Luft im Bauchraum

Was versteht man unter Luft im Bauchraum?

Freie Luft im Bauchraum (med. Peritonealhöhle) wird auch als Pneumoperitoneum bezeichnet. Ein Pneumoperitoneum kann künstlich durch einen Arzt erzeugt werden, zum Beispiel im Rahmen einer Operation und wird in diesem Fall als Pseudopneumoperitoneum bezeichnet. Aber auch krankhafte Prozesse oder Verletzungen der Bauchhöhle können zu diesem Krankheitsbild führen. 

Die Ursachen

Normalerweise befindet sich im Bauchraum die Luft nur in Hohlorganen, wie beispielsweise dem Darm oder der Harnblase. Luft außerhalb von Hohlorganen kommt beim Gesunden nicht vor. Ärzte bezeichnen diese Luft dann als „freie Luft“.

Ein Pneumoperitoneum kann aber auch künstlich durch einen Arzt angelegt werden. Das kommt bei minimalinvasiven Eingriffen, wie beispielsweise bei einer Laparoskopie, vor. Hier pumpt der Chirurg den Bauch mit einem Gas auf, um sich eine bessere Sicht und mehr Platz während einer OP zu verschaffen. Diese Luft kann noch einige Tage im Bauchraum des Patienten verbleiben und besitzt keinen Krankheitswert.

Die Ursache für freie Luft im Bauchraum ist eine Perforation (Durchlöcherung) oder die Verletzung eines Hohlorgans. Ein Beispiel hierfür stellt die Perforation eines Magengeschwürs oder die Perforation eines entzündeten Blinddarms dar. Ein weiteres hohes Risiko für eine Durchlöcherung eines Hohlorgans stellt eine Divertikulitis dar. Hierbei handelt es sich um eine entzündlichen Ausstülpungen des Dickdarms. Vor allem ältere Patienten sind hiervon betroffen. Falls es zu einer Perforation kommt, leiden die Betroffenen unter starken Bauchschmerzen und die Bauchwand ist bretthart (sog. akutes Abdomen).

Eine Perforation kann aber auch durch einen invasiv wachsenden Tumor entstehen. Freie Luft kann sich im Bauchraum auch ansammeln, wenn die äußere Umhüllung des Bauches verletzt wird und Luft von außen in den Körper eindringen kann.

Lesen Sie hierzu unser Thema: Tumor im Bauchraum

Nach einer Operation

Bei einer Operation im Bauchraum wird die Bauchhöhle eröffnet und der chirurgische Eingriff durchgeführt. Dieser Eingriff wird auch Laparotomie genannt. Nach dem Vernähen und Schließen der Bauchdecke kann es sein, dass sich anschließend freie Luft im Bauchraum befindet.

Häufige Ursache für Luft in der Bauchhöhle ist eine Bauchspiegelung, die Laparoskopie. Immer mehr Eingriffe werden heutzutage minimalinvasiv durchgeführt. Das bedeutet, dass man während der Operation nur kleine Schnitte setzt, damit der Körper sich anschließend schneller erholen kann. Zu Beginn der Laparoskopie werden drei bis fünf Liter Kohlendioxid über eine spezielle Maschine in die Bauchhöhle des Patienten gepumpt. Hierfür wird der Bauch des Patienten mit einer Nadel punktiert und darüber das Gas eingeleitet. Dadurch bläht sich der Patient auf, die Bauchdecke hebt sich an und die Organe trennen sich voneinander. In der Folge haben die Chirurgen einen besseren Überblick über die Bauchorgane und genügend Platz zum operieren. Am Ende der Operation wird das Gas abgepumpt, allerdings kann nicht das gesamte Kohlendioxid entfernt werden und ein Rest verbleibt als freie Luft im Bauchraum. Dort kann sich diese Luft bis zu zwei Wochen halten, bevor sie nach und nach über die Darmwand aufgenommen und schließlich vom Patienten abgeatmet wird. Typischerweise fühlen sich die Patienten nach dem Eingriff aufgebläht und verspüren ein Druckgefühl im Bauch.

Allgemein gilt Kohlendioxid als gut geeignetes Gas und hat sich gegenüber Helium und Distickstoffmonoxid in der Chirurgie durchgesetzt. Durch die Anlage des Pneumoperitoneums können sich in seltenen Fällen aber auch Komplikationen ergeben. Das eingeführte Gas übt einen gewissen Druck im Bauchraum aus, wodurch die großen venösen Blutgefäße komprimiert werden und der Rückfluss des Blutes zum Herzen gestört werden kann. In der Folge kann es zu einer Einschränkung der Herzfunktion kommen. Deshalb ist diese Methode für Herzkranke ungeeignet.

Auch Patienten mit einer eingeschränkten Lungenfunktion (Asthma oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen) können nicht minimalinvasiv operiert werden, weil sie das zurückbleibende CO2 nicht ausreichend abatmen können.

Lesen Sie hier mehr zum Thema Laparoskopie.

Nach einem Kaiserschnitt

Bei einem Kaiserschnitt wird der Bauchraum operativ eröffnet und das Kind aus der Gebärmutter geholt.

Wie bei allen Operationen im Bauchraum gelangt auch hier Luft in den Bauch, die sich ansammelt und noch einige Tage nach dem Eingriff nachzuweisen ist.
Das ist allerdings völlig normal und muss nicht weiter behandelt werden, allerdings fühlen sich die Frauen dadurch oftmals aufgebläht und leiden an Bauchschmerzen.

Erfahren Sie mehr zum Thema: Schmerzen nach einem Kaiserschnitt.

Die Symptome

Freie Luft im Bauchraum steigert den Druck und führt so zu Beschwerden. Die Symptome hängen vor allem von der Menge an freier Luft und von der Ursache ab.

Freie Luft, die nach einer Operation in der Bauchhöhle verbleibt, verursacht meist nur geringe Beschwerden. Die Patienten fühlen sich aufgebläht und verspüren einen unangenehmen Druck im Bauch.

Die Perforation (Durchlöcherung) eines Bauchorgans hingegen verursacht plötzlich starke Bauchschmerzen. Zudem ist die Bauchwand deutlich verhärtet. Darüber hinaus befinden sich die Betroffenen in einem allgemein schlechten Zustand, welcher sich bis zu einem Kreislaufschock entwickeln kann. Die Schmerzen können mitunter so stark sein, dass die Betroffenen unter Übelkeit leiden und brechen müssen.
Mediziner bezeichnen diesen Komplex aus Symptomen als akutes Abdomen (lat. Bauch). Ein akutes Abdomen stellt eine absolute Notfallsituation dar und Bedarf umgehend medizinischer Betreuung.

Bei Perforation des Dünn- oder Dickdarms gelangt Darminhalt in die Bauchhöhle, wodurch eine Bauchfellentzündung (lat. Peritonitis) entsteht. Die Patienten entwickeln hohes Fieber, leiden unter Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung oder Durchfall.

Mehr zum Thema akutes Abdomen können Sie hier nachlesen. 

Schmerzen

Geringe Mengen an freier Luft, wie sie beispielsweise nach einer Operation im Bauch verbleiben, verursachen keine oder nur leichte Schmerzen. Gelangt allerdings durch die Perforation eines Hohlorgans freie Luft in die Bauchhöhle, verspüren die Betroffenen sehr starke Bauchschmerzen, die plötzlich auftreten.
Die Schmerzen werden als brennend und dumpf beschrieben und sind nur sehr schwer zu lokalisieren. Der Patient begibt sich in eine Schonhaltung und versucht durch Krümmung diese Schmerzen etwas zu lindern.

Bei der Untersuchung durch einen Arzt fällt vor allem die brettharte Bauchwand auf, die neben den schweren Schmerzen zu den Leitsymptomen eines akuten Abdomens zählt.

Die Diagnose

Der Arzt kann die Diagnose eines Pneumoperitoneums anhand bildgebender Verfahren stellen. Im Röntgenbild oder bei einer Computertomographie (CT) des Bauchraums lässt sich die Luft in der Bauchhöhle einfach darstellen und schon sehr kleine Mengen sind gut nachweisbar.

In einer Röntgenaufnahme, die im Stehen angefertigt wurde, sieht man die freie Luft als schmale Sichel unter dem Zwerchfell. Im CT lässt sich die freie Luft je nach Lage des Patienten als Luftblase unter dem Zwerchfell (stehende Aufnahme) bzw. als seitliche Aufhellung über der Leber (Linksseitenlage) nachweisen.

Behandlung

Ist die freie Luft im Bauchraum auf einen kürzlich vorangegangenen operativen Eingriff zurückzuführen, muss keine Behandlung erfolgen. Das Gas wird über die Darmwand aufgenommen, gelangt ins Blut und wird über die Lungen abgeatmet.

Im Falle eines krankhaften Pneumoperitoneums erfolgt die Therapie entsprechend der Ursache.
Gelangt die Luft durch Verletzungen des Bauchfells in die Bauchhöhle, wird die Wunde verschlossen und versorgt. Tumore, die invasiv in Organe einwachsen und diese schließlich derart beschädigen, dass es zur Perforation kommt, werden - wenn möglich - operativ entfernt. Anschließend muss versucht werden, das perforierte Organ wieder zusammenzunähen.
Die Perforation eines Bauchorgans kann auch durch Verletzungen oder entzündliche Vorgänge im Körper (z.B. Divertikulitis, Magenulkus) verursacht werden.

Eine Perforation gilt immer als absoluter Notfall und muss umgehend operiert werden. Bei der Operation wird versucht das Loch zu vernähen. Anschließend erfolgt eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika, um eine Bauchfellentzündung zu behandeln bzw. vorzubeugen.

Die Prognose

Die Prognose eines Pneumoperitoneums hängt von der Ursache ab. Freie Luft, die durch eine Operation in den Bauchraum gelangt ist, ist harmlos und verschwindet nach wenigen Tagen ohne Behandlung.
Führt eine Perforation eines Bauchorgans zu freier Luft im Peritoneum muss schnell gehandelt werden, da es sich um einen potenziell lebensbedrohlichen Zustand handelt.
Hat sich bereits eine Bauchfellentzündung gebildet kann es zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung bis hin zu Multiorganversagen kommen.

Weiterführende Information

Mehr Informationen rund um das Thema

Eine Übersicht aller Themen der Innere Medizin finden Sie unter Innere Medizin A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.04.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023