Wie kann man eine Herzmuskelentzündung erkennen?

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist eine ernsthafte Erkrankung, die unter Umständen tödlich enden kann, sofern sie nicht rechtzeitig erkannt wird. Da die Symptome meist sehr unspezifisch sind, ist eine frühzeitige Diagnose oftmals eine Herausforderung. Zu den typischen Beschwerden zählen Müdigkeit und eine verringerte Belastbarkeit, die während oder nach einem Infekt auftreten. Für eine schnelle Diagnosesicherung werden zudem Blutproben untersucht. Auch technische Untersuchungen, wie ein EKG, ein Herzultraschall oder eine MRT-Untersuchung spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung der Herzmuskelentzündung.

An welchen Symptomen kann man eine Herzmuskelentzündung erkennen?

Eine Herzmuskelentzündung ist sehr schwierig zu erkennen, da die Symptome unspezifisch sind. Selbst Fachkundige benötigen meist technische Hilfsmittel, um die Erkrankung zu diagnostizieren. Es ist wichtig zu wissen, dass eine Herzmuskelentzündung meistens in Folge eines Infektes auftritt. Dieser kann sich in Form einer einfachen Erkältung präsentieren, aber auch eine Grippe kann die Ursache einer Myokarditis sein.

Die Anzeichen der Herzmuskelentzündung sind meist nur vermehrte Müdigkeit und ein Leistungsknick, da das Herz gerade bei Belastung nicht ausreichend Pumpleistung aufbringen kann. Zudem ist es charakteristisch, dass die Beschwerden nach dem Infekt weiterhin anhalten. Einige Betroffene spüren ein Herzstolpern, bei dem einige Herzschläge plötzlich sehr deutlich spürbar werden. Dies kann Ausdruck einer Herzrhythmusstörung sein, die durch eine Myokarditis zustande kommt. Eher selten treten Schmerzen im Brustbereich auf. Diese sind nur dann typisch für eine Herzmuskelentzündung, wenn der Herzbeutel ebenfalls betroffen ist.

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Wie stellt der Arzt eine Herzmuskelentzündung fest?

Um eine Herzmuskelentzündung festzustellen, sind Ärzte in der Regel auf technische Geräte angewiesen. Dennoch steht zunächst die Anamnese im Vordergrund. Hierbei wird vom Arzt zum einen das Beschwerdebild erfragt. Typisch wären Symptome wie Müdigkeit, eine verminderte Belastbarkeit, eventuell auch Herzrhythmusstörungen und Schmerzen im Brustbereich. Diese Beschwerden deuten allgemein auf eine Herzproblematik hin. Um die Diagnose der Herzmuskelentzündung zu stellen, wird zudem erfragt, ob die betroffene Person in der vergangenen Zeit einen Infekt hatte. Da Erkältungen oder eine Grippe der Auslöser der Entzündung sein kann, ist dieser Aspekt besonders wichtig und zielführend.

Bei der körperlichen Untersuchung können eventuell Wassereinlagerungen festgestellt werden. Diese treten auf, wenn die Pumpleistung des Herzens abnimmt. Auch Herzgeräusche können bei einigen Betroffenen gehört werden. Nach der Untersuchung wird zunächst ein EKG geschrieben, bei dem Herzrhythmusstörungen gefunden werden können. Zudem werden Blutproben untersucht, in denen Enzyme aus zerstörten Herzmuskelzellen aufgefunden werden können. Auch eine Suche nach dem Krankheitserreger (Virus, Bakterium) ist möglich. Die nächsten Diagnoseschritte beinhalten bildgebende Verfahren wie ein Röntgen, einen Herzultraschall oder ein Herz-MRT. Um die Diagnose zu sichern, wird meist eine Biopsie aus der Herzmuskulatur entnommen.

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Welche Laborwerte/Blutwerte deuten auf eine Herzmuskelentzündung hin?

Die wichtigsten Laborwerte bei einer Herzmuskelentzündung sind die sogenannten Herzmarker. Dies sind Enzyme, die normalerweise nur in Herzmuskelzellen zu finden sind. Werden diese Zellen zerstört, gelangen die Enzyme ins Blut. Somit können sie nur im Labor nachgewiesen werden, wenn ein Herzproblem vorliegt. Typischerweise werden hier die CK-MB und das Troponin untersucht. Weiterhin kann man im Blut auch den auslösenden Erreger finden. Meist sind Viren die Ursache der Herzmuskelentzündung, aber auch eine Infektion mit Bakterien ist denkbar. Da der Erkrankung meist eine Erkältung oder eine Grippe zugrunde liegt, sind auch die allgemeinen Entzündungswerte im Körper erhöht, allen voran das CRP.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Herzmuskelentzündung - Blutwerte

CRP bei einer Herzmuskelentzündung

CRP ist eine Abkürzung für das C-reaktive Protein. Somit handelt es sich um ein Eiweiß, welches als Reaktion auf Entzündungen und Infektionen im Körper ausgeschüttet wird. Eine Herzmuskelentzündung ist zum einen durch die lokale Entzündung der Herzmuskelzellen charakterisiert, zum anderen geht die Erkrankung zumindest zu Beginn mit einem Infekt einher, der die Entzündungswerte allgemein erhöht. Daher ist es nicht möglich allein aufgrund einer Erhöhung des CRPs eine Herzmuskelentzündung zu diagnostizieren. Andererseits kann ein hoher CRP-Wert durchaus ein Hinweis dafür sein, dass eine Herzmuskelentzündung vorliegt.

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CK-MB bei einer Herzmsukelentzündung

CK MB steht für „Creatinkinase muscle brain“. Dabei handelt es sich um ein Enzym, welches sich ausschließlich in Herzmuskelzellen befindet. Wenn diese Muskelzellen, beispielsweise durch eine Herzmuskelentzündung zerstört werden, gelangt die Creatinkinase in den Blutkreislauf und kann dort gemessen werden. Allerdings deutet eine Erhöhung des CK-MB-Wertes nicht zwangsläufig auf eine Herzmuskelentzündung hin. Weitere Ursachen können ein Herzinfarkt oder eine erhöhte Belastung der Herzmuskulatur sein.

Troponin bei einer Herzmuskelentzündung

Troponin T und I werden meist gemeinsam mit den herzspezifischen Enzymen genannt, allerdings sind sie tatsächlich Strukturproteine. Es handelt sich also um Eiweißketten, die zum strukturellen Teil der Herzmuskulatur gehören. Sie haben ihre Funktion im kontraktilen (sich zusammenziehenden) Bereich der Herzmuskelzellen und sind vor allem dafür verantwortlich, elektrische Signale des Erregungsleitungssystems in eine mechanische Kontraktion der Muskelzellen umzuwandeln. Troponin T und I kommen ausschließlich im Herzen vor und deuten daher spezifisch auf eine Schädigung der Herzmuskulatur hin. Werden die Zellen und mit ihnen die umgebenden Strukturen durch eine Erkrankung geschädigt, gelangen deren Bestandteile ins Blut und können dort bestimmt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Troponin

Was zeigt der Herzultraschall bei einer Herzmuskelentzündung?

Der Herzultraschall, auch Echokardiographie genannt, hat den Vorteil, dass er in akuten Situationen sehr schnell und unkompliziert durchführbar ist. So kann innerhalb von kürzester Zeit ein erster Eindruck über den Zustand des Herzens gewonnen werden. Aufgrund der Einschätzung des Ultraschall-Untersuchers können anschließend weitere diagnostische Verfahren oder eine unmittelbare Therapieeinleitung angeordnet werden. Das Herzecho dient bei einer Herzmuskelentzündung meist zunächst dazu, andere kardiale (vom Herzen stammende) Ursachen auszuschließen. Die Entzündung selbst ist nur in wenigen Fällen zu erkennen, daher zeigt ein Herzultraschall oft einen unauffälligen Befund.

Einige unspezifische Zeichen können dennoch auf eine Herzmuskelentzündung hindeuten. Dazu gehört eine eingeschränkte Funktion der linken Herzkammer. Diese ist beispielsweise daran erkennbar, dass sich die Herzmuskulatur in dem betroffenen Bereich nicht ausreichend zusammenzieht. Zudem wird ein größerer Teil des Blutes, welches in die linke Kammer gelangt, nicht aus dem Herzen herausgepumpt. Auch regionale Wandbewegungsstörungen können entdeckt werden. Sie deuten ebenfalls auf eine Fehlfunktion der Herzmuskulatur hin. Geht die Herzmuskelentzündung mit einem Erguss im Herzbeutel einher, so ist dieser als Randsaum um das Herz herum erkennbar.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Echokardiographie

Was zeigt das EKG bei einer Herzmuskelentzündung?

Eine Herzmuskelentzündung hat meist sehr unspezifische Symptome, von denen sich einige speziell am Herzen äußern. Da es sich um unterschiedliche Beschwerdebilder handelt, kann auch das EKG sehr unterschiedlich ausfallen. Im EKG fallen vor allem Störungen des Herzrhythmus auf. Daher sind Formen der Herzmuskelentzündung, die mit Herzrhythmusstörungen einhergehen, besonders gut zu erkennen. Diese rhythmogene Störung kann von einer veränderten Schlaggeschwindigkeit (Tachykardie = zu schneller Herzschlag) bis hin zu komplizierten Arrhythmien alle Ausprägungen annehmen. Die Arrhythmien können sowohl die Herzvorhöfe als auch die Herzkammern oder beide gemeinsam betreffen. Eine Unterscheidung der verschiedenen Formen ist mittels eines EKGs möglich.

Weitere Auffälligkeiten im EKG präsentieren sich ähnlich wie bei einem Herzinfarkt. Dabei kann es zur Senkung der Strecke zwischen der S-Zacke und der T-Welle kommen. Man spricht von einer sogenannten ST-Senkung. Auch eine Negativierung der T-Welle ist möglich. Auch weitere Störungen der Erregungsleitung können im EKG aufzufinden sein. Wird beispielsweise das elektrische Signal nicht mehr in beide Herzkammern geleitet, so spricht man von einem Schenkelblock (Wird die rechte Herzkammer nicht mehr angesteuert, liegt ein Rechtsschenkelblock vor).

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Macht eine MRT vom Herzen bei einer Herzmuskelentzündung Sinn?

Eine MRT vom Herzen ist dann sinnvoll, wenn der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung bereits besteht. Mithilfe des MRTs kann die Schwere der Erkrankung besser eingeschätzt werden. Vor allem Störungen der Pumpfunktion und der Bewegungen der Herzwand können genau untersucht werden. Auch die Kraft, die das Herz aufbringen kann, wird in einem MRT gemessen. So kann die gesamte Funktionsfähigkeit der Herzmuskulatur, ebenso wie die Funktionsfähigkeit einzelner Wandabschnitte beurteilt werden. Somit ist das MRT in der Diagnostik nicht die erste Wahl. Allerdings kann die Notwendigkeit unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen mit dem MRT genauer bewertet werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: MRT des Herzens

Kann ich eine Herzmuskelentzündung durch Abhören erkennen?

Die Diagnose einer Herzmuskelentzündung allein durch das Abhören zu stellen, ist nahezu unmöglich. Dies liegt daran, dass oftmals keine Besonderheiten bei der Untersuchung auffallen. Wenn etwas Auffälliges gefunden wird, handelt es sich meist um sehr unspezifische Zeichen, die auch eine andere Ursache haben können. Herzmuskelentzündungen gehen häufig mit Herzrhythmusstörungen einher. Diese lassen sich beim Abhören vor allem in der Systole (der Anspannungsphase des Herzens) finden. Zudem ist möglicherweise ein Perikardreiben (das Reiben der zwei Blätter des Herzbeutels) hörbar, sofern der Herzbeutel von der Entzündung betroffen ist.

Wie kann man eine Herzmuskelentzündung bei Kindern erkennen?

In vielen Fällen ist es bei Kindern schwieriger, eine Herzmuskelentzündung zu erkennen, als bei Erwachsenen. Herzmuskelentzündungen treten nach etwa fünf Prozent der Virusinfektionen auf. Da Kinder besonders häufig an Infektionen und Erkältungen erkranken, ist bei ihnen das Risiko für eine Herzmuskelentzündung erhöht. Daher sollte bei Kindern besonders intensiv auf herzspezifische Krankheitszeichen geachtet werden. Gerade bei Kindern verläuft die Erkrankung im Anfangsstadium recht mild, sodass sie oftmals nicht von einer einfachen Erkältung zu unterscheiden ist. Man sollte hellhörig werden, wenn die Kinder auch nach dem Abklingen der Infektion noch schlapp, müde und weniger leistungsfähig sind. Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt, können bleibende Schäden am Herzen auftreten. Daher sollte insbesondere nach Infektionen mit Fieber eine Sportpause von etwa einer Woche eingehalten werden. Wird der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung bei einem Kind geäußert, durchläuft dieses Kind die gleichen diagnostischen Schritte wie jeder erwachsene Patient. Die Anzeichen sind dabei die gleichen: Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit, eventuelles Auftreten von Herzrhythmusstörungen, Wassereinlagerungen, etc.

Weiterführende Informationen

Mehr Informationen zum Thema Herzmuskelentzündung finden Sie unter: 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.04.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023