Was ist das typische Alter für Darmkrebs?

Einleitung

Wie der Großteil der Krebserkrankungen ist der Darmkrebs vorrangig eine Erkrankung des älteren Menschen. In etwa 25% der Fälle sind jedoch Risikogruppen betroffen, bei denen die Erkrankung zum Teil deutlich früher auftreten kann. Daher ist es wichtig, bei etwaigen Symptomen auch schon in jüngerem Alter an Darmkrebs zu denken und ihn gegebenenfalls auszuschließen. Außerdem gilt zu bedenken, dass sich Darmkrebs zwar in der Regel erst im Alter bemerkbar macht, sich jedoch meist über einen Zeitraum von Jahren bis Jahrzehnten entwickelt, also schon lange vor den ersten Symptomen oder gar der Diagnosestellung existiert und auch im Darm zu erkennen ist. Daher kommt der Darmkrebsvorsorge hier eine große Bedeutung zu. Mittels Darmspiegelung und anderen präventiven Untersuchungen können schwerwiegende Verläufe vermieden und bei frühzeitiger Erkennung auch Heilungserfolge erzielt werden.

In welchem Alter tritt Darmkrebs typischerweise auf?

Laut Statistik sind 90% der Patienten über 50 Jahre alt, wenn sie die Diagnose Darmkrebs bekommen, der Großteil davon sogar deutlich älter. Das bedeutet allerdings nicht, dass Darmkrebs nicht auch in jüngerem Alter auftreten kann. Dies ist beispielsweise bei Fällen von Darmkrebs in der näheren Verwandtschaft oder bei bestimmten Erkrankungen, die das Risiko für Darmkrebs erhöhen, der Fall. Dazu zählen unter anderem die Colitis ulcerosa, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Darmpolypen und verschiedene genetische Erkrankungen, wie z.B. die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), das hereditäre nicht-polypöse Kolonkarzinom (HNPCC), das Peutz-Jeghers-Syndrom und andere. Das mittlere Erkrankungsalter variiert dabei mit der Erkrankung. Bei HNPCC beispielsweise sind die Patienten durchschnittlich erst 45 Jahre alt, wenn sich der Darmkrebs zum ersten Mal bemerkbar macht, selten auch jünger als 25 Jahre. Beim Peutz-Jeghers-Syndrom liegt das mittlere Erkrankungsalter bei 35 Jahren.

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Gibt es Darmkrebs auch im Jugendalter?

Leider gibt es auch Fälle von Darmkrebs im Jugendalter, wenn auch selten. Diese können in Zusammenhang mit der genetischen Erkrankung FAP (familiäre adenomatöse Polyposis) auftreten. Die FAP tritt mit einer Häufigkeit von 1:10.000 Einwohner in Deutschland auf und macht etwa 1% aller Darmkrebsfälle aus. Bei dieser Erkrankung kommt es durch eine genetische genetische Veränderung des Erbgutes schon während der Kindheit zur Ausbildung von >100 Polypen im Dickdarm. Diese führen dann in nahezu 100% der Fälle zur Entstehung von Darmkrebs, wobei sich dieser in der Regel ab dem 15. Lebensjahr entwickelt. Daher wird der Dickdarm bei betroffenen Kindern und Jugendlichen häufig prophylaktisch entfernt, meist zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr.

Mehr über die verschiedenen polypösen Darmerkrankungen erfahren Sie unter: Symptome von Darmpolypen

Was sind Risikofaktoren für Darmkrebs in jüngerem Alter?

Es sind einige Risikofaktoren bekannt, die eine Darmkrebserkrankung in jüngerem Alter begünstigen. Zunächst sind die genetischen Erkrankungen zu nennen, die zu einem frühen Auftreten von Darmkrebs führen. Dazu gehört das hereditäre nicht-polypöse Kolonkarzinom (HNPCC) und die Gruppe der familiären Polyposis-Syndrome. Auch ein gehäuftes Auftreten von Darmkrebsfällen in der Familie sowie nahe Verwandte, die früh an Darmkrebs erkrankt sind, erhöhen das Risiko, selbst vor dem 50. Lebensjahr zu erkranken. Des Weiteren erhöhen Polypen im Darm das Krebsrisiko, weshalb Betroffene sowie nahe Verwandte von Betroffenen ein erhöhtes Risiko aufweisen, in jüngeren Jahren zu erkranken, wenn die Polypen nicht rechtzeitig entfernt werden.

Mehr über die verschiedenen polypösen Darmerkrankungen erfahren Sie unter:

Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen begünstigen das Auftreten von Darmkrebs in jüngerem Alter; vor allem die Colitis ulcerosa, seltener auch der M. Crohn.

Erfahren Sie mehr zu: Colitis ulcerosa - Das sollten Sie wissen!

Als weitere Umstände, die möglicherweise eine frühe Erkrankung begünstigen, werden derzeit Lebensstilfaktoren diskutiert. Fest steht, dass fleisch- und fettreiche, sowie ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und langjähriger Nikotin- und Alkoholkonsum das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen. Ob sie jedoch auch ein früheres Auftreten der Erkrankung verursachen, ist momentan noch unklar.

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Welche Risiken gibt es bei Darmkrebs im höheren Alter?

Eine Erkrankung an Darmkrebs in höherem Alter kann einige Probleme nach sich ziehen. Zunächst kann hohes Alter das Erkennen einer Darmkrebserkrankung erschweren. Da Darmkrebs, wie die meisten Krebsarten, keine spezifischen Symptome aufweist und nur schleichend voranschreitet, können begleitende Symptome wie Gewichtsverlust, Erschöpfung und Leistungsminderung sowohl vom Arzt als auch vom Betroffenen selbst als „normale“ Altersschwäche fehlgedeutet werden und dadurch die Diagnosestellung verzögern.

Stuhlunregelmäßigkeiten und Verstopfung, weitere Symptome von Darmkrebs, sind ebenfalls weit verbreitet unter älteren Menschen. Wichtig ist außerdem, dass Hämorrhoiden (deren Häufigkeit ebenfalls mit dem Alter ansteigt) genau wie Darmkrebs zu Blut im Stuhl führen können und daher eine Darmkrebserkrankung verschleiern können. Abgesehen von der Erkennung einer Darmkrebserkrankung kann hohes Alter aus mehreren Gründen auch ihre Behandlung erschweren. Zum einen steigt mit dem Alter die Häufigkeit von Nebenerkrankungen, wie zum Beispiel KHK, Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus, die das OP-Risiko zum Teil drastisch erhöhen und eine Operation als Behandlungsmöglichkeit daher ausschließen können. Grundsätzlich ist auch die Rate an Komplikationen nach einer Operation im Alter höher.

Des Weiteren schrumpfen im höheren Alter die körperlichen Reserven, weswegen hohe Dosen an Chemotherapie nicht mehr so gut vertragen werden und häufiger zu Komplikationen führen, was die therapeutischen Möglichkeiten auch in dieser Hinsicht einschränkt.

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Ab welchem Alter sollte man eine Darmkrebsvorsorge machen?

Ab welchem Alter man mit der Darmkrebsvorsorge beginnen sollte, ist unterschiedlich und hängt vom individuellen Risikoprofil ab. Grundsätzlich wird für Nicht-Risikopersonen, also die große Mehrheit der Bevölkerung, eine Früherkennung durch jährlichen Test auf Blut im Stuhl ab dem 50. Lebensjahr bzw. durch eine Darmspiegelung alle 10 Jahre ab dem 55. Lebensjahr empfohlen. Für Risikopersonen gilt generell, dass die Darmkrebsvorsorge schon früher stattfinden sollte. Verwandte ersten Grades eines Patienten mit Darmkrebs sollten idealerweise 10 Jahre vor dem Alterszeitpunkt des Auftretens beim betroffenen Verwandten mit der Vorsorge beginnen, spätestens jedoch zum 40. bis 45. Lebensjahr. Bei von genetischen Erkrankungen Betroffenen wird die Vorsorge auf die jeweilige Erkrankung abgestimmt und beginnt meist um das 25. Lebensjahr. Bei der FAP muss allerdings aufgrund des hohen Risikos schon ab dem 12. Lebensjahr mit der Vorsorge begonnen werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.05.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023