Anzeichen einer Blinddarmentzündung

Allgemein

Typisches Anzeichen einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) sind Schmerzen im rechten Unterbauch, meist begleitet von Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung.

Allerdings findet man nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen die klassischen Anzeichen, insbesondere Kleinkinder und ältere Menschen haben nicht selten abweichende Beschwerden.

Anzeichen einer Blinddarmentzündung

Zu Beginn einer typischen Blinddarmentzündung (Appendizitis) empfinden die Betroffenen einen dumpfen, nicht genau lokalisierbaren Schmerz (viszeraler Schmerz) im Mittel- oder Oberbauch, häufig um den Bauchnabel herum (periumbilikal). Somit ist die Blinddarmentzündung die häufigste Ursache eines akuten Abdomens (plötzlich auftretende Bauchschmerzen). Der Schmerz wandert innerhalb der ersten 8-12 Stunden in den rechten Unterbauch und gewinnt mit der Zeit an Intensität. Auch tritt eine Qualitätsänderung zu einem brennenden, gut lokalisierbaren Schmerz (somatischer Schmerz) auf.
Der Ort der stärksten Schmerzreaktion liegt typischerweise im McBurney Punkt. Er befindet sich auf halber Strecke einer gedachten Verbindungsline, zwischen dem rechten vorderen Darmbeinstachel (Spina iliaca anterior superior) und dem Bauchnabel.
Neben dem McBurney Punkt, existiert im Lanz-Punkt ebenfalls eine erhöhte Druck-und Klopfempfindlichkeit. Der Lanz-Punkt liegt zwischen dem rechten und mittleren Drittel einer gedachten Verbindungslinie beider Darmbeinstacheln.
Ein typisches Anzeichen einer Blinddarmentzündung ist zudem der so genannte Psoas-Schmerz, der sich durch Beugung des gestreckten Beines gegen Widerstand provozieren lässt. Erklären lässt sich dies durch die anatomische Nähe von Wurmfortsatz und der Faszie des Musculus iliopsoas („Psoas-Muskel“).
Wenn der Blinddarmfortsatz jedoch im kleinen Becken liegt, kommt es zu einer erhöhten Schmerzempfindung bei Drehung des in der Hüfte gebeugten rechten Beines (Obturatorzeichen).
Weiterhin entsteht ein „Los-Lass-Schmerz“, auch Blumberg-Zeichen genannt, im Bereich des linken Unterbauches, provoziert durch langsames Eindrücken und schnelles Loslassen im linken Unterbauch.

Lesen Sie dazu auch: So kann man eine Blinddarmentzündung erkennen

Welchen Test kann ich selbst machen?

Wer unter Bauchschmerzen leidet, kann einige Test durchführen, um zu überprüfen, ob es sich um eine Blinddarmentzündung handeln könnte. Vorab muss allerdings gesagt werden, dass diese Tests eine Untersuchung durch einen Arzt nicht ersetzen kann. Bei ausgeprägten Bauchschmerzen insbesondere im rechten Unterbauch sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, der unter anderem eine Untersuchung mit mehreren Tests durchführt. Manche dieser Tests kann man auch versuchen, bereits selbst mit Unterstützung durch eine weitere Person durchzuführen.
Der Betroffene muss sich dafür möglichst entspannt auf eine harte Unterlage legen. Die zweite Person drückt auf den sogenannten McBurney-Punkt. Dieser liegt in der Mitte der Verbindungslinie zwischen Bauchnabel und dem rechten Vorsprung des Hüftknochens. Wenn dieser Test Schmerzen verursacht, kann es sich um ein Anzeichen für eine Blinddarmentzündung handeln.
Auf gleiche Weise kann auch der Lanz-Punkt getestet werden, welcher auf der Verbindungslinie zwischen den beiden oberen Vorsprüngen des Hüftknochens zwischen dem rechten und mittleren Drittel liegt.
Ein weiterer Test, der bei Schmerzen auf eine Blinddarmentzündung hindeuten kann, ist das Psoas-Zeichen. Dazu muss der Betroffene auf dem Rücken liegen und das rechte Bein gegen Widerstand (die zweite Person hält gegen) anheben.
Alle möglichen Tests können allerdings nur Hinweise geben. Ein negativer Test schließt die Blinddarmentzündung nicht aus und ein positiver Test beweist sie nicht. Zudem ist für eine gute Beurteilbarkeit viel Erfahrung notwendig. Entscheidend sind zudem das Gesamtbild und die Beurteilung durch einen Arzt. Daher sollte im Zweifel rechtzeitig der Hausarzt oder bei sehr starken Schmerzen eine Notaufnahme aufgesucht werden.

Lesen Sie auch unser Thema: Diagnostik und Therapie der Blinddarmentzündung

Kann Schmerzen beim Hüpfen ein Anzeichen sein?

Manche Menschen verspüren bei einer Blinddarmentzündung Schmerzen, wenn sie auf dem rechten Bein hüpfen. Gerade bei Kindern kann es sich dabei um ein Anzeichen für eine Blinddarmentzündung haben. Die Schmerzen werden hervorgerufen, wenn der Wurmfortsatz des Blinddarms sich hinter dem Darm befindet. Beim Hüpfen wird dort ein Muskel angespannt, der auf den entzündeten Blinddarm drückt und so die Schmerzen verursacht. Allerdings tritt dieses Anzeichen bei vielen Blinddarmentzündungen nicht auf. Zudem können Schmerzen beim Hüpfen auch andere Ursachen haben wie zum Beispiel Beschwerden, die von den Gelenken oder den Muskeln ausgehen. Im Zweifelsfall sollte gerade bei Kindern, die Schmerzen beim Hüpfen auf einem Bein haben, zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.

Bei Fragen zu den Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung, lesen Sie mehr dazu unter: Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung

Was können Anzeichen für einen geplatzten Blinddarm sein?

Wenn eine Blinddarmentzündung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird kann es dazu kommen, dass der Blinddarm platzt, was lebensgefährliche Folgen haben kann. Ein typisches Anzeichen dafür, ist dass die Schmerzen im Bauch zunächst immer stärker werden und dann plötzlich nachlassen. Der unter starkem Druck stehende Blinddarm verursacht die Schmerzen und wenn dieser platzt, lassen die Schmerzen zunächst nach. Ein weiteres Anzeichen für diesen Verlauf ist, wenn die Schmerzen dann nach einigen Stunden wieder zunehmen. Dies ist dadurch zu erklären, dass bei einem geplatzten Blinddarm sich das Bauchfell entzünden kann (Peritonitis), das die Bauchhöhle auskleidet. Neben diffusen Schmerzen im gesamten Bauch kann sich die Bauchdecke bretthart anspannen. Es handelt sich dabei um einen absoluten Notfall bei dem schnellstmöglich operiert werden muss. Eine Beurteilung, ob wirklich eine Blinddarmentzündung vorliegen könnte oder das Organ sogar geplatzt ist, kann jedoch nicht durch einen Laien erfolgen, sondern kann nur durch Untersuchung und Befragung durch einen Arzt durchgeführt werden.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Blinddarmdurchbruch

Wie unterscheiden sich die Anzeichen bei Kindern von Erwachsenen?

Bei Kindern können die Anzeichen für eine Blinddarmentzündung genauso sein wie bei Erwachsenen. Gerade bei kleinen Kindern kann sich die Erkrankung jedoch auch anders präsentieren und es treten gegebenenfalls andere Anzeichen auf. Das liegt unter anderem daran, dass kleine Kinder ihre Beschwerden weniger gut benennen und lokalisieren können. Bei Erwachsenen sind Schmerzen im rechten Unterbauch (oder Schmerzen die im rechten Oberbauch beginnen und in den Unterbauch wandern) das häufigste Anzeichen für eine Blinddarmentzündung. Bei Kindern können unspezifische Bauchschmerzen (oft im Bereich des Nabels angegeben) ein erstes Anzeichen sein. Es kann bei Kindern jedoch auch sein, dass sie gar keine Schmerzen haben und man nur anhand anderer Anzeichen eine Blinddarmentzündung vermuten kann. Verminderte Aktivität, Appetitlosigkeit sowie Übelkeit und Erbrechen sind mögliche Anzeichen.

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Weitere Anzeichen einer Blinddarmentzündung

Es kann zudem bei Männern zu Schmerzen in den Hoden kommen (testikuläre Schmerzen).
Nicht selten ist ein Symptom einer Blinddarmentzündung ein niedriggradiges Fieber bis ca. 38,5 Grad Celsius. Typischerweise besteht eine Differenz zwischen der rektal- und in der Achselhöhle (axillär) gemessenen Temperatur von mehr als einem Grad Celsius. Hohes Fieber ist eher untypisch für eine Blinddarmentzündung und ist ein Hinweis für eine andere Erkrankung, oder aber eine Blinddarmentzündung mit Komplikationen. Selten kann es auch zu begleitendem Schüttelfrost kommen. Zusätzlich bestehen Unwohlsein und Übelkeit, häufig begleitet von ein bis mehrmaligem Erbrechen ungefähr vier bis zwölf Stunden nach Einsetzen der Schmerzen. Meistens leiden die Betroffenen unter Verstopfung (Obstipation), seltener kann es aber auch zu Durchfall (Diarrhö) kommen.
Kommt es innerhalb des Krankheitsverlaufes plötzlich zu einer Schmerzerleichterung, ist davon auszugehen dass ein sog. Blinddarmdurchbruch (Perforation) statt gefunden hat. Eine gefürchtete Komplikation ist nun die Bauchfellentzündung (Peritonitis), die mitunter lebensgefährlich werden kann.
Es sollte unbedingt beachtet werden, dass die typischen Anzeichen einer Blinddarmentzündung nur bei etwa 50% aller Betroffenen zu beobachten sind. Ältere Menschen, kleine Kinder aber auch Schwangere zeigen oft abweichende Beschwerden und sogenannte atypische Symptome. So ist bei älteren Menschen häufig nur ein geringes Beschwerdebild vorhanden. Daher ist die Komplikationsrate in diesen Fällen erheblich erhöht, da die Blinddarmentzündung später diagnostiziert wird.
Auch bei Schwangeren weichen die Beschwerden von einem typischen Verlauf ab. Der Blinddarmfortsatz ist durch die Schwangerschaft bedingt nach oben bzw. kopfwärts (kranial) verlagert und Erbrechen und Übelkeit stehen im Vordergrund. Besondere Vorsicht ist bei Kleinkindern geboten, hier kann es aufgrund eines rascheren Verlaufes zu hohem Fieber, häufigem Erbrechen und einem schnellen Anstieg weißer Blutkörperchen (Leukozytose) kommen.

Durch die große Lagevariabilität des Wurmfortsatzes, präsentieren sich die Symptome einer Blinddarmentzündung häufig untypisch. So besteht bei einer sogenannten retrozökalen (hinter dem Dickdarm liegenden) Blinddarmentzündung mitunter eine Störung beim Wasserlassen: Sie zeigt sich durch eine gesteigerte Frequenz der Blasenentleerung von kleinen Harnmengen (Pollakisurie). Befindet sich der Wurmfortsatz im kleinen Becken, sind die Schmerzen vorrangig im Unterbauch lokalisiert, können aber auch linksseitig (!!) ausstrahlen. Zudem besteht ein erhöhter Stuhl- und Harndrang.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.07.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021