Tests zum Erkennen einer Blinddarmentzündung

Einleitung

Das Hauptsymptom bei einer Blinddarmentzündung sind Bauchschmerzen. Da es aber viele Erkrankungen gibt, die Bauchschmerzen auslösen, sind bei der Diagnosefindung einige Tests notwendig. Die ersten Untersuchungen sind meistens körperlich. Der Arzt drückt auf bestimmte Stellen im Bauchbereich, welche bei einer Blinddarmentzündung üblicherweise schmerzhaft sind. Weiterhin kann eine Blutuntersuchung Aufschluss geben. Auch einige bildgebende Verfahren, wie Ultraschall, CT und MRT können einen entzündeten Wurmfortsatz zeigen. Manchmal ist der Blinddarm jedoch entzündet, ohne dass dies sichtbar ist.

Körperliche Untersuchung

Hüpfen

Hüpfen sorgt für eine starke Bewegung der Bauchorgane und kann bei einer Blinddarmentzündung die Schmerzen verstärken. Besonders stark ist diese Steigerung, wenn der Wurmfortsatz an einem bestimmten Muskel, dem Psoasmuskel, liegt, da dieser bei der Hüpfbewegung angespannt wird. Ein Betroffener mit starken Schmerzen wird jedoch nicht freiwillig durch die Notaufnahme hüpfen, sondern in einer schonenden Lage liegen. Das Hüpfen ist zudem ein sehr unspezifisches Zeichen und nicht nur bei Blinddarmentzündungen schmerzhaft.

McBurney-Punkt

Bei einem Verdacht auf eine Blinddarmentzündung gibt es bestimmte Punkte am Körper, an denen durch Druck ein Schmerz ausgelöst werden kann. Der McBurney-Punkt liegt auf der Mitte zwischen dem Bauchnabel und dem rechten, oberen Knochendorn der Beckenschaufel. Der Untersucher drückt diesen ein und der Betroffene spürt bei vorliegender Blinddarmentzündung und normaler Lage des Blinddarms verstärkte Schmerzen.

Lanz-Punkt

Der Lanz-Punkt gehört ebenso wie der McBurney-Punkt zu den typischen Schmerzpunkten bei einer Blinddarmentzündung. Hierbei wird eine Linie zwischen den beiden oberen Knochendornen der Beckenschaufeln gezogen und diese Linie wird in drei Teile aufgeteilt. Der Lanz-Punkt liegt zwischen den rechten und dem mittleren Drittel der Linie. Bei einem Drücken dieses Punktes verstärkt sich der Schmerz des Betroffenen, wenn der Blinddarm an der typischen Stelle liegt.

Rovsing-Symptom

Bei dem Rovsing-Symptom wird der Druck auf den Blinddarm von innen ausgelöst. Der Untersucher streicht den Inhalt des Dickdarms gegen den normalen Verlauf von linksunten, über den Oberbauch, rechts runter zum Blinddarm aus. Dies verstärkt ebenfalls die Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung. Dieser Test wird normalerweise nicht mehr durchgeführt, da bei einem Blinddarmdurchbruch der Darminhalt zusätzlich in den Bauchraum gedrückt wird und damit die Gefahr einer Bauchfellentzündung steigt.

Blumberg-Zeichen

Das Blumberg-Zeichen zählt ebenfalls zu den Blinddarmzeichen. Der Untersucher drückt auf der nicht schmerzhaften Seite den Unterbauch ein und lässt ohne Vorwarnung los. Bei einer Blinddarmentzündung kommt es dadurch im rechten Unterbauch zu Schmerzen. Dies wird dadurch erklärt, dass bei loslassen Bewegung in die Bauchorgane kommt und somit der entzündete Blinddarm weiter gereizt wird. Auch das Blumberg-Zeichen ist von der typischen Lage des Wurmfortsatzes abhängig und nicht spezifisch für eine Blinddarmentzündung.

Sitkowski-Zeichen

Das Sitkowski-Zeichen ist kein Druckpunkt, sondern ein allgemeiner Schmerz im rechten Unterbauch, der in Linksseitenlage auftritt. Dies geschieht aufgrund der Dehnung und Anspannung der Bauchwandmuskulatur. Genau wie alle anderen Blinddarmzeichen ist das Sitkowski-Zeichen nicht spezifisch für eine Blinddarmentzündung und kann auch bei anderen Erkrankungen positiv, beziehungsweise trotz vorliegender Blinddarmentzündung negativ sein.

Psoas-Zeichen

Der Psoas ist ein Muskel der von der Wirbelsäule runter zu den Oberschenkelknochen zieht. Bei manchen Menschen liegt der Wurmfortsatz direkt auf der Muskeloberfläche des Psoas. Bei einer Anspannung oder Bewegung des Muskels verstärkt sich daher der Schmerz. Der Arzt kann dies überprüfen, indem er das gestreckte Bein des Betroffenen in Rückenlage anhebt. Auch andere Erkrankungen in der Nähe des Muskels, wie zum Beispiel eine Blutung, können zu einem positiven Psoas-Zeichen führen.

Bluttest

Eine Blutuntersuchung gehört in Krankenhäusern zu den Standarduntersuchungen, die bei nahezu jedem Patienten durchgeführt werden. Dabei werden viele verschiedene Werte getestet. Ein Teil des Tests ist die Ermittlung der Blutzellmenge. Im Blut befinden sich verschiedene Zelltypen, wie die roten Blutzellen (Erythrozyten), die weißen Blutzellen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten).

Die weißen Blutzellen sind an der körpereigenen Abwehr beteiligt und sind bei Entzündungen erhöht. Daher sind bei Blinddarmentzündungen erhöhte Werte für die weißen Blutzellen zu erwarten. Neben diesem Entzündungszeichen gibt es weitere Werte, welche auf eine Entzündung im Körper hindeuten. Die Leber produziert ein Protein namens CRP, welches ebenfalls bei Entzündungen erhöht ist. Einige andere Laborwerte können mögliche andere Krankheiten ausschließen oder wahrscheinlicher machen. Ein normales Laborbild bedeutet jedoch nicht in jedem Fall, dass keine Blinddarmentzündung vorliegt und andersherum bedeuten erhöhte Entzündungswerte nur eine Entzündung und nicht zwingend eine Blinddarmentzündung. Der Laborbefund muss also immer mit dem Zustand des Betroffenen abgeglichen werden.

Bildgebende Verfahren

Ultraschall

Die Ultraschalluntersuchung ist eine schnellverfügbare Untersuchung ohne Nebenwirkungen und kann oft auch in Hausarztpraxen durchgeführt werden. Die Ultraschallwellen werden von verschiedenen Organen und Substanzen unterschiedlich zurückgeworfen und ergeben so ein Bild. Bei einer Blinddarmentzündung kann ein großer, steifer Blinddarm sichtbar gemacht werden. Die Wand des Blinddarms kann sich wie eine Zielscheibe mit mehreren Ringen darstellen, da diese bei Entzündungen verdickt ist. Der Blinddarm kann jedoch auch vom Dickdarm verdeckt sein, sodass dieser nicht sichtbar wird.

CT

Die Computertomographie ist eine Untersuchungsmethode, die mit Röntgenstrahlung funktioniert. Gerade bei älteren und übergewichtigen Menschen ist eine Ultraschalluntersuchung oft nicht gut durchführbar und das CT eignet sich als Alternative. Im CT sind zudem auch andere Bauchorgane gut sichtbar, sodass mögliche andere Schmerzursachen ebenfalls erkannt werden. Der Blinddarm stellt sich im CT ähnlich wie im Ultraschall als gebläht und zielscheibenartig dar. Beim CT ist die Strahlenbelastung relativ groß, weshalb es nicht das Mittel der ersten Wahl ist.

MRT

Im MRT ist der entzündetete Blinddarm ebenfalls gut erkennbar. Anders als das CT kommt das MRT ohne Strahlenbelastung aus und ist daher nebenwirkungsarm. Ein MRT ist jedoch nicht überall verfügbar und muss selbst in einigen Krankenhäusern erst gezielt hochgefahren werden. Die Betroffenen werden in eine Röhre geschoben und müssen einige Minuten still liegen bleiben. Dies ist bei kleinen Kindern oft nicht möglich. Das MRT ist in den meisten Fällen einer Blinddarmentzündung nicht unbedingt notwendig. Zum Schutz von Ungeborenen ist das MRT das Mittel der Wahl bei Schwangeren.

Gibt es spezielle Tests für Kinder?

Bei Kindern ist die Diagnose von vielen Krankheiten erschwert. Kinder können oft nicht genau äußern, wo die Schmerzen lokalisiert sind. Grundsätzlich funktionieren die Blinddarmzeichen jedoch auch bei Kindern, falls diese trotz der Schmerzen bereit sind, sich hinzulegen. Einige Untersuchungen können bei Kindern nicht durchgeführt werden. Ein MRT ist oft nicht möglich, da die Kinder nicht still liegen bleiben. Bei dem CT besteht das gleiche Problem wie bei einem MRT. Zudem sollte bei Kindern auf ein CT verzichtet werden, um die Strahlenbelastung zu reduzieren. Da diese Untersuchungsmöglichkeiten wegfallen, ist eine Konzentration auf den Ultraschall und die Blutwerte notwendig.

Wenn die Blinddarmentzündung nicht ausgeschlossen werden kann, sollte die Maßnahme einer Operation großzügig gestellt werden. Während einer minimalinvasiven Operation kann der Arzt sich den Blinddarm ansehen und entscheiden, ob eine Entfernung notwendig ist.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.05.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021