Kolpitis senilis

Definition

Die Kolpitis senilis ist eine akute Entzündung der Vaginalschleimhaut und tritt vor allem bei Frauen nach der Menopause (Wechseljahren) auf.
Im Durchschnitt leidet jede Frau mindestens einmal in ihrem Leben an einer Scheidenentzündung.

Die Häufigkeit der Entzündungen nimmt im Alter durch den sinkenden Östrogenspiegel zu.
Die Vaginalschleimhaut ist aus mehrschichtigem Plattenepithel aufgebaut und von verschiedenen Milchsäurebakterien besiedelt, die ein saures Milieu aufbauen und eine natürliche Abwehrbarriere bilden.

Was sind die Ursachen?

Funktion und Regeneration der Vaginalschleimhaut ist vom weiblichen Geschlechtshormon Östrogen abhängig.
Durch einen Abfall des Östrogenspiegels während der Wechseljahre bildet sich die Vaginalschleimhaut zurück – sie atrophiert.

Das Plattenepithel der Schleimhaut wird durchlässig für Flüssigkeit und trocknet aus.
Durch die mangelnde Barriere der Schleimhaut wird das Gewebe anfällig für Infektionen.
Bakterien und Pilze können leicht in die Hautschichten eindringen.
Die Entzündung entsteht meist durch mehrere Erreger, am meisten findet man jedoch das Bakterium Gardnerella vaginalis sowie diverse Pilze.

Erfahren Sie mehr über eine bakterielle Vaginose unter:
Wie ansteckend ist eine bakterielle Vaginose?

Begleitende Symptome

Patientinnen berichten zu Beginn der Kolpitis über andauernden lokalen Juckreiz.
Durch die defekte Haut kommt es zu Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr.

Wichtigstes Anzeichen einer Infektion ist jedoch Ausfluss aus der Scheide (Fluor vaginalis).
Je nach Bakterienflora unterscheidet man gelblich-grünlichen (Mischinfektion) oder weißlichen (Pilze/Candida albicans) Ausfluss.
Zusätzlich kann es zu Blutungen bei Berührung kommen.

Liegt eine Infektion mit Herpes genitalis vor, werden zusätzlich Bläschen sichtbar.

Blutung aus der Vagina

Trocknet die Vaginalschleimheut weiter aus, kann es bei Manipulationen z.B. beim Einführen eines Tampons oder beim Geschlechtsverkehr zumeist kleinen Blutungen kommen.
Die entstandenen Wunden dienen als Nährboden für Bakterien und Pilze.

Wie läuft die Therapie ab?

Um eine Entzündung und weiteres Fortschreiten der Atrophie (Rückbildung) der Schleimhaut zu vermeiden, können östrogenhaltige Salben und Cremes in die Scheide eingebracht werden.

Um das natürliche Scheidenmilieu wieder herzustellen, sollte man zusätzlich Milchsäurebakterien (Laktobakterien) in der Vagina ansiedeln.
Hierfür stehen verschiedene Produkte wie z.B. Vagiflor® zur Verfügung.
Als Hausmittel kann Joghurt mit Hilfe eines Tampons eingeführt werden.

Zudem sollte übermäßiges Waschen mit Seifen reduziert werden und während der Therapie auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.
Ist es bereits zu einer Infektion gekommen, kommen antimykotische (gegen Pilze) oder antibakterielle (gegen Bakterien) Salben oder Zäpfchen zum Einsatz.

Je nach Bakterienbesiedlung stehen das Antibiotikum Metronidazol oder Clindamycin zur Verfügung.
Zusätzlich können Hydrocortison oder Antiseptika lokal verwendet werden.

Je nach Infektion ist eventuell eine Partnerbehandlung notwendig, da es sonst zu einem Ping-Pong-Effekt kommt.
Bei sehr hartnäckigen Verläufen müssen die Medikamente eventuell oral (als Tablette) eingenommen werden.

So erfolgt die Diagnose

Das klinische Bild der Kolpitis senilis zeigt eine fleckige Rötung, sowie trockene Stellen die leicht einreißen und bluten.
Zusätzlich kann der pH-Wert durch einen Vaginalabstrich ermittelt werden.
Normalerweise liegt er im stark sauren Bereich (pH 3,8-4,5), im Alter steigt der pH in den schwach sauren Bereich pH > 5,5.

In diesem Milieu können Milchsäurebakterien nicht überleben und die natürliche Abwehr nimmt ab.
Durch den Abstrich können des Weiteren Bakterien und Pilze nachgewiesen werden.
Für manche Bakterien, wie z.B. Chlamydien sind jedoch spezielle Abstriche notwendig.

So lautet die Prognose

Eine Infektion kann teilweise langwierige Therapie erfordern und muss konsequent behandelt werden.
Dann ist die Prognose jedoch sehr gut.

Allerdings flammen Beschwerden oft nach frühzeitigem Absetzen der Medikamente wieder auf und die Therapie muss intensiviert werden.
Auch die Wiederherstellung der natürlichen Vaginalflora ist ein langer Prozess.

Frauen, die einmal an einer Vaginitis litten, werden vermutlich immer wieder damit zu schaffen haben.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.08.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021