Stadien von Darmkrebs und ihre Prognose

Einleitung

Darmkrebs wird in verschiedene Stadien eingeteilt, um die Therapie anzupassen und dadurch die Heilungschance und die Lebenserwartung zu verbessern.
Das Hauptkriterium ist die Eindringtiefe des Tumors in die Darmschichten. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist, ob sich der Tumor auf Lymphknoten oder auf ein anderes Gewebe ausgebreitet hat. Umso weiter das Stadium fortgeschritten ist, desto intensiver muss die Therapie erfolgen.

Welche Darmkrebs-Stadien gibt es?

Es gibt verschiedene Klassifikationen zur Stadieneinteilung. Die UICC-Klassifikation unterteilt die Stadien anhand der Therapie und der Lebenserwartung. Sie orientiert sich wiederum an der TNM-Klassifikation. Hierbei wird in die Stadien T1-T4 unterteilt. Die T-Stadieneinteilung erfolgt anhand der Eindringtiefe – also anhand dessen, wie viele Darmschichten vom Tumor betroffen sind. Neben den T-Stadien werden noch zusätzlich Angaben gemacht. Ein weiterer Punkt ist, wie viele Lymphknoten von dem Tumor infiltriert sind.

Zum Schluss erfolgt noch eine Einteilung, ob eine Ausbreitung des Tumors in ein anderes Organ erfolgt ist, also ob Fernmetastasen vorhanden sind. Die genaue Einstufung anhand der TNM-Klassifikation kann erst nach der Operation anhand des entnommenen Präparates erfolgen.

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Darmkrebs UICC Stadium 1

Das Stadium 1 der UICC Klassifikation ist das leichteste Stadium. Hier ist der Tumor noch recht klein. Tumore des Stadiums 1 zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich noch nicht in Lymphknoten ausgebreitet haben oder in andere Organe metastasiert haben. Des Weiteren darf sich der Tumor auch lokal im Darm noch nicht zu weit ausgebreitet haben. Er darf sich maximal im T2-Stadium der TNM-Klassifikation befinden. Dies bedeutet, dass er sich maximal in die Muskelschicht des Darmes ausgebreitet hat.

Darmkrebse gehen von der Schleimhaut im Darminneren aus und breiten sich von dort immer weiter nach außen aus. Vor dem Stadium 1 gibt es noch ein besonderes Stadium – das Stadium 0. Hier wird unter Medizinern vom „Carcinoma in situ" gesprochen. Es handelt sich um ein sehr frühes Stadium des Krebses. Er befindet sich nur in der Schleimhaut des Darmes und ist nicht invasiv. Daher kann er auch nicht in andere Organe streuen und ist sehr gut behandelbar.

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Heilungschancen/Lebenserwartung beim Tumor des Stadiums 1

Die Heilungschancen stehen bei einem Tumor des Stadium 1 sehr gut.
Als Therapiemaßnahme erfolgt eine Operation des Tumors. Sie kann entweder vom Darminneren erfolgen oder es wird ein Teil des Darmes entfernt. In der Regel sind keine weiteren Therapien erforderlich. Die Lebenserwartung wird in medizinischen Fachkreisen anhand der 5-Jahresüberlebensrate angegeben. Sie sagt aus, wie viel Prozent der Erkrankten nach 5 Jahren noch Leben. Sie liegt beim Stadium 1 bei über 90%. Bei dem Frühstadium T0 sind die Überlebenschancen noch höher. 

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Darmkrebs UICC Stadium 2

Im Stadium 2 der UICC Klassifikation handelt es sich um Tumore, die ebenfalls noch nicht in andere Organe oder in Lymphknoten gestreut haben, dafür aber lokal im Darm größer sind als im Stadium 1. Es handelt sich also um Krebse des Stadium T3 oder T4. In diesen Stadien hat sich der Tumor bereits in die äußerste Schicht der Darmwand oder in das Fettgewebe, welches den Darm umgibt, ausgebreitet. Im T4-Stadium hat der Tumor bereits das Bauchfell oder andere Organe in der Umgebung infiltriert.

Auch wenn in den Untersuchungen zunächst nicht festgestellt wurde, dass der Krebs in andere Organe oder Lymphknoten gestreut hat, ist es nicht unwahrscheinlich, dass in der Untersuchung des entnommenen Tumors doch betroffene Lymphknoten diagnostiziert werden. In manchen Fällen bestehen auch bereits Metastasen, die allerdings noch recht klein sein und erst später, wenn sie weitergewachsen sind, erkannt werden. Für die Therapie hat dies jedoch nicht große Auswirkungen, da in beiden Fällen neben der operativen Entfernung des Tumors noch eine Bestrahlung und eine Chemotherapie erfolgen.

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Heilungschancen/Lebenserwartung Stadium 2

Die Heilungschancen sind auch beim Stadium 2 mit etwa 60-85% noch recht hoch – vorausgesetzt, dass sich der Tumor nicht bereits in Lymphknoten ausgebreitet hat oder metastasiert ist. Im Gegensatz zum Stadium 1 wird der Tumor zusätzlich zur Operation mit einer Chemotherapie und einer Bestrahlung therapiert.

Dabei erfolgt vor der Operation eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie und nach der Operation wird die Therapie nochmals mit einer Chemotherapie ergänzt. Die genauen Schemen der Bestrahlung bzw. der Chemotherapie werden individuell mit dem Arzt entschieden.

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Darmkrebs UICC Stadium 3

Das Stadium 3 ist unabhängig von der lokalen Größe des Tumors definiert. Entscheidend ist, ob sich der Tumor in Lymphknoten der Umgebung ausgebreitet hat. Dies ist ein schlechtes Zeichen, da sich der Tumor über die Lymphwege im gesamten Körper ausbreiten kann. In vielen Fällen hat sich der Tumor leider bereits in Lymphknoten ausgebreitet. In der Regel kann dies erst nach der Operation anhand des entfernten Tumors in der Pathologie festgestellt werden.

Beim Vorhandensein von betroffenen Lymphknoten sinken die Heilungschancen. Wie in den ersten beiden Stadien auch erfolgt eine Operation, in welcher der Krebs herausgeschnitten wird. Die Therapie wird durch eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung im Voraus ergänzt und nach der Operation erfolgt zusätzlich nochmals eine Chemotherapie. Dadurch ist die Therapie des Darmkrebses im Stadium 3 ein langwieriger, intensiver und kraftraubender Prozess. Die Behandlung kann sich über ein Jahr hinziehen.

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Heilungschancen/Lebenserwartung Stadium 3

Im Stadium 3 leben nach 5 Jahren 40 bis 50 Patienten von 100 Erkrankten. Wichtig für die Heilungschancen sind in diesem Stadium auch individuelle Faktoren. Hierunter fällt z.B. das Alter des Betroffenen oder die allgemeine körperliche Verfassung. Denn der Kampf gegen den Darmkrebs kostet sehr viel Kraft und raubt dem Körper viel Energie. Viele an Krebserkrankte verlieren während der Krankheitsphase Gewicht. Außerdem wird der Körper zusätzlich durch die starken Medikamente, die zur Behandlung des Krebses notwendig sind, angegriffen.

Des Weiteren ist es von Mensch zu Mensch verschieden, wie die Chemotherapien vertragen werden. Bei manchen Patienten muss die Chemotherapie aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen werden, während andere die Chemotherapien relativ gut vertragen. Schlussendlich unterscheiden sich die Darmkrebse, deren Entstehung unterschiedliche Mutationen (Genveränderungen) zu Grunde liegen.

Die führt dazu, dass sie wiederum verschieden stark auf die Therapie ansprechen. So gibt es neben der Qualität der Therapie noch viele nichtbeeinflussbare Faktoren, die entscheiden, ob der Kampf gegen den Krebs erfolgreich ist oder nicht.

Darmkrebs UICC Stadium 4

Das Stadium 4 ist das Endstadium des Darmkrebses. Ein Darmkrebs wird dann in das Stadium 4 eingestuft, wenn der Tumor metastasiert (in andere Organe gestreut) hat. Das Stadium 4 wird nochmals in das Stadium 4a und 4b unterteilt. Im Stadium 4a ist nur ein weiteres Organ von Metastasen betroffen, während im Stadium 4b in mindestens zwei anderen Organen Metastasen festgestellt wurden. Dabei ist es irrelevant, wie groß der eigentliche Darmkrebs ist. Denn das Vorhandensein von Metastasen heißt, dass sich Tumorzellen bereits im Körper ausgebreitet haben und der Krebs damit sehr zerstörerisch ist.

Die Unterteilung des Stadium 4 in 4a und 4b ist für die weitere Behandlung wichtig. Im Stadium 4a erfolgt eine Operation mit Entfernung der Metastasen, soweit dies möglich ist. Im Stadium 4b sind die medizinischen Möglichkeiten sehr beschränkt. Der Darmkrebs ist leider nicht mehr heilbar.

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Heilungschancen/Lebenserwartung Stadium 4

Da der Darmkrebs im Stadium 4 schon weit fortgeschritten ist, sind die Heilungschancen leider deutlich schlechter als in den anderen Stadien. Im Stadium 4a liegt die Überlebensrate nach 5 Jahren bei 5-10%. Die Therapie ist sehr intensiv und verlangt viel Kraft von den Betroffen. Der Darmkrebs und die Metastasen werden im Rahmen einer Operation entfernt. Es ist jedoch nicht in jedem Fall möglich die Metastasen oder den Krebs operativ komplett zu entfernen. Häufig streut ein Darmkrebs in die Leber. Hier sind die Metastasen in der Regel gut zu entfernen, solange noch ausreichend intaktes Lebergewebe übrig ist.

Neben der Operation sind auch im Stadium 4 eine intensive Bestrahlung und Chemotherapie notwendig, um das Risiko eines Tumorrezidives (Wiederauftreten des Tumors) und das Auftreten neuer Metastasen zu verhindern. Die meisten Rezidive treten in den ersten beiden Jahren nach der Behandlung auf.

Im Stadium 4b ist der Darmkrebs leider nicht mehr heilbar. Es erfolgt nur noch eine palliative Therapie. Dies bedeutet, dass Medikamente eingesetzt werden, um die Lebensqualität des Erkrankten zu verbessern und seine Symptome durch die Krankheit, wie z.B. Schmerzen zu lindern. Die Überlebensrate nach 5 Jahren liegt beim Stadium 4b unter 5%.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.07.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023