Der Verlauf von Darmkrebs

Einleitung

Darmkrebs ist bei Frauen die zweithäufigste, bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Wie die meisten anderen Krebsarten auch, wird Darmkrebs in verschiedene Stadien unterteilt. Dies erfolgt nach der sogenannten TNM-Klassifikation. Der Verlauf der Erkrankung hängt maßgeblich davon ab, um welches Tumorstadium es sich handelt. Während Darmtumoren, die in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden, gute bis sehr gute Heilungschancen haben, kann dies bei einem Tumor der in einem sehr späten Stadium entdeckt wird und bereits gestreut (metastasiert) hat, anders aussehen.

Der Verlauf von Darmkrebs ist also sehr unterschiedlich. Die 5-Jahres-Überlebensrate bei Darmkrebs liegt insgesamt bei knapp über 50%. Das bedeutet, dass etwas über die Hälfte der Patienten 5 Jahre nach Diagnosestellung noch am Leben sind. Dabei ist die Lebenserwartung stark von Tumorstadium abhängig. Im Frühstadium der Erkrankung, also Stadium I, leben nach 5 Jahren noch etwa 95% der Erkrankten. Im fortgeschrittensten Stadium, also Stadium IV, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate nur etwa 5%.

So wird der Darmkrebs entdeckt

Beim Darmkrebs kommt es zu einem Tumorwachstum im Bereich des Dickdarms (Kolonkarzinom) oder im Bereich des Enddarms / Mastdarms (Rektumkarzinom). In den allermeisten Fällen entwickelt sich Darmkrebs aus einer Krebsvorstufe, den sogenannten Darmpolypen. Es vergehen meist mehrere Jahre, bis sich aus einem noch gutartigen Polypen ein bösartiger Tumor entwickelt. Daher spielt bei Darmkrebs die Vorsorge eine entscheidende Rolle. Hierfür gibt es Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen welche ab dem 55. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell übernommen werden. Experten empfehlen eigentlich, solche Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen bereits ab dem 50. Lebensjahr zu beginnen, da ab diesem Alter bereits ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs besteht.

Bei der Darmkrebsvorsorgeuntersuchung wird eine vollständige Darmspiegelung durchgeführt. Hierbei wird ein langer, flexibler Schlauch mit einer Kamera am Ende über den Anus in den Darm eingeführt und vorsichtig bis zum Übergang von Dünndarm zu Dickdarm vorgeschoben. Dabei wird der gesamte Darm mittels Kamera inspiziert. Werden hierbei auffällige Schleimhautbereiche entdeckt, so können mittels einer Zange kleine Gewebeproben entnommen werden.

Viel häufiger ist es jedoch, dass bei der Vorsorge-Koloskopie Polypen entdeckt werden. Sofern es sich nicht um sehr viele oder ausgesprochen große Polypen handelt, werden diese gleich während der Darmspiegelung abgetragen. Sie werden dann in ein histopathologisches Institut eingeschickt und unter dem Mikroskop untersucht. Der Pathologe kann dann feststellen, ob es sich um einen gutartigen Tumor handelt, oder ob bereits bösartige Zellen zu finden sind. Auch kann er sehen, ob im Falle von bösartigen Zellen, der Tumor vollständig abgetragen wurde oder ob eine erneute Abtragung (Nachresektion) notwendig ist. Neben der Vorsorge-Koloskopie werden ab dem 50. Lebensjahr die jährliche digital-rektale Untersuchung, also das Austasten des unteren Analkanals mit dem Finger durch den Hausarzt, und alle 2 Jahre ein Test auf Blut im Stuhl, als Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen empfohlen.

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Diagnose

Wird in einer Koloskopie ein auffälliger Schleimhautbefund entdeckt und bestätigt sich in der histopathologischen Untersuchung, dass es sich um Darmkrebs handelt, schließen sich mehrere weitere Untersuchungen an. Hierzu zählen eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, eine Röntgenuntersuchung der Lunge, unter Umständen eine CT- oder MRT-Untersuchung von Bauch und Brustbereich sowie eine Bestimmung von Tumormarkern. Eventuell kommt, je nach Lage des Tumors, auch eine endosonographische Untersuchung zum Einsatz.

Hierbei wird ein Ultraschallgerät in den Anus eingeführt um die Ausbreitung des Tumors besser beurteilen zu können. All die genannten Untersuchungen werden als  sogenanntes Tumor-Staging bezeichnet. Erst wenn alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, kann das genaue Tumorstadium festgelegt werden. Am Tumorstadium orientiert sich dann auch die Therapiestrategie. In Stadium I bis III erfolgt, sofern der Allgemeinzustand des Patienten dies zulässt, eine operative Entfernung des Tumors.

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Ab Stadium II erfolgt nach der Operation in der Regel eine Chemotherapie. Im Tumorstadium IV ist die Behandlungsstrategie davon abhängig, ob die gestreuten Herde (Metastasen) operativ entfernt werden können oder nicht. Ist die Darmkrebstherapie erfolgreich beendet, folgt eine Nachsorge. Hierbei werden über 5 Jahre in bestimmten Abständen Untersuchungen durchgeführt, die ein Wiederauftreten von Darmkrebs (Rezidiv) rechtzeitig erkennbar machen sollen. Hierzu zählen die körperliche Untersuchung, die Bestimmung von Tumormarkern, die Ultraschalluntersuchung des Bauches, die CT-Untersuchung von Bauch oder Brustraum und die erneute Darmspiegelung.

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Heilung des Darmkrebs

Je nach Tumorstadium kann eine Heilung allein durch eine operative Entfernung des Tumors oder durch eine Kombination aus operativer Tumorresektion und Chemotherapie erfolgen. Im Tumorstadium IV kann zusätzlich eine operative Resektion von Streuherden (Metastasen) notwendig werden. Ob durch die genannten Therapieoptionen eine Heilung erreicht werden kann oder nicht, ist nicht immer vorhersehbar. Je früher der Tumor entdeckt wird, je kleiner er also ist, desto besser sind die Heilungschancen. Auch spielt eine wichtige Rolle, ob und wieviele Lymphknoten von Tumorzellen befallen sind und ob der Tumor bereits gestreut hat. Wenn der Tumor vollständig entfernt werden konnte, folgt eine 5-jährige Nachsorge da innerhalb der ersten 5 Jahre das Risiko für ein Wiederauftreten (Rezidiv) am höchsten ist.

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Verlauf eines inoperablen Darmkrebses

Die Inoperabilität von Darmkrebs kann verschiedene Gründe haben. So kann er bereits so groß geworden sein, und wichtige Strukturen infiltriert haben, dass eine vollständige Entfernung nicht möglich ist. Beim Darmkrebs ist dies jedoch meist nicht der entscheidende Punkt. Der Tumor kann in den allermeisten Fällen – zumindest theoretisch – radikal entfernt werden. Das kann jedoch bedeuten, dass größere Teile des Dickdarms oder des Rektums mit entfernt werden müssen. Nicht selten kann dies auch die Anlage eines künstlichen Darmausgangs bedeuten.

Inoperabel kann ein Tumor jedoch auch dann sein, wenn er so sehr gestreut hat, dass eine vollständige operative Entfernung aller Tumorzellen nicht möglich ist. Auch Tumoren in niedrigeren Tumorstadien können inoperabel sein. Nämlich dann, wenn der Patient in einem schlechten Allgemeinzustand ist sodass die Risiken von Narkose und Operation zu hoch sind. In all diesen Fällen kommt die sogenannte palliative Therapie  zum Einsatz. Palliativ bedeutet, dass das Therapieziel nicht die Heilung sondern die Beschwerdelinderung und Lebenszeitverlängerung ist. Beispiele für eine palliative Therapie bei Darmkrebs sind eine Teilentfernung des Tumors oder von Metastasen sofern diese eine Belastung darstellen. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn der Tumor das Darmlumen verlegt sodass es zu einem Aufstau der Nahrung kommt (Darmverschluss). Dann kann im Rahmen der palliativen Therapie versucht werden, den Tumor so weit zu entfernen, dass die Darmpassage zumindest zeitweise wieder hergestellt werden kann. Auch die Chemotherapie ohne Operation ist palliativ da sie keine Heilung aber eine Symptomlinderung und / oder Lebensverlängerung erreichen kann. Außerdem spielt in der palliativen Behandlung die Schmerztherapie eine wichtige Rolle.

Weitere Informationen:

Verlauf ohne Behandlung

Darmkrebs ist – wie die meisten anderen Krebserkrankungen auch – eine Tumorerkrankung die ohne Behandlung tödlich endet. Wie rasch das Tumorleiden fortschreitet, ist jedoch sehr unterschiedlich. Wird keinerlei Behandlung vorkommen, ist eines der größten Risiken, dass es durch das Tumorwachstum im Darmlumen früher oder später zu einem Darmverschluss  (Ileus) kommt. Dies ist ein Krankheitsbild, das unbehandelt oftmals innerhalb weniger Stunden tödlich enden kann. Auch kann es bei einer unbehandelten Darmkrebserkrankung zu einer Metastasierung, also einer Ausbreitung der Tumorzellen aus dem Darm in den gesamten Körper, kommen. Wie lange die Lebenserwartung bei Darmkrebs ist, der keiner Behandlung zugeführt wird, kann pauschal nicht gesagt werden. Dies ist interindividuell sehr unterschiedlich und hängt von zahlreichen verschiedenen Faktoren ab.

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Anzeichen eines Endstadiums

Das Endstadium von Darmkrebs ist nicht durch spezifisch nur in diesem Stadium auftretende Symptome gekennzeichnet. Zahlreiche Beschwerden können bei einem fortgeschrittenen Darmkrebsleiden auftreten. Hierzu zählen Blutbeimengung zum Stuhl, starke Bauchschmerzen, ein Darmverschluss, eine deutliche Gewichtsabnahme und zunehmende Blässe durch eine Blutung im Tumorbereich. Außerdem können bei einer Metastasierung die Tochtergeschwülste Symptome verursachen. Diese sind abhängig von der Lokalisation. All die genannten Symptome können jedoch bereits in früheren Tumorstadien auftreten und sind kein spezifisches Zeichen für ein bestimmtes Darmkrebsstadium.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.05.2018 - Letzte Änderung: 12.01.2023