usw. ist das Fersenbein dauerhafter Belastung ausgesetzt. Um ein Abklingen der Schmerzen zu ermöglichen ist deshalb eine Pause beschriebener Aktivitäten sinnvoll. Empfohlen werden dabei 4-6 Wochen Pause, um eine vollständige Schmerzfreiheit zu gewährleisten und ein nach wenigen Tagen erneutes Auftreten zu verhindern.

Die Dauer, sowie das Ausmaß der Pause (geringe oder gar keine Belastung erlaubt) sind in Anbetracht der Beschwerden zu beurteilen. Auch die betriebene Sportart und das Leistungsniveau spielen eine entscheidende Rolle. Hochklassige Sportler im Jugendalter beginnen häufig nach Schmerzfreiheit wieder mit dem Training oder versuchen belastende Bewegungen zu meiden und für einen gewissen Zeitraum auf schonendere Trainingsmethoden zurückzugreifen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.04.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024