Diese Tests werden bei einer Herzschwäche durchgeführt

Einleitung

An Herzschwäche oder Herzinsuffizienz erkranken häufig ältere Menschen. Fast 20% der >60-Jährigen und knapp 40% der >70-Jährigen leiden in Deutschland an Herzschwäche, wobei Frauen weniger häufig betroffenen sind als Männer.
Herzinsuffizienz ist nicht heilbar und eine der häufigsten Todesursachen. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Therapie ist für eine verlängerte Lebenserwartung entscheidend. Es sollte frühzeitig ein Arzt aufgesucht und spezifische Tests durchgeführt werden.

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Diese Tests gibt es

Im Internet kursieren diverse online Fragebogen-Tests, die die verschiedenen Symptome die auf eine Herzschwäche hindeuten abgefragen. Je stärker die Symptome sind und je mehr Symptome gleichzeitig auftreten, desto wahrscheinlicher ist die Diagnose Herzschwäche. Es gibt mittlerweile standardisierte und wissenschaftlich evaluierte Fragebögen, die Ärzte auch im Praxisalltag anwenden. Jede Frage entspricht einem gewissen Punktewert.
Wird am Ende eine bestimmte Summe überschritten, werden z.B. Bluttest (BNP- Test) und eine Überweisung zum Kardiologen veranlasst. Der BNP-Blutschnelltest ist dabei ein neueres Verfahren, um die Belastung des Herzens abzuschätzen. BNP (=B-natriuretisches Peptid) wird aus Zellen der Herzkammern freigesetzt. Je mehr die Kammern gedehnt (= belastet) werden, umso mehr BNP befindet sich im Blut. Zusätzlich wird der Arzt immer eine körperliche Untersuchung durchführen, dabei wird Herz und Lunge abgehört und der Körper auf mögliche Stauungszeichen (Beinödeme, Halsvenenstauung) untersucht.
Um eine Herzschwäche jedoch sicher ausschließen oder bestätigen zu können, wird in jedem Fall eine Echokardiographie (Herz Ultraschall) durchgeführt. Dabei wird das Herzkammersystem aus verschiedenen Winkeln begutachtet. Hier können Herzbewegungen, Herzmuskeldicke, Herzklappen, Blutströme und Auswurfvolumen bestimmt und interpretiert werden. Im weiteren Verlauf können EKG-, Röntgen-, oder Blutuntersuchungen sinnvoll sein, um mögliche Ursachen aufzudecken.

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Wie sinnvoll sind Online-Tests?

Die Qualität der Online-Tests sind sehr verschieden. Bei allen Varianten werden in unterschiedlichen Umfang Symptome abgefragt. Die Symptome der Herzschwäche sind jedoch oft sehr unspezifisch. Atemnot kann zum Beispiel sehr viele Ursachen haben und führt schnell auf die falsche Fährte. Es ist daher sinnvoll zunächst breit gefächerten Frage zu stellen, um dann im nächsten Schritt genauer auf bestimmte Symptome einzugehen.
Dies ist in einem standardisierten online Tool jedoch schwer umsetzbar. Wissenschaftlich evaluierte Fragebögen haben in der Regel einen größeren Umfang und sind in der Auswertung differenzierter. Grundsätzlich können online Fragebögen ein erster Schritt sein um Betroffene für das Thema zu sensibilisieren. Fällt ein Online-Test positiv aus sollte man jedoch nicht sofort davon ausgehen, dass man wirklich an Herzschwäche leidet. Ein Besuch beim Arzt und weitere Tests sind unerlässlich!

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Ultraschalluntersuchung

Der Herzultraschall wird meist am liegenden Patienten in Rücken- und Linksseitenlage durchgeführt. Dabei wird eine spezielle Ultraschallsonde am linken Brustkorb und am Unterrand der Rippe entlanggeführt. Die Herzkammern, Herzwände und Klappen werden aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. Durch den Doppler-Effekt können zusätzlich die Blutströme durchs Herz sichtbar gemacht werden.
Während der Untersuchung kann der Arzt die Kontraktion des Herzmuskels beurteilen und etwaige Wandbewegungsstörungen erkennen. Eine Narbe im Herzmuskel nach einem Herzinfarkt führt z.B. dazu, dass sich der Herzmuskel im betroffenen Areal kaum oder ungleichmäßig bewegt. Ebenso kann die Herzmuskeldicke und das Volumen der einzelnen Kammer vermessen werden. Ist das Herz stark belastet wird der Herzmuskel dicker (Hypertrophie) und das Volumen in der Herzkammer nimmt zu.
Der Doppler-Effekt zeigt ob Herzlappen eventuell undicht sind und Blut ins Herz zurückfließt. Als letztes kann dadurch das Volumen, welches das Herz pro Schlag auswirft, ermittelt werden (LVEF Linksventrikuläre Ejektionsfraktion). Dies ist das wichtigste Maß zur Einteilung der Herzschwäche. Normal sollte der Wert über 54% sein.

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Blutuntersuchung

Ein möglicher Bluttest, um den Verdacht auf eine Herzschwäche zu erhärten ist der BNP-, oder NT-pro BNP-Schnelltest. BNP ist ein Hormon, das in den Zellen der Herzkammer gebildet wird und vor allem bei Dehnung des Herzmuskels ausgeschüttet wird. Je mehr die Kammern gedehnt (= belastet) werden, umso mehr BNP befindet sich im Blut.
Mögliche Ursachen einer BNP Erhöhung sind Herzinsuffizienz sowie Nieren-/Leberversagen, Pulmonale Hypertonie und Lungenembolie. Liegen normale Werte vor, ist eine Herzschwäche unwahrscheinlich (BNP: weiblich < 150 pg/ml; männlich < 100pg/ml).
Ein stark erhöhtes BNP spricht dagegen für eine Herzschwäche. Problematisch wird es bei leicht erhöhten Werten, da mit zunehmendem Alter und Nierenfunktionsstörungen das BNP ebenfalls erhöht wird. Weitere Blutuntersuchungen mit Bestimmung des Blutzuckers, Anzahl und Größe der roten Blutkörperchen oder Schilddrüsenwerte dienen zum Ausschluss anderer Krankheiten, die ähnliche Symptome verursachen oder eine Herzschwäche begünstigen. Dazu zählen Diabetes, Blutarmut und Schilddrüsenfunktionsstörungen.

EKG

Eine Herzschwäche kann unterschiedliche Ausprägungen im EKG haben.Kommt es infolge der Herzschwäche zum Blutrückstau, kann die Ursache dafür eine gestörte Reizweiterleitung des Herzens sein. Dies würde sich in einem unregelmäßigen Rhythmus im EKG zeigen (verlängerte PQ-Zeit).
Zudem gibt es eine Reihe von EKG-Veränderungen, die auf einen abgelaufenen Herzinfarkt schließen lassen. Im Verlauf, bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) oder zur Beurteilung der Belastbarkeit, kann ein Belastungs-EKG durchgeführt werden. Für den Therapieerfolg ist körperliche Aktivität und leichter Sport unerlässlich, damit eine optimale Therapie empfohlen werden kann, muss zunächst die Leistungsgrenze ermittelt werden.

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Körperliche Tests für eine Herzschwäche

Zu Beginn einer ärztlichen Untersuchung, wird auf Grund der beschriebenen Symptome eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Es wird zunächst das Herz abgehört, dabei achtet man auf Herzgeräusche, die auf Herzklappenfehler hindeuten. Zum anderen kann man möglicherweise einen 3. Herzton wahrnehmen (Galopprythmus), was auf einen erhöhten Druck in den Herzkammern hindeutet.

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Als nächstes wird die Lunge abgehört. Durch einen Blutrückstau in die Lunge kann es zu einem Lungenödem kommen, welches feuchte Rasselgeräusche verursacht. Ein weiteres Stauungszeichen kann am Hals sichtbar werden. Ist der Abfluss aus dem rechten Herzen erschwert möglich, staut sich das Blut in die Halsvenen, vor allem am liegenden Patienten treten die Venen deutlich hervor.
Außerdem werden die Beine des Betroffenen auf Beinödeme untersucht. Dazu wird die Haut über dem Schienbein eingedrückt. Befindet sich Flüssigkeit im Gewebe, wird eine Delle in der weichen Haut zurückbleiben, die erst nach ein paar Minuten wieder verschwindet. Die Zehen sind von dem Ödem nicht betroffen, außerdem sind meist beide Beine gleichmäßig betroffen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.04.2019 - Letzte Änderung: 19.07.2023