Bakerzyste im Knie

Synonyme

Poplitealcyste, Kniegelenksganglion

Einleitung

Zysten sind mit dünn-oder dickflüssigem Inhalt gefüllte Geschwülste. Diese sackartigen Gebilde sind durch eine Kapsel abgeschlossen und entstehen meist durch eine Retention von Flüssigkeit, d.h. die Flüssigkeit, die sich in der Zyste bildet, kann nicht mehr abfließen. Eine Bakerzyste im Knie ist eine Ausstülpung der hinteren Gelenkkapsel, sie befindet sich im Bereich der Kniekehle. Man unterscheidet eine primäre von einer sekundären Bakerzyste. Die primäre Form ist meist bei jüngeren Patienten vorhanden und häufig idiopathisch (Ursache unbekannt). Die sekundäre Bakerzyste kann durch Verletzungen im Kniegelenk, die mit einem Gelenkerguss einhergehen, entstehen. Hiervon sind vor allem ältere Patienten betroffen, da diese häufiger an Knieproblemen durch Abnutzungserscheinungen leiden. Bei einer Bakerzyste im Knie kommt es vor allem zu Schmerzen während der Beugung des Knies.

Ursache

Wie schon erwähnt, kann es sich um eine idiopathische (unbekannte Ursache) Bakerzyste handeln (primäre Bakerzyste) oder sie entwickelt sich durch eine Erkrankung innerhalb des Kniegelenks (Kniebinnenerkrankung) mit Gelenkerguss. Dieser Gelenkerguss kommt zustande, weil der Körper auf Entzündungen in Gelenken mit vermehrter Flüssigkeitsproduktion (Gelenkschmiere oder Synovia) reagiert. Im Gelenk kommt es durch die Flüssigkeitsansammlung zu einer Druckerhöhung, die dafür sorgt, dass die Gelenkkapsel bzw. die Innenhaut des Gelenks nach hinten in die Kniekehle ausstülpt. Diese Ausstülpung nennt sich nun Bakerzyste. Meist befindet sie sich auf der nach innen gerichteten Seite der Kniekehle, zwischen Sehnenansatz der Beuger des Oberschenkels und dem oberen Anteil des Wadenmuskels. Der Zugang zur Zyste - auch Zystenstiel genannt - wird durch Einklemmung im Muskel verengt, so dass die Flüssigkeit aus der Aussackung nicht mehr abfließen kann.

Verschiedene Vorerkrankungen oder Grunderkrankungen können eine Bakerzyste im Knie hervorrufen. Dies sind meist Meniskusschäden bzw. –läsionen. Diese können durch Unfälle oder Traumata hervorgerufen werden. Eine Bakerzyste kann aber auch infolge einer Kniearthrose oder Arthritis entstehen. An Arthrosen im Knie leiden häufig ältere Menschen, da es sich hierbei um die Abnutzung der Kniegelenkstrukturen handelt, die bei körperlicher Aktivität stark beansprucht werden. Arthritis ist oftmals durch rheumatische Gelenkentzündungen hervorgerufen, kann aber auch eine bakterielle Ursache haben. Jegliche andere mechanische Reizung des Kniegelenks (Instabilität der Bänder, Knorpelverschleiß, Überbelastung des Knies) kann ebenfalls ursächlich sein. Eine Überlastung des Knies mit anschließender Ausbildung einer Bakerzyste im Knie ist oft bei jungen Menschen der Fall, wenn diese Kniegelenk belastende Sportarten betreiben. Manchmal können auch Operationen im Knie Auslöser einer Bakerzyste sein.

Symptome

Die Symptome bei einer Bakerzyste im Knie sind ständige oder wiederkehrende Schmerzen und eine Schwellung, die in der Kniekehle bei Patienten unterschiedlich stark ausgeprägt, getastet werden kann. Weiterhin klagen Patienten häufig über ein Druckgefühl in der Kniekehle, das bei Streckung oder Beugung des Knies als diffuses Ziehen / Spannungsgefühl am hinteren Knie empfunden wird. Je nach Größe der Zyste kommt es zu Bewegungseinschränkungen während der Kniebeugung, wobei sich das Druckgefühl erhöht. Die empfundenen Schmerzen verstärken sich meist bei Belastung des Knies (zum Beispiel bei langem Laufen oder Sporttreiben). Die Bakerzyste im Knie kann auch Nerven- und Gefäßleitungsbahnen beengen. Hierbei können Taubheitsgefühle, Durchblutungsstörungen oder Lähmungserscheinungen auftreten. Wenn die Zyste Druck auf die Beinvenen ausübt, kann es durch die Herabsetzung der Blutströmungsgeschwindigkeit zur Ausbildung einer Thrombose (Absetzung eines Blutgerinnsels im Gefäß) kommen.

Bakerzyste ist geplatzt - was nun?

Dass die Zyste platzt (rupturiert), kommt eher selten vor. Wenn die Zyste zu groß wird oder der Druck, der durch die Flüssigkeit entsteht, ansteigt, kann es passieren, dass die Zystenwand einreißt - meist bei Bewegung des Knies. Oftmals bemerken Patienten das Platzen der Zyste durch eine Zunahme der Schmerzintensität. Sollte die Bakerzyste im Knie rupturieren, kann es zu einer Entzündung im Knie und in umliegenden Arealen mit Entzündungssymptomen wie Schmerzen, Rötung, Schwellung und Überhitzung kommen. Die Ausbreitung der Entzündung kommt daher, dass Gelenkflüssigkeit aus der Zyste in das umliegende Gewebe übergeht. Die Flüssigkeit kann sich vom Knie auch in den Unterschenkel bis hin zum Fuß ausbreiten. In diesen Geweben kommt es schließlich auch zu einer Druckerhöhung und Entzündung, die umliegende Strukturen wie Nerven und Blutgefäße einengen und schädigen kann. Dies kann ernsthafte Folgen nach sich ziehen und sollte schnellstmöglich behandelt werden. Wichtig ist außerdem die geplatzte Zyste von einer Beinvenenthrombose abzugrenzen. Dies geschieht durch den Arzt mittels einer Duplex-Sonographie (Eine spezielle Ultraschall-Untersuchung). Hierbei wird der Blutfluss in den Venen dargestellt und eine Thrombose ausgeschlossen.

Was tun?

Die Zyste bildet sich in den meisten Fällen von selbst zurück. Wie lange dies dauert und ob es überhaupt passiert, kann man nicht sagen. Bei Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sollte man einen Arzt aufsuchen. Dieser untersucht das Knie mittels Ultraschall und anderer bildgebender Verfahren (MRT vom Knie), diagnostiziert die Ursache und wird eine geeignete Therapiemaßnahme vorschlagen. Auf jeden Fall sollte bei einer Schwellung im Kniekehlenbereich, bei der nicht sicher ist, ob es sich um eine Zyste handelt, ein Thromboseausschluss erfolgen.

Therapie

Da der sekundären Bakerzyste immer ein Entzündungsvorgang im Gelenkbinnenraum vorausgeht, sollte die Vorerkrankung bzw. der Grund der Entzündung behandelt werden, da es sonst zu einer neuen Zystenbildung kommen kann. Meist kommt es während der Behandlung des Kniegelenks zu einer spontanen Rückbildung der Zyste. Die Bakerzyste im Knie kann konservativ (ohne Operation) oder mit Operation behandelt werden. Meist geht der Operation ein konservativer Therapieversuch voraus.
Wie bereits erwähnt, wird versucht, die Ursache zu behandeln um einen Rückgang der Zyste zu bewirken. Medikamentös wird mit nichtsteroidalen Antirheumatika behandelt. Hierzu zählen Ibuprofen oder Diclofenac, die entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen haben. Ob eine Kortisontherapie, welche den Entzündungsvorgang vorübergehend stoppt, aber einige Nebenwirkungen birgt, nötig ist, muss der behandelnde Arzt entscheiden. Das Kortison würde in diesem Fall direkt in das Kniegelenk gespritzt werden, um vor Ort gegen die Entzündung zu wirken.

Es besteht außerdem die Möglichkeit, die Bakerzyste im Knie zu punktieren. Dieses Verfahren ist allerdings weniger sinnvoll, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Zyste zurückkehrt, sehr hoch ist. Sollte sich die Zyste nach ca. 6 Monaten trotzdem nicht zurückbilden, die Schwellung Gefäß- oder Nervenbahnen einklemmen oder eine zu große Bewegungseinschränkung bestehen, kann die komplette Zyste auch operativ entfernt werden. Dies geschieht durch eine offene Operation, wobei die Zyste von der Gelenkskapsel getrennt und herausgenommen wird. Weiterhin sollte man den Knieschaden, wenn er denn vorliegt, behandeln. Bei einem Meniskusschaden kann man z.B. eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) durchführen. Hierbei bildet sich die Zyste in ca. 60% der Fälle von selbst zurück.

Diagnose

Oft ist die Diagnose der Bakerzyste im Knie ein Zufallsbefund beim Orthopäden, wenn das Knie wegen anderer Anlässe untersucht wird, oder aber auch vom Internisten, der die Schwellung in der Kniekehle auf Thrombose untersucht. Nach einer Anamnese, die die Krankengeschichte und eventuell frühere Knieprobleme aufdeckt, folgt eine körperliche Untersuchung. Die Bakerzyste ist normalerweise in der Kniekehle als prallelastisches, rundliches Gebilde zu spüren.
Da der Bakerzyste im Knie meist eine Erkrankung des Kniegelenks voraus geht, sollte das Kniegelenk auf Schäden untersucht werden. Dies kann durch eine Arthrographie (Röntgenaufnahme nach vorheriger Kontrastmittelgabe ins Gelenk) erfolgen.
Außerdem können mit weiteren bildgebenden Verfahren wie MRT vom Knie oder CT das Gelenk und die umliegenden Weichteile dargestellt werden. Hierbei können dann die Knieschäden und auch die Größe der Bakerzyste im Knie und deren Kommunikation mit dem Kniegelenk oder Gefäßen und Nerven beurteilt werden. Außerdem können durch eine Ultraschalluntersuchung Thrombosen und Tumore ausgeschlossen werden.
Nur unter Zusammenschau aller Disgnosemöglichkeiten kann man die Ursache der Bakerzyste sicher diagnostizieren. In vielen Fallen ist das MRT des Kniegelenks die wertvollste Untersuchungsmethode, da man Bakerzyste und verursachende Schäden im Knie (z.B. Meniskusriss, Knorpelschaden, Kreuzbandriss) parallel sieht.

Prognose

Wenn die Bakerzyste noch klein ist, haben die meisten Menschen keine Probleme. Sie verschwindet mit der Zeit häufig von selbst bzw. nach Behandlung der Grunderkrankung. Sollte die Zyste größer werden oder treten Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Komplikationen auf, muss behandelt werden. Bei einer chronischen Erkrankung (rheumatoide Arthritis, Kniegelenkserkrankungen), die sich nicht beseitigen lässt, können nur die Symptome behandelt werden. Nach operativer Entfernung der Zyste ohne Ursachenbehandlung ist es wahrscheinlich, dass die Zyste wiederkehrt.

Bakerzyste bei Kindern

Bei Kindern tritt eine Bakerzyste im Knie häufig spontan und ohne bekannte Ursache auf. Die Bakerzyste beim Kind bleibt auch häufig symptomfrei und bildet sich spontan wieder zurück. In manchen Fällen spüren die Kinder ein Spannungsgefühl und Bewegungseinschränkungen – hier häufig nach dem Sport. Man kann die Bakerzyste gut bei gestrecktem Knie oder nach längerer körperlicher Aktivität in der Kniekehle tasten. Natürlich können auch hier rheumatische Erkrankungen ursächlich sein, dies ist aber eher selten der Fall. Auch tritt eine Bakerzyste häufig bei Kindern mit X-Beinen auf, dann auch beidseitig. Auf jeden Fall sollten auch hier das Knie und die umgebenden Weichteile untersucht werden, um mögliche Kniegelenkerkrankungen auszuschließen.

Abbildung Baker-Zyste

  1. Baker-Zyste
    (Poplitealzyste)
  2. Oberschenkelbein - Femur
  3. Halbmembranöser Muskel -
    Musculus semimembranosus
  4. Gelenkkapsel, Faserschicht
    (gelb) - Capsula articularis,
    Membrana fibrosa
  5. Gelenkkapsel, weiche Schicht
    (orange) - Capsula articularis,
    Membrana synovialis
  6. Gelenkhöhle
    (mit Gelenkschmiere gefüllt) -
    Cavitas articularis, Synovia
  7. Schienbein - Tibia
  8. Innerer Wadenmuskel -
    M. gastrocnemius, Caput mediale
  9. Wadenbein - Fibula
  10. Gelenkknorpel (dunkelblau) - Cartilago articularis
  11. Kniescheibe - Patella
  12. Innerer Meniskus - Meniscus medialis

    A - Kniegelenkerguss mit Baker-Zyste B - Gesundes Kniegelenk
    a - Schwellung in der Kniekehle b - Schwellung in der Wadenmuskulatur

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Prophylaxe

Eine Prophylaxe ist bei einer Bakerzyste im Knie kaum möglich, da es sich hierbei meist um eine Begleiterscheinung einer entzündlichen Vorerkrankung handelt. Sollte die Zyste durch eine Entzündung, die durch einen Unfall oder zu starke körperliche Aktivität und Sport verursacht wurde, hervorgerufen worden sein, kann das Knie geschont werden, damit die Schwellung und Entzündung zurückgehen. Bei den rheumatischen Erkrankungen kommt es immer wieder zu schubweisen Entzündungen, die eine erneute Bildung einer Zyste begünstigen. Daher muss hier mit dem behandelnden Arzt ein geeigneter Therapieplan erarbeitet werden, um den ursächlichen Erkrankungen vorzubeugen.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.12.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024