Ein Blinddarmdurchbruch stellt generell eine lebensgefährliche Situation dar und muss möglichst schnell behandelt bzw. operiert werden. Der Durchbruch geht aus einer Blinddarmentzündung hervor und lässt sich durch das plötzliche Nachlassen der Schmerzen diagnostizieren.
Bei einem Blindarmdurchbruch bricht der kleine Wurmfortsatz des Blinddarms, die Appendix, auf und der Inhalt gelangt in die Bauchhöhle.
Die Ursache liegt in einer Entzündung des Blinddarms (Appendizitis). Ein Blinddarmdurchbruch ist lebensgefährlich und muss sofort behandelt werden. Durch das Austreten des Darminhalts kommt es zur Ausbreitung der Entzündung sowie weiteren Komplikationen. Da der Blinddarmdurchbruch jedoch gut behandelt werden kann, verläuft die Therapie in der Regel komplikationslos und die Patienten erfahren keine Spätfolgen.
Meist tritt ein Blinddarmdurchbruch bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen auf.
Eine Blinddarmentzündung führt, wenn nicht rechtzeitig therapiert wird, zu einem Blinddarmdurchbruch.
Die häufigste Ursache für die Entzündung liegt in einer Entleerungsstörung des Blinddarms. Diese kann durch eine Abknickung, Narbenstränge oder Kotsteine verursacht worden sein. Durch die Passagestörung können sich die Bakterien im Wurmfortsatz vermehren und es kommt zu einer Entzündung und Anschwellung. Auch Fremdkörper oder ein Wurmbefall können in seltenen Fällen ursächlich sein.
Ein weiterer Grund für eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) kann eine Entzündung im Darm sein, die sich in den Blinddarm ausbreitet. Daher sind Patienten mit chronischen Entzündungen im Darm, wie z.B. bei Colitis ulcerosa eher betroffen.
Durch den Entzündungsvorgang und die Bakterien im Wurmforsatz wird dessen Gewebe beschädigt und stirbt ab. Durch diesen Prozess kommt es schließlich zum Durchbruch und die Bakterien, der Eiter sowie mögliche Stuhlreste gelangen in die Bauchhöhle. Hier kann sich die Entzündung ausbreiten, wodurch es zu einer sehr schmerzhaften Bauchfellentzündung kommen kann (Peritonitis).
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Ursachen einer Blinddarmentzündung
Im Verlauf einer Blinddarmentzündung bis zum Durchbruch verändert sich die Schmerzart und die Schmerzlokalisation.
Bei seltenen Lagevarianten des Wurmfortsatzes können die Schmerzen auch in den Flanken oder im rechten Oberbauch auftreten. Neben den Schmerzen leiden die Patienten unter Fieber. Zusätzlich kann es zu Übelkeit mit Erbrechen kommen. Die Betroffenen haben keinen Appetit und Verstopfung.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome einer Blinddarmentzündung
Die wesentlichen Anzeichen für einen drohenden Blinddarmdurchbruch sind die Symptome der Blinddarmentzündung:
Je stärker der Blinddarm entzündet ist, umso stärker drückt er auf das den Bauchfell (Peritoneum), welches das Schmerzsignal vermittelt. Wenn der Appendix platzt, es also zu einem Blinddarmdurchbruch kommt, lässt dieser Druck nach. Das wichtigste Anzeichen für einen Blinddarmdurchbruch ist daher, wenn es bei sehr starken Schmerzen im rechten Unterbauch plötzlich zu einem Nachlassen der Beschwerden kommt. Spätestens dann muss sofort ein Notarzt alarmiert werden.
Da ein Blinddarmdurchbruch in der Regel die Folge einer ausgeprägten Blinddarmentzündung ist, ist ein Verlauf ohne Schmerzen äußerst unwahrscheinlich. Typisch für den Blinddarmdurchbruch ist jedoch, dass bei Einsetzen dieses Ereignis die starken Bauchschmerzen zunächst schlagartig nachlassen. Der Blinddarmdurchbruch selbst ist dabei nicht schmerzhaft.
Zudem kann bei alten Menschen sowie schwer kranken oder behinderten Patienten die Schmerzwahrnehmung oder das Vermögen, Schmerzen zu äußern, verringert sein. In einem solchen Fall kann eine Blinddarmentzündung mit daraus folgendem Blinddarmdurchbruch ohne oder mit nur wenigen Schmerzen verlaufen.
Meist kann eine Blinddarmentzündung bzw. Blinddarmperforation bereits anhand der Symptome des Betroffenen erkannt werden. Das Leitsymptom einer Blinddarmentzündung sind Schmerzen im rechten Unterbauch.
Bei der körperlichen Untersuchung gibt es mehrere Zeichen und Tests, die für eine Blinddarmentzündung sprechen, z.B. das Blumberg-Zeichen. Der Arzt drückt hierbei in den linken Unterbauch und lässt anschließend plötzlich los. Beim Loslassen kommt es zu Schmerzen im rechten Unterbauch.
Handelt es sich bereits um einem Blinddarmdurchbruch, können sich die Schmerzen jedoch auch auf den ganzen Bauch ausgebreitet haben. Durch einen Ultraschall kann die Diagnose gesichert werden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Diagnostik Blinddarmentzündung - Die körperliche Untersuchung
Zur Behandlung der Blinddarmperforation, wie auch der Blinddarmentzündung, wird in einer OP der Blinddarm entfernt. Es wird jedoch nicht der komplette Blinddarm entfernt, sondern nur der kleine, dünne Wurmfortsatz (Appendix). Denn nur dieser ist entzündet. Man spricht von einer Appendektomie.
Die Appendektomie kann offen über einen 5-10cm großen Bauchschnitt im rechten Unterbauch erfolgen oder laparoskopisch (mit einem spezialisierten Endoskop) über drei kleine Bauchschnitte durchgeführt werden. Das Verfahren der Wahl wird individuell nach Lage des Appendix, Alter, Komplikationsrisiko und Fortschritt der Erkrankung bestimmt. Heute wird in der Regel das laparoskopische Verfahren bevorzugt.
Bei beiden Operationsverfahren wird die Appendix an ihrer Basis am eigentlichen Blinddarm (Caecum) abgesetzt und die den Appendix versorgenden Gefäße durchtrennt.
Bei einem Blinddarmdurchbruch muss neben der Blinddarmentfernung die Bauchhöhle vom ausgetretenen Inhalt komplett befreit werden, damit es nach der OP nicht (wieder) zu einer Entzündung in der Bauchhöhle kommt. Hierfür wird die Bauchhöhle gegebenenfalls auch mit keimtötenden Substanzen oder Antibiotika gespült.
Unter Umständen müssen Drainagen gelegt werden, über die nach der OP noch Wundflüssigkeit aus der Bauchhöhle abfließen kann.
Lesen Sie mehr dazu unter: Blinddarm-OP und Therapie einer Blinddarmentzündung
Wenn die Bruchstelle des Wurmfortsatzes durch ein anderes Organ bedeckt ist, kann es zu einem Abszess, einer Eiteransammlung, kommen. Dieser wird bei der OP ausgeräumt und mit Antibiotika behandelt.
Zu den Komplikationen, die nach der OP auftreten können zählen:
Unter Umständen ist es auch möglich, dass der Blinddarm nicht dicht zugenäht wurde oder die Naht durch weitere Entzündungsprozesse im Körper undicht wird. Hierdurch kommt es wieder zu einer Entzündung.Außerdem kann es zu einem vorübergehenden Stillstand der Darmbewegung kommen, der schnellst möglich behandelt werden muss.
Insgesamt ist die Appendektomie ein relativ kleiner Eingriff und komplikationsarm, besonders wenn früh operiert wird.
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Viele Komplikationen, die bei der OP auftreten können, führen zu einer gefürchteten Peritonitis , einer Entzündung in der Bauchhöhle, wenn das Problem nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
Das Problem einer Peritonitis liegt darin, dass sich die Entzündung sehr leicht in der Bauchhöhle ausbreitet und andere Organe angreifen kann, welche sich dann ebenfalls entzünden. Je nach Organ kann dies zu schwerwiegenden Folgen führen. Sind andere Darmanteile betroffen, besteht die Gefahr, dass auch diese durchbrechen und die Darmfunktion stören.
Eine Peritonitis ist lebensgefährlich und wird in der Regel mit einer OP und einer Antibiotikagabe therapiert. Der Darmstillstand, der Folge der OP bzw. der Peritonitis sein kann, führt zu Erbrechen und Schmerzen. Er kann auch zum Schock, einer lebensbedrohlichen Kreislaufstörung, führen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Bauchfellentzündung nach einer Operation
Ein Blinddarmdurchbruch stellt eine lebensgefährliche Erkrankung dar, die schnellstmöglich behandelt werden muss, da sie ansonsten tödlich enden kann.
Durch den Durchbruch entsteht eine direkte Verbindung des Darminneren mit der freien Bauchhöhle. Kot und Bakterien können dadurch aus dem Darm in die Bauchhöhle eindringen und dort eine Bauchfellentzündung verursachen. Zudem können Bakterien ins Blut übertreten und eine Sepsis (“Blutvergiftung”) als Folge haben.
Daher muss bei einem Blinddarmdurchbruch so schnell wie möglich operiert werden, damit ein tödlicher Verlauf abgewendet werden kann.
Im besten Fall wird eine Blinddarmentzündung daher rechtzeitig erkannt und behandelt, sodass es gar nicht erst zu einem Blinddarmdurchbruch kommen kann.
Verwachsungen treten in der Regel nach jeder Operation auf. Hierbei wächst das Bauchfell und die Serosa, eine Haut, mit der die Baucheingeweide überzogen sind zusammen. Da die Entfernung des Wurmfortsatzes nur ein kleiner Eingriff ist, kommt es nach der Operation nicht zu einer ausgeprägten Bildung von Verwachsungen. Wenn ein laparoskopischer Eingriff vorgenommen wurde, ist die Wahrscheinlichkeit für Verwachsungen geringer als nach einem offenem Eingriff.
Verwachsungen führen in der Regel zu keinen Beschwerden. In manchen Fällen können sie zu immer wieder kehrenden Schmerzen führen oder in Ausnahmefällen den Darm einklemmen.
Eine Blinddarmoperation ist ein sehr kurzer Eingriff. Eine Entfernung des Blinddarms bei einer Blinddarmentzündung ohne Durchbuch dauert in etwa 1 Stunde.
Da bei einem Blinddarmdurchbruch ebenso die Bauchhöhle vom ausgetretenem Entzündungsmaterial gereinigt werden und die Bauchhöhle anschließend gespült werden muss, dauert die OP länger.
Auch ein schwerzugänglicher Blinddarm verlängert die Dauer der OP.
Die Krankheitsdauer ist individuell unterschiedlich. Sie ist abhängig davon in welchem allgemeinen Gesundheitszustand sich der Betroffene befunden hat. Ältere Leute und kleine Kinder brauchen im Allgemeinen länger, um sich von einer Krankheit zu erholen.
Nach einem Blinddarmdurchbruch und weiterfolgenden Komplikationen ist die Krankheitsdauer ebenfalls länger. Vom Arzt wird man etwa für zwei bis drei Wochen krankgeschrieben. Außerdem sollte man nach der Operation über mehrere Wochen keine schweren Dinge heben.
Nach einer Blinddarmoperation, bei der es noch zu keinem Durchbruch gekommen ist, müssen die Patienten meist noch 3-5 Tage im Krankenhaus verweilen.
Nach einem Blinddarmdurchbruch oder bei Kleinkindern ist die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus länger. Sie liegt zwischen 6 und 8 Tagen.
Bei seltenen sehr schweren Komplikationen kann natürlich auch eine längere stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig sein.
Bei Kindern zwischen 4 und 12 Jahren ist eine Blinddarmentzündung sehr häufig. Bei Kleinkindern unter 2 Jahren ist die Blinddarmentzündung hingegen ausgesprochen selten.
Im Allgemeinen beklagen Kinder dieselben Symptome wie Erwachsene. Jedoch kann es bei Kindern zu einem atypischen Verlauf kommen, bei dem die Symptome nicht eindeutig sind. Kleine Kinder können beispielsweise den Schmerz nicht gut lokalisieren oder haben überhaupt keine Bauchbeschwerden.
Des Weiteren kann Fieber oder Durchfall auftreten. Dies erschwert die Diagnosestellung. Da es bei Kindern zusätzlich eher zu einem schnelleren Verlauf kommt, sind Blinddarmdurchbrüche vor OP relativ oft. Nach einem Blinddarmdurchbruch verschwinden zunächst die Beschwerden, bevor die Schmerzen später stärker wieder auftreten. Dies kann die Therapie zusätzlich nach hinten verzögern, da es in diesem Zeitraum zu Fehlinterpretationen kommen kann.
Bei Kindern ist die Prognose auch auch einem Blinddarmdurchbruch meist gut. Es erfolgt die gleiche Therapie wie bei Erwachsenen: die Entnahme des Blinddarms und eine Antibiotikatherapie.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Bauchschmerzen bei Kindern
In der Schwangerschaft ist die Diagnose einer Blinddarmentzündung und die Blinddarmoperation erschwert.
Ab dem 2.Trimenon bzw. dem 4. Monat verlagert sich die Appendix (der Wurmfortsatz) durch das Wachstum des Kindes in der Gebärmutter vom rechten Unterbauch in den rechten Oberbauch. Schmerzen im rechten Oberbauch werden aber auch durch eine Entzündung des Nierenbeckens oder der Gallenblase verursacht. Daher ist die Diagnosestellung nicht so einfach und eindeutig wie bei Nichtschwangeren. Außerdem können die Beschwerden, die durch eine Blinddarmentzündung entstehen, anfänglich auch als Schwangerschaftsbeschwerden abgetan werden.
Auch bei einer Schwangerschaft ist die Therapie der Blinddarmentzündung und des Blinddarmdurchbruchs eine schnellstmögliche Operation, da beide lebensgefährlich für Mutter und Kind sind. Zwar besteht, wie bei jeder Operation, ein gewisses Grundrisiko für das ungeborene Kind, jedoch ist dieses sehr gering und angesichts der Lebensgefahr durch den Blinddarmdurchbruch zu vernachlässigen.
Die Operation kann je nach Situation offen (über einen größeren Bauchschnitt) oder laparoskopisch (minimal invasiv über drei kleine Bauchschnitte) erfolgen. Bei der Auswahl des Schmerzmittels und des Antibiotikas muss selbstverständlich beachtet werden, dass diese das ungeborene Kind nicht gefährden.