Wie kann man Brustkrebs ertasten?

Einleitung

Das Beobachten und regelmäßige Abtasten der Brüste ist ein wichtiger Teil der Früherkennung von Brustkrebs. Jede Frau kennt ihren Körper und ihre Brüste am besten und kann daher Veränderungen im Brustgewebe am besten selbst feststellen.
Das Abtasten geht schnell und kann leicht erlernt werden. Im Wesentlichen werden die Brüste zunächst optisch auf Auffälligkeiten untersucht und im Anschluss im Stehen und Liegen abgetastet.

Bitte beachten Sie, dass die Selbstabtastung der Brüste keinesfalls eine regelmäßige Früherkennungsuntersuchung beim Frauenarzt ersetzt.

Schritt-für-Schritt Anleitung zum Brustabtasten

Im folgenden Text wird der Ablauf einer Selbstuntersuchung der Brüste Schritt für Schritt erklärt.

Schritt 1

Stellen Sie sich vor einen Spiegel und achten Sie dabei auf eine ausreichende Beleuchtung, um auch kleine Veränderungen oder Auffälligkeiten an den Brüsten oder Brustwarzen zu bemerken. Nehmen Sie sich für die Untersuchung ausreichend Zeit und achten Sie auf eine ruhige Atmosphäre.
Lassen sie die Arme entspannt an den Seiten herunter hängen und betrachten sie Ihre Brüste. Suchen Sie vor allem nach veränderten Formen oder Konturen, Asymmetrie der Brüste und Veränderungen der Brustwarze oder der Haut an den Brüsten.

Typische Anzeichen von Brustkrebs können außerdem Vorwölbungen oder Einziehungen der Haut (sogenannte „Orangenhaut“) länger andauernde Rötungen oder Abschuppungen sein.

Lesen Sie mehr hierzu unter: Anzeichen von Brustkrebs

Schritt 2

Heben Sie jetzt die Arme an und fahren sie mit der optischen Inspektion Ihrer Brüste fort. Achten Sie besonders darauf, ob sich die Brüste beim Heben der Arme unterschiedlich verhalten. Oftmals sind Veränderungen der Brustdrüse erst dann sichtbar, wenn die Arme angehoben sind. Jetzt können die Brüste langsam nach Knoten, Knubbeln oder Verhärtungen abgetastet werden.

Schritt 3

Für das Abtasten wird jede Brust gedanklich in vier Teile unterteilt und jeder dieser vier sogenannten Quadranten genau untersucht. Das Abtasten kann im oder gegen den Uhrzeigersinn erfolgen.

Verwenden Sie zum Abtasten im die ganze Hand, die Sie flach auf die Brust legen. Die Finger werden langsam gegeneinander bewegt (wie beim Klavierspielen) und so die gesamte Brust systematisch untersucht.

Langsam wird die Brust auf knotige oder derbe Veränderungen abgetastet. Tasten Sie die Brust zuerst oberflächlich ab und üben Sie danach auch mehr Druck aus, um das Gewebe in der Tiefe ertasten zu können. Achten Sie vor allem auf den Quadranten, der im oberen äußeren Viertel der Brust liegt, da es hier besonders oft zu bösartigen Veränderungen der Brustdrüse kommt.

Knoten, die schlecht gegen die darüber liegende Haut verschiebbar sind, würden für einen bösartigen Tumor sprechen. Schmerzen, die beim Abtasten verspürt werden, werden eher selten durch Brustkrebs verursacht und sind eher auf gutartige Zysten in der Brust zurückzuführen.
Viele Frauen erschrecken beim ersten Mal, da sich das Gewebe sehr uneben und knubbelig anfühlt. Das ist allerdings ganz normal, da es sich bei der Brust um eine Drüse mit einem mehr oder weniger hohen Anteil an Fett und Bindegewebe handelt.

Vor allem junge Frauen mit kleinen Brüsten haben oftmals äußerst dichtes Drüsengewebe, das sich sehr knotig anfühlt. Nach den Wechseljahren wird die Brust bei vielen Frauen weicher, da sich das Drüsengewebe zurück bildet und durch Fett ersetzt wird.

Bei einem ungewöhlichen Befund in der Selbstuntersuchung sollte aber in jedem Fall der Arzt konsultiert werden.

Schritt 4

Nehmen Sie die Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger und drücken Sie leicht zu. Wässrige oder blutige Absonderungen und Ausfluss aus einer oder beiden Brustwarzen außerhalb der Stillzeit deuten auf eine Veränderung der Brustdrüse hin und sollte unbedingt durch einen Gynäkologen (Frauenarzt) abgeklärt werden.

Schritt 5

Anschließend widmen Sie sich Ihren Achselhöhlen und tasten diese im Stehen mit hängenden Armen ab. Achten Sie besonders auf Verhärtungen oder angeschwollene Lymphknoten. Veränderte Lymphknoten im Achselbereich können ein Hinweis auf eine bösartige Veränderung in der Brust sein oder aber auch durch eine Entzündung im Körper verursacht werden.

Dieses Thema könnte Sie auch interessieren: Symptome bei Brustkrebs

Schritt 6

Zuletzt werden alle vorangegangenen Schritte im Liegen wiederholt. Im Liegen kann sich der Brustmuskel entspannen und Sie können eventuelle Veränderungen, die tiefer in der Brust liegen, ertasten.

Prägen Sie sich den Tastbefund gut ein und lernen Sie dadurch Ihren Körper besser kennen.

Bei auffälligen Veränderungen oder Knoten sollte möglichst zeitnah ein Arzt aufgesucht werden.

Lesen Sie mehr hierzu unter: Brustkrebsvorsorge

Wann sollte man die Brust abtasten?

Der beste Zeitraum für die Selbstabtastung ist etwa eine Woche nach der letzten Regelblutung, da die Brüste dann weich sind und ein einfaches Abtasten ermöglichen. Durch den Hormoneinfluss werden die Brüste vor der Menstruation größer und schmerzempfindlicher, daher ist ein Abtasten in diesem Zeitraum unangenehm und wird nicht empfohlen.

Wie häufig sollte man die Brust abtasten?

Es wird empfohlen, dass sich Frauen ab dem 30. Lebensjahr mindestens einmal monatlich selbst abtasten. Die regelmäßige Selbstuntersuchung ist wichtig zur Früherkennung von Brustkrebs, sie ersetzt jedoch nicht die ärztliche Kontrolle beim Frauenarzt, die jedes Jahr zusätzlich stattfinden sollte.

 

Abbildung Brustkrebs

Brustkrebs - Mammakarzinom
(Bösartige Tumor der Brustdrüse)

  1. Achsellymphknoten -
    Nodi lymphoidei axillares
  2. Lymphgefäße -
    Vasa lymphatica
  3. Milchgang -
    Ductus lactifer
  4. Läppchen der Milchdrüse -
    Lobuli glandulae mammariae
  5. Fettgewebe -
    Corpus adiposum mammae
  6. Krebszelle -
    Zelle mit verändertem Erbgut
    (Mutierte Zelle)
  7. Zellkernkörper -
    Nucleus
  8. Zellwand
    Brustkrebssymptome:
    a - Vergrößerte Lymphknoten
    b - Knoten in der Brust
    c - Flüssigkeitaustretung
    aus der Brustwarze
    d - Hautdellen in der Brust
    e - Veränderung der Farbe,
    Größe, Form der Brust
    A - Duktales Karzinom
    (80%) - Milchgangkrebs, entwickelt
    sich in den Zellen der Milchgänge
    A1 - Paget Karzinom -
    ein duktales Karzinom ensteht
    vor allem im Brustwarzengewebe
    B - Lobuläres Karzinom
    (15%) - Läppchenkrebs,
    ensteht in den Milchdrüsenläppchen

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Was ist beim Brustabtasten zu beachten?

Es ist wichtig zu beachten, dass keine Brust gleich ist und auch die eigene Brust sich im Laufe des Lebens mehrmals verändert.

Die Brust ist eine Drüse, die den Hormonschwankungen unterliegt. Deshalb kommt es innerhalb eines Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft und Stillzeit, in der Menopause und durch Einnahme der Antibaby-Pille zu Veränderungen des Gewebes. Das sollte bei der Selbstuntersuchung im Hinterkopf behalten werden, um sich nicht unnötig zu beunruhigen.

Außerdem bedeutet nicht jeder ertastete Knoten sofort Brustkrebs. Gerade bei jungen Frauen handelt es sich dabei in den meisten Fällen um harmlose Veränderungen, wie Zysten oder gutartige Tumoren der Brustdrüse (Fibroadenome).

Gutartige Knoten sind daran zu erkennen, dass sie klar gegen das umliegende Gewebe abgegrenzt sind und sich leicht gegen die darüber liegende Haut verschieben lassen.

Lesen Sie mehr dazu unter: Gutartige Brusttumoren

Bösartige Tumoren können erst ab einer bestimmten Größe erstastet werden, im besten Fall ist ein Knoten erst ab einem Zentimeter Größe spürbar. Das heißt, dass Tumorerkrankungen mit deutlich tastbaren Knoten bereits weiter fortgeschritten sind. Daher ist es sehr wichtig, die Selbstuntersuchung nicht als Ersatz für das ärztliche Brustkrebs-Screening anzusehen.
Ab dem 30. Lebensjahr untersucht der Frauenarzt die Brüste jährlich auf Veränderungen und ab dem 50. Lebensjahr wird empfohlen, alle zwei Jahre zum Mammographie-Screening zu gehen.

Kommt es bei der Selbstuntersuchung zu Auffälligkeiten, sollte das in jeden Fall mit Gynäkologen besprochen und abgeklärt werden, denn je eher Brustkrebs diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Selbstuntersuchung kann auch mit dem Frauenarzt besprochen werden, der bei Unklarheiten weiterhilft.

Dieses Thema könnte Sie ebenfalls interessieren: Wie erkennt man Brustkrebs

Weitere Informationen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.12.2017 - Letzte Änderung: 10.12.2021