Ohrspeicheldrüsenkrebs

Was ist Ohrspeicheldrüsenkrebs?

Beim Ohrspeicheldrüsenkrebs, offiziell Parotiskarzinom genannt, leidet der Patient unter einem bösartigen Tumor, der vom Gewebe seiner Ohrspeicheldrüse (Parotis) ausgeht. Diese liegt unter der Haut vor bzw. unter dem Ohr. Die Zellen dieser Drüse produzieren den Großteil des Speichels und können durch verschiedene Einflüsse entarten, also bösartig werden.

Die so entstandenen Tumoren schädigen dann das umliegende Gewebe und den gesamten Organismus, wenn sie nicht behandelt werden. Je nach Subtyp sieht diese Schädigung allerdings anders aus und die Prognose ist individuell ganz unterschiedlich. Der Ohrspeicheldrüsenkrebs gehört zu den seltenen Tumoren. Weitaus häufiger sind die gutartigen Neubildungen der Ohrspeicheldrüse oder Krebsarten an anderen Stellen.

Welche Symptome weisen auf Ohrspeicheldrüsenkrebs hin?

Leider macht der Ohrspeicheldrüsenkrebs keine frühen Symptome, sodass er entweder zufällig im Rahmen einer Bildgebung auffällt oder erst in späteren Stadien diagnostiziert wird. Ist der Tumor bereits groß genug, lässt er sich als derber, nicht-verschieblicher Knoten tasten und kann schmerzhaft sein. Infiltriert er die Nerven, die durch die Ohrspeicheldrüsen laufen, können Lähmungen der Gesichtsmuskulatur auftreten. Bei sehr fortgeschrittenen Tumoren weist die Haut darüber Veränderungen auf.

Da es verschiedene Subtypen des Ohrspeicheldrüsenkrebs gibt, können sich die Tumoren auch untypisch verhalten oder gar keine Symptome machen. Häufig werden sie zunächst als vergrößerte Lymphknoten fehldiagnostiziert. In solchen Fällen können erst Symptome durch Metastasen, z.B. in den Lymphknoten, auf einen bösartigen Tumor hinweisen. Es erfolgt daher immer eine Abklärung, wenn Schmerzen, Gesichtslähmungen oder vergrößerte Lymphknoten in diesem Bereich auftreten.

Schmerzen

Schmerzen im Bereich der Ohrspeicheldrüse kann sehr viele Ursachen haben, Krebs ist dabei die unwahrscheinlichste Diagnose. Entzündungen der Ohrspeicheldrüse oder umliegender Strukturen sind viel häufiger, können starke Schmerzen verursachen und den Patienten beunruhigen. Bösartige Tumoren können auch weh tun, jedoch entwickeln sich die Beschwerden eher langsam und sind zwar unangenehm, aber in der Regel nicht sehr stark.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Schmerzen an der Ohrspeicheldrüse 

Diagnose bei Ohrspeicheldrüsenkrebs

Die meisten Patienten gehen beim Auftreten erster Beschwerden zum Hausarzt, der dann die weitere Diagnostik veranlasst. Zunächst erfolgt in der Regel eine Bildgebung, z.B. ein MRT und eine Ultraschalluntersuchung. Beweisend für einen Krebs ist jedoch nur eine mikroskopische Analyse des Gewebes, es muss also eine Probe entnommen und eingeschickt werden. Dies wird z.B. von HNO-Ärzten mithilfe einer winzigen Nadel während der Ultraschalluntersuchung gemacht.

Therapie des Ohrspeicheldrüsenkrebses

Bösartige Neubildungen müssen entfernt werden, da sie ansonsten wachsen und den restlichen Körper befallen. Je nach Größe und Ausdehnung wird der Tumor chirurgisch entfernt und das Gebiet eventuell nachbestrahlt. Dabei werden die Nerven innerhalb der Drüse so gut es geht erhalten, wenn sie noch nicht durch den Tumor infiltriert wurden, da ansonsten eine Gesichtslähmung die Folge ist. In solchen Fällen könnte aber auch eine Transplantation eines Nervenstücks von einer anderen Stelle erwogen werden.

Zusätzlich zur Entfernung der Ohrspeicheldrüse werden je nach Befund die umliegenden Lymphknoten mitentfernt, da sich dort Tumorzellen abgesiedelt haben könnten. Um etwaige weitere verstreute Tumorzellen im restlichen Körper zu zerstören oder sehr große Tumoren zu verkleinern, kann außerdem eine Chemotherapie erfolgen. Diese Ansätze wären kurativ, also heilend, und der Patient ist danach optimalerweise krebsfrei.

Eine palliative, also rein symptomlindernde Therapie, wäre dann erforderlich, wenn der Tumor chirurgisch nicht komplett zu entfernen ist, er bereits Metastasen außerhalb der umliegenden Lymphknoten gebildet hat oder nach der Therapie wieder zurück kommt.

Bestrahlung beim Ohrspeicheldrüsenkrebs

Die Bestrahlung (Radiatio) bezeichnet ein Verfahren, bei dem mittels Röntgenstrahlung Gewebe gezielt zerstört wird. Beim Ohrspeicheldrüsenkrebs kann eine Bestrahlung nach operativer Entfernung des Tumors (adjuvante Chemo) erfolgen, um eventuell zurückgebliebene Tumorzellen zu zerstören und ein Wiederkommen des Tumors zu verhindern. Obwohl sich diese Technik in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, können Nebenwirkungen wie die Schädigung gesunden Gewebes auftreten.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unterBehandlung durch Strahlentherapie

Dauer einer Ohrspeicheldrüsenkrebserkrankung

Der Verlauf einer Ohrspeicheldrüsenkrebserkrankung ist je nach Subtyp sehr unterschiedlich. Sehr aggressive Tumore machen sich schnell bemerkbar und wachsen in wenigen Wochen, andere bleiben monate- bis jahrelang unentdeckt.

Die Behandlung geht dann recht schnell, für die operative Entfernung muss der Patient wenige Tage ins Krankenhaus, eine Bestrahlung oder Chemotherapie erfordert das regelmäßige Erscheinen in der Klinik für wenige Wochen. Am längsten dauert die Nachsorge, für die der Patient für mehrere Jahre alle paar Monate nachuntersucht wird, um ein mögliches Wiederkehren des Tumors früh zu erkennen.

Ist ihr Ohrspeicheldrüsenkrebs heilbar?

Gelingt die komplette Entfernung des Tumorgewebes, gilt der Patient als geheilt. Dies ist daher prinzipiell möglich und bei den wenig aggressiven Formen des Ohrspeicheldrüsenkrebs auch die Regel. Leider werden manche Tumoren erst sehr spät erkannt oder es handelt sich um besonders bösartige Neubildungen, sodass keine kurative Therapie mehr möglich ist und der Patient letztendlich nach einigen Monaten bis Jahren an der Erkrankung stirbt.

Komplikation: Metastasen

Unter Metastasen versteht man die Verbreitung von Tumorzellen über Lymph- oder Blutgefäße, die zur Entstehung von Tochtergeschwüren führen. Sobald der Tumor in seinem Wachstum daher in ein solches Gefäß einwächst, sind Metastasen möglich. Theoretisch können sich so Tumorzellen im ganzen Körper ausbreiten. Beim Ohrspeicheldrüsenkrebs findet man sie jedoch fast ausschließlich in den umliegenden Lymphknoten, sofern der Tumor wirklich sehr weit fortgeschritten ist.

Sind nur die ersten Knoten der Lymphabflussbahn betroffen, kann der Patient durch die Entfernung dieser Knoten noch geheilt werden. Sind zu viele Lymphknoten befallen oder liegen bereits Metastasen an anderen Organen vor, so gilt der Patient als nicht mehr heilbar.

Ursachen für Ohrspeicheldrüsenkrebs

Am Anfang jeder Krebserkrankung steht immer die Entartung einer oder mehrerer Zellen, die ihre natürliche Funktion verlieren, sich rasant vermehren und so zu einem Tumor führen. Dies geschieht durch das Zusammenspiel mehrerer ungünstiger Faktoren, die auf die Zelle einwirken, bis diese ihre ursprüngliche Rolle verliert, sich ungebremst teilt und die Strukturen um sich herum schädigt.

Solche negativen Faktoren sind beispielsweise die Gene, die eine Tumorerkrankung begünstigen können. Daher haben Patienten, deren Verwandten an Krebs erkrankt sind, ein deutlich höheres Risiko, selbst Tumore zu entwickeln. Kommt zu so einer genetischen Vorbelastung noch eine zusätzliche Schädigung durch beispielsweise eine Bestrahlung oder ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen, erhöht sich das Risiko noch weiter. Dies gilt für fast alle Krebserkrankungen.

Speziell für den Ohrspeicheldrüsenkrebs sind bisher leider weder alle auslösenden noch schützenden Mechanismen bekannt, da es sich um eine seltene Erkrankung handelt. Als Auslöser gesichert ist momentan lediglich eine Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich, diskutiert werden unter anderem die Einflüsse verschiedener Stoffe wie Asbest oder Gummiprodukte, aber auch Viren könnten eine Rolle in der Krebsentstehung spielen. Dies ist zur Zeit Gegenstand der Forschung.

Häufigkeit von Ohrspeicheldrüsenkrebs

Ohrspeicheldrüsenkrebs ist sehr selten, sie machen in Deutschland mit ca. 13.000 Neuerkrankungen pro Jahr weniger als 1% aller bösartigen Tumore aus. Männer haben ein etwas höheres Risiko als Frauen und vor dem 50. Lebensjahr kommt dieses Karzinom so gut wie gar nicht vor. Außerdem macht diese Neubildung nur ca. 20% aller Ohrspeicheldrüsentumore aus, die restlichen sind gutartig.

Welche Arten von Krebs gibt es?

  • Bösartig 

Bösartige oder maligne Tumoren sind das, was im Sprachgebrauch als Krebs bezeichnet wird. Dieses Gewebe wächst sehr schnell, schädigt dabei umliegende Strukturen und kann über den Kontakt zu Blut- oder Lymphgefäßen als Metastasen in den restlichen Körper streuen. So verbreitet sich der Krebs im ganzen Körper und wird schwerer zu bekämpfen. Bösartig bedeutet daher, dass diese Erkrankungen unbehandelt tödlich sein können.

  • Gutartig 

Aus dem Lateinischen übersetzt, bedeutet Tumor lediglich „Schwellung“ und ist nicht zwingend gleichzusetzen mit Krebs. Gutartige oder benigne Neubildungen sind viel häufiger als bösartige und werden vom Arzt auch als Tumor bezeichnet. Auch hierbei handelt es sich um wachsendes Gewebe, das eigentlich nicht wachsen sollte, aber in der Regel keinen Schaden am umliegenden Gewebe oder am restlichen Körper anrichtet. Wenn diese Strukturen sehr groß werden oder funktionell aktiv sind, z.B. Hormone produzieren, können sie Symptome verursachen und gehören entfernt, wären aber unbehandelt nicht tödlich.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.04.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023