Der Kofferdam

Was ist der Kofferdam?

Zum Kofferdam gehört ein viereckiges Gummituch, das einen Zahn oder mehrere Zähne von der Mundhöhle abschirmt. Dieser Gummi lässt keine Flüssigkeiten oder Speichel durch. Außerdem schützt er den Patienten vor dem Verschlucken oder Einatmen von Fremdkörpern. Durch kleine Löcher bzw Aussparungen im Gummi, können die Zähne bis auf das Zahnfleisch aus dem Gummi herausragen. Festgehalten wird der Gummi durch Klammern, die am Zahn klemmen und durch einen Kofferdamrahmen, der den Gummi an drei Seiten festspannt. Zusätzlich können kleine Holzkeile, Zahnseide, oder kleine Gummis verwendet werden, um den Kofferdam noch enger am Zahn zu fixieren. Der Spanngummi besteht aus Latex. Es gibt aber auch latexfreie Gummis für Allergiker.

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Indikationen

Die allgemeine Funktion des Kofferdams besteht darin, einen oder mehrere Zähne von der feuchten Mundhöhle abzuschirmen und den Bereich, in dem man arbeitet möglichst trocken zu halten.

Bei der Arbeit mit Kunststoff ist ein Kofferdam indiziert, da Kunstoff keine Feuchtigkeit verträgt. Beim Legen einer Kunststofffüllung darf keine Flüssigkeit oder Speichel in das Loch kommen, sonst klebt der Kunstoff nicht am Zahn. Außerdem befinden sich im Speichel auch Bakterien, die unter der Füllung eingeschlossen würden und zu Karies führen könnten. 

Näheres dazu finden Sie unter: Zahnfüllung mit Kunsstoff

Wenn eine Keramikkrone mit klebenden Kunststoffen eingesetzt wird, ist ein Kofferdam auch hilfreich, weil bei dieser Arbeit der gesamte Zahn trocken sein muss.

Bei einer Wurzelkanalbehandlung wird auch oft ein Kofferdam angelegt. Der Sinn dahinter ist, dass möglichst keine Keime aus dem Speichel oder der Zahnfleischflüssigkeit in den Wurzelkanal gelangen. Ziel der Wurzelkanalbehandlung ist nämlich, den Kanal frei von Bakterien zu bekommen. Bei einer Wurzelkanalbehandlung ist zusätzlich das Problem, dass der Kanal mit aggressiven Substanzen gespült wird, die schädlich für die Mundschleimhaut sind und unangenehm schmecken. Während dieser Behandlung besteht auch die Gefahr, dass eine Wurzelkanalfeile verschluckt oder eingeatmet werden kann. Ein Spanngummi würde die Instrumenten auffangen.

Ergänzende Informationen zum Thema Wurzelbehandlung finden Sie hier.

Bei Arbeiten mit Kunststoff wird hochprozentiger Alkohol zur Desinfektion verwendet, der nicht unbedingt auf die Mundschleimhaut gelangen sollte.

Allerdings kann nicht bei jedem Zahn oder jeder Behandlung ein Kofferdam gelegt werden. Geht der Defekt am Zahn unter das Zahnfleisch, kann ein Kofferdam diesen Bereich nicht trocken abschirmen. Genauso ist es der Fall, wenn die Präparationsgrenze einer Füllung unterhalb des Zahnfleischnieveaus liegt. Manchmal ist der Zahn so geformt, dass die Kofferdamklammer nicht am Zahn hält und der Kofferdam nicht dicht ist. In diesen Fällen stört es, einen Spanngummi anzulegen.

Amalgamentfernung

Amalgamfüllungen, in denen Quecksilber enthalten ist, enthalten Giftstoffe, die nicht geschluckt werden sollten. Wenn eine Füllung herausgenommen werden soll, empfiehlt es sich, einen Kofferdam anzulegen. Denn beim Herausbohren des Füllungsmaterials, entsteht Amalgamstaub, der sich mit dem Bohrwasser verbindet. Dieses Wasser muss abgesaugt werden, sonst fließt es in den Rachen, und man könnte das in Wasser gelöste Amalgam verschlucken. Die Menge an Quecksilber ist zwar sehr gering und nicht direkt schädlich, es ist aber auch nicht besonders gut für den Körper, sodass man zumindest versuchen kann, möglichst wenig davon aufzunehmen. 

Einige Füllungen sind sehr spröde, sodass die Füllungen in große Stücke zerbricht, die man direkt absaugen kann. Ist sie sehr fest und noch gut intakt, entsteht mehr Staub, der in den Rachen kommen kann.

In vielen Praxen wird für eine Amalgamentfernung kein Kofferdam benutzt, da die Helferinnen meist sehr geübt sind, die Amalgamreste sofort abzusaugen. Außerdem sind Amalgamfüllungen oft sehr tief, sodass der Kofferdam nicht dicht am Zahn abschließt. In diesem Fall ist ein Kofferdam sogar schlecht, da durch den Spalt zwischen Spanngummi und Zahn umso mehr Wasser mit Amalgam durchlaufen kann.

Wichtig ist, dass Amalgam ein Material ist, das sehr lange hält, das heißt, die Füllungen, die herausgenommen werden, sind meist schon alt. In der langen Zeit hat sich schon viel Quecksilber aus der Füllung gelöst, sodass nicht mehr viel Quecksilbergehalt in der Füllung ist. Würde man ein wenig von dem Amalgamstaub schlucken, wäre es nicht schädlicher für den Körper, als eine Füllung, die über mehrere Jahre hinweg immer wieder Quecksilberdampf abgibt.

Weitere Informationen finden sie unter: 

Durchführung

Vorbereitung

Der Kofferdam bedarf keiner großen Vorbereitung. Meist legt die Helferin den Spanngummi an. Vorher wurde eventuell eine Zahnreinigung gemacht, da die Klammern nicht gut am Zahn halten, wenn sich dort noch Zahnstein befindet. Außerdem sollten die Zähne sauber sein, bevor man größere Eingriffe wie eine Füllung oder eine Wurzelkanalbehandlung durchführt. Die Vorbereitungsarbeit der Helferin besteht darin, je nach Größe und Art des Zahnes, eine passende Klammer auszuwählen. Die wird vorher ohne Spanngummi am Zahn anprobiert, ob sie gut hält und dicht am Zahn anliegt. Zusätzlich werden je nach Behandlung vorher ein oder mehrere Löcher in den Gummi gestanzt, die erlaubt, dass die betreffenden Zähne aus dem Gummi heraus ragen.

Wie wird er angelegt?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in welcher Reihenfolge der Kofferdam angelegt wird. Gemeinsam ist diesen Allen aber, dass der Spanngummi über die Zähne gestülpt wird, und dieser durch die Kofferdamklammern festgehalten wird. Außerdem werden anschließend Gummibänder und Zahnseide um die Zähne gelegt, um den Gummi zu fixieren. Je nach Behandlung kommen Holzkeile hinzu, die die Zähne etwas auseinander biegen. Die Anzahl der Löcher, die in den Gummi gestanzt werden, hängt davon ab, wieviele Zähne behandelt werden müssen.

Bei einer Wurzelkanalbehandlung wird die Klammer um den betreffenden Zahn gelegt. Bei Frontzahnfüllungen kommen die Nachbarzähne ebenfalls aus dem Gummi heraus, um die Form und Farbe der Füllung besser angleichen zu können. Bei Keramikkronen ist es auch wichtig, die direkten Nachbarzähne frei zu legen, um den Kontakt zwischen der Krone und den Nachbarzähnen sicher zu stellen.

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Klammern

Für die unterschiedlichen Zähne gibt es auch unterschiedliche Klammern. Grob unterteilt man Klammern für Frontzähne, für die kleinen und für die großen Seitenzähne. Die Auswahl an verschiedenen Klammerformen ist wichtig, da die kleinen Backenzähne einen kleineren Umfang haben als die großen Backenzähne.

Innerhalb einer Gruppe gibt es wieder verschiedene Formen, da die Form eines Zahnes von Patient zu Patient variiert. So hat der Zahnarzt die Möglichkeit auszuprobieren, welche Klammer am besten zum jeweiligen Zahn passt. Alle Klammern haben zwei kleine Flügelchen, die verhindern, dass der Kofferdam vom Zahn wieder abrutscht.

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Wie unangenehm ist das?

Die Klammern sind zwar unangenehm, von Schmerzen kann man allerdings nicht sprechen. Das Gefühl entspricht einem Druck, der auf den Zahn und das Zahnfleisch ausgeübt wird. An dieses Gefühl gewöhnt man sich aber mit der Zeit. Unangenehm wird wieder das Ablösen der Klammer. Je nach Zahn ist das Gefühl unterschiedlich unangenehm. Leidet der Zahn bereits unter Schmerzen, aufgrund einer Entzündung des Nerven oder aus anderen Gründen, ist die Klammer unangenehmer. In solchen Fällen kann die Klammer auch an einem anderen Zahn angelegt werden

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Risiken und Nebenwirkungen

Da die Klammern nahe am Zahnfleisch liegen, und sogar zum Teil das Zahnfleisch abklemmen, kann es sein, dass das Zahnfleisch leicht verletzt wird. Bei Zähnen, die nicht sehr stabil im Knochen stehen, halten die Klammern nicht gut. Steht der Gummi auf zu viel Spannung, zieht er indirekt über die Klammer auch am Zahn. Passt die ausgewählte Klammer nicht exakt um den Zahn, könnte eine zu enge Klammer die Zahnhartsubstanz beschädigen.

Liegt eine Füllung im Bereich des Zahnhalses vor, könnte diese durch den Druck der Klammer abgesprengt werden. Ein Problem besteht bei Patienten, die Schwierigkeiten haben, durch die Nase zu atmen. Im Mundraum sammelt sich über die Behandlung Speichel, den man zwar runterschlucken kann. Eine Mundatmung sollte trotzdem während der Sitzung vermieden werden. 

Dauer

Die Dauer, die der Kofferdam liegt, variiert je nach Behandlung.

Bei Füllungen wird er erst angelegt, wenn man die Füllung legt.

Beim Karies entfernen stört der Kofferdam.

Bei einer Wurzelkanalbehandlung wird der Kofferdam teilweise auch zum Beginn der Behandlung gelegt. Wurde der Wurzelkanal bereits eröffnet, legt man den Kofferdam am besten am Anfang an. Bei der Ersteröffnung muss eventuell noch Karies entfernt werden. Erst wenn eine Aufbaufüllung stattfinden muss, wird der Kofferdam angelegt, oder sogar erst zur eigentlichen Wurzelkanalbehandlung. Das Anlegen an sich geht schnell, sofern man ein gewisse Übung besitzt. Noch schneller ist er wieder entfernt. Allerdings funktioniert das Anlegen je nach Patient unterschiedlich. Wenn zwei oder mehrere Klammern zum Einsatz kommen, dauert es natürlich etwas länger. Meist sind Zahnarzt und Helferin aber so eingespielt, dass das innerhalb von einer Minute zu bewältigen ist.

Kosten

Für das Anlegen von einem Kofferdam gibt es keine Abrechnungsposition im Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistung (BEMA). Es besteht allerdings die Möglichkeit der Abrechnungsposition „besondere Maßnahmen bei Füllungen“.

Auch gesetzlich Versicherte, die eine private Behandlung in Anspruch nehmen, müssen den Kofferdam privat bezahlen, sofern dieser für die Behandlung notwendig ist. Einige Zahnärzte setzen den Kofferdam bei gewissen Behandlungen voraus. Die Kosten für das Anlegen, sind in dem Preis für die gesamte Behandlung bereits enthalten. Deshalb unterscheiden sich die Preise etwas von Arzt zu Arzt.

Alternativen zum Kofferdam

Die Alternative, das Arbeitsfeld trocken zu halten, ist dass der Speichel und die Flüssigkeiten weggesaugt werden. Außerdem müssen Watterollen in die Lippe und unter die Zunge gelegt werden.

Für die Füllungstherapie, oder das Einsetzen einer Keramikversorgung bietet sich ein MiniDam an. Das sind kleine Silikonklammern, die auf einem Gummi befestigt sind. Man kann den MiniDam über die Zähne stülpen, die behandelt werden. Der Vorteil von diesen kleinen Gummis ist, dass sie angenehmer sind für den Patienten. Aber auch der Behandler kann ruhiger arbeiten, da Speichel vom Arbeitsfeld abgehalten wird.

Um die Flüssigkeit im Mund zu vermindern hilft ein Wangenretraktor. Das ist ein einmal Kofferdam, der die Wangen und Lippen abhält. Die Zunge kann aber trotzdem noch die Zähne befeuchten. Ein Schutz vor dem Verschlucken oder Einatmen kleiner Instrumente ist nur durch einen Kofferdam gegeben.

Weitere Informationen

Weitere allgemeine Informationen aus dem Gebiet der Zahnmedizin:

Eine Auswahl der bisherigen Themen der Zahnmedizin finden Sie unter Zahnmedizin A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.11.2017 - Letzte Änderung: 05.12.2022