Herzmuskelentzündung

Unter einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) versteht man eine Entzündung des Herzmuskels. Darin können die Herzmuskelzellen, die Zellzwischenräume (Interstitium) sowie die Herzmuskelgefäße betroffen sein.

Symptome & Diagnose

Anzeichen einer Myokarditis

60% aller Patienten mit Symptomen einer Herzmuskelentzündung erkrankten einige Tage bis wenige Wochen zuvor an einem grippalen Infekt mit den typischen Symptomen Husten, Schnupfen, Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen. Folgen diesen Symptomen Beschwerden wie Atemnot, Müdigkeit und geringe körperliche Belastbarkeit, könnten dies erste Anzeichen einer beginnenden Herzmuskelentzündung sein.
Der geschwächte Herzmuskel ist nicht mehr in der Lage, den Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Obwohl die Lunge einwandfrei arbeitet, stellt sich ein Gefühl der Atemnot ein. Vor allem die sinkende Belastbarkeit ist oft das erste Anzeichen einer Herzmuskelentzündung in frühen Stadien. Appetit- und Gewichtsverlust können hinzukommen, außerdem sind Schmerzen im Brustbereich möglich, wenn auch nicht sehr häufig.

Da eine Herzmuskelentzündung erst einige Tage nach einem grippalen Infekt auftritt, sollten oben genannte Anzeichen nach durchgemachter Erkrankung durchaus ernst genommen werden. Während eines grippalen Infekts Sport zu treiben, erhöht die Gefahr einer Herzmuskelentzündung weiter.

Woran kann man eine Herzmuskelentzündung selbst erkennen?

Eine Herzmuskelentzündung geht mit sehr unspezifischen Symptomen einher und ist daher selbst für Fachkundige schwer zu erkennen, ohne technische Hilfsmittel zur Diagnostik zu verwenden. Daher ist es auch äußerst schwierig für einen Laien zu erkennen, dass er an einer Herzmuskelentzündung leidet.
Hinweisende Beschwerden können Müdigkeit und ein Leistungsknick sein. Sehr häufig treten die Symptome während eines Infektes oder in der Zeit danach auf, wenn man wieder beginnt, sich zu belasten. Das Charakteristische an diesen Beschwerden ist, dass sie auch nach Abheilung des Infektes nicht verschwinden, da die Herzmuskelentzündung noch länger anhält. Herzrhythmusstörungen können einen weiteren Hinweis auf eine Herzmuskelentzündung geben. Diese sind in der Regel am besten in einem EKG zu erkennen.
Betroffene Personen können manchmal auch sogenannte Palpitationen (Herzstolpern) spüren. Dabei stechen einige Herzschläge plötzlich sehr deutlich aus dem normalen Herzschlag hervor. Auch Schmerzen im Brustbereich können hinweisend für eine Herzmuskelentzündung sein. Besonders wenn das Perikard (der Herzbeutel) betroffen ist, treten diese Schmerzen auf. Meistens sind sie abhängig von der Atmung und machen sich nur beim Einatmen bemerkbar.

Symptome einer Herzmuskelentzündung

Die Herzmuskelentzündung zeigt in den meisten Fällen keinerlei Symptomatik und bleibt daher oft unerkannt. Doch selbst bei symptomatischen Verläufen existieren keine Leitsymptome, mit deren Hilfe sich die Ursache der Beschwerden klar feststellen lassen könnte.

Unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Fieber, allgemeines Unwohlsein, Herzstolpern (Palpitationen) und Atemnot stehen meist im Vordergrund, abhängig vom Ausmaß der Krankheit. In über der Hälfte der Fälle geht ein grippaler Infekt der Erkrankung voraus.

Bei 60-70% der Betroffenen können sich Anzeichen einer Herzinsuffizienz zeigen, bei 5-10% treten schwerwiegendere Herz-Kreislaufstörungen auf. Unter einer Herzinsuffizienz versteht man die krankhafte Unfähigkeit des Herzens, den Körper mit ausreichend Sauerstoff aus den Lungen zu versorgen, ohne dabei einen erheblichen Blutdruckanstieg in Kauf zu nehmen. Leitsymptom ist hier die Atemnot, vor allem bei Belastung. Ödeme (Wasseransammlungen) in den Beinen können ebenfalls auftreten.

In 10-30% der Fälle treten Schmerzen im Brustbereich auf, welche dem Schmerz einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) bei verengten Herzkranzgefäßen gleichen kann. Weiterhin klagen 5-15% der Patienten über Herzrhythmusstörungen. Da andere Erkrankungen des Herzens ebenfalls mit diesen Symptomen einhergehen können und die Myokarditis teilweise schwere Verläufe annehmen kann, ist eine weitergehende Diagnostik, unter anderem durch EKG und bildgebende Verfahren, wichtig.

Lesen sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome einer Herzmuskelentzündung

Rückenschmerzen als Hinweis auf eine Herzmuskelentzündung

Schmerzen sind bei einer Herzmuskelentzündung ein eher seltenes Symptom, dennoch können sie auftreten. Gerade wenn größere Teile des Herzens betroffen sind und ein hoher Anteil der Herzmuskulatur entzündet ist, machen sich auch Schmerzen bemerkbar. Diese Schmerzen sind in vielen Fällen nicht direkt dem Herzen zuzuordnen. Als Grund wird vermutet, dass die sensiblen (fühlenden) Nervenfasern aus dem Herzen gemeinsam mit denen aus dem Rücken im Gehirn ankommen. So kann es passieren, dass der registrierte Schmerz fälschlicherweise im Rücken wahrgenommen wird.

Schmerzen als Symptom einer Herzmuskelentzündung

Eine Herzmuskelentzündung kann mit Schmerzen im Brustbereich einhergehen. Meist sind diese Schmerzen sehr unspezifisch und deuten nur auf ein allgemeines Problem des Herzens hin. Oftmals wird daher zunächst auch eine Erkrankung der Herzkranzgefäße oder ein Herzinfarkt vermutet. Schmerzen sind bei einer Herzmuskelentzündung allerdings nicht zwangsläufig vorhanden. Stattdessen sind meist ein Leistungsknick und vermehrte Müdigkeit die einzigen Zeichen. Je geringer die Herzmuskelentzündung ist, desto unspezifischer werden die Symptome. Daher lassen Schmerzen bei einer Herzmuskelentzündung eher einen schweren Verlauf vermuten.

Ist eine Herzmuskelentzündung auch ohne Fieber möglich?

Eine Herzmuskelentzündung kann sowohl im Zusammenhang mit Fieber als auch ohne erhöhte Körpertemperaturen auftreten. Meist ist die Herzmuskelentzündung die Folge einer Erkältung oder einer Grippe. Um die Krankheitserreger bekämpfen zu können, erhöht der Körper seine Temperatur. Je aggressiver die Keime sind, desto höher steigt tendenziell das Fieber. Da aber auch vergleichsweise harmlose Erreger eine Herzmuskelentzündung hervorrufen können, schließt die Abwesenheit von Fieber eine solche Herzmuskelentzündung nicht aus.

Besonderheiten einer Herzmuskelentzündung bei Kindern

In etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle tritt nach einer Virusinfektion eine Herzmuskelentzündung auf. Da Kinder durchschnittlich häufiger an Infektionen erkranken als Erwachsene, ist bei ihnen besondere Vorsicht geboten. Besonders wenn bei einem „harmlosen“ Infekt auch Fieber auftritt, sollte anschließend ein unbedingtes Sportverbot für etwa eine Woche eingehalten werden. So können akute Folgen einer Herzmuskelentzündung vermieden werden. Gerade wenn sich ein Kind nach der Ausheilung des Infektes noch etwas unwohl fühlt oder den Eltern noch unfit vorkommt, sollte genauestens auf die Symptome der Herzmuskelentzündung geachtet werden. Vor allem bei Kindern verläuft die Erkrankung oftmals recht mild, weshalb Beschwerden wie Müdigkeit und eine verminderte Leistungsfähigkeit nicht ignoriert werden sollten.

Auch wenn Herzmuskelentzündungen bei Kindern häufig eher harmlos verlaufen, kann die Erkrankung chronifizieren und die Kinder so langfristig einschränken. Leidet ein Kind an einer schwereren Form der Herzmuskelentzündung, sollte für eine Dauer von etwa sechs Wochen bis 3 Monaten kein Sport gemacht werden. Nach den schwersten Verläufen ist Leistungssport auf Dauer verboten, da auch spätere (teilweise lebensbedrohliche) Komplikationen nicht ausgeschlossen werden können.

Messbare Symptome bei einer Myokarditis

Im EKG (Elektrokardiogramm) sind meist Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) bis hin zu gefährlichen ventrikulären Tachykardien zu erkennen. Befunde wie die sogenannten ST-Streckenhebungen können denen eines Herzinfarktes ähneln.
Bei schweren, sich schnell entwickelnden (fulminanten) Krankheitsverläufen ist röntgenologisch ein vergrößertes Herz erkennbar. Ein Herzbeutel-Erguss (Perikarderguss) ist in 20% der Fälle mittels Echokardiographie (Herz-Ultraschall) zu erkennen.

Blutdruck bei Myokarditis

Unser Blutdruck setzt sich aus dem systolischen („ersten“, „höheren“) und dem diastolischen („zweiten“, „niedrigeren“) Wert zusammen. Der systolische Wert beschreibt den Druck in den großen Arterien, während das Herz Blut in den Kreislauf pumpt. Der diastolische Wert beschriebt hingegen den Druck während der Auffüllphase des Herzens. Im Idealfall liegt der Blutdruck, je nach Alter und Konstitution, bei etwa 120/80 mmHgBei einer Herzmuskelentzündung kann sich der Blutdruck verändern, allerdings muss dies nicht zwingend erforderlich sein.
Häufig lässt sich eine Blutdruckerniedrigung (Hypotonie) beobachten, vor allem wenn Viren die Ursache für die Herzmuskelentzündung sind. Systolische Werte von unter 100 mmHg sind keine Seltenheit. Dennoch stellt ein erniedrigter Blutdruck alleine keinen Beweis für die Erkrankung dar. Wenn jedoch eine erhöhte Herzfrequenz in Ruhe (>100 Schläge/Minute) hinzu kommt, können die Symptome wegweisend sein.

Fieber bei Myokarditis

Unter Fieber versteht man eine Erhöhung der Körpertemperatur über etwa 37 Grad Celsius. Die Normwerte schwanken individuell und sind abhängig von der Messmethode. Zudem können tageszeitliche Schwankungen beobachtet werden.
Nicht selten berichten Betroffene einer Herzmuskelentzündung von vorangegangenem Fieber. Es tritt meistens im Rahmen von Virusinfektionen auf und wird von grippalen Beschwerden, wie z.B. Gliederschmerzen oder Schwächegefühl begleitet. Die Höhe des Fiebers kann variieren und ist nicht mit der Schwere der Herzmuskelentzündung verknüpft. Grundsätzlich muss die Erkrankung nicht zwingend mit Fieber einhergehen. In schweren, unbehandelten Fällen kann sich die Entzündung auf den ganzen Körper ausbreiten und eine sogenannte Sepsis (Blutvergiftung) mit hohem Fieber verursachen.

Diagnose der Myokarditis

Um die Diagnose „Herzmuskelentzündung“ zu sichern, können verschiedene Untersuchungen erforderlich sein:

  1. Anamnese: Zunächst wird der Patient zu seinen aktuellen Beschwerden und seiner bisherigen Krankheitsgeschichte befragt. Im Vordergrund stehen hier z.B. kürzlich erlebte grippale Infekte oder Fieberschübe.
  2. Ruhe-EKG: Abweichungen können ein Hinweis auf eine Herzmuskelentzündung sein.
  3. Blutuntersuchungen: Typisch sind z.B. erhöhte Entzündungswerte und spezielle Herzmuskelenzyme.
  4. Echokardiografie: Eine verringerte Herzfunktion kann sichtbar gemacht werden.
  5. Bildgebende Verfahren: Röntgen-Aufnahme oder Herz-MRT verschaffen einen Überblick über das Ausmaß der Entzündung.
  6. Biopsie: In besonders schweren Fällen kann eine winzige Gewebeentnahme aus dem Herzen erforderlich sein.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

Blutbild bei Myokarditis

In vielen Fällen sind bei einer Herzmuskelentzündung die Entzündungswerte im Blut erhöht. Dazu zählen der CRP-Wert (C-reaktives-Protein), BSG (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) und Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Allerdings müssen die genannten Werte nicht zwangsläufig erhöht sein! Umgekehrt, stellen erhöhte Entzündungswerte alleine keinen hinreichenden Beweis für die Diagnose dar. Zudem spiegelt die Höhe von CRP, BSG und Leukozyten nicht die Schwere einer Herzmuskelentzündung wieder.

Vor allem in der Anfangsphase, kann weiterhin häufig ein Anstieg der Herzenzyme im Blut gemessen werden: Wenn der Herzmuskel durch z.B. eine Entzündung geschädigt ist, schüttet er vermehrt das Enzym Creatinkinase-MB (CK-MB) aus. Das Enzym Creatinkinase findet man jedoch auch in anderen Formen, u.a. im Gehirn und Skelettmuskel. Um eine genauere Aussage treffen zu können, wird daher nicht selten die Troponin-T/1 Konzentration im Blut gemessen. Troponin-T/1 ist ein Protein, welches normalerweise im Inneren von Herzmuskelzellen vorkommt. Bei Schädigungen der Zellen wird es ins Blut freigesetzt und kann dort erfasst werden.

Neuerdings können bei Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung auch sogenannte myokardiale Antikörper bestimmt werden. Sie bezeichnen kleine, körpereigene Proteine, welche vor allem bei viraler Ursache nachgewiesen werden können. Zusätzlich kann das Blut auf einzelne, krankheitsverursachende Viren (z.B. Coxsackie A+B, Influenza A+B, Adeno-, Hepatitis-, Herpes-, oder Polioviren) untersucht werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Blutwerte bei einer Herzmuskelentzündung

EKG bei Myokarditis

Mittels eines Elektrokardiogrammes (EKG) lassen sich unter anderem Aussagen über Rhythmus, Aktivität, Frequenz und Lagetyp des Herzens fällen. Bei einer Herzmuskelentzündung kann im Prinzip jede Art von Rhythmusstörung auftreten, je nach dem welcher Teil des Herzens betroffen ist. Man bezeichnet sie daher auch als unspezifisch.

Zu den beobachtbaren Veränderungen im EKG können z.B. zählen:

  • Supraventrikuläre Extrasystolen: Schläge außerhalb bzw. zusätzlich zu dem normalen Herzrhythmus, deren Ursprung im Herzvorhof liegt.
  • Ventrikuläre Extrasystolen: Schläge außerhalb bzw. zusätzlich zu dem normalen Herzrhythmus, deren Ursprung in der Herzkammer liegt.
  • Tachykardie: Herzfrequenz über 100 Schläge/Minute
  • Arrhythmien: Vorhofflimmern, Kammerflimmern. Charakteristisch ist ein unregelmäßiger, meist zu schneller (tachykarder) Herzschlag. Je nach dem, wo die Ursache der unregelmäßigen Frequenz liegt, unterscheidet man zwischen Kammer- und Vorhofflimmern.
  • T-Wellen-Absenkung, ST-Strecken-Veränderungen: Wenn sich die T-Welle oder die ST-Strecke im EKG verändert, kann dies ein Hinweis auf eine Minderdurchblutung (Ischämie) in Teilen des Herzens sein.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel zum Thema: EKG bei einer Herzmuskelentzündung

Was sieht man bei einer Myokarditis auf einem MRT vom Herzen?

Ein MRT des Herzens ist vor allem dazu geeignet, die Schwere der Herzmuskelentzündung zu charakterisieren. Erste Hinweise geben Wandbewegungsstörungen und Einschränkungen der Pumpfunktion. Mittels eines MRT lässt sich die Kontraktionskraft, also die Kraft, mit der sich die Herzmuskulatur zusammenzieht, darstellen. Dies liefert wertvolle Hinweise über die Funktionsfähigkeit der Muskeln. Je eingeschränkter die Pumpfunktion ist, desto stärker ist die Entzündung des Herzmuskels. Eine weitere Einschätzung der Herzmuskelentzündung lässt sich durch die Darstellung eines Herzödems vornehmen. Diese Wassereinlagerung ist ebenfalls besonders gut im MRT erkennbar

Lesen Sie mehr zum Thema unter: MRT des Herzens

Behandlung

Therapie der Myokarditis

Wurde eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) diagnostiziert, gilt es, schnell zu handeln. Zunächst sollte man die Grunderkrankung, die zu der Myokarditis geführt hat, medikamentös behandeln. In den meisten Fällen wird eine Behandlung mit Penicillin oder einem anderen Antibiotikum intravenös eingeleitet. Der Patient muss hierzu stationär aufgenommen werden. War es möglich, den Erreger der Infektion zu klassifizieren, kann man in den meisten Fällen ein Antibiogramm anfertigen und die Grundinfektion behandeln.

Lässt sich als Ursache ein Virus vermuten, kann es notwendig werden, eine so genannte antivirale Therapie einzuleiten (z.B. mit Interferon). Können Autoantikörper nachgewiesen werden, muss zunächst die erhöhte Aktivität des Immunsystems gedrosselt werden. Dies geschieht in der Regel durch die Gabe von Kortison.

Als allgemeine Behandlungsprinzipien sind körperliche Schonung, die Gabe von blutverdünnenden Medikamenten (Antikoagulation) bei Hinweisen auf eine Kardiomyopathie und die Behandlung einer eventuell entstandenen Herzinsuffizienz zu nennen.

Lesen Sie hierzu auch: Therapie der Herzschwäche

Homöopathie bei Myokarditis

Verschiedene homöopathische Mittel können bei einer Herzmuskelentzündung verwendet werden. Gegen den ursächlichen Infekt wird vor allem Gelsemium sempervirens eingesetzt. Crataegus und Cactus sind Mittel, die gegen Herzbeschwerden helfen. Speziell gegen eine Herzmuskelentzündung können Iberis amara und Kalmia eingenommen werden. Homöopathische Mittel können mit anderen Medikamenten wechselwirken. Daher sollte der behandelnde Arzt nicht nur über die Einnahme anderer Arzneimittel, sondern auch über die Anwendung von homöopathisch wirksamen Stoffen in Kenntnis gesetzt werden.

Hausmittel bei Myokarditis

Bei der Herzmuskelentzündung handelt es sich um eine lebensgefährliche Erkrankung, die nicht allein mit Hausmitteln behandelt werden kann. Daher sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht und die von ihm empfohlene Therapie befolgt werden. Dennoch lassen sich durch zusätzliche Hausmittel einige Symptome lindern. Allem voran gilt es, das Herz zu stärken, daher sollten sich Betroffene bewusst gesund ernähren. Zudem sind Tabak- und Alkoholkonsum sehr schädlich. Um Folgeschäden zu vermeiden, sollte auf Sport verzichtet werden. Stressabbau durch Yoga, Meditation oder Massagen kann förderlich auf das Herz wirken. Darüber hinaus sind Hausmittel geeignet, die gegen den auslösenden Infekt helfen.

Ursachen & Prophylaxe

Epidemiologie der Myokarditis

Viren, die potentiell eine Herzmuskelentzündung auslösen können, verursachen zu 1% Myokardititen. Die Dunkelziffer ist sehr hoch, da es auch viele klinisch unauffällig verlaufende Myokardititen gibt, die einen plötzlichen Herztod bei jungen Menschen auslösen und erst bei der Autopsie entdeckt werden.
Viren machen mit 50% die häufigste Ursache einer Herzmuskelentzündung aus. Myokardititen, die durch Viren ausgelöst werden, entstehen in einigen Fällen durch eine sogenannte Kreuzantigenität. Ursache ist hier eine Überreaktion des Immunsystems zwischen den viralen Strukturen und den Herzmuskelzellen. Bei diesen immunbedingten Herzmuskelentzündungen findet man im akuten Schub in 70-80% der Fälle sogenannte Antimyolemmale Antikörper (AMLA) vom Typ IgM, Antisarkolemmale Antikörper (ASA) vom Typ IgM sowie IgM-Antikörper und Komplementfaktoren C3 in der Biopsie des Herzmuskels.
All diese Faktoren sind Zeichen dafür, dass das Immunsystem besonders aktiv ist, auch wenn zu dem Zeitpunkt noch keine Infektion vom Patienten bemerkt wurde. 

Formen und Ursachen der Herzmuskelentzündung

Man unterscheidet zum einen die infektiöse Herzmuskelentzündung von der nicht infektiösen Herzmuskelentzündung. Die infektiöse Verlaufsform kann durch Viren (in 50% der Fälle) sowie Bakterien, Pilze, Protozoen und Parasiten ausgelöst werden.

Die häufigsten bakteriellen Erreger sind:

  • Enterokokken
  • Staphylokokken
  • Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A.

Die häufigsten viralen Erreger sind:

  • Coxsackie Virus B1-B5 und A
  • Parvovirus B19
  • humanes Herpesvirus 6 (HHV 6)
  • Epstein Barr Virus (EBV: das Pfeiffersches Drüsenfieber verursachendes Virus).

Die nicht infektiöse Verlaufsform der Myokarditis (Herzmuskelentzündung) kann durch eine rheumatoide Arthritis, Kollagenosen (Entzündungen des Kollagengewebes) oder durch Vaskulitiden (Entzündungen der Gefäße) verursacht werden. In seltenen Fällen kann sie auch nach einer Gewebebestrahlung ausgelöst werden, z.B. im Rahmen einer Radiotherapie. Auch Unverträglichkeitsreaktionen durch Medikamente (z.B. Clozapin) können eine Entzündung des Herzmuskels zur Folge haben.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Ursachen einer Herzmuskelentzündung

Herzmuskelentzündung nach einer Erkältung

Herzmuskelentzündungen treten meistens nach Infektionen auf. Eine solche Infektion kann sich beispielsweise als einfache Erkältung präsentieren. Sowohl viral bedingte Erkältungen als auch solche, die durch Bakterien ausgelöst werden, sind in der Lage, Herzmuskelentzündungen zu verursachen, wobei eine Herzmuskelentzündung deutlich häufiger (in etwa ein bis fünf Prozent der Fälle) nach einer Viruserkrankung auftritt. Die häufigsten viralen Erreger sind die Coxsackieviren. Aber auch das Parvovirus B19 (das Ringelröteln auslöst), das Herpesvirus und verschiedene Adenoviren können für eine Herzmuskelentzündung verantwortlich sein.

Herzmuskelentzündung nach einer Grippe

Mit der Herzmuskelentzündung nach einer Grippe verhält es sich ähnlich wie nach einer Erkältung. Mögliche Auslöser sind alle Arten von Keimen, wobei Viren deutlich häufiger vorkommen als Bakterien. Besonders anfällig für eine Herzmuskelentzündung nach Infektionserkrankungen sind Personen mit zusätzlichen Grunderkrankungen. Vor allem diejenigen, die aufgrund einer Vorerkrankung ein geschwächtes Immunsystem haben (nach Chemotherapie, HIV/Aids, etc.), sind gefährdet. 

Herzmuskelentzündung durch Sport

Die Herzmuskelentzündung selbst wird nicht durch Sport ausgelöst. In Normalfall ist eine Infektion mit Viren oder Bakterien die Ursache. Diese Infektion kann sich als harmlose Erkältung oder auch in Form einer Grippe ausdrücken. Befallen die Keime das Herz, kommt es zu einer Entzündung der Herzmuskulatur. Oftmals fällt diese Entzündung nicht auf, da die einzigen Symptome vermehrte Müdigkeit und eine geringere Leistungsfähigkeit sind. Wer nach der Infektion zu früh wieder mit dem Sport beginnt, kann die noch entzündeten Herzmuskelzellen zu Hochleistungen zwingen. Dann macht sich die Herzmuskelentzündung bemerkbar. Im schlimmsten Fall kann sie einen sofortigen Herzstillstand auslösen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Herzmuskelentzündung durch Sport

Herzmuskelentzündung durch Alkohol

Heutzutage gilt es als gesichert, dass exzessiver Alkoholmissbrauch zu einer allgemeinen Entzündungsreaktion im Körper führt. In diesem Zusammenhang gibt es Hinweise, dass es auch am Herzmuskel zu einer Entzündung (Myokarditis) kommen kann. Für den „normalen“, mäßigen Alkoholkonsum gilt dies in der Regel nicht.

Man findet allerdings bei vielen alkoholkranken Patienten abgeheilte oder akute Herzmuskelentzündungen. Neben dem unmittelbar schädigenden Effekt des Alkohols an sich, unterdrückt er zudem langfristig die körpereigenen Abwehrkräfte (immunsupressiv). So haben Bakterien, Viren oder Pilze leichteres Spiel.

Grundsätzlich sollte während der Heilungs- und Therapiephase der Herzmuskelentzündung vollständig auf Alkohol verzichtet werden, denn der Körper ist in der Regel sehr geschwächt und benötigt all seine Ressourcen zur Heilung. Zudem können unter Umständen gefährliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Alkohol entstehen.

Kann man eine Herzmuskelentzündung durch Stress bekommen?

Eine Herzmuskelentzündung wird durch Krankheitserreger wie Viren und Bakterien ausgelöst. Daher kommt Stress als alleinige Ursache der Erkrankung nicht in Frage. Allerdings kann Stress das Herz auf andere Art und Weise schädigen und so die Herzmuskulatur anfälliger für eine Herzmuskelentzündung machen. Stress schadet vor allem dann, wenn er dauerhaft vorliegt. So kann chronischer Stress einen Herzinfarkt begünstigen, er erhöht den Blutdruck und schädigt zudem die Blutgefäße. Diese Faktoren wirken sich negativ auf das gesamte Herz-Kreislauf-System aus und können somit das Herz dauerhaft anfälliger für Erkrankungen machen.

Verlauf & Prognose

Sport bei einer Herzmuskelentzündung

Während einer Herzmuskelentzündung gilt strenge Bettruhe! Sport und andere körperliche Betätigungen sind in dieser Zeit absolut tabu. Auch wenn Betroffene keinerlei Beschwerden haben (asymptomatisch), müssen sie auf Sport verzichten, denn der geschwächte Herzmuskel ist durch die akute Entzündung nicht mehr voll leistungsfähig und gelangt viel früher an seine Belastungsgrenze. Ärzte raten meistens zu etwa drei Monaten Sportpause nach überstandender Herzmuskelentzündung.
Im Zusammenhang mit Herzmuskelentzündung und Sport ist nicht selten von dem „plötzlichen Herztod“ die Rede. Vor allem junge, sportliche Menschen sind betroffen!

Doch wieso ist das so?

Bei viralen oder bakteriellen Infekten, z.B. Grippe oder Magen-Darm-Infekten, besteht oftmals die Möglichkeit, dass die Entzündung auf den Herzmuskel übergreift. In vielen Fällen geschieht dies unbemerkt und heilt ohne Probleme aus. Wenn Betroffene jedoch die Warnzeichen ihres Körpers ignorieren und sich trotz starkem Krankheitsgefühl sportlich betätigen, können lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten. Im schlimmsten Fall versterben die Patienten. Besonders junge Sportler überschätzen ihre Belastbarkeit im Krankheitsfall.
Natürlich gilt nicht bei jeder Erkältung strenge Bettruhe. Wenn Sie jedoch unsicher sind, ob nach überstandener Grippe Sport wieder erlaubt ist, fragen Sie ihren Arzt um Rat!

Ist eine Herzmuskelentzündung ansteckend?

Die Herzmuskelentzündung selbst ist nicht ansteckend. Allerdings ist es möglich, andere Menschen mit dem auslösenden Erreger der Erkrankung anzustecken. Die meisten Herzmuskelentzündungen werden durch Infektionen verursacht. Besonders häufig sind dies virale Erkrankungen, aber auch bakterielle Infektionen können die Ursache einer Herzmuskelentzündung sein. Die Ansteckung mit diesen Viren oder Bakterien ist möglich. Gerade bei einer Erkältung ist die Tröpfcheninfektion der häufigste Ansteckungsweg. Die Krankheitserreger müssen bei der angesteckten Person allerdings nicht zwangsläufig ebenfalls eine Herzmuskelentzündung auslösen.

Dauer einer Herzmuskelentzündung

Die Abheilung einer Herzmuskelentzündung ist eine langwierige Angelegenheit. Im Durchschnitt beträgt die Erkrankungsdauer im Rahmen einer Myokarditis etwa 6 Wochen. Die genaue Dauer der Entzündung kann aber stark variieren und individuell zwischen 2 bis 12 Wochen betragen. Nach dieser Zeit ist die Herzmuskelentzündung jedoch noch nicht vollständig ausgeheilt. Hinzu kommen noch einige Wochen, in denen sich der Betroffene schonen sollte. Selbst, wenn keine Symptome der Myokarditis mehr zu spüren sein sollten, ist das Vermeiden körperlicher Anstrengung wichtig, um Folgeschäden am Herzen zu vermeiden. Im schlimmsten Fall kann eine verfrühte starke Belastung des Herz-Kreislauf-Systems eine Herzinsuffizienz und andere Folgeschäden wie etwa Herzrhythmusstörungen nach sich ziehen.

Wie viel Zeit eine Herzmuskelentzündung letztendlich genau benötigt, um vollständig abzuheilen, ist stark vom Allgemeinzustand des Patienten abhängig. Vor allem Übergewicht und mangelnde körperliche Fitness wirken sich hier sehr negativ auf die Krankheitsdauer aus. Weiterhin wichtig für eine schnelle und unkomplizierte Abheilung ist die Frage danach, wie sehr der Betroffene sich und seinem Herzen Ruhe gönnt. Allgemein wird angegeben, dass 3 Monate körperlicher Schonung nötig sind, um eine vollständige Genesung gewährleisten zu können. Dennoch scheinen auch andere Faktoren Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung zu nehmen, die noch nicht ganz geklärt sind.

Während die Erkrankung bei etwa einem Drittel der Patienten spontan und ohne bleibende Symptome abheilt, kann die akute Myokarditis bei einigen jedoch auch in einen chronischen Zustand übergehen. Hierbei findet im Herzmuskelgewebe ein bindegewebiger Umbauprozess (Fibrosierung) statt, der das Organ in seiner Funktion stark beeinträchtigt. Hat besagter Umbau des Gewebes bereits stattgefunden, ist dieser unumkehrbar (irreversibel). Von einem chronischen Zustand einer Erkrankung im Allgemeinen wird ab einer Krankheitsdauer von 3 bis 6 Monaten gesprochen.

Lesen Sie viele weitere Informationen zu diesem Thema unter: Dauer einer Herzmuskelentzündung

Wie lange ist man bei einer Herzmuskelentzündung arbeitsunfähig?

Eine normale Herzmuskelentzündung dauert etwa sechs Wochen. Wie lange jemand arbeitsunfähig ist, ist zum einen vom Verlauf und zum anderen von der Art der Arbeit abhängig. Für körperlich anstrengende Berufe kann die Arbeitsunfähigkeit bis zu drei Monate andauern, da so lange keine schwere körperliche Aktivität erlaubt ist. Bei körperlich weniger fordernden Berufen ist es deutlich früher möglich, wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren.

Treten Komplikationen auf, kann sich die Zeit der Arbeitsunfähigkeit deutlich verlängern. Bei den schwersten Verläufen (Herzschwäche, eventuell nötige Herztransplantation, Herzstillstand etc.) kann es sogar zu einer lebenslangen Arbeitsunfähigkeit kommen.

Prognose der Myokarditis

In über 80% der Fälle heilt eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) folgenlos aus. Allerdings verbleiben genauso häufig Herzrhythmusstörungen auf Lebzeit. Diese sind jedoch harmlos und bedürfen keiner weiteren Behandlung. In 15% der Fälle kommt es zu einer dilatativen Kardiomyopathie mit Herzschwäche (besonders bei der Virusmyokarditis).
Relativ selten kommt es zu einem fulminanten (aggressiven) Verlauf mit akuten Herzrhythmusstörungen oder Überleitungsstörungen, die im schlimmsten Fall einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen können.

Was können die Spätfolgen / Folgeschäden einer Myokarditis sein?

Die Schwere der Folgeschäden ist stark davon abhängig, wie schwer die Herzmuskelentzündung ist. Außerdem spielt auch die Größe der betroffenen Herzregion eine Rolle. Je größer der Bereich ist, desto schwerer können die Folgeschäden sein. Gerade wenn eine Herzmuskelentzündung nicht rechtzeitig erkannt und therapiert wird oder wenn die nötige Sportpause nicht eingehalten wird, treten Folgeschäden deutlich häufiger auf.

Geht die Herzmuskelentzündung in der akuten Situation mit Herzrhythmusstörungen einher, ist es möglich, dass diese bestehen bleiben. Sollten die Herzrhythmusstörungen dauerhaft auftreten, ist eine medikamentöse Therapie nötig. Werden bei der Herzmuskelentzündung viele Zellen zerstört, kann das Herz unter Umständen seine Pumpleistung nicht aufrechterhalten. In den schwersten Fällen kann ein plötzlicher Herztod (gerade bei sportlicher Betätigung) auftreten. Auch eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist eine mögliche Spätfolge.

Bei einigen Personen ist nach einer Herzmuskelentzündung sogar eine Herztransplantation notwendig, da das Herz dauerhaft nicht genügend Pumpleistung erreichen kann. Etwa 15% der Herzmuskelentzündungen gehen in eine sogenannte dilatative Kardiomyopathie über. Diese ist eine Erkrankung der Herzmuskelzellen, bei der sich die Herzkammern vergrößern. Auch aus dieser Erkrankung folgt irgendwann eine Herzinsuffizienz.

Kann eine Herzmuskelentzündung tödlich sein?

Eine Herzmuskelentzündung ist eine sehr schwere Erkrankung, die tödlich enden kann. Wird die Krankheit nicht erkannt, kann es zu einem plötzlichen Herztod kommen. Dieser tritt gerade bei körperlicher Belastung auf. Wenn große Teile des Herzens von der Entzündung betroffen sind, kann eine Herzschwäche auftreten. Je nach Schwere der Herzmuskelentzündung ist auch hier ein tödlicher Ausgang möglich. Wird die Gefahr rechtzeitig erkannt, können die Folgen durch eine frühzeitige Therapie abgefangen werden. Unter Umständen wird sogar eine Herztransplantation nötig.

Autor: Dr.Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.05.2010 - Letzte Änderung: 19.07.2023