Lebenserwartung bei Darmkrebs

Je nach Lokalisation und Voranschreiten einer Darmkrebserkrankung variiert die Lebenserwartung erheblich. Verschiedene Faktoren können einen positiven oder negativen Einfluss auf die Lebenserwartung der Erkrankung ausüben.

Lebenserwartung bei Darmkrebs

Einleitung

Die Lebenserwartung bei Darmkrebs ist enorm variabel und bei jedem Menschen unterschiedlich. Die individuelle Prognose der Erkrankung hängt von der Tumorart, seiner genauen Lage, der frühzeitigen Entdeckung, dem Zeitpunkt der Therapie, dem Ansprechen auf die Therapie, dem eigenen Immunsystem, dem persönlichen Allgemeinzustand und etlichen weiteren Faktoren ab.

Auch bei genauer Kenntnis der einzelnen Risikofaktoren und Krankheitsstadien kann von Ärzten nur eine approximative durchschnittliche Lebenserwartung ermittelt werden, die im individuellen Fall unerwarteterweise immer wieder unter- oder überschritten werden kann.

Die allgemeine Lebenserwartung beim Darmkrebs ist im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen im Mittelfeld. Obwohl der Darmkrebs sich gut therapieren lässt, können nicht alle Fälle einer Heilung zugeführt werden, da die Erkrankung oft zu spät erkannt wird, etwa wenn der Krebs bereits außerhalb des Darmes wuchert.

Als Darmkrebs wird in den meisten Fällen das sogenannte „kolorektale Karzinom“ bezeichnet. In diesem Wort selbst stecken die unterschiedlichen Lokalisierungen im Dickdarm und dem Rektum, welche unterschiedliche Lebenserwartungen aufweisen. Ohne sich auf genaue Prognosen festzulegen, können für die einzelnen Stadien im Folgenden näherungsweise Lebenserwartungen angegeben werden.

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Die verschiedenen Darmkrebsstadien

Je nach voranschreiten der Wucherung des Krebses kann man Krebsstadien einteilen, bei welchen die Lokalisation des Krebses in der Darmwand im Vordergrund steht. Mit diesen Stadien geht auch eine unterschiedliche Lebenserwartung einher.

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Lebenserwartung in Stadium 1

Die Lebenserwartung im Stadium I ist sehr gut. In diesem Erkrankungsstadium liegt zwar ein bösartiger Tumor im Darm vor, dieser ist jedoch noch klein, lokal begrenzt und hat nur wenige Schichten der Darmwand befallen. Der Krebs befindet sich in der Schleimhaut der inneren Darmwand. Unterhalb der Schleimhaut befindet sich eine kleine Zwischenschicht und anschließend die erste Muskelschicht.

In Stadium I ist der Tumor maximal bis an die erste Muskelschicht gewachsen, die sogenannte „Muscularis propria“. Es liegen keine Absiedlungen in lokalen Lymphknoten oder in fernen Organe liegen in diesem Stadium vor. Über 95% aller Betroffenen überleben die Erkrankung in den ersten 5 Jahren nach der Diagnosestellung. Oftmals wird in diesem Stadium auch keine Chemotherapie notwendig, da der Krebs sicher und weiträumig bei der Operation entfernt werden kann.

Lebenserwartung in Stadium 2

Stadium II stellt eine leicht fortgeschrittene Variante der Darmkrebserkrankung dar. Wichtig ist, dass auch hier der Krebs noch lokal begrenzt ist und meistens keine Metastasen in Lymphknoten des Darmes oder in anderen Organen vorliegen. Das bedeutet, dass hier der Krebs operativ gut und vollständig entfernt werden kann, oft unter großräumiger Entfernung des betroffenen Darmsegments. Der Krebs ist in diesem Stadium jedoch innerhalb der Darmwand gewachsen, infiltriert mitunter die Muskelschichten des Darms und das Fettgewebes um den Darm herum und kann bereits auf das Bauchfell übergreifen.

Auch wenn noch keine Streuung diagnostiziert wurde, kann es sein, dass bereits Zellen in den Bauchraum gelangt sind und das Bauchfell befallen haben. Deshalb muss nach einer operativen Entfernung des Tumors individuell entschieden werden, ob eine anschließende Chemotherapie erfolgt. Die Chemotherapie kann im gesamten Körper unentdeckte Krebszellen bekämpfen und mikroskopisch kleinen, nicht sichtbaren Absiedlungen vorbeugen.

Da in diesem Krebsstadium die Wahrscheinlichkeit kleiner Metastasen und Ausbreitungen erhöht ist, sinkt die Lebenserwartung der ersten 5 Jahre auf etwa 90%.

Eine Unterscheidung zwischen dem Dickdarmkarzinom und einem Enddarmkarzinom ist hier sinnvoll, da letzteres, auch „Rektumkarzinom“ genannt, eine schlechtere Prognose besitzt. Aufgrund der unterschiedlichen Blutversorgung im Darm treten Metastasen beim Rektumkarzinom früher auf. Hierbei besteht im Stadium II etwa eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 85%.

Lebenserwartung in Stadium 3

Bei dem Stadium III handelt es sich bereits um eine weit fortgeschrittene Phase des Darmkrebses. Der Krebs in diesem Stadium befindet sich nicht mehr im Anfang, sondern konnte sich bereits lokal und in den angrenzenden Lymphknoten ausbreiten. Die Besonderheit besteht darin, dass Krebszellen in die Lymphbahnen des Darmes gelangt sind und dort in umliegenden Lymphknoten kleine Metastasen gebildet haben.

Für die Lebenserwartung ist weiterhin relevant, ob lediglich 1 Lymphknoten oder eine Vielzahl betroffen sind. Letzteres spricht für eine fortgeschrittene Infiltration des Lymphsystems und senkt die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Heilung des Darmkrebses.

Auch in diesem Stadium stellt das Rektumkarzinom im Gegensatz zum Dickdarmkarzinom die gefährlichere Variante dar. Die Lebenserwartung im Stadium III beträgt noch immer knapp 60%. Therapeutisch ist in diesem Fall eine Chemotherapie in Anschluss an die Operation unumgänglich, da sich mit hoher Wahrscheinlichkeit unentdeckte Krebszellen im Bereich des Darms und im Lymphsystem befinden, die operativ nicht beseitigt werden können.

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Lebenserwartung in Stadium 4

Das Stadium IV stellt das letzte Stadium der Darmkrebserkrankung dar. Es zeichnet sich dadurch aus, dass der Krebs nicht mehr auf den Darm oder die umliegenden Lymphknoten beschränkt ist, sondern entfernte Organe infiltriert und dort Metastasen gebildet hat. Die Therapie muss vom Gesundheitszustand des Patienten und dem individuellen Fall abhängig gemacht werden. In vielen Fällen kann eine Heilung noch angestrebt werden. Hierzu müssen in einer großen Operation sämtliche Tumoren im Darm und die Metastasen entfernt werden.

Mit einer anschließenden Chemotherapie können weitere im Körper befindliche Krebszellen bekämpft werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Heilung ist jedoch nicht besonders hoch. In sehr stark fortgeschrittenen Fällen bei einem schlechten allgemeinen Gesundheitszustand kann die Therapie palliativ erfolgen. Darunter versteht man eine lindernde Therapie, deren Ziel nicht mehr in der Heilung besteht. Die Lebenserwartung aller Erkrankungen im Stadium IV beträgt immerhin über 5%.

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Lebenserwartung mit Metastasen

Der Darmkrebs hat im Allgemeinen eine sehr gute Lebenserwartung, da auch bei Tumoren im fortgeschrittenen Stadium noch eine therapeutische Heilung angestrebt werden kann. So können auch Metastasen in Lymphknoten durch eine Kombination aus Operation und Chemotherapie gut behandelt und beseitigt werden.

Metastasen in entfernte Organe haben jedoch einen stark negativen Einfluss auf die Lebenserwartung. In den häufigsten Fällen metastasiert der Darmkrebs in die Leber und die Lunge. Einzelne Absiedlungen können auch in diesen Fällen operativ entfernt werden, wenn sie günstig, zum Beispiel am äußeren Rand des Organs, liegen.

In anderen Organen können die Metastasen jedoch häufig nicht entfernt werden. In diesen Fällen kann auch nicht von einer Heilung ausgegangen werden, wodurch die Lebenserwartung massiv sinkt. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt bei Metastasen etwa 5%. In dieser Statistik sind jedoch sämtliche, nicht behandelbare Darmkrebsfälle enthalten, weshalb sich eine individuelle Prognose nicht aufstellen lässt.

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Wie sieht die Lebenserwartung ohne Behandlung aus?

Auch ohne Behandlung hängt die Lebenserwartung stark vom ursprünglichen Stadium und dem Fortschritt des Krebses ab. Ein kleines, lokal begrenztes Karzinom kann sich über Jahre hinweg entwickeln, bevor es invasiv wächst, Absiedlungen bildet und schließlich den gesamten Körper befällt. In einigen Fällen ist es sogar möglich, dass sich die bösartigen Zellen permanent auf die Darmschleimhaut begrenzen und nie zu einem gefährlichen, invasiven und streuenden Krebs entwickeln. Hierbei spricht man von einem „in situ Karzinom“.

In den meisten Fällen jedoch wächst der Darmkrebs unbehandelt stetig weiter und infiltriert auf Dauer sämtliche Organe des Körpers. Die Zeitspanne, in der die Erkrankung fortschreitet, hängt zusätzlich davon ab, wie aggressiv die Krebszellen sich vermehren, wie gut die Blut- und Lymphversorgung am betroffenen Darmabschnitt ist, wie stark das Immunsystem und der körperliche Zustand des Betroffenen sind und ob die Krebszellen frühzeitig lebenswichtige Organe befallen.

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Welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung bei Darmkrebs?

Die Lebenserwartung wird von vielen Faktoren beeinflusst, die einen geringen oder größeren Einfluss auf die Prognose ausüben. Den wohl größten Einfluss besitzt das Krankheitsstadium und somit der Fortschritt der Ausbreitung der Tumorzellen. Ein kleines Tumorvorstadium hat selbstverständlich eine gänzlich andere Prognose als ein Karzinom, das die gesamte Darmwand durchwachsen und Absiedlungen in fern gelegene Organe wie Leber und Lunge gebildet hat.

Daran schließt sich der wichtige Faktor der Vorsorge an, der maßgeblich vom Patienten selbst beeinflusst werden kann. Ab dem 50. Lebensjahr, wenn sich die statistischen Krebsfälle häufen, existieren Vorsorgeuntersuchungen, die jeder Mensch in Anspruch nehmen kann. Hierbei werden Polypen, Vorstufen von Tumoren und sonstige Veränderungen der Darmwand erkannt, entfernt, analysiert und gegebenenfalls weitere Therapien eingeleitet.

Ein weiterer wichtiger Faktor neben der Früherkennung und der Vorsorge ist die zeitgerechte und richtige Therapie. Mit einer frühen und vollständigen operativen Entfernung des Tumors steigt die Lebenserwartung enorm an.

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Tumorreste, die während der Operation nicht entfernt werden konnten, sprechen langfristig eher gegen eine Heilung. Auch das Therapieansprechen des Darmkrebses spielt hierbei eine wichtige Rolle. Insbesondere gegenüber der Chemotherapie nach der Operation sind nicht alle Tumoren gleich empfindlich. So können Zellen die Therapie überstehen und sich danach erneut im Körper ausbreiten. Auch die persönliche Konstitution des Patienten spielt für die Ausbreitung der Zellen und die gesamte Lebenserwartung eine Rolle. Ein starkes Immunsystem und ein guter Allgemeinzustand erleichtern die Therapie und verbessern die Prognose.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.04.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024