Dickdarmentzündung

Symptome & Diagnose

Symptome

Charakteristisch für akute Dickdarmentzündungen ist der plötzliche Beginn und kurze Verlauf von ca. 2-4 Tagen, wobei sich die Infektion selbst limitiert. Die betroffene Person leidet in der Regel unter starken Durchfällen, wobei diese meist dünnflüssig bis wässrig sind. In schwereren Fällen können auch Schleim-, Blut- oder Eiterbeimengungen im Stuhl auffallen. Begleitend können Fieber, Übelkeit und Erbrechen sowie krampfartige Bauchschmerzen auftreten.

Die gemeinsamen Symptome der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind ebenfalls Durchfälle, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Fieber und Gewichtsabnahme. Charakteristisch sind zudem der langsame und schleichende Beginn und ein schubweise (abwechselnd symptomfreie und symptomreiche Intervalle) verlaufender Fortgang der Erkrankung. Ganz selten kann es jedoch zu Perioden von Verstopfung bzw. normalem Stuhl kommen. Diese Tatsache schließt eine Dickdarmentzündung nicht aus.

Die Morbus Crohn-Patienten leiden zu 90% unter rechtsseitigen oder bauchnabelnahen Bauchschmerzen, Fieber, Blähungen und meist unblutigen Durchfällen. 30% der Betroffenen haben zusätzlich eine Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz).

Im Unterschied dazu zeichnet sich die Colitis ulcerosa durch blutig-schleimige Durchfälle (bis zu 20/Tag) aus, die von krampfartigen Bauchschmerzen begleitet werden. Nebenerscheinungen wie Hautrötungen, Gelenksschmerzen und Augenentzündungen können selten die Colitis ulcerosa, deutlich häufiger jedoch den Morbus Crohn begleiten.

Die ischämische Dickdarmentzündung zeichnet sich durch in Schüben verlaufende Bauchschmerzen und blutigen oder unblutigen Durchfällen aus. Bei einem vollständigen Verschluss der Dickdarmgefäße kann es zu einem Darminfarkt (Mesenterialinfarkt) kommen, der zu einem Absterben des betroffenen Darmabschnittes führt und lebensbedrohlich werden kann. Häufig zeigen die betroffenen Patienten auch Verkalkungen in anderen Bereichen des Körpers, die beispielsweise zu Durchblutungsstörungen in den Beinen oder den Herzkranzgefäßen führen können.

Diagnose

Aufgrund des meist harmlosen, kurzen und selbstlimitierenden Verlauf der akuten Dickdarmentzündungen ist eine Diagnostik über die Anamnese und körperliche Untersuchung hinaus in der Regel nicht nötig. Besteht eine sehr schwere Symptomatik, kann eine Stuhl- und Blutuntersuchung auf Erreger durchgeführt werden.

Das Mittel der Wahl zur Diagnostik von Morbus Crohn ist die Spiegelung von Dickdarm und Ileum mit gleichzeitiger Gewebeprobeentnahme, welche mikroskopisch untersucht wird. Weitere Diagnosemaßnahmen können eine erweiterte Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Dünndarm sein sowie eine Röntgenaufnahme oder Ultraschalluntersuchung des Bauchraums. Bei den Blutuntersuchungen von Morbus Crohn-Patienten erhöhte Entzündungswerte und eine Blutarmut aufgrund von Eisen- und/oder Folsäuremangel sein. Gleiches gilt auch für die Diagnostik bei Colitis ulcerosa.

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Die ischämische Kolitis wird standardmäßig durch eine Koloskopie (Darmspiegelung) erfasst, doch auch hier können erweitert eine Röntgenaufnahme des Bauches sowie eine Röntgendarstellung des Dickdarms und/oder der Darmgefäße unter Verwendung von Kontrastmittel zum Einsatz kommen.

Behandlung

Die Behandlung der leichten, selbstlimitierenden, akuten Dickdarmentzündungen besteht lediglich aus einer ausreichenden Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr (salzige Flüssigkeiten, Obst, Kohlenhydrate, Trinkwasser) und ggf. der Gabe von Medikamenten gegen den Durchfall (Antidiarrhoiker: Loperamid). In schweren Fällen mit Anzeichen einer Dehydration kann ein Krankenhausaufenthalt mit Verabreichung von Flüssigkeit (Glukose-Salz-Lösung) über einen Tropf und eventuell eine Antibiotikagabe (Fluorchinolone: Ciprofloxacin) bei bakteriellen Infektionen notwendig werden.

Die Therapie des Morbus Crohn besteht aus zwei unterschiedlichen Komponenten: zum einen wird eine medikamentöse Therapie eingeleitet, wobei zunächst Kortikosteroide (rektal als Zäpfchen oder oral als Tablette), bei ansteigendem Schweregrad auch Immunsuppressiva (z. B. Azathioprin) und/oder Biologicals (TNF?-Blocker: z.B. Imfliximab) eingesetzt werden können. Zum anderen können allgemeine Maßnahmen ergriffen werden, welche die medikamentöse Therapie unterstützen, wozu z. B. der Rauchstopp, eine Diät und der Ersatz von im Darm verlorengegangenen Stoffen bei Mangelerscheinungen (Eisen, fettlösliche Vitamine etc.) gehören.

Gleiches gilt auch für die unterstützende Therapie der Colitis ulcerosa, jedoch unterschiedet sich hier etwas die medikamentöse Therapie: bei leichten bis mittleren Schüben kommt es zunächst zur Verwendung lokal (rektal als Zäpfchen) oder systemisch (oral als Tablette oder Granulat) wirksamer 5-Aminosalicylsäure (Mesalazin). Erst bei schweren Schüben kommt es zu einem zusätzlichen Gebrauch von Kortikosteroiden, Immunsuppressiva und Biologicals.

Ein chirurgischer Eingriff wird sowohl bei den akuten, als auch bei den chronischen Dickdarmentzündungen nur dann erforderlich, wenn Darmwanddurchbrüche, Blutungen oder Tumorentwicklungen vorliegen.

Bei der ischämischen Dickdarmentzündung sollte im akuten Stadium eine orale Nahrungsaufnahme vermieden werden, eventuell kann auch die Einnahme von Blutverdünnungsmittel sinnvoll sein (z. B. ASS). Verengte oder komplett verschlossene Darmgefäße sollten schnellstmöglich wieder durchgängig gemacht werden, was entweder durch einen medikamentösen oder chirurgischen Eingriff erfolgen kann. Bereits abgestorbene Darmabschnitte müssen chirurgisch entfernt werden.

Medikamente

Liegt eine akute Dickdarmentzündung vor, so handelt es sich häufig um einen Magen-Darm-Infekt mit Durchfall und ggf. Erbrechen. Hier gilt in der Regel, dass auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden sollte. Auf die Nahrungsaufnahme sollte in der Akutphase verzichtet werden. Meist limitiert sich die Erkrankung selbst und ist nach einigen Tagen verschwunden. Bei quälenden Durchfällen können Medikamente wie Loperamid zum Einsatz kommen. Loperamid hemmt die Darmtätigkeit und lindert somit den Durchfall.

Bei Vorliegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist eine medikamentöse Therapie äußerst wichtig. Hier kommen Kortisonpräparate, Immunsuppressiva wie Azathioprin und Ciclospoprin A, Aminosalizylate wie Mesalazin und so genannte Biologicals wie Infliximab oder Adalimumb zum Einsatz. Kortisonpräparate werden oft im akuten Schub eingesetzt. Biologicals sind relativ neue Medikamente die zum Einsatz kommen wenn die anderen genannten keine ausreichende Wirkung erzielen. Sie müssen regelmäßig verabreicht werden, meist in Form einer Injektion, und sind sehr teuer.

Homöopathie

Liegt eine chronisch entzündliche Darmerkrankung vor, so sollte diese dringend von einem Arzt behandelt werden. Unbehandelt schreitet die Erkrankung oftmals schneller fort, als unter einer adäquaten medikamentösen Therapie. Zu den homöopathischen Mitteln, die zu einer Behandlung der chronischen Kolitis eingesetzt werden, zählen unter anderem Schüssler Salze. Den verschiedenen Salzen werden Effekte wie Entzündungshemmung, Verminderung der Appetitlosigkeit und Reduktion von Schwächesymptomen nachgesagt.

Weitere homöopathische Mittel sind beispielsweise Arsenicum album und Phosphorus. Diese sollen gegen Durchfälle und Bauchschmerzen helfen. Es sei nochmals betont, dass eine ärztliche Behandlung bei einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung unabdingbar ist, eine alleinige homöopathische Therapie ist nicht ausreichend. Bei einer akuten Entzündung des Darm im Sinne einer Gastroenteritis, sollen Wirkstoffe wie Plumbum metallicum und Natrium sulfuricum hilfreich sein. Diesen wird die Linderung von Bauchschmerzen und Durchfällen nachgesagt.

Ernährung

Bei Vorliegen eines akuten Magen-Darm-Infekts (Gastroenteritis) sollte keine Nahrungsaufnahme erfolgen. Es sollte jedoch viel getrunken werden um das Flüssigkeitsdefizit auszugleichen, das durch den Durchfall entstanden ist. Nach der Akutphase sollte ein langsamer Kostaufbau mit leichter Kost erfolgen. Scharfe und fettige Speisen sollten vermieden werden. Bei der Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist es im akuten Schub wichtig, dem Körper zwar ausreichend Kalorien zuzuführen, ihn jedoch nicht zu belasten. Hier kommen beispielsweise Weißbrot, Gemüsebrühe oder eine leichte Kartoffelsuppe, püriertes Obst, Haferflocken sowie leicht bekömmliche Fleisch- und Fisch-Gerichte in Frage.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen

Die akute Dickdarmentzündung zählt zu den häufigsten Formen der Darmentzündungen (2007 ca. 400.000 Fälle in Deutschland) und tritt in den meisten Fällen kombiniert mit einer Entzündung des Dünndarms (Enterokolitis) und/oder Magens (Gastroenteritis) auf. Sie wird in der Regel durch Viren, Bakterien (Salmonellen, Shigellen, Campylobacter, Escherichia coli, Clostridien, Staphylokokken), Pilze oder Parasiten/ Protozoen (Amöben) ausgelöst, die in aller Regel fäkal-oral übertragen werden, sodass es durch die Aufnahme von kontaminiertem Trinkwasser, infizierten Nahrungsmitteln oder durch Kontakt mit Ausscheidungsprodukten erkrankter Personen zur Infektion kommt. Aber auch Medikamenteneinnahmen (Antibiotika induzierte pseudomembranöse Kolitis) und Bestrahlungen von Bauchtumoren können akute Dickdarmentzündungen auslösen.

Zu den chronischen Dickdarmentzündungen (CED; chronisch entzündliche Darmerkrankungen) zählen in erster Linie der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Letztere ist eine schubweise verlaufende Entzündung ausschließlich der Dickdarmschleimhaut, die in der Regel im letzten Abschnitt des Mastdarms beginnt und flächenhaft, ohne Unterbrechungen aufsteigt und weitere Dickdarmabschnitte befallen kann. Die Entzündungen bleiben dabei jedoch strikt auf den Dickdarm beschränkt, der Dünndarm ist nicht betroffen. In 50% der Fälle ist sowohl der Mastdarm, als auch das Sigmoid (Grimmdarm) befallen, bei 25% der gesamte Dickdarm.

Anders ist es bei dem Morbus Crohn, der zwar auch einen schubweisen Verlauf zeigt, jedoch zum einen Entzündungen über die Schleimhaut hinaus (bis in die Dickdarmmuskulatur) zeigt und zum anderen nicht nur den Dickdarm, sondern alle Strukturen des Verdauungstraktes vom Mund bis zum Anus befallen kann. Die Entzündungsausbreitung ist dabei nicht kontinuierlich wie bei der Colitis ulcerosa, sondern eher diskontinuierlich, sodass ein Nebeneinander von gesunden und kranken, entzündeten Darmabschnitten vorliegt. Am häufigsten befallen sind hierbei das Ileum (Krummdarm) und der Dickdarm. Die Anzahl der Neuerkrankten beträgt für beide Erkrankungsformen ca. 5/100.000 Einwohner/Jahr und auch der Häufigkeitsgipfel der Erstmanifestation ist identisch – er liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

Die Ursache ist weder für die Colitis ulcerosa noch für den Morbus Crohn abschließend geklärt. Vermutet wird jedoch eine Störung im Immunsystem (Autoimmunreaktion), die zu einer Fehlregulation der körpereigenen Abwehr führt und es zu unkontrollierten, dauerhaften Entzündungsreaktion mit nachfolgender Schleimhautzerstörung kommt. Der Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Morbus Crohn ist das Rauchen (2-fach erhöhtes Risiko), bei Colitis ulcerosa wirkt es hingegen eher protektiv (Raucher erkranken seltener). Bei beiden chronisch-entzündlichen Dickdarmerkrankungen besteht häufig eine familiäre Vorbelastung.

Bei den sogenannten “ischämischen“ Dickdarmentzündungen handelt es sich um nicht-infektiöse Erkrankung, die auf dem Boden von Durchblutungsstörungen im Dickdarm entstehen. Ursächlich hierfür ist meist eine zunehmende Verkalkung der Darmgefäße (bei generalisierte Arteriosklerose), die zu Engstellen oder Verschlüsse führt und eine Minderdurchblutung in den von ihnen versorgten Darmabschnitten bedingt.

Verlauf & Prognose

Prognose

Die akuten Dickdarmentzündungen haben in der Regel einen schnell abklingenden und von alleine endenden, komplikationslosen Verlauf.

Morbus Crohn-Patienten haben eine hohe Rezidivrate (häufig wiederkehrende Symptomatik nach beschwerdefreien Phasen) und eine 70%ige Wahrscheinlichkeit innerhalb von 15 Jahren aufgrund von Komplikationen operiert werden zu müssen. Eine definitive Heilung durch die Chirurgie ist bei Morbus Crohn nicht möglich.

Anders ist es jedoch bei der Colitis ulcerosa, die durch eine chirurgische Entfernung des gesamten Dickdarms definitiv geheilt werden kann. Bei langjähriger und ausgedehnter Erkrankung steigt das Risiko an einem Dickdarmcarzinom zu erkranken deutlich an.

Die Prognose einer ischämischen Dickdarmentzündung hängt entscheidend von einer frühzeitigen Erkennung und Therapieeinleitung ab. Im frühen Stadium dieser lebensbedrohlichen Erkrankung besteht noch eine 95%ige Überlebenschance, vergehen jedoch z. B. 24 Stunden bis zur Intervention, sinkt diese auf unter 15%.

Komplikationen

Die Gefahr bei allen Entzündungsformen liegt vor allem in dem hohen Flüssigkeit- und Elektrolytverlust, der durch die Durchfälle bedingt ist. Durch die Entzündung der Schleimhaut ist der Dickdarm nicht mehr in der Lage Salze und Wasser aufzunehmen, sodass diese verloren gehen. Die Folge kann ein Flüssigkeitsmangel im Körper sein, die als Dehydration bezeichnet wird. Die Betroffenen können durch Gewichtsabnahme und deutlicher Einschränkung in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit auffallen.

Bei den chronischen Dickdarmentzündungen ist eine weitere Komplikation vor allem der Darmwanddurchbruch, der aus einer zunehmenden entzündlichen Zerstörung der Darmwand resultiert. Folgen wie Blutungen und eine Entzündungsausweitung auf den gesamten Bauchraum bis hin zur Blutvergiftung sind möglich.

Zudem kann es durch die Entzündungen zu Verwachsungen des Darmes kommen, die möglicherweise zu einer Durchflussstörung mit Kotaufstau führen können.

Betroffene mit Morbus Crohn, mehr noch jedoch mit Colitis ulcerosa, haben abhängig von der Dauer und dem Schweregrad der Erkrankungen ein erhöhtes Risiko im Laufe des Lebens an einem bösartigen Dickdarmtumor zu erkranken (kolorektales Karzinom). Ca. 2% der Colitis ulcerosa-Patienten entwickeln nach 10-jährigem Krankheitsverlauf ein Dickdarm-Karzinom, nach 30-jährigem Verlauf bereits ca. 30%. Eine weitere Komplikation speziell bei Colitis ulcerosa ist die Entwicklung einer akuten Erweiterung des Dickdarms (toxisches Megakolon), die in einem Schock und Multiorganversagen enden kann.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.05.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023