Symptome einer Blinddarmentzündung

Übersicht

Die Symptome einer akuten Appendizitis beginnen zunächst mit dumpfen, diffusen und nicht genau lokalisierbaren Bauchschmerz um den Bauchnabel herum (periumbillikal).

Innerhalb von ein paar Stunden verlagert sich der Schmerz in den rechten Unterbauch und ist ab dann ein konstanter und recht genau lokalisierbarer Dauerschmerz („Punktschmerz“). Dieser Schmerz wird oft durch Husten und Gehen verschlimmert. So eine Symptomverlagerung zeigt den Wechsel zwischen viszeralen („Eingeweideschmerz“) Schmerz hin zum somatischen („Körperschmerz“) Schmerz. Der Schmerz wird nicht selten von vegetativen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung begleitet. Zugleich tritt leichtes Fieber bis 38,5°C auf.

Bei einer Perforation (Entzündungsdurchbruch durch die Darmwand in die Bauchhöhle) kann es unter Umständen zu Symptomen einer kurzzeitigen Erleichterung und Schmerzbesserung kommen. Dieser kurzzeitige Besserungszustand wird jedoch durch die nachfolgende Bauchfellentzündung (Peritonitis) wieder verschlechtert.
Die Schmerzen breiten sich weiter in der Bauchhöhle aus und werden nicht selten von einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes begleitet. Wenn nicht therapeutisch schnell eingegriffen wird, kann der Patient einen septisch-toxischen Schock (Blutvergiftung mit Bakteriengiften) erleiden.

Bei der Diagnosefindung der Blinddarmentzündung ist zu bedenken, dass nur 50% der Betroffenen typische Beschwerden aufweisen. Insbesondere Kleinkinder und ältere Menschen haben Krankheitsverläufe die mit weniger typischen Symptomen einhergehen.

Durchfall

Durchfall stellt kein eindeutiges Anzeichen für eine Blinddarmentzündung dar. Bei vielen anderen Erkrankungen des Verdauungstrakts, besonders des Darms, kann es zu mehr oder weniger starken Durchfällen kommen. Sie sind also kein beweisendes Symptom für eine Blinddarmentzündung, treten jedoch häufig als Begleitsymptom auf.

In Kombination mit der typischen Schmerzsymptomatik oder allgemeinen Unterbauchschmerzen treten Durchfälle relativ häufig bei örtlich fortgeschrittenen Blinddarmentzündungen auf. Für die behandelnden Ärzte ist es wichtig, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen und zu überprüfen, da häufig von einer Dickdarmentzündung (Enteritis) ausgegangen wird. Diese Annahme verzögert die Feststellung der eigentlichen Krankheitssituation und verschlechtert somit die Prognose für den Patienten.

Blähungen

Blähungen können als Begleitsymptom einer Blinddarmentzündung auftreten, aber ebenfalls in die Irre führen. Durch den entzündlichen Prozess bei Vorliegen einer Appendizitis kann es zu Verdauungsstörungen kommen, die sich in Symptomen wie Durchfall oder Verstopfung zeigen. Auch Blähungen können aus diesen Umständen heraus resultieren, geben aber keinesfalls einen deutlichen Hinweis auf eine bestehende Blinddarmentzündung. Irreführend kann der Schmerz sein, welcher durch starke Blähungen verursacht werden kann. Dadurch, dass die Luft im Darm wandert, kann auch der Schmerz wandern, welcher durch die Aufblähung entsteht. Das Gefühl, dass die charakteristische Schmerzsymptomatik vorliegen könnte, wird verstärkt. Durch Massagen oder Wärmflaschen können jedoch Blähungen in den meisten Fällen kuriert werden – Schmerzen, die durch eine Blinddarmentzündung entstehen jedoch nicht.

Fieber

Da eine Blinddarmentzündung durch Bakterien ausgelöst wird, reagiert der Körper wie bei jeder stärkeren bakteriellen Infektion mit einem Temperaturanstieg – der Patient bekommt Fieber. Durch die erhöhte Temperatur können die Abwehrzellen des Immunsystems besser arbeiten, was allerdings nur für 38 bis 40 °C gilt. Die Besonderheit beim Fieber während einer Blinddarmentzündung ist der Temperaturunterschied zwischen der Achselhöhle und dem Rektum. Beträgt die Differenz mehr als 0,5 °C und treten zusätzlich Bauchschmerzen oder gar charakteristische Symptome auf, kann dies ein guter Hinweis auf eine vorliegende Appendizitis (Blinddarmentzündung) sein.

Symptome beim Kind und Kleinkind

Das Erkennen der Symptome bei Kindern oder Kleinkindern kann hohe Anforderungen an den behandelnden Arzt stellen. Junge Menschen verhalten sich während einer Krankheit anders als Erwachsene und die Wirkung auf ihren Körper variiert deutlich.
Das Immunsystem ist noch nicht so weit ausgeprägt, wie das der Erwachsenen. Daraus folgt, dass bei einem Befall mit Krankheitserregern nicht schnell reagiert werden kann. Die Infektion kann sich eher etablieren und im weiteren Verlauf fortschreiten. Deswegen sind bei Kindern rasante Krankheitsverläufe bei einer Blinddarmentzündung typisch. Die Symptome stellen sich dabei massiver dar, als es bei erwachsenen Patienten der Fall ist.

Die charakteristischen Schmerzen, welche in vielen Fällen bei Erwachsenen auftreten, nützen bei Kindern meist nichts. Kleinkindern und Kindern fehlt in der Regel die Fähigkeit, Schmerzen qualitativ zu bewerten oder eine genaue Lokalisation anzugeben. Der Allgemeinzustand kann sich bei Schmerzen verschlechtern oder Bauchschmerzen als Übelkeit empfunden werden. Beim Umgang mit jungen Patienten muss darauf geachtet werden, möglichst wenig Aufregung zu verbreiten und zu versuchen, die Aussagen des Kindes von außen zu bewerten.

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Neben den Schmerzen zeigen sich deutlich gehäuft Symptome wie Erbrechen und Fieber. Zudem steigen auch bei Kindern klassischer Weise die weißen Blutkörperchen an (Leukozytose), was auf den Versuch des Immunsystems, der Infektion Herr zu werden, zurückzuführen ist.

Durch das schnelle Voranschreiten der Entzündung kommt es bei Kindern häufiger zur Darmperforation (Darmdurchbruch), weil die Bakterien die Darmwand infiltriert und zerstört haben. Infolgedessen bildet sich eine Peritonitis, eine Bauchfellentzündung, aus. Auch hier stellt sich der Verlauf stürmischer dar, als bei älteren Menschen.
Der Entwicklungsstand des Omentum majus spielt hierbei eine tragende Rolle. Beim Omentum majus handelt es sich um das sogenannte Bauchnetz. Es besteht hauptsächlich aus Fettablagerungen, die eine Barriere zwischen den Bauchorganen und dem Bauchfell bilden. Dazu beinhaltet es viele Abwehrzellen.
Bei Kindern ist das Omentum majus erstens noch nicht allzu groß und besitzt zweitens bei Weitem nicht genug Fett, um effektiv Infektionen abzuschotten. Dadurch kommt es häufiger zu einer Peritonitis und einer schnellen Ausbreitung.

Da sich die Diagnostik einer Blinddarmentzündung als äußerst kompliziert herausstellen kann, sollte der untersuchende Arzt auch immer andere Möglichkeiten abwägen und auf diagnostischem Wege ausschließen. Andere Entzündungen des Magen-Darm-Trakts können ähnliche Symptome hervorrufen.
Auch eine Pneumonie (Lungenentzündung) oder eine Meningitis (Hirnhautentzündung) können für verschiedene Symptome verantwortlich sein, welche auch bei einer Blinddarmentzündung auftreten.

Hinweis: Blinddarmentzündung bei Kleinkindern

Die Blinddarmentzündung (Appendizitis) bei Kleinkindern zeichnet sich durch besonders stürmische Verläufe aus. Die Symptome zeigen sich mit sehr ausgeprägten vegetativen Symptomen, wie Erbrechen, Fieber und raschen Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Außerdem ist die Perforationsrate bei Kleinkindern besonders hoch.

Symptome beim Mann und der Frau

Es existieren keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen den Symptomen einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) beim Mann und bei der Frau. Bei Männern tritt jedoch die Appendizitis häufiger auf.

Bei beiden Geschlechtern beginnt der Verlauf einer akuten Appendizitis mit einem unbegrenzten, nicht genau zu lokalisierenden Bauchschmerz, welcher meist in der Gegend um den Bauchnabel herum beschrieben wird. Nach einiger Zeit, meist ein paar Stunden später, wandert der Schmerz langsam in den rechten Unterbauch.
Dort kann er gut lokalisiert werden und bleibt vorerst konstant. Wenn die Schmerzen durch Laufen oder heftige Körperbewegungen wie Husten verschlimmert werden, kann dies ein weiteres Indiz für eine Blinddarmentzündung sein. Die Symptome wird durch weitere Anzeichen wie Übelkeit und Erbrechen, aber auch durch Durchfall oder Verstopfung begleitet. In der Regel tritt zusätzlich leichtes Fieber auf.

Kommt es zu einer Perforation – die Entzündung durchbricht die Darmwand – kommt es nicht selten vor, dass sich die Schmerzen vermindern. Eine plötzliche Schmerzreduktion ist meist kein gutes Zeichen, denn nach einem kurzen Zustand der Besserung folgen oftmals stärkere Schmerzen, die die Entzündung des Bauchfells (Peritoneum) signalisieren. Nun beschränken sich die Schmerzen nicht mehr unbedingt auf den rechten Unterbauch, sondern können gesamtheitlich mit einer Verschlechterung des allgemeinen Zustands auftreten. Wenn in dieser akuten Notfallsituation nicht schleunigst gehandelt und der Blinddarm entfernt wird, kann es zu einer Blutvergiftung mit Schockzustand (septisch-toxischer Schock) kommen.

Nicht alle Menschen, egal ob weiblich oder männlich, weisen so deutliche Symptome auf, wie gerade beschrieben. Fast die Hälfte aller Fälle von akuter Appendizitis tritt mit weniger starken Erstsymptomen auf und wird deshalb erst spät erkannt.

Von untypischen oder schwächeren Symptomen sind vor allem Kinder und ältere Menschen betroffen, bei denen solche Infektionen mehr verursachen können, als bei gesunden Erwachsenen mit intaktem Immunsystem.

Bestimmte geschlechterspezifische Erkrankungen können ähnliche Schmerzen und Symptome erzeugen. Verschiedene Erkrankungen der weiblichen inneren Geschlechtsorgane, als auch der Hoden des Mannes, können Schmerzen im Unterbauch erzeugen. Trotz allem ist die Sterberate (Letalität) bei einer Blinddarmentzündung extrem gering, solang keine Perforation erfolgt ist. Die Letalität steigt bei einer Perforation auf 1%.

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Abbildung Blinddarm

  1. Blinddarm - Caecum
    (Hellblaue Umrandung)
  2. Öffnung der Bauhin-Klappe -
    Ostium ileale
  3. Mündung des Wurmfortsatzes -
    Ostium appendicis vermiformis
  4. Freier Bandstreifen -
    Taenia libera
  5. Wurmfortsatz -
    (Hellgrüne Umrandung)
    Appendix vermiformis
  6. Endteil des Krummdarms -
    Ileum, Pars terminalis
  7. Krummdarm-Blinddarm-Klappe
    (Bauhin-Klappe) -
    Papilla ilealis
  8. Querfalten des Dickdarms -
    Plicae semilunares coli
  9. Dickdarm, aufsteigender Teil -
    Colon ascendens

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.01.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021