Ganglion am Finger

Einleitung

Ein Ganglion am Finger wird umgangssprachlich auch Überbein genannt (in der Fachsprache bezeichnet ein Überbein jedoch eine knöcherne Struktur). Beim Ganglion handelt es sich um eine Geschwulst, die an einer Gelenkkapsel oder einer Sehnenscheide entstehen kann. Das Ganglion ist gutartig und prallelastisch, da es mit Flüssigkeit gefüllt ist. Meist ist es etwa erbsengroß, es kann jedoch je nach Lokalisation auch größer werden. An den Fingern tritt es am häufigsten an der Streckseite des Endgelenks und an der Beugeseite des Fingergrundgelenks auf.

Ursachen eines Ganglions

Die genaue Entstehung eines Ganglions am Finger ist nach wie vor unbekannt. Man ist sich jedoch sicher, dass es einen Zusammenhang mit chronischen Reizungen des betroffenen Fingers gibt. Durch die Reizung kommt es zu einer vermehrten Flüssigkeitsbildung.

Die zusätzliche Flüssigkeit findet im Gelenk keinen Platz mehr, stattdessen dehnt sich die innere Membran der Gelenkkapsel durch eine Schwachstelle in der äußeren Hülle nach außen.Ein solcher chronischer Reizzustand kann durch eine Überbeanspruchung der Finger entstehen. Aber auch häufige Entzündungsprozesse, wie sie beispielsweise bei der entzündlichen Erkrankung Rheuma auftreten, können ein Ganglion am Finger hervorrufen.

Nicht selten treten Ganglien an den Fingern aber auch spontan auf, ohne dass ein Entstehungsmechanismus erkennbar wäre. Zudem stehen Traumata an den Fingern als Ursache eines Ganglions zur Diskussion. Gemeinsam ist den Ganglien unabhängig von ihrer Lokalisation, dass eine Verbindung zwischen ihnen und dem Gelenkraum besteht. Durch diesen sogenannten Stiel kann Flüssigkeit zwischen dem Gelenk und dem Ganglion ausgetauscht werden. Dies fällt beispielsweise bei Bewegungen der Finger auf. Durch die Bewegung verringert sich das Volumen des Gelenks, die Flüssigkeit wird in den Ganglionraum gedrückt, das Ganglion schwillt an.

An diesen Symptomen erkennen Sie ein Ganglion am Finger

Das Ganglion am Finger ist typischerweise an der Beugeseite des Grundgelenks oder der Streckseite des Fingerendgelenks lokalisiert. Dort fällt es als prallelastische Beule auf, die meist erbsengroß ist. Gegebenenfalls verändert sich die Größe bei einer Bewegung des betroffenen Gelenks. Das Ganglion ist in der Regel mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt. Weiter Symptome sind häufig Schmerzen am betroffenen Finger sowie Bewegungseinschränkungen des Gelenks. Außerdem kann es durch die Einengung von Nerven zu Taubheit und Kribbeln kommen. Auch Durchblutungsstörungen werden gelegentlich durch Ganglien verursacht, sodass sich der betroffene Finger weißlich oder bei Kälte auch bläulich verfärbt. Liegt das Ganglion am Fingerendglied, kann es auch Nagelveränderungen hervorrufen.

Schmerzen durch ein Ganglion

Schmerzen sind neben der charakteristischen Beule das Hauptsymptom eines Ganglions am Finger. Das Ganglion selbst ist meist sehr druckempfindlich, zudem können am gesamten Finger Schmerzen auftreten. Auch die Bewegungseinschränkungen in dem betroffenen Gelenk sind häufig schmerzbedingt, das Ganglion kann jedoch auch einfach als mechanisches Hindernis eine Bewegung verhindern.

Je nach Lage des Ganglions ist eher die Beugung oder die Streckung des betroffenen Fingers schmerzhaft. Das Ganglion kann (vor allem wenn es größer ist) auch auf Nerven, Gefäße, Sehnen und Muskeln drücken.

Sind Nerven von dem Ganglion eingeengt, können sogenannte Nervenschmerzen auftreten. Auch ein Kribbeln sowie ein Taubheitsgefühl können durch Irritationen des Nervs ausgelöst werden. Bei einer Kompression von Gefäßen kommt es zu Durchblutungsstörungen im betroffenen Finger. Gerade bei Kälte verfärbt sich dieser besonders schnell weiß oder blau. Eine solche Minderdurchblutung kann zu Gewebeschädigungen führen, was sich ebenfalls durch Schmerzen äußern kann.

Durch die Einengung von Muskeln und Sehnen kommt es nicht nur zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung, auch eine verminderte Kraft der Muskeln kann dadurch hervorgerufen werden.

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Schwellung durch ein Ganglion

Das Ganglion selbst gleicht eher einer kleinen Beule am Finger als einer großflächigen Schwellung. Doch das Ganglion kann durch Verschiebung von Flüssigkeit aus dem Gelenkraum in das Ganglion anschwellen. Besonders bei einer Beugung des Fingergelenks verringert sich der Raum im Gelenkspalt selbst. Die Flüssigkeit wird durch den Verbindungsstiel ins Ganglion hineingedrückt, das Ganglion vergrößert sich.

Wird der Finger wieder gestreckt, bewegt sich die Flüssigkeit in den Gelenkspalt zurück, das Ganglion verkleinert sich. Über einen längeren Zeitverlauf kann ein Ganglion aber auch insgesamt an Größe zunehmen. Diese Größenzunahme wird durch weitere Belastung des betroffenen Fingers vorangetrieben.

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Diagnose

Die Diagnose des Ganglions am Finger ist meist eine Blickdiagnose. In der körperlichen Untersuchung kann meist allein anhand der Lokalisation und Form der Schwellung die Verdachtsdiagnose Ganglion gestellt werden. Als klinischer Test dient die Verschieblichkeit der Haut über dem Ganglion. Um die Diagnose zu sichern kann das Ganglion punktiert werden. Dabei wird die Flüssigkeit aus dem Ganglion mit einer Spritze herausgezogen, anschließend kann diese im Labor untersucht werden. Auch mittels eines Ultraschalls gelingt die Diagnose des Ganglions. Dabei liegt das Augenmerk darauf, dass die Beule mit Flüssigkeit gefüllt ist. Den Stiel, der das Ganglion mit dem Gelenk verbindet, kann man häufig nicht erkennen. In seltenen Fällen wird ein Röntgenbild von dem betroffenen Finger gemacht, dies dient dem Ausschluss einer knöchernen Ursache der Schwellung.

Behandlung eines Ganglions

Die Behandlung des Ganglions besteht zunächst aus einer Ruhigstellung des betroffenen Fingers. Meist führt dies zu einer Rückbildung der Schwellung, jedoch kann sich diese wieder manifestieren, wenn die Belastung am Finger wieder aufgenommen wird. Beim Wiederauftreten kann das Ganglion mit der Hand massiert werden, dabei wird die Flüssigkeit ins Gelenk zurückgedrückt. Auch ein manuelles Zerdrücken des Ganglions wird zur Therapie angewandt. Genügen all diese konservativen Therapiemethoden nicht, muss auf eine operative Abtragung des Ganglions zurückgegriffen werden.

Punktion eines Ganglions

Bei der Punktion des Ganglions am Finger wird mit einer Nadel in das Ganglion hereingestochen. Anschließend wird die Flüssigkeit aus dem Ganglion herausgezogen (Aspiration). Eine solche Punktion kann sowohl diagnostischen als auch therapeutischen Zwecken dienen. Meist wird beides zeitgleich durchgeführt, man aspiriert also die komplette Flüssigkeit und untersucht diese anschließend im Labor. Eine therapeutische Punktion kann zu einem kompletten Abheilen des Ganglions führen, jedoch kommt es in etwa 50% der Fälle zu einem Rezidiv, also einem erneuten Auftreten des Ganglions.

Hausmittel

Ein Ganglion kann zusätzlich zur Schonung des betroffenen Fingers mit Hausmitteln behandelt werden. Gegen die Schmerzen helfen kühlende Umschläge und Salben. Kälteanwendungen wie Kühlakkus und kalte Fingerbäder sind ebenfalls hilfreich. Auch Arnika kann zur Schmerzlinderung genutzt werden. Da man davon ausgeht, dass chronische Reizzustände das Ganglion hervorrufen, kann man auch auf antientzündliche Hausmittel zurückgreifen. Dafür können beispielsweise Ingwerscheiben auf das Ganglion gelegt werden.

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Heilerde

Heilerde kann in Form von Umschlägen und Pasten auf das Überbein gegeben werden. Für die Herstellung verwendet man Heilerde und vermischt diese mit lauwarmem Wasser. Bei Bedarf können auch Flüssigkeiten mit ätherischen Ölen zur Mischung verwendet werden. Die Heilerde enthält je nach Hersteller verschiedene wertvolle Minerale, die die Abwehrkräfte des Körpers stärken und somit auch die Selbstheilungskräfte im Körper unterstützen. Zudem wird die Heilerde als feuchte Packung auf das Ganglion gegeben, dies hat einen zusätzlichen kühlenden Effekt.

Homöopathie

Beim Ganglion am Finger kommen vor allem zwei homöopathische Mittel zum Einsatz. Zum einen verwendet man das Schüsslersalz Calcium fluoratum. Dies kann durch die darin enthaltenen Mineralstoffe vor allem Knochen und Gelenke stärken, es wirkt sich jedoch auch positiv auf Ganglien aus. Die Weinraute (Ruta graveolens) wird insbesondere gegen die Schwellung verwendet. Es kann in Form von Tropfen unmittelbar auf den Finger gegeben werden, auch die Einnahme von Tabletten oder Globuli ist möglich.

Wann braucht man eine OP?

Eine Operation wird bei einem Ganglion am Finger in der Regel erst eingesetzt, wenn konservative Maßnahmen keinen Langzeiterfolg bringen. Auch wenn das Ganglion an einer besonders ungünstigen Stelle liegt, ist eine Operation auf den Wunsch der betroffenen Person hin möglich. Besonders Menschen, die viel mit den Händen und Fingern arbeiten (Handwerker, Sportler, Musiker) können von einer frühzeitigen Operation profitieren.

Ablauf der OP

Die Operation des Ganglions wird meist in lokaler Betäubung durchgeführt. Nachdem der Zugang bis zum Ganglion freipräpariert wurde, wird das Ganglion vorsichtig aus dem Gewebe herausgeschnitten. Dabei gilt es millimetergenau zu arbeiten, damit Sehnen, Nerven, Gefäße und die Kapsel geschont werden. Anschließend verfolgt man den Stiel bis zur Gelenkkapsel, bindet diesen ab und entfernt das Ganglion komplett. Nach der Operation wird der betroffene Finger meist für einige Zeit ruhiggestellt.

Krankschreibung nach der OP

Da die Rezidivrate beim Ganglion am Finger relativ hoch ist, empfiehlt sich eine längere Krankschreibung. Besonders wenn Personen betroffen sind, die viel mit den Fingern arbeiten, ist mit einer Ausfallzeit von bis zu zwei Monaten zu rechnen. Nur so kann einer frühen erneuten Überlastung vorgebeugt werden. Die meisten Personen können allerdings nach einigen Wochen (meist vier bis sechs Wochen) wieder ihrer Arbeit nachgehen.

Was tun, wenn das Ganglion geplatzt ist?

Das Platzen eines Ganglions kann versehentlich geschehen und ist meist schmerzhaft. Dennoch besteht in der Regel kein Grund zu Sorge. Die Flüssigkeit, die aus dem Ganglion austritt, wird meist innerhalb von einigen Tagen bis Wochen vom Körper vollständig verarbeitet. In einigen Fällen gibt es sogar Therapieversuche, die auf das Platzen des Ganglions abzielen. Bei einigen Personen kann dies zu einer Heilung der Beschwerden führen. Nachdem das Ganglion geplatzt ist, sollte man dennoch den betroffenen Finger gut beobachten, da es zu Entzündungen kommen kann.

Welcher Arzt behandelt ein Ganglion am Finger?

Ein Ganglion am Finger gehört im Allgemeinen in das chirurgische Fachgebiet. Wie bei vielen anderen Beschwerden an den Händen, können sowohl Orthopäden als auch Handchirurgen das Ganglion am Finger behandeln. Sollte eine längerfristige Beobachtung des Ganglions notwendig sein, kann auch der Hausarzt in die Behandlung eingebunden werden.

Dauer / Prognose

Ein Ganglion hält sich in der Regel hartnäckig und verschwindet nur in wenigen Fällen komplett von selbst. Daher ist die Dauer der Beschwerden abhängig davon, wie frühzeitig das Ganglion therapiert wird. Da es häufig zum Wiederauftreten des Ganglions kommt, können die Beschwerden über mehrere Monate, teilweise sogar über Jahre hinweg anhalten. Insgesamt ist die Dauer und Prognose vermutlich von der Belastung des betroffenen Fingers abhängig.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.12.2018 - Letzte Änderung: 21.07.2023